Nachdem im Garrick Club der Gin Punch mit Sodawasser zubereitet wurde, spielte das Limmer’s Hotel eine wichtige Rolle in seiner weiteren Evolution hin zum Collins.
Nachdem wir nun den Garrick Club Punch beschrieben haben, der grundsätzlich einem Collins schon sehr ähnlich ist, müssen wir uns nun, um die Entstehung des Collins‘ zu verstehen, dem Limmer’s Hotel zuwenden. In diesem Hotel soll auch ein Gin Punch zubereitet worden sein, der wohl später den Namen Collins erhielt. David Wondrich nennt den Gin Punch des Hotels „Limmer‘s Gin Punch“.
Limmer’s Hotel
Um 1768 verließ Stephen Limmer die kleine Stadt Tuddenham in Suffolk, ging nach London und fand Anstellung im „New Exchange Coffee House“. Nach 15 Jahren verließ er es und eröffnete sein eigenes Coffee House, offiziell unter dem Namen „The Prince of Wales Coffee House and Limmer’s Hotel“, an der Ecke von Conduit Street und St. George Street, südlich des Hannover Square. 1818 verstarb Stephen Limmer. Sein Assistent Sam übernahm das Coffee House, und es blieb bis in die 1860er Jahre ein angesagter Ort. Dann fiel es aus der Mode. 1876 wurde es geschlossen. Das Mobiliar wurde versteigert. Das Hotel wurde umgebaut und unter dem alten Namen neu eröffnet. [11][17-103] Das Hotel hatte 1843 die Adresse 1 George Street. [16-973] Nach dem Umbau hatte man anscheinend den Eingang verlegt in die 26 Conduit Street. [18-7]
Es gibt verschiedene Berichte über dieses Hotel, und unserer Meinung nach ist es wichtig, diese zu kennen. Denn für die spätere Popularität des dort angebotenen Gin Punches ist dies von ausschlaggebender Bedeutung.
Rees Howell Gronow, Mitglied des Garrick Clubs, [15-7][30-33] berichtet in seinen 1862 erschienenen Lebenserinnerungen über das Hotel, wie er es aus dem Jahr 1814 in Erinnerung hatte: „LONDONER HOTELS IM JAHR 1814: – Es gab eine Klasse von Männern von sehr hohem Rang, wie Lord Wellington, Nelson und Collingwood, Sir John Moore und einige wenige andere, die nie die Clubs aufsuchten. Die Personen, auf die ich mich beziehe, und unter ihnen waren viele Mitglieder der Sportwelt, versammelten sich in einigen wenigen Hotels. The Clarendon, Limmer’s, Ibbetson’s, Fladong’s, Stephens‘ und Grillon’s, waren die Hotels in Mode. … Limmer’s war ein Abend-Resort für die Sportwelt; es war sogar ein Mitternachts-Tattersalls, [also ein Treffpunkt für Sportler und Wettende, [3]] wo man nichts anderes hörte als die Sprache der Pferderennbahn, und wo Männer mit nicht sehr sauberen Händen ihre Bücher führten. Limmer’s war das schmutzigste Hotel in London; aber im düsteren, komfortlosen Coffee-Room [, dem Raum in dem Getränke serviert wurden, [4]] konnten viele Mitglieder des reichen Landjunkertums gesehen werden, die London während der Sportsaison besuchten. Dieses Hotel war häufig so überfüllt, daß ein Bett für kein Geld der Welt zu bekommen war; aber man konnte immer ein sehr gutes einfaches englisches Abendessen, eine exzellente Flasche Portwein und einen berühmten Gin-Punch bekommen.“ [2-74][2-75]
– „LONDON HOTELS IN 1814: – There was a class of men, of very high rank, such as Lord Wellington, Nelson, and Collingwood, Sir John Moore and some few others, who never frequented the clubs. The persons to whom I refer, and amongst whom were many members of the sporting world, used to congregate at a few hotels. The Clarendon, Limmer‘s, Ibbetson‘s, Fladong‘s, Stephens‘, and Grillon‘s, were the fashionable hotels. … Limmer‘s was an evening resort for the sporting world; in fact, it was a midnight Tattersall‘s, where you heard nothing but the language of the turf, and where men with not very clean hands used to make up their books. Limmer‘s was the most dirty hotel in London; but in the gloomy, comfortless coffee-room might be seen many members of the rich squirearchy, who visited London during the sporting season. This hotel was frequently so crowded that a bed could not be obtained for any amount of money; but you could always get a very good plain English dinner, an excellent bottle of port, and some famous gin-punch.“[2-74][2-75]
Die Aussage, das Limmer’s sei das schmutzigste Hotel in ganz London gewesen, wird oft zitiert. Wir haben an dieser jedoch unsere Zweifel. Die anderen Beschreibungen des Hotels sprechen eine andere Sprache, wie wir in den folgenden Zitaten noch zeigen werden. Beginnen wir also zunächst einmal mit der Hotelbeschreibung des „The Epicure’s Almanack“ aus dem Jahr 1815: „Prince of Wales. Wir werden nun die Bond-street in die Conduit-street überqueren, und dort, an der linken Ecke der George-street, werden wir diesem wirklich eleganten und sehr aufwendig geführten Etablissement, dem Prince of Wales Hotel und Taverne, huldigen. Es wird seit vielen Jahren gekonnt und erfolgreich von Herrn Limmer, dem vielleicht aktivsten Mann seines Alters in London, geführt, der, wie wir ihn haben sagen hören, etwas älter als seine jetzige Majestät ist. Es ist keine Schmälerung seines Verdienstes oder seines Rufes, wohlhabend zu sein, wenn man sagt, daß allein der Eifer ihn auf die Position des Herrn dieses beinahe einzigartigen Hotels erhoben hat. Vor sechsundvierzig Jahren hat Mr. Limmer als Oberkellner im New Exchange Coffee-house in der Strand fungiert. So groß ist das Unternehmen, das er heute mit so viel Befähigung führt, daß einschließlich der Köche und Küchenjungen, der Kellner und ‚drawers‘ [kennt jemand die genaue Übersetzung?], der Haus- und Zimmermädchen, der Friseure und Stiefelputzer, der Kellermeister und Gepäckträger, der Barfrauen und Kammerpfleger, Mr. Limmer nicht weniger als dreißig Hausangestellte beschäftigt, deren Kosten zusammen mit den großen Vorräten an Kohlen, Kerzen, Wäsche und anderen Gegenständen des ständigen Verbrauchs in der Tat sehr groß sind; und diese Überlegung sollte an sich schon eine reichliche Rechtfertigung für die offensichtlich hohen Preise sein, zu denen Herr Limmer und andere Hoteliers seines Ranges und Grades notwendigerweise gezwungen sind.“ [10-190][10-191]
– „Prince of Wales. We will now cross Bond-street into Conduit-street, and there at the left hand corner of George-street, will we do homage to that truly elegant and very extensive establishment, the Prince of Wales Hotel and Tavern. It has for many years been conducted ably, and we trust successfully, by Mr. Limmer, who is perhaps the most active man in London of his age, being as we have heard him say, somewhat older than his present Majesty. It is no derogation to hi merit or his reputation for wealth to say, that industry alone has raised him to the station of master of this almost unique Hotel. Forty-six years ago Mr. Limmer officiated as principal waiter at the New Exchange Coffee-house in the Strand. So large is the concern he now manages with such great ability, that including cooks and scullions, waiters and drawers, house-maids and chamber-maids, hair-dressers and boot-cleaners, cellar-men and porters, bar-women and grooms of the chamber, Mr. Limmer does not retain fewer than thirty domestics, the expense attending to whom, together with that of the large supplies of coals, candles, linen, and other articles of constant consumption is very great indeed; and this consideration should of itself operate as an ample justification of the apparently high charges which Mr. Limmer and other Hotel keepers of his rank and degree are necessarily compelled to make.“[10-190][10-191]
Diese Schilderung zeichnet doch ein ganz anderes Bild, nämlich das eines recht luxuriös geführten Hotels mit allerlei Annehmlichkeiten. Interessant an dieser Schilderung ist auch, daß im Hotel Frauen die Getränke der Bar servierten. Auch eine andere Information ist bemerkenswert, denn sie gibt uns einen Hinweis auf das Alter von Stephen Limmer. Er bezeichnet sich selbst als „etwas älter als seine jetzige Majestät“. Letzere war 1815 Georg III., geboren 1738, dessen Amtsgeschäfte jedoch 1811, 9 Jahre vor seinem Tod, vom späteren Georg IV. übernommen worden waren. [9] Stephen Limmer wurde somit wohl vor 1738 geboren. Damit war er 1815, als die Hotelbeschreibung erschien, mindestens 78 Jahre alt.
In einer Erzählung, die im The New Sporting Magazine im Jahr 1844 erschien, wird das Hotel ebenfalls beschrieben. Da die Erzählung sich auf das Jahr bezieht, als die gnädige Königin auf den Thron ihrer Vorfahren kam, kann sie nur im Jahr 1837 spielen, als Königin Victoria den Thron bestieg: [1] „Es war in dem Jahr, als unsere gnädige Königin auf den Thron ihrer Vorfahren kam, als ich in die Stadt kam, nachdem ich gerade einen guten Abschluß in Cambridge gemacht hatte. … wir setzten uns in zwei Droschken und befahlen dem jeweiligen Kutscher, uns zum Limmer’s Hotel in der Conduit Street zu fahren. Limmers! Was für eine Geschichte könnte von seinen Mauern geschrieben werden! … Es war hier, wo John Collins brillierte, zu dem im Vergleich nie ein ehrbareres, gutherzigeres Wesen existierte, und der Anlaß zu einem unnachahmlichen Lied gab, geschrieben von einem, der den ganzen Witz und die Poesie seiner talentierten Vorfahren geerbt hat – Charles Sheridan, Esq. In der Gaststube des Limmer’s haben sich alle namhaften Männer aus der Welt der Mode, des Sports, des Militärs, der Marine und des Landadels getroffen. Wie viele Bücher für das Derby, Oaks und St. Leger wurden in der kleinen gemütlichen Stube geführt, genannt die Schreibstube! Wie viele Männer sind vom Limmer’s weggegangen, in der Hoffnung, Tausende zu gewinnen, und sind als Bettler zurückgekehrt! Würde die Hälfte der „Sprüche und Taten“ dieses weitbekannten Hauses der Öffentlichkeit kund getan, wie würden sie all die Memoiren, Erinnerungen, Anekdoten und Abenteuer, die im letzten halben Jahrhundert aus der Presse hervorgegangen sind, an Bedeutung übertreffen! „Limmer’s wie es war, mit Anekdoten seiner vergangenen Besucher und Stammgäste“ würde die Lesewelt im Sturm erobern und Cecil oder Coningsby in ihren jeweiligen Ausgaben bald in den Schatten stellen.“ [19-351][19-352]
– „It was in the year that our gracious Queen came to the throne of her ancestors that I arrived in town, having just taken a good degree at Cambridge. … we put ourselves into two hack-cabs, and ordered the respective Jehus to drive us to Limmer‘s Hotel, Conduit-street. Limmers! What a history might be written of your walls! … It was here that John Collins flourished, than whom a more respectable, kind-hearted creature never existed, and who gave rise to an inimitable song, written by one who inherits all the wit and poetry of his talented ancestors – Charles Sheridan, Esq. In the coffee-room at Limmer‘s every man of note in the fashionable, sporting, military, naval, or country-gentleman world, have met. How many books for the Derby, Oaks, and St. Leger have been cast up in the small snuggery, yclept the writing-room! How many men have gone forth from Limmer‘s in the hope of winning thousands, and have returned beggars! Were half the „sayings and doings“ of this far-famed house made known to the public, how would they beat in interest all the memoirs, reminiscences, anecdots, and adventures that have emanated from the press for the last half century! „Limmer‘s as it Was, with Anecdotes of its Past Patrons and Frequenters,“ would take the reading world by storm, and soon eclipse Cecil or Coningsby in their respective editions.“[19-351][19-352]
Das Limmer’s Hotel war – wie Rees Howell Gronow es darlegt – schon um 1814 für seinen Gin-Punch berühmt. Da dies weit vor dem Auftreten des Garrick Club Punches ist, kann er noch nicht mit Sodawasser zubereitet worden sein.
Man ging ins Limmer’s, um dort Gin-Punch-Parties zu feiern, so wird es im Jahr 1832 in Catherine Grace Frances Gores Erzählung „The Money Lender“,[14-13] veröffentlicht im Jahr 1832, berichtet: „denn eines Tages, als er wie üblich erschien, und die Auswirkungen einer Gin-Punch-Party bei Limmer’s am Vorabend in meinem Gesicht nur zu sichtbar waren, … .“ [13-141][14-13]
– „for one day, when he made his appearance as usual, and the effects of a gin-punch party at Limmer’s the previous night, were only too visible in my face, … .“[13-141][14-13]
1845 wird geschrieben, es gäbe in London mehrere hundert Gasthäuser, Hotels und Tavernen, viele davon prächtig, alle mehr oder weniger geräumig und weitläufig. Die Zahl der eleganten Hotels, in denen alles auf der höchsten Skala von Eleganz und Kosten ist, betrage etwa dreißig, und diese lägen alle am westlichen Ende der Stadt. Darunter auch das Limmer’s Hotel. [29-206] Das Limmer’s war also keinesfalls – zumindest um 1845 – die „schmutzige Rumpelbude“, als die es Captain Gronow für das Jahr 1814 dargestellt hat. Vielmehr war es ein exklusiver Ort. Das bestätigen auch andere Quellen. Viele edle Herren haben sich dort eingemietet, beispielsweise im Jahr 1848 der Earl of Orkney als Repräsentant Schottlands und Angehöriger des Hochadels, [27][28-94] der schon 1839 dort abstieg, [24-411] gleichfalls andere Angehörige des Parlaments, beispielsweise 1837 zwei [26-209][26-223] oder 1838 gleich vier Parlamentarier. [25-77][25-83][25-86][25-88] Das sollte als Beweis für die Qualität der Unterkunft genügen.
Das Limmer’s war Tag und Nacht geöffnet, wie sich diesen Bemerkungen entnehmen lassen: „Wir sollten uns von Limmer’s verabschieden – jenem ungezwungenen Wirtshaus, dessen Türen, wie die eines anderen vielbesuchten Ortes, Tag und Nacht offen stehen.“ [23-221]
– „We were to take our departure from Limmer‘s – that unceremonious hostelry, whose doors, like those of another much-thronged locality, stand open „night and day.“[23-221]
Doch auch das Limmer’s wurde schließlich geschlossen, und zwar 1876. Dies war in den zeitgenössischen Zeitungen ein Grund, eine Rückschau auf die Bedeutung des Hotels zu geben, nicht nur in Großbritannien, sondern auch in den USA. So schreibt The True Northener im Jahr 1876: „DAS LETZTE DES LIMMER’S. Ein berühmtes Londoner Sporthotel wurde abgerissen. „Limmer’s“, eine berühmte Taverne im Westen Londons, wurde abgerissen. Es war für unsere Väter und Großväter, was der Turf Club, Pratt’s, das Victoria und Albert für die Sportsfreunde von heute sind. Der Londoner Telegraph gibt folgende Kommentare zu diesem Ereignis ab: „Der Name des Limmer’s Hotels, als die weltweit führende Taverne seiner Art, war in seiner Berühmtheit gleichbedeutend mit ‚Weatherby’s‘ und ‚Tattersall’s‘. Eine Schar von galanten und leichtherzigen Jünglingen nach der anderen ist aufgetaucht, hat ihren Weg gegangen und ist vor der unerbittlichen Sense des Buchmachers gefallen, wobei sie keine andere Aufzeichnung ihrer Existenz hinterlassen hat, und keine andere Grabinschrift als die Eintragung ihrer nicht immer beglichenen Tavernenrechnungen in die detailierte und darauf hindeutende Register im Limmer’s. Welche Strafe haben die Anhänger des Limmers nicht ertragen, seit der Prinzregent und Sheridan und Beau Brummel ihre erste Flasche unter seinem Dach geöffnet haben, als das Jahrhundert noch in den Kinderschuhen steckte. … . Als Limmer’s auf seinem Höhepunkt war, zwischen 1830 und 1860, was für eine Truppe von ‚verrückten Schurken‘ drängte sich durch seine Türen, wurden ‚gebissen‘, wie es in der alten Redensart hieß – von der ‚Scheunenmaus‘ an seiner Bar und in seinem Lokal, und machten es zu ihrem Lieblings-Campingplatz, als Woche auf Woche folgte und sie immer noch in der Stadt bleiben ließ. … Bei den modernen Bewohnern von Limmer’s ist es schon lange eine Theorie, dass das Glück des Hauses verging, als der alte blanke und geschliffene Boden durch einen Brüsseler Teppich ersetzt wurde. Die Wahrheit ist, daß als Limmer’s eröffnet wurde und sich Prince Regent’s Tavern [Prinzregententaverne] nannte, der berühmte Coffee Room mit Teppichboden ausgelegt wurde. … Nur noch wenige leben, die sich an den ersten und berühmtesten Kellner von Limmer erinnern, dessen Name auf beiden Seiten des Atlantiks durch ein noch immer beliebtes Getränk verewigt wird, in dem Gin, Sodawasser, Eis, Zitrone und Zucker die einzelnen Bestandteile sind. ‚Mein Name ist John Collins,‘ sang die fröhliche Jugend vergangener Zeiten, ‚Oberkellner im Limmer’s, an der Ecke Conduit-Straße, Hannover-Platz; meine Hauptbeschäftigung ist es, Kelche zu füllen, für all die jungen Herren, die dort verkehren‘. Seiner aufmerksamen und charakteristischen Umsicht war es zu verdanken, daß einige seiner jungen Kunden ein „Schlupfloch des Rückzugs“ besaßen, das ihnen die Flucht ermöglichte, ohne durch das leicht zu beobachtende Portal zu gehen. … Die Taverne, die als Gasthaus wahrscheinlich ihren irdischen Lauf genommen hat und von der, bevor viele Monde vergangen sind, nichts als Erinnerungen übrig bleiben werden, nimmt einen Platz im West-End-Leben Londons ein, den kein anderes Gebäude der Metropole so adäquat ausfüllen kann.“ [22]
– „THE LAST OF LIMMER’S. A Famous London Sporting Hotel Torn Down. „Limmer’s,“ a celebrated tavern in the west of London, has been demolished. It was to our fathers and grandfathers what the Turf Club, Pratt’s, the Victoria and Albert are to sporting men of to-day. The London Telegraph indulges in the following comments upon the event: „The name of Limmer’s Hotel, as being the foremost tavern of its class in the world, has been coextensive in celebrity with ‚Weatherby’s‘ and ‚Tattersall’s.‘ Crop after crop of gallant and light hearted youngsters has arisen, has run its course and fallen before the inexorable scythe of the bookmaker, leaving no other record of its existence, and no other epitaph than the inscription of its not always settled tavern accounts upon the faithful and suggestive register at Limmer’s. What punishment have not the supporters of Limmer’s endured since the Prince Regent and Sheridan and Beau Brummel cracked their first bottle under its roof, when the century was in its babyhood. … When Limmer’s was at its zenith, from 1830 to 1860, what a troop of ‚mad rogues‘ thronged its passages, were ‚bitten‘ as the old phrase ran – by the ‚barn-mouse‘ at its bar and in its coffee-room, and made it their favorite camping-ground as week followed week and left them still in town. … It has long been a theory with modern denizens of Limmer’s that the luck of the house departed when the old bare and sanded floor was replaced by a Brussels carpet. The truth is that when Limmer’s was started, and called itself the Prince Regent’s Tavern, the famous coffee-room was carpeted. … There are few now living to remember the first and most famous of Limmer’s waiters, whose name is perpetuated on both sides of the Atlantic by a still favorite drink, in which gin, soda water, ice, lemon and sugar are the constituent elements. ‚My name is John Collins,‘ sang the gay youth of a bygone age, ‚head waiter at Limmer’s, corner of Conduit street, Hanover square; my chief occupation is filling of brimmers for all the young gentlemen frequenters there.‘ It was to his vigilant and characteristic prudence that some of his young clients owed the possession of a ‚loophole of retreat,‘ which enabled them to escape without passing through the easily-watched portal. … The tavern which, as a guest-house, has probably run its earthly course, and of which, before many moons have rolled away, there will be nothing but memories left, occupies a space in the West-End life of London, which no other building in the metropolis can so adequatly fill.“[22] Dieser Text erschien auch in der Chicago Daily Tribune am 5. November 1876. [21]
In diesem in Amerika publizierten Text fehlen ein paar Stellen, die sich mit dem monarchistischen Hintergrund befassen. Und gerade diese sind sehr interessant. The Illustrated Sporting And Dramatic News berichtet davon. Dort heißt es: „George Frederik Augustus, Prinz von Wales, Limmers großer Held, nach dem es als „The Prince Regent’s Tavern“ bekannt wurde, war … ein ständiger Besucher des Limmers. Er hatte dort sein eigenes Zimmer, das immer noch gezeigt wird und das bis zum letzten Samstag den Stuhl, auf dem er saß, und die geschnitzten Federn seines Wappenschildes enthielt … Aber der Pferderennsport war die erste Liebe von Prinz George Frederik Augustus, und Limmer’s war damals sein Hauptquartier“. [17-103]
– „George Frederik Augustus, Prince of Wales, Limmer‘s great hero, after whom it became known as „The Prince Regent‘s Tavern,“ was … a constant frequenter of Limmer‘s. He had his own room there, which is still pointed [at], and which up to Saturday last contained the chair in which [he sat], and the carved feathers of his crest … But the Turf was the first love of Prince George Frederick Augustus, and Limmer‘s was then its head-quarters“.[17-103]
Es war sicherlich eine große Auszeichnung für das Limmer’s, daß der zukünftige König Georg IV. im Limmer’s ein eigenes Zimmer unterhielt. Noch prominenter geht es kaum. Geboren wurde George Frederik Augustus im Jahr 1762, ab 1811 übte er das Amt des Regenten aus, da Georg III. dazu nicht mehr in der Lage war, und 1820 bestieg er als Georg IV. den Thron. Nicht alle fanden an ihm Gefallen. [7] An dieser Stelle wollen wir nicht detailliert auf seine Biographie eingehen, sondern uns mit ein paar Stichworten begnügen.
Er führte ein ausschweifendes und extravagantes Leben, hatte zu seinem Vater ein zerrüttetes Verhältnis, schloß 1785 eine heimliche Ehe, die aber aufgrund der fehlenden Einwilligung des Königs rechtlich ungültig war, und mußte schließlich, auch aufgrund seiner immensen Schulden, seine Cousine Caroline von Braunschweig 1795 heiraten, damit seine Apanage erhöht wurde und er so vor einem perönlichen Ruin bewahrt wurde. Dieses Brautpaar war sich erst drei Tage vor der Eheschließung das erste Mal begegnet, und der Prinz ließ seine Braut kurz nach der Begrüßung einfach stehen und verlangte nach einem Brandy. Diese Ehe scheiterte jedoch bald, man trennte sich 1797, und er wollte die Ehe 1820 per Parlamentsbeschluß aufheben lassen. Aufgrund seiner Verschwendungs- und Spielsucht, seiner Affären und seiner Körperfülle war er ein beliebtes Ziel der Karikaturisten. Zu seinen Vertrauten zählte „Beau“ Brummell, der bis heute als der Prototyp des Dandys gilt. Unter dessen Einfluß entwickelte sich eine ausgesprochen luxuriöse und farbenprächtige Männermode. Eine Neuerung war unter anderem der Verzicht des Prinzen auf das Tragen gepuderter Perücken. [7]
Nachdem wir uns nun mit Limmer’s Hotel und seiner Klientel beschäftigt haben, können wir uns im nächsten Beitrag dieser Serie John Collins zuwenden, der dort arbeitete und für seinen Punch berühmt war.
https://archive.org/details/reminiscencesca00grongoog/page/n97 Rees Howell Gronow: Reminiscences of Captain Gronow, formerly of the grenadier guards, and M. P. for Stafford: Being anecdotes of the camp, the court, and the clubs, at the close of the last war with France. London, 1862.
https://archive.org/details/cruchleyspictur00cruc/page/206?q=Limmer%27s Anonymus: Cruchley’s picture of London, comprising the history, rise, and progress of the metropolis to the present period; with a full description of Windsor Castle, Hampton Court, Woolwich, Greenwich, Chelsea, and other places in the environs, useful for the visitor. The tenth edition. London, 1845.
Nachdem im Garrick Club der Gin Punch mit Sodawasser zubereitet wurde, spielte das Limmer’s Hotel eine wichtige Rolle in seiner weiteren Evolution hin zum Collins.
Nachdem wir nun den Garrick Club Punch beschrieben haben, der grundsätzlich einem Collins schon sehr ähnlich ist, müssen wir uns nun, um die Entstehung des Collins‘ zu verstehen, dem Limmer’s Hotel zuwenden. In diesem Hotel soll auch ein Gin Punch zubereitet worden sein, der wohl später den Namen Collins erhielt. David Wondrich nennt den Gin Punch des Hotels „Limmer‘s Gin Punch“.
Limmer’s Hotel
Um 1768 verließ Stephen Limmer die kleine Stadt Tuddenham in Suffolk, ging nach London und fand Anstellung im „New Exchange Coffee House“. Nach 15 Jahren verließ er es und eröffnete sein eigenes Coffee House, offiziell unter dem Namen „The Prince of Wales Coffee House and Limmer’s Hotel“, an der Ecke von Conduit Street und St. George Street, südlich des Hannover Square. 1818 verstarb Stephen Limmer. Sein Assistent Sam übernahm das Coffee House, und es blieb bis in die 1860er Jahre ein angesagter Ort. Dann fiel es aus der Mode. 1876 wurde es geschlossen. Das Mobiliar wurde versteigert. Das Hotel wurde umgebaut und unter dem alten Namen neu eröffnet. [11] [17-103] Das Hotel hatte 1843 die Adresse 1 George Street. [16-973] Nach dem Umbau hatte man anscheinend den Eingang verlegt in die 26 Conduit Street. [18-7]
Es gibt verschiedene Berichte über dieses Hotel, und unserer Meinung nach ist es wichtig, diese zu kennen. Denn für die spätere Popularität des dort angebotenen Gin Punches ist dies von ausschlaggebender Bedeutung.
Rees Howell Gronow, Mitglied des Garrick Clubs, [15-7] [30-33] berichtet in seinen 1862 erschienenen Lebenserinnerungen über das Hotel, wie er es aus dem Jahr 1814 in Erinnerung hatte: „LONDONER HOTELS IM JAHR 1814: – Es gab eine Klasse von Männern von sehr hohem Rang, wie Lord Wellington, Nelson und Collingwood, Sir John Moore und einige wenige andere, die nie die Clubs aufsuchten. Die Personen, auf die ich mich beziehe, und unter ihnen waren viele Mitglieder der Sportwelt, versammelten sich in einigen wenigen Hotels. The Clarendon, Limmer’s, Ibbetson’s, Fladong’s, Stephens‘ und Grillon’s, waren die Hotels in Mode. … Limmer’s war ein Abend-Resort für die Sportwelt; es war sogar ein Mitternachts-Tattersalls, [also ein Treffpunkt für Sportler und Wettende, [3]] wo man nichts anderes hörte als die Sprache der Pferderennbahn, und wo Männer mit nicht sehr sauberen Händen ihre Bücher führten. Limmer’s war das schmutzigste Hotel in London; aber im düsteren, komfortlosen Coffee-Room [, dem Raum in dem Getränke serviert wurden, [4]] konnten viele Mitglieder des reichen Landjunkertums gesehen werden, die London während der Sportsaison besuchten. Dieses Hotel war häufig so überfüllt, daß ein Bett für kein Geld der Welt zu bekommen war; aber man konnte immer ein sehr gutes einfaches englisches Abendessen, eine exzellente Flasche Portwein und einen berühmten Gin-Punch bekommen.“ [2-74] [2-75]
– „LONDON HOTELS IN 1814: – There was a class of men, of very high rank, such as Lord Wellington, Nelson, and Collingwood, Sir John Moore and some few others, who never frequented the clubs. The persons to whom I refer, and amongst whom were many members of the sporting world, used to congregate at a few hotels. The Clarendon, Limmer‘s, Ibbetson‘s, Fladong‘s, Stephens‘, and Grillon‘s, were the fashionable hotels. … Limmer‘s was an evening resort for the sporting world; in fact, it was a midnight Tattersall‘s, where you heard nothing but the language of the turf, and where men with not very clean hands used to make up their books. Limmer‘s was the most dirty hotel in London; but in the gloomy, comfortless coffee-room might be seen many members of the rich squirearchy, who visited London during the sporting season. This hotel was frequently so crowded that a bed could not be obtained for any amount of money; but you could always get a very good plain English dinner, an excellent bottle of port, and some famous gin-punch.“ [2-74] [2-75]
Die Aussage, das Limmer’s sei das schmutzigste Hotel in ganz London gewesen, wird oft zitiert. Wir haben an dieser jedoch unsere Zweifel. Die anderen Beschreibungen des Hotels sprechen eine andere Sprache, wie wir in den folgenden Zitaten noch zeigen werden. Beginnen wir also zunächst einmal mit der Hotelbeschreibung des „The Epicure’s Almanack“ aus dem Jahr 1815: „Prince of Wales. Wir werden nun die Bond-street in die Conduit-street überqueren, und dort, an der linken Ecke der George-street, werden wir diesem wirklich eleganten und sehr aufwendig geführten Etablissement, dem Prince of Wales Hotel und Taverne, huldigen. Es wird seit vielen Jahren gekonnt und erfolgreich von Herrn Limmer, dem vielleicht aktivsten Mann seines Alters in London, geführt, der, wie wir ihn haben sagen hören, etwas älter als seine jetzige Majestät ist. Es ist keine Schmälerung seines Verdienstes oder seines Rufes, wohlhabend zu sein, wenn man sagt, daß allein der Eifer ihn auf die Position des Herrn dieses beinahe einzigartigen Hotels erhoben hat. Vor sechsundvierzig Jahren hat Mr. Limmer als Oberkellner im New Exchange Coffee-house in der Strand fungiert. So groß ist das Unternehmen, das er heute mit so viel Befähigung führt, daß einschließlich der Köche und Küchenjungen, der Kellner und ‚drawers‘ [kennt jemand die genaue Übersetzung?], der Haus- und Zimmermädchen, der Friseure und Stiefelputzer, der Kellermeister und Gepäckträger, der Barfrauen und Kammerpfleger, Mr. Limmer nicht weniger als dreißig Hausangestellte beschäftigt, deren Kosten zusammen mit den großen Vorräten an Kohlen, Kerzen, Wäsche und anderen Gegenständen des ständigen Verbrauchs in der Tat sehr groß sind; und diese Überlegung sollte an sich schon eine reichliche Rechtfertigung für die offensichtlich hohen Preise sein, zu denen Herr Limmer und andere Hoteliers seines Ranges und Grades notwendigerweise gezwungen sind.“ [10-190] [10-191]
– „Prince of Wales. We will now cross Bond-street into Conduit-street, and there at the left hand corner of George-street, will we do homage to that truly elegant and very extensive establishment, the Prince of Wales Hotel and Tavern. It has for many years been conducted ably, and we trust successfully, by Mr. Limmer, who is perhaps the most active man in London of his age, being as we have heard him say, somewhat older than his present Majesty. It is no derogation to hi merit or his reputation for wealth to say, that industry alone has raised him to the station of master of this almost unique Hotel. Forty-six years ago Mr. Limmer officiated as principal waiter at the New Exchange Coffee-house in the Strand. So large is the concern he now manages with such great ability, that including cooks and scullions, waiters and drawers, house-maids and chamber-maids, hair-dressers and boot-cleaners, cellar-men and porters, bar-women and grooms of the chamber, Mr. Limmer does not retain fewer than thirty domestics, the expense attending to whom, together with that of the large supplies of coals, candles, linen, and other articles of constant consumption is very great indeed; and this consideration should of itself operate as an ample justification of the apparently high charges which Mr. Limmer and other Hotel keepers of his rank and degree are necessarily compelled to make.“ [10-190] [10-191]
Diese Schilderung zeichnet doch ein ganz anderes Bild, nämlich das eines recht luxuriös geführten Hotels mit allerlei Annehmlichkeiten. Interessant an dieser Schilderung ist auch, daß im Hotel Frauen die Getränke der Bar servierten. Auch eine andere Information ist bemerkenswert, denn sie gibt uns einen Hinweis auf das Alter von Stephen Limmer. Er bezeichnet sich selbst als „etwas älter als seine jetzige Majestät“. Letzere war 1815 Georg III., geboren 1738, dessen Amtsgeschäfte jedoch 1811, 9 Jahre vor seinem Tod, vom späteren Georg IV. übernommen worden waren. [9] Stephen Limmer wurde somit wohl vor 1738 geboren. Damit war er 1815, als die Hotelbeschreibung erschien, mindestens 78 Jahre alt.
In einer Erzählung, die im The New Sporting Magazine im Jahr 1844 erschien, wird das Hotel ebenfalls beschrieben. Da die Erzählung sich auf das Jahr bezieht, als die gnädige Königin auf den Thron ihrer Vorfahren kam, kann sie nur im Jahr 1837 spielen, als Königin Victoria den Thron bestieg: [1] „Es war in dem Jahr, als unsere gnädige Königin auf den Thron ihrer Vorfahren kam, als ich in die Stadt kam, nachdem ich gerade einen guten Abschluß in Cambridge gemacht hatte. … wir setzten uns in zwei Droschken und befahlen dem jeweiligen Kutscher, uns zum Limmer’s Hotel in der Conduit Street zu fahren. Limmers! Was für eine Geschichte könnte von seinen Mauern geschrieben werden! … Es war hier, wo John Collins brillierte, zu dem im Vergleich nie ein ehrbareres, gutherzigeres Wesen existierte, und der Anlaß zu einem unnachahmlichen Lied gab, geschrieben von einem, der den ganzen Witz und die Poesie seiner talentierten Vorfahren geerbt hat – Charles Sheridan, Esq. In der Gaststube des Limmer’s haben sich alle namhaften Männer aus der Welt der Mode, des Sports, des Militärs, der Marine und des Landadels getroffen. Wie viele Bücher für das Derby, Oaks und St. Leger wurden in der kleinen gemütlichen Stube geführt, genannt die Schreibstube! Wie viele Männer sind vom Limmer’s weggegangen, in der Hoffnung, Tausende zu gewinnen, und sind als Bettler zurückgekehrt! Würde die Hälfte der „Sprüche und Taten“ dieses weitbekannten Hauses der Öffentlichkeit kund getan, wie würden sie all die Memoiren, Erinnerungen, Anekdoten und Abenteuer, die im letzten halben Jahrhundert aus der Presse hervorgegangen sind, an Bedeutung übertreffen! „Limmer’s wie es war, mit Anekdoten seiner vergangenen Besucher und Stammgäste“ würde die Lesewelt im Sturm erobern und Cecil oder Coningsby in ihren jeweiligen Ausgaben bald in den Schatten stellen.“ [19-351] [19-352]
– „It was in the year that our gracious Queen came to the throne of her ancestors that I arrived in town, having just taken a good degree at Cambridge. … we put ourselves into two hack-cabs, and ordered the respective Jehus to drive us to Limmer‘s Hotel, Conduit-street. Limmers! What a history might be written of your walls! … It was here that John Collins flourished, than whom a more respectable, kind-hearted creature never existed, and who gave rise to an inimitable song, written by one who inherits all the wit and poetry of his talented ancestors – Charles Sheridan, Esq. In the coffee-room at Limmer‘s every man of note in the fashionable, sporting, military, naval, or country-gentleman world, have met. How many books for the Derby, Oaks, and St. Leger have been cast up in the small snuggery, yclept the writing-room! How many men have gone forth from Limmer‘s in the hope of winning thousands, and have returned beggars! Were half the „sayings and doings“ of this far-famed house made known to the public, how would they beat in interest all the memoirs, reminiscences, anecdots, and adventures that have emanated from the press for the last half century! „Limmer‘s as it Was, with Anecdotes of its Past Patrons and Frequenters,“ would take the reading world by storm, and soon eclipse Cecil or Coningsby in their respective editions.“ [19-351] [19-352]
Das Limmer’s Hotel war – wie Rees Howell Gronow es darlegt – schon um 1814 für seinen Gin-Punch berühmt. Da dies weit vor dem Auftreten des Garrick Club Punches ist, kann er noch nicht mit Sodawasser zubereitet worden sein.
Man ging ins Limmer’s, um dort Gin-Punch-Parties zu feiern, so wird es im Jahr 1832 in Catherine Grace Frances Gores Erzählung „The Money Lender“,[14-13] veröffentlicht im Jahr 1832, berichtet: „denn eines Tages, als er wie üblich erschien, und die Auswirkungen einer Gin-Punch-Party bei Limmer’s am Vorabend in meinem Gesicht nur zu sichtbar waren, … .“ [13-141] [14-13]
– „for one day, when he made his appearance as usual, and the effects of a gin-punch party at Limmer’s the previous night, were only too visible in my face, … .“ [13-141] [14-13]
1845 wird geschrieben, es gäbe in London mehrere hundert Gasthäuser, Hotels und Tavernen, viele davon prächtig, alle mehr oder weniger geräumig und weitläufig. Die Zahl der eleganten Hotels, in denen alles auf der höchsten Skala von Eleganz und Kosten ist, betrage etwa dreißig, und diese lägen alle am westlichen Ende der Stadt. Darunter auch das Limmer’s Hotel. [29-206] Das Limmer’s war also keinesfalls – zumindest um 1845 – die „schmutzige Rumpelbude“, als die es Captain Gronow für das Jahr 1814 dargestellt hat. Vielmehr war es ein exklusiver Ort. Das bestätigen auch andere Quellen. Viele edle Herren haben sich dort eingemietet, beispielsweise im Jahr 1848 der Earl of Orkney als Repräsentant Schottlands und Angehöriger des Hochadels, [27] [28-94] der schon 1839 dort abstieg, [24-411] gleichfalls andere Angehörige des Parlaments, beispielsweise 1837 zwei [26-209] [26-223] oder 1838 gleich vier Parlamentarier. [25-77] [25-83] [25-86] [25-88] Das sollte als Beweis für die Qualität der Unterkunft genügen.
Das Limmer’s war Tag und Nacht geöffnet, wie sich diesen Bemerkungen entnehmen lassen: „Wir sollten uns von Limmer’s verabschieden – jenem ungezwungenen Wirtshaus, dessen Türen, wie die eines anderen vielbesuchten Ortes, Tag und Nacht offen stehen.“ [23-221]
– „We were to take our departure from Limmer‘s – that unceremonious hostelry, whose doors, like those of another much-thronged locality, stand open „night and day.“ [23-221]
Doch auch das Limmer’s wurde schließlich geschlossen, und zwar 1876. Dies war in den zeitgenössischen Zeitungen ein Grund, eine Rückschau auf die Bedeutung des Hotels zu geben, nicht nur in Großbritannien, sondern auch in den USA. So schreibt The True Northener im Jahr 1876: „DAS LETZTE DES LIMMER’S. Ein berühmtes Londoner Sporthotel wurde abgerissen. „Limmer’s“, eine berühmte Taverne im Westen Londons, wurde abgerissen. Es war für unsere Väter und Großväter, was der Turf Club, Pratt’s, das Victoria und Albert für die Sportsfreunde von heute sind. Der Londoner Telegraph gibt folgende Kommentare zu diesem Ereignis ab: „Der Name des Limmer’s Hotels, als die weltweit führende Taverne seiner Art, war in seiner Berühmtheit gleichbedeutend mit ‚Weatherby’s‘ und ‚Tattersall’s‘. Eine Schar von galanten und leichtherzigen Jünglingen nach der anderen ist aufgetaucht, hat ihren Weg gegangen und ist vor der unerbittlichen Sense des Buchmachers gefallen, wobei sie keine andere Aufzeichnung ihrer Existenz hinterlassen hat, und keine andere Grabinschrift als die Eintragung ihrer nicht immer beglichenen Tavernenrechnungen in die detailierte und darauf hindeutende Register im Limmer’s. Welche Strafe haben die Anhänger des Limmers nicht ertragen, seit der Prinzregent und Sheridan und Beau Brummel ihre erste Flasche unter seinem Dach geöffnet haben, als das Jahrhundert noch in den Kinderschuhen steckte. … . Als Limmer’s auf seinem Höhepunkt war, zwischen 1830 und 1860, was für eine Truppe von ‚verrückten Schurken‘ drängte sich durch seine Türen, wurden ‚gebissen‘, wie es in der alten Redensart hieß – von der ‚Scheunenmaus‘ an seiner Bar und in seinem Lokal, und machten es zu ihrem Lieblings-Campingplatz, als Woche auf Woche folgte und sie immer noch in der Stadt bleiben ließ. … Bei den modernen Bewohnern von Limmer’s ist es schon lange eine Theorie, dass das Glück des Hauses verging, als der alte blanke und geschliffene Boden durch einen Brüsseler Teppich ersetzt wurde. Die Wahrheit ist, daß als Limmer’s eröffnet wurde und sich Prince Regent’s Tavern [Prinzregententaverne] nannte, der berühmte Coffee Room mit Teppichboden ausgelegt wurde. … Nur noch wenige leben, die sich an den ersten und berühmtesten Kellner von Limmer erinnern, dessen Name auf beiden Seiten des Atlantiks durch ein noch immer beliebtes Getränk verewigt wird, in dem Gin, Sodawasser, Eis, Zitrone und Zucker die einzelnen Bestandteile sind. ‚Mein Name ist John Collins,‘ sang die fröhliche Jugend vergangener Zeiten, ‚Oberkellner im Limmer’s, an der Ecke Conduit-Straße, Hannover-Platz; meine Hauptbeschäftigung ist es, Kelche zu füllen, für all die jungen Herren, die dort verkehren‘. Seiner aufmerksamen und charakteristischen Umsicht war es zu verdanken, daß einige seiner jungen Kunden ein „Schlupfloch des Rückzugs“ besaßen, das ihnen die Flucht ermöglichte, ohne durch das leicht zu beobachtende Portal zu gehen. … Die Taverne, die als Gasthaus wahrscheinlich ihren irdischen Lauf genommen hat und von der, bevor viele Monde vergangen sind, nichts als Erinnerungen übrig bleiben werden, nimmt einen Platz im West-End-Leben Londons ein, den kein anderes Gebäude der Metropole so adäquat ausfüllen kann.“ [22]
– „THE LAST OF LIMMER’S. A Famous London Sporting Hotel Torn Down. „Limmer’s,“ a celebrated tavern in the west of London, has been demolished. It was to our fathers and grandfathers what the Turf Club, Pratt’s, the Victoria and Albert are to sporting men of to-day. The London Telegraph indulges in the following comments upon the event: „The name of Limmer’s Hotel, as being the foremost tavern of its class in the world, has been coextensive in celebrity with ‚Weatherby’s‘ and ‚Tattersall’s.‘ Crop after crop of gallant and light hearted youngsters has arisen, has run its course and fallen before the inexorable scythe of the bookmaker, leaving no other record of its existence, and no other epitaph than the inscription of its not always settled tavern accounts upon the faithful and suggestive register at Limmer’s. What punishment have not the supporters of Limmer’s endured since the Prince Regent and Sheridan and Beau Brummel cracked their first bottle under its roof, when the century was in its babyhood. … When Limmer’s was at its zenith, from 1830 to 1860, what a troop of ‚mad rogues‘ thronged its passages, were ‚bitten‘ as the old phrase ran – by the ‚barn-mouse‘ at its bar and in its coffee-room, and made it their favorite camping-ground as week followed week and left them still in town. … It has long been a theory with modern denizens of Limmer’s that the luck of the house departed when the old bare and sanded floor was replaced by a Brussels carpet. The truth is that when Limmer’s was started, and called itself the Prince Regent’s Tavern, the famous coffee-room was carpeted. … There are few now living to remember the first and most famous of Limmer’s waiters, whose name is perpetuated on both sides of the Atlantic by a still favorite drink, in which gin, soda water, ice, lemon and sugar are the constituent elements. ‚My name is John Collins,‘ sang the gay youth of a bygone age, ‚head waiter at Limmer’s, corner of Conduit street, Hanover square; my chief occupation is filling of brimmers for all the young gentlemen frequenters there.‘ It was to his vigilant and characteristic prudence that some of his young clients owed the possession of a ‚loophole of retreat,‘ which enabled them to escape without passing through the easily-watched portal. … The tavern which, as a guest-house, has probably run its earthly course, and of which, before many moons have rolled away, there will be nothing but memories left, occupies a space in the West-End life of London, which no other building in the metropolis can so adequatly fill.“ [22] Dieser Text erschien auch in der Chicago Daily Tribune am 5. November 1876. [21]
In diesem in Amerika publizierten Text fehlen ein paar Stellen, die sich mit dem monarchistischen Hintergrund befassen. Und gerade diese sind sehr interessant. The Illustrated Sporting And Dramatic News berichtet davon. Dort heißt es: „George Frederik Augustus, Prinz von Wales, Limmers großer Held, nach dem es als „The Prince Regent’s Tavern“ bekannt wurde, war … ein ständiger Besucher des Limmers. Er hatte dort sein eigenes Zimmer, das immer noch gezeigt wird und das bis zum letzten Samstag den Stuhl, auf dem er saß, und die geschnitzten Federn seines Wappenschildes enthielt … Aber der Pferderennsport war die erste Liebe von Prinz George Frederik Augustus, und Limmer’s war damals sein Hauptquartier“. [17-103]
– „George Frederik Augustus, Prince of Wales, Limmer‘s great hero, after whom it became known as „The Prince Regent‘s Tavern,“ was … a constant frequenter of Limmer‘s. He had his own room there, which is still pointed [at], and which up to Saturday last contained the chair in which [he sat], and the carved feathers of his crest … But the Turf was the first love of Prince George Frederick Augustus, and Limmer‘s was then its head-quarters“. [17-103]
Es war sicherlich eine große Auszeichnung für das Limmer’s, daß der zukünftige König Georg IV. im Limmer’s ein eigenes Zimmer unterhielt. Noch prominenter geht es kaum. Geboren wurde George Frederik Augustus im Jahr 1762, ab 1811 übte er das Amt des Regenten aus, da Georg III. dazu nicht mehr in der Lage war, und 1820 bestieg er als Georg IV. den Thron. Nicht alle fanden an ihm Gefallen. [7] An dieser Stelle wollen wir nicht detailliert auf seine Biographie eingehen, sondern uns mit ein paar Stichworten begnügen.
Er führte ein ausschweifendes und extravagantes Leben, hatte zu seinem Vater ein zerrüttetes Verhältnis, schloß 1785 eine heimliche Ehe, die aber aufgrund der fehlenden Einwilligung des Königs rechtlich ungültig war, und mußte schließlich, auch aufgrund seiner immensen Schulden, seine Cousine Caroline von Braunschweig 1795 heiraten, damit seine Apanage erhöht wurde und er so vor einem perönlichen Ruin bewahrt wurde. Dieses Brautpaar war sich erst drei Tage vor der Eheschließung das erste Mal begegnet, und der Prinz ließ seine Braut kurz nach der Begrüßung einfach stehen und verlangte nach einem Brandy. Diese Ehe scheiterte jedoch bald, man trennte sich 1797, und er wollte die Ehe 1820 per Parlamentsbeschluß aufheben lassen. Aufgrund seiner Verschwendungs- und Spielsucht, seiner Affären und seiner Körperfülle war er ein beliebtes Ziel der Karikaturisten. Zu seinen Vertrauten zählte „Beau“ Brummell, der bis heute als der Prototyp des Dandys gilt. Unter dessen Einfluß entwickelte sich eine ausgesprochen luxuriöse und farbenprächtige Männermode. Eine Neuerung war unter anderem der Verzicht des Prinzen auf das Tragen gepuderter Perücken. [7]
Nachdem wir uns nun mit Limmer’s Hotel und seiner Klientel beschäftigt haben, können wir uns im nächsten Beitrag dieser Serie John Collins zuwenden, der dort arbeitete und für seinen Punch berühmt war.
Quellen
explicit capitulum
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