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Der Martini Cocktail: Dekonstruktion eines Klassikers. Teil 2: Der Vermouth Cocktail

Um den Ursprung des Martini Cocktails besser verstehen zu können, muß man sich näher mit der Geschichte des Wermuts als Cocktailzutat beschäftigen. Der erste und einzige Cocktail, der Wermut verwendet und der in den Rezeptbüchern vor dem Manhattan Cocktail veröffentlicht wird, ist der Vermouth Cocktail.

Aufgrund ihres Umfangs erfolgt die Veröffentlichung dieser Abhandlung über den Martini Cocktail in mehrere Teilen, die sich wie folgt gestalten:

Der Vermouth Cocktail wird erstmals publiziert 1869 bei Haney:

Vermuth Cocktail (Haney 1869)

1 wine glass of vermuth; one very small piece of ice; one small piece of lemon peel; Serve in a thin stemmed wine glass with curved lip.

Dieser Cocktail entspricht auf den ersten Blick nicht einem klassischen Cocktail, der bekanntlich aus Spirituose, Zucker, Wasser und Bitter besteht, doch der Wermut vereint in sich Spirituose, Zucker und Bitter. Weniger minimalistisch ist die nächste Veröffentlichung 1882 bei Johnson:

Vermouth Cocktail (Johnson 1882)

(Use a large bar glass.) Three-quarters glass of shaved ice; 4 to 5 dashes of gum; 1 or 2 dashes of orange bitters; 2 dashes of Maraschino; 1 wine glass of vermouth; stir up well with a spoon, strain it into a cocktail glass, twist a piece of lemon peel on top, and serve.

Der Vermouth Cocktail ist bei ihm durch die Zugabe von Maraschino fancy geworden, und er fügt entsprechend der Cocktail-Definition Zucker und Bitter hinzu. Es folgt McDonough 1883 mit

Vermouth Cocktail (McDonough 1883)

No. 10. Vermouth Cocktail. Follow the same method as in No. 9, omitting Angostura Bitters and substituting a pony-wine-glass of Vermouth Bitters for Sherry.

No. 9. Sherry Cocktail. Fill large bar glass one-third full of cracked ice, add two light dashes of Angostura Bitters, four dashes of Gum Syrup, one pony-wine-glass of Sherry Wine; stir well with bar spoon. Strain in cocktail glass.

Der Wermut übernimmt erneut die Rolle der Spirituose und gleichzeitig des Bitters. Die nächste Veröffentlichung findet sich 1884 bei Gibson, der Johnsons Rezeptur von 1882 folgt, ohne jedoch die Art des zu verwendenden Bitter anzugeben.

Historisch betrachtet darf man den Vermouth Cocktail als Vorgänger des Manhattan Cocktail betrachten. Er brachte erstmalig den Wermut als Cocktailzutat ins Spiel. Gibt man nun zusätzlich noch amerikanischen Whiskey hinzu, hat man – voilà! – den Manhattan Cocktail.

 Quellen
  1. Die historischen Bücher sind in unseren Beiträgen über historischen Bar-Bücher verzeichnet

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Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

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