Drinks

Improved Japanese Cocktail

Improved Japanese Cocktail. Beitragsbild. © Le Lion - Swetlana Holz.

Der von Mario Kappes entwickelte Improved Japanese Cocktail zeigt, wie sich durch gekonnte Veränderungen alter Klassiker neue Cocktails von ebenso überzeugendem Charakter schaffen lassen.

70 ml Nikka Coffey Malt
5 ml Orgeat
1 Dash Dead Rabbit Orinoco Bitters

Zubereitung: Gerührt. In einem Tumbler mit einem großen Stück Eis servieren.

Entstanden ist dieser Cocktail vor etwa eineinhalb Jahren, also im Sommer 2016, als sich Mario Kappes Gedanken über Signature-Drinks für Nikka gemacht hatte. [1] Sein Improved Japanese Cocktail nimmt Bezug auf den Japanese Cocktail, der bereits 1862 von Jerry Thomas beschrieben wurde:

Japanese Cocktail. Jerry Thomas, 1862.

1 table-spoonful of orgeat syrup.
1/2 teaspoonful of Bogart’s bitters.
1 wine-glass of brandy.
1 or 2 pieces of lemon peel.
Fill the tumbler one-third with ice, and stir well with
a spoon.

Unter Bogart’s Bitters sind Boker’s Bitters zu verstehen. [5] Umgerechnet auf moderne Verhältnisse verwendet diese Rezeptur 60 ml Brandy, 7,5 ml Orgeat und 1,25 ml, also etwa 1 Dash, Bitter. Doch mehr wollen wir an dieser Stelle nicht über den Japanese Cocktail schreiben, denn das wird wohl ein eigener Beitrag werden.

Ursprünglich hieß Marios Abwandlung „New Japanese Cocktail“, doch wurde er inzwischen in „Improved Japanese Cocktail“ umbenannt. [2] Mario tauschte nicht nur die Basisspirituose aus, sondern reduzierte auch etwas die Süße des Drinks, ohne sich jedoch zu weit von den Originalverhältnissen zu entfernen. Auf die Zitronenzeste verzichtet er ebenfalls.

Improved Japanese Cocktail. © Le Lion - Swetlana Holz.
Improved Japanese Cocktail. © Le Lion – Swetlana Holz.

Wir haben den Cocktail erstmals im hamburger Le Lion genossen, mit Nikka from the Barrel zubereitet. Kurz danach bekamen wir ihn auch auf der Gala-Veranstaltung anläßlich der Verleihung des Mixology Bar-Awards im Oktober 2017, mit Nikka Coffey Malt zubereitet. Wir haben uns für den Coffey Malt als Basisspirituose entschieden, doch auch mit Nikka from the Barrel ergibt sich ein vorzüglicher Drink.

Die Rezeptur verlangt nach Aromatic Bitters, wir verwenden die Orinoco Bitters, da sie für uns am stimmigsten waren.

In alten Cocktailbüchern wird der Japanese Cocktail oft aufgeführt. Interessanterweise fehlt aber eine Variante mit Whiskey, jedenfalls haben wir noch keine gefunden. Das erstaunt, denn das Ergebnis weiß sehr zu überzeugen, und so wundert es uns, daß dieser Twist nicht schon zuvor erdacht worden ist.

Bei unserer Recherche ist uns jedoch aufgefallen, daß es eine Ausnahme gibt. Nicht nur Mario Kappes hat eine Variante des Japanese Cocktails erdacht, sondern ein paar Jahre zuvor bereits ein anderer Bartender, der uns namentlich nicht bekannt ist. Wir haben diese Information in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2013 gefunden. Dort wird ebenfalls ein Improved Japanese Cocktail vorgestellt, der Bezug auf den Japanese Cocktail nimmt, und ebenfalls mit japanischem Whiskey zubereitet wird. Jedoch verwendet diese Variante mehr Orgeat und Bitter.[4] Mario war dies vor unserer Recherche nicht bekannt. [1]

Man sieht also anhand dieses Cocktails, daß unabhängig voneinander vergleichbare Cocktails parallel entwickelt werden. Nun ja, gute Dinge werden gelegentlich an verschiedenen Orten unabhängig und in Unkenntnis voneinander entwickelt. Das schmälert jedoch die Leistung der beiden Schöpfer nicht. Wir fanden es jedenfalls sehr interessant, daß rund 150 Jahre lang niemand auf die Idee gekommen zu sein scheint, im Japanese Cocktail den Brandy durch Whiskey zu ersetzen, und als dies dann endlich geschieht, dies mehrfach vorkommt, und der  Drink auch noch denselben Namen erhält.

Wir jedenfalls bevorzugen Marios Variante, denn sie ist weniger süß und einem Old-Fashioned Cocktail sehr nahe.

Quellen
  1. Mitgeteilt von Mario Kappes am 13. Januar 2018
  2. Mitgeteilt von Mario Kappes am 7. Oktober 2017
  3. http://barnotes.co/recipes/improved-japanese-cocktail: Improved Japanese Cocktail.
  4. https://umamimart.com/blogs/main/happy-hour-the-improved-japanese-cocktail: Happy Hour: The Improved Japanese Cocktail. Von Fredo Ceraso, 15. März 2013.
  5. David Wondrich: Imbibe! 2. Auflage, ISBN 978-0-399-17261-8. New York 2015. Seite 296.

Rezepte

2017 Mario Kappes. Improved Japanese Cocktail. 6 bis 7 cl Nikka Coffey Malt, 0,5 cl Orgeat, 1 Dash Aromatic Bitters. Gerührt. [2]

2013 https://umamimart.com/blogs/main/happy-hour-the-improved-japanese-cocktail. Improved Japanese Cocktail. 2,5 oz Yamazaki Single Malt 12 Year Old whisky; 0,5 oz orgeat syrup; 2-3 dashes of Jerry Thomas’ own Decanter Bitters by Bitter Truth;
Lemon peel.

???? http://barnotes.co/recipes/improved-japanese-cocktail. Improved Japanese Cocktail. 0,75oz Nikka Coffey Grain Whisky; 0,75oz Orgeat; 0,75oz Nigori Sake; 0,25oz Horseradish infused Benedictine; 0,5 oz Lime; 1 dash ango.

2018 Mixology 3/2018, Seite 83. Improved Japanese Cocktail (Mario Kappes). 5 cl Nikka Coffey Malt; 2,5 cl Orgeat; 2 cl Angostura Bitters; Alle Zutaten mit Eis in den Shaker geben und kaltschütteln. Doppelt in die Coupette abseihen. Anmerkung: Hier muß sich ein Fehler eingeschlichen haben. Statt 2 cl Angostura Bitters soll es sicherlich 2 Dash Angostura Bitters heißen.

explicit capitulum
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Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

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