Einen Collins kann man durchaus auch als Limonade betrachten. Grund genug, um sich mit der Limonade und deren Stellenwert am Anfang des 19. Jahrhunderts zu befassen.
Limonade
An dieser Stelle sei also kurz ein kleiner Beitrag zur Limonade eingeschoben, bevor wir uns nach dem Sodawasser mit dem Gin Punch des Garrick Clubs beschäftigen. Da dieser ebenso wie der sich daraus entwickelnde Collins Sodawasser, Zucker und Zitronensaft enthält, was prinzipiell einer Limonade entspricht, könnte man die Limonade neben dem Punch als den eigentlichen Ursprung betrachten. Beginnen wir unsere Betrachtungen zunächst einmal mit Limonadenpulver und sprudelnder Limonade, bevor wir uns im nächsten Beitrag mit dem wahren Ursprung der Limonade beschäftigen.
Der älteste englische Hinweis auf Limonade soll aus dem Jahr 1663 stammen. In „The Parson’s Wedding“ heißt es: „bereite etwas Limonade zu und laß es durch den Jungen in meine Kammer bringen“. [1-7][2-423]
– „make some lemonade, and send it by the boy to my chamber;“[1-7][2-423]
Die Limonade scheint aus Italien über Frankreich nach England gekommen zu sein, so sagt man jedenfalls, und sei aus frisch gepreßten Zitronen, mit Zucker oder Honig gesüßt, und mit Wasser verdünnt zubereitet worden sein. [1-7]
Die Wahrheit sieht aber etwas anders aus. Wie wir im folgenden Beitrag zeigen werden, lag der Ursprung der Limonande in Indien.
Gleichwohl kannte man Limonade schon früh in Europa. Anistatia Miller berichtet, trank man im 16. Jahrhundert in Frankreich gesüßten Zitronensaft mit Wasser als Erfrischung. Eine wahrhafte Innovation war es, eine solche Limonade mit sprudelndem Sodawasser herzustellen. Dies geschah in Paris im Sommer des Jahres 1630. Dadurch wurde Limonade noch beliebter, und im Jahr 1676 wurde von den Limonadenverkäufern eine Handelsgilde namens ›Compagnie de Limonadiers‹ gegründet. [17]
Was wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen, ist die Tatsache, daß nicht nur Sodawasser, sondern auch Limonade in Europa sehr beliebt war. Johann Kaspar Riesbeck berichtet in seinen 1783 erschienenen Buch ›Briefe eines reisenden Franzosen‹ über Wien: »Eins der schönsten Schauspiele für mich waren in den letzten Sommernächten die sogenannten Limonadenhütten. Man schlägt auf den größern Plätzen der Stadt eine grosse Zelte auf, worin zur Nachtzeit Limonade geschenkt wird. Einige hundert Stüle stehn oft darum her, und sind mit Damen und Herrn besezt. In einer kleinen Entfernung steht eine starke Bande Musikanten, und die grosse Stille, welche die zahlreichste Versammlung hier zu beobachten pflegt, thut alsdann eine unbeschreiblich gute Wirkung. Die vortreffliche Musik, die feyerliche Stille, das Vertrauliche, welches die Nacht der Gesellschaft einflößt, alles giebt dem Auftritt einen besondern Reiz.« [16-380][16-381]
Limonadenpulver
Die Verfügbarkeit von frischen Zitronen war sicherlich ein Problem, denn sie waren nicht immer erhältlich. Doch es gab dafür eine Lösung. Eine französische Publikation des Jahres 1783 schreibt: „Limonadenpulver, harntreibend & appetitanregend, sehr erfrischend. Man gibt eine Unze dieses Pulvers in eine Pinte Wasser, man quirlt das Ganze zusammen, und die Limonade ist gemacht.“ [10-39]
– „Limonade en poudre, diurétique & apéritive, très – rafraîchissante. On met une once de cette poudre dans une chopine d’eau, on bat le tout ensemble , & la limonade est faite.“ [10-39]
Bereits 1776 schrieb ein anderes französisches Buch ebenfalls über Limonadenpulver: „LIMONADE IN PULVERFORM. Matrosen, & diejenigen, die lange Seereisen machen, sind, wie es geschieht, der Gefahr ausgesetzt, von Skorbut befallen zu werden: Säuren sind die stärksten Schutzmittel gegen diese Krankheit: das Pflanzenreich liefert mehrere heilsame Säuren, aber wenn sie zu Sirup reduziert werden, sind sie anfällig für Gärung. Man hat sich überlegt, eine pulverisierte Limonade herzustellen, die, in Flaschen verschlossen, transportiert werden kann, ohne die geringste Veränderung zu erleiden. Seefahrer, die um die Welt gesegelt sind, haben die Sicherheit ihrer Besatzungen der Verwendung dieses kostbaren Pulvers zu verdanken. Menschen, die auf dem Land leben und in der Hitze des Sommers keine Zitronen in Reichweite haben, können diese Pulverlimonade selbst zubereiten, das Verfahren dafür ist wie folgt. Es besteht darin, daß man drei Gros [ungefähr 12 Gramm [14]] Salz der Oxalsäure (fremdes Salz, das durch den Handel zu uns kommt, & von dem wir in dem Wort SEL ESSENTIEL D’OSEIL gesprochen haben), ein Pfund Zucker nimmt. Man zerkleinert das Salz der Oxalsäure zu einem feinen Pulver und vermischt es mit Puderzucker; dieser Mischung fügt man acht Tropfen ätherisches Zitronenöl hinzu, wodurch die Mischung den Geruch und Geschmack von Limonade erhält; man füllt sie in Flaschen, wo sie sich sehr gut hält. Um es zu verwenden, gießt man eine Unze dieses Pulvers in eine Pinte Wasser; die Mischung wird geschüttelt, die Salze lösen sich auf, das Wasser wird trüb, hat das Aussehen von Limonade und ist ein wenig wie diese. Wir haben aber festgestellt, daß das ätherische Öl, das es dominiert, ihm eine unangenehme Schärfe verleiht, so daß uns dieses Getränk eher wie die Auflösung des Salzes der Oxalsäure erscheint als eine echte Limonade aus Zitronensaft. Außerdem wird diese sekundäre Flüssigkeit durch die Leichtigkeit, mit der sie aufbewahrt werden kann, und durch die Eigenschaften, die sie gegen Nierenstein hat, immer von großem Nutzen sein. Der ausgepreßte Saft von Zitronen, gemischt mit Zucker, bildet einen Sirup, der zwar weniger haltbar ist, aber ein Getränk ergibt, das eine echte Limonade ist, vor allem, wenn kein ätherisches Öl enthalten ist. Siehe das Wort INVENTIONS NOUVELLES , Buchstabe L, LIMONADE SECHE.“ [11-494][11-495]
– „LIMONADE EN POUDRE. Les Marins, & ceux qui font des voyages de long cours sur mer, sont, comme l’on fait, exposés à être attaqués du scorbut: les acides sont les préservatifs les plus puissants contre cette maladie: le regne végétal fourniroit plusieurs acides salutaires, mais réduits en consiftance de syrops, ils sont suiets à fermenter. On a imaginé de préparer une limonade en poudre, qui enfermée dans des bouteilles peut se transporter, sans souffrir la moindre altération. Les Navigateurs qui ont fait le tour du monde, ont dû lè salut de leur équipage à l’usage de cette poudre précieuse. Les personnes qui habitent la campagne, & qui, pendant les chaleurs de l’été, ne sont point à portée de se procurer des citrons, peuvent préparer eux mêmes cette limonade en poudre, dont voici le procédé. Il consiste à prendre trois gros de sel essentiel d’oseil (sel étranger qui nous vient par la voie du Commerce, & dont nous avons parlé au mot, SEL ESSENTIEL D’OSEIL), une livre de sucre. On réduit le sel essentiel d’oseil en poudre fine, que l’on mêle avec le sucre royal en poudre; on ajoute à ce mêlange huit gouttes d’huile essentielle de citron, dont l’effet est de donner à ce mêlange l’odeur & le goût de la limonade; on la met dans des bouteilles, où elle se conserve très bien. Pour en faire usage, on délaie une once de cette poudre dans une chopine d’eau; on agite le mêlange, les sels se dissolvent, l’eau devient louche, a le coup-d’œil de la limonade, & s’en rapproche un peu. Mais nous avons trouvé que l’huile essentielle, qui y domine, lui communique une âcreté désagréable, en sorte que cette boisson nous paroît devoir être plutôt regardée comme la dissolution du fel d’oseil aromatisé, que comme une vraie limonade qui seroit faite avec le jus du citron. Au reste, cette liqueur sécondaire, par la facilité qu’elle a à fe conserver, & par les propriétés qu’on lui a reconnues contre la gravelle, sera toujours d’une très grande utilité. Le jus exprimé des citrons, & mêlé avec le sucre, forme un syrop qui, à la vérité, se conserve moins bien, mais donne une boisson qui est la véritable limonade, sur-tout s’il n’y entre point d’huile essentielle. Voyez au mot INVENTIONS NOUVELLES , lettre L, LIMONADE SECHE.“ [11-494][11-495]
Ein Chemie-Buch des Jahres 1798 klärt uns darüber auf, was unter „sel essentiel d’oseil“ zu verstehen ist; es beschreibt es als „Oxalate acidule de potasse“, als „saures Oxalat von Kali“. [13-14] Wir haben es im oben zitierten Text als „Salz der Oxalsäure“ übersetzt. – Die Salze der Oxalsäure heißen Oxalate. Die Oxalsäure wurde 1769 von Johann Christian Wiegleb als Kaliumsalz entdeckt, und man kannte sie zunächst unter der Bezeichnung Kleesalz. 1776 wurde sie in größerer Menge durch die Oxidation von Zucker mit Salpetersäure hergestellt. Künstlich hergestellt wurde sie erstmals 1824. [12]
Interessant ist auch der Hinweis auf die „NEUEN ERFINDUNGEN“. Dort steht: „Trockene Limonade, die so gut ist, als wäre die Zitrone gerade erst ausgepreßt worden, & die sich hält. Belleville, Limonadier, rue du petit Carreau, mit dem Wappen von Frankreich: 1763.“ [11-410]
– „Limonade seche, aussi bonne que si le citron venoit d’être presse, & qui se conserve. Belleville, Limonadier, rue du petit Carreau, aux Armes de France: 1763.“ [11-410]
Es gab Limonadenpulver in Frankreich also bereits im Jahr 1763.
Ein Beitrag im Churpfalzbaierisches Intelligenzblatt aus dem Jahr 1785 beschreibt ebenfalls, wie man Limonadenpulver herzustellen habe: »XII. Bereitungsmittel des Limonadspulver. Das Limonadpulver ist ein dem Namen nach sehr bekanntes Arzneymittel, aber sehr viele wissen die Zusammensetzung nicht, die es haben muß, wenn das Getränk angenehm und heilsam seyn soll. Man nimmt drey Viertel Pfund Zucker, womit man von drey bis vier Zitronen das Gelbe der Schale abreibt. Diesen Zucker reibt man auf einer Reibe ganz fein in eine Schüssel, und drücket darauf den Saft, von den abgeriebenen Zitronen, läßt diese Masse an einem warmen Offen so trocken werden, daß man sie zu einem feinen Pulver reiben kann. Unter diesem mischt man ein halbes Pfund Weinsteinrahm. Von diesem Pulver kann man täglich etwa zwey Loth oder mehr unter das Wasser mischen, so wie jeder nach seinem Geschmacke es gut findet. Diese Limonade ist ein herrlicher Trank in heissen Tagen bey heftigen Wallungen des Blutes, und in den Mehresten Fiebern ungemein erquickend; es treibt zugleich gelinde den Urin ab, und befördert die Leibesöfnung. Eine andere Art Limonadenpulver, das nur bloß kühlt, ohne mehrere Oefnung zu machen, ist folgendes. Man mischt zwey und eine halbe Unze Oelzucker, der durch Abreiben des Zuckers von dem Gelben der Zitronen erhalten wird, und zwey Skrupel Sauerkleesalz untereinander, und thut davon so viel Theelöffel voll in ein Glas Wasser, daß es einem angenehmen Geschmack erhält. Diese Limonade schmeckt beynahe lieblicher, als die erste. In einigen Apotheken wird das Limonadepulver auf folgende, aber fehlerhafte Art zubereitet. Man nimmt 8 Loth auf oben beschriebene Weise Oelzucker, Zwey Quentchen Salpeter, und vier Skrupel Weinsteinsalz. Diese Bereitungsart ist ganz falsch. Denn, was soll das Weinsteinsalt im Limonadenpulver? Von denen 2 Quentchen Salpeter würde es nicht gar zu viel kühlende Kräfte besitzen. Es ist wohl zu glauben, daß man dem Apotheker eine Vorschrift zum Limonadepulver gab, worinn statt des Sauerkleesalzes die wesentliche Weinsteinsäure Sal acidum essenciale Tartari vorgeschrieben war. Der Apotheker hielt aber das saure Weinsteinsalz und das laugenhafte für eins, dieser Fehler entstand aus Mangel chemischer Kenntnisse, und es ist zu bedauern, daß sich dieser Fehler in manche Apotheke eingeschlichen hat. Möchte er doch durch diese Zurechtweisung verbessert werden!« [18-368][18-369]
Weinsteinrahm nennt man auch: Kaliumhydrogentartat, Kalium bitartaricum, Tartarus depuratus, Kalium tartaricum acidum, oder Kaliumbitartrat. [19-207] Es ist das Monokaliumsalz der Weinsäure und kommt zusammen mit Calciumtartrat im Weinstein vor. Man verwendet es unter anderem als Säuerungsmittel in Backtriebmitteln, als Reinigungsmittel und in der Lebensmitteltechnologie. [20] Ein Brausepulver ist die hier beschriebene Rezeptur jedoch noch nicht. Hierzu fehlt die Zugabe von Natron. Gibt man nämlich eine Mischung aus Natron (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) und Weinsäure oder Zitronensäure in Wasser, reagieren Natron und Säure miteinander. Es entstehen Natriumtartrat bzw. Natriumcitrat und Kohlensäure. Diese zerfallen in Wasser und Kohlenstoffdioxid, wodurch das Getränk zu sprudeln anfängt. [21]
Limonadenpulver setzte man vielfältig ein. Das Gnädigstprivilegirte Leipziger Intelligenzblatt berichtet im Jahr 1770: »Des churfürstlich-sächs. Armenhauses zu Waldheim Limonadenpulver, welches, ein Theelöffel voll in ein Glas frisches Wasser eingethan, nach einigem Umrühren als die beste Limonade zur Kühlung und Erquickung zu trinken, mithin auf Reisen sehr bequem, auch in malo hypochondriaco zu Abführung der Blähungen, desgl. in hitzigen Fluß- und andern Fiebern zu Stillung des heftigen Durstes, ferner bey gehabtem Aergerniß und Schrecken, auch nach vielem Weintrinken, als das beste niederschlagende Mittel, dienstlich ist. Auch kann solche, bey Ermangelung frischer Citronen, in der Küche statt derselben an die Speisen und zu Brühen nützlich gebrauchet werden. Es ist unter seinem besonderen Siegel ächt und aufrichtig zu haben: in dem churfürstlichen Armenhause zu Waldheim selbsten; in Leipzig, in dem gnädigst priviligirten Intelligenz-Comtoir; in Dresden, in der Armenhaushauptcassenexpedition, bey dem Herrn Copist Fickern; in Mitweyda, bey dem churfürstl. Armenhausapotheker, Herrn Schubarthen; … [es folgen zahlreiche andere Bezugsquellen] … auch sonsten an verschiedenen großen Orten Deutschlands. Die blecherne Büchse à 4 Loth vor 6 gr. Churfürstl. Sächs. Conventionsmünze, und in Louisd’or à 5 Thlr.« [22-243][22-244]
Limonadenpulver kannte man auch in England. In einem 1794 in London erschienenen Buch ist von „portable lemonade“ [5-xiv] und „lemonade powder“ [5-44][5-306][5-309] die Rede, also von „portabler Limonade“ und „Limonaden-Pulver“ . Es wird beschrieben, wie man Zitronen- oder Orangensaft eindicken läßt, um ihn haltbarer zu machen. Unter anderem steht dort: „In Afrika und auf den Westindischen Inseln ist es üblich, den gesäuberten Saft von Zitronen, Limetten oder Orangen der Sonnenhitze auszusetzen, um die wässrigen Teile zu verdampfen, damit sie von ihren Freunden mit auf See genommen werden können. Die Hitze der Sonne stößt den überflüssigen wässrigen Teil bald aus.“ [5-334][5-335]
– „It is a common practice in Africa and the West Indies, to expose the depurated juice of lemons, limes or oranges, to the heat of the sun, to evaporate the aqueous parts for the use of their friends to take to sea. The heat of the sun soon exhales the superfluous watery part.“ [5-334][5-335]
Doch es gab verschiedene Arten des Konzentrats. Im folgenden heißt es nämlich: „TROCKENE LIMONADE. Zu dem gesäuberten Saft von Zitronen, Limetten oder Orangen, der bis zur Konsistenz eines Sirups, „Robs“ [Frage: wer weiß, was darunter gemeint ist?] oder Extrakt eingedampft ist, fügt man das Sechsfache des Gewichts an Hutzucker hinzu und rührt das Ganze, bis es vollkommen trocken ist; auf diese Weise wird die Masse zu einem feinen Pulver reduziert, das abgekühlt in Flaschen abgefüllt werden sollte. Dieses Limonadenpulver kann noch geschmackvoller gemacht werden, indem man die Früchte gegen den Hutzucker reibt, und während es Farbe erhält und das ätherische Öl der Schale der Frucht aufsaugt, schabt man es mit einem Messer vom Zuckerstück ab und wiederholt das Reiben mit frischen Früchten, bis man genug erhält, um die Menge an Limonadenpulver zu aromatisieren, die hergestellt werden soll. Dieses wohlriechende Pulver ist mit dem Limonadenpulver gründlich zu vermischen, bevor es zum Gebrauch aufbewahrt wird.“ [5-335]
– „DRY LEMONADE. To the depurated juice of lemons, limes or oranges, evaporated to the consistence of syrup, rob, or extract, add six times the weight of loaf sugar, and keep the whole stirring till perfectly dry; by this means the mass will be reduced to a fine powder, which should be bottled up when cool. This lemonade powder may be rendered still more elegant, by rubbing the fruit against the loaf sugar, and as it receives colour and imbibes the essential oil of the peel of the fruit, scrape it off with a knife from the piece of sugar, and repeat the rubbing with fresh fruit until enough is obtained to flavour the quantity of lemonade powder intended to be made. This fragant powder is to be thoroughly mixed with the lemonade powder before it is put up for use.“ [5-335]
Danach wird ein alternatives Verfahren beschrieben: „In einem kalten Klima und ohne Hitze kann das Limonadenpulver in großer Perfektion gewonnen werden, indem man den gesäuberten Saft etwa sieben oder acht Grad Kälte unterhalb des Gefrierpunktes aussetzt. Die wässrigen Teile werden gefrieren, und das Eis kann entfernt werden, sobald es sich bildet; wenn der Prozess fortgesetzt wird, bis das Eis beginnt, Anzeichen von Säure zu zeigen, wird man feststellen, daß die verbleibende Säure auf etwa ein Achtel der ursprünglichen Menge reduziert ist; zur gleichen Zeit wird seine Säure achtmal so intensiv sein, … Diese konzentrierte Säure kann für den Einsatz aufbewahrt werden, oder wenn bevorzugt, kann es in trockene Limonade verwandelt werden, durch Zugabe des Sechsfachen seines Gewichts an Hutzucker in Pulverform.“ [5-336]
– „In a cold climate and without heat, The lemonade powder may be obtained in great perfection by exposing the depurated juice to about seven or eight degrees of cold below the freezing point. The aqueous parts will freeze, and the ice may be removed as it forms; if the process is continued until the ice begins to exhibit signs of acidity, the remaining acid will be found to be reduced to about one-eighth of its original quantity; at the same time, its acidity will be eigth times as intense, … This concentrated acid may be kept for use, or if preferred, it may be made into dry lemonade, by adding six times its weight of loaf sugar in powder.“ [5-336]
Ein Hinweis darauf, daß man eine Limonade anstatt mit frischem Zitronensaft auch mit Zitronensäure herstellen kann, findet man beispielsweise in einem Artikel aus dem Jahr 1801. [8-119] Man kann sich jedoch gut vorstellen, daß dies schon viel früher geschah, denn Zitronensäure wurde erstmals 1784 aus Zitronensaft von Carl Wilhelm Scheele isoliert. [9]
Auch Johann Georg Krünitz beschreibt das Limonadenpulver in seiner Encyclopädie mit dem Eintrag: »Limonaden=Pulver, ist ein Pulver, das aus der eingetrockneten Citronen=Säure, Zucker etc. etc. besteht, und das, so wie man es ins Wasser schüttet, eine wahre Limonade hervorbringt. Man nimmt dazu 2 Unzen Citronen=Saft, 6 Unzen Zucker, und 8 Unzen Wein. Man vermischt dieses zusammen und dampft es über dem Feuer bis zum Trocknen sehr gelinde ab. Alsdann pulverisirt man es, und vermischt es mit noch 2 Unzen Zucker, welche vorher über einigen frischen Citronen abgerieben worden. Hierauf thut man das Pulver in ein Arzneyglas, und bewahrt es vor dem Zutritt der Luft, von der es sonst in sehr kurzer Zeit feucht wird. Nach einer andern Methode nimmt man 4 Unzen vom feinsten Zucker, stößt ihn zu Pulver, thut dann 2 1/2 Drachmen Sauer=Kleesalz und 60 Tropfen vom ächten Cedernöhl hinzu, welches wohl mit einander vermischt wird. Oder man reibt von einer oder mehreren Citronen die gelbe Schale auf hartem Zucker so lange ab, bis der Zucker hinlänglich Oehl daraus in sich genommen hat, und mischt hernach das Sauerkleesalz hinzu. Oder man nimmt auch statt des letzteren eben so viel Cremor Tartari, wodurch man auch ein Limonaden=Pulver erhält. Dieses letztere löset sich aber in kaltem Wasser nicht auf, sondern senkt sich zu Boden, und muß daher beym Gebrauche umgerührt werden.« [15-171][15-172]
In einer Anzeige im Cambrian, erschienen im walisischen Swansea, wird am 10. August 1811 geworben für „Spyring and Marsden’s reine Zitronensäure, für PUNCH, LIMONADE, SAUCEN, &c.“[6] Man gibt an, wo diese in London hergestellte Zitronensäure erworben werden kann und fügt hinzu: „wo auch ihre portable LIMONADE zu haben ist, die nur die Zugabe von Wasser erfordert, in Paketen, 2s.“[6]
– „Spyring and Marsden’s Pure Lemon Acid, for PUNCH, LEMONADE, SAUCES, &c.“[6] … „where also may be had their Portable LEMONADE, which only requires the addition of water, in packets, 2s.“[6]
Es wird leider nicht gesagt, ob diese Instant-Limonade nach der Zubereitung eine stille oder sprudelnde Limonade war. Wann man damit begann, künstlich karbonisiertes Wasser zu aromatisieren, ist unklar. Man darf jedoch davon ausgehen, daß dies schon sehr bald geschah. Bisher wurde berichtet, der älteste bekannte Hinweis auf eine sprudelnde Limonade stamme aus dem Jahr 1833. [1-11] Wir haben jedoch einen wesentlich älteren Beleg gefunden.
Im Jahr 1813 bewirbt dieselbe Firma, Spyring and Marsden’s, nämlich ihre „Aerated Lemonade“, ihre „mit Luft durchsetzte Lemonade“. Diese Anzeige ist der älteste Beleg für eine sprudelnde Limonade, die wir finden konnten und liegt somit 20 Jahre vor der bisher bekannten Ersterwähnung. In der Anzeige heißt es: „SPYRING AND MARSDEN’S AERATED LEMONADE, auch für NEGUS geeignet, ZUBEREITET AUS IHRER ZITRONENSÄURE. DIESES herrliche Sommergetränk ist ohne die geringste Mühe herzustellen, da es nur die Zugabe von Wasser erfordert. Personen, die auf dem Lande oder an einer Wasserstelle wohnen, werden von der Bequemlichkeit dieses Getränks bei ihren Spaziergängen überzeugt sein; Offiziere der Armee auf einem Marsch, Damen oder Herren auf Reisen, Vergnügungsgesellschaften auf dem Wasser, in der Tat, jeder wird nach einer Probe von seinem überlegenen Wert verglichen mit irgendetwas dieser Art, das jemals der Öffentlichkeit angeboten wurde, überzeugt sein. Verkauft in Schachteln zu 3s. pro Stück, ausreichend für acht Bechergläser, von den meisten Konditoren, Drogisten, italienischen Lagerhäusern und Bibliotheken. Hergestellt nur von SPYRING und MARSDEN, 163, Borough, London, Einzelunternehmer der PORTABLEN LIMONADE und ZITRONENSÄURE für den Hausgebrauch.“ [4]
– „SPYRING AND MARSDEN’S AERATED LEMONADE, Also adopted for NEGUS, PREPARED FROM THEIR LEMON ACID. THIS delightful Summer Beverage is made without the least trouble, as it only requires the addition of water. Persons residing in the country, or at a watering place, will be convinced of its convenience in their walks; when at a distance from home they may refresh themselves with so grateful a beverage. Officers of the Army on a march, Ladies or Gentlemen travelling, parties of pleasure on the water, in fact, every one on trial will be persuaded of its superior value to any thing of the kind ever offered to the public. Sold, in boxes at 3s. each, sufficient for eight tumblers, by most Confectioners, Druggists, Italian Warehouses, and Libraries. Prepared only by SPYRING and MARSDEN, 163, Borough, London, sole Proprietors of the PORTABLE LEMONADE and LEMON ACID for domestic purposes.“ [4]
Dies ist aus unserer Sicht eine wichtige Anzeige, denn „ihre mit Luft durchsetzte Limonade, … ist ohne die geringste Mühe herzustellen, da es nur die Zugabe von Wasser erfordert. … Verkauft in Schachteln zu 3s. mit Pulver für acht Bechergläser“. Es gab also spätestens im Jahr 1813 schon ein Brausepulver zu erwerben.
Die Anzeige von Spyring aus dem Jahr 1814 preist schließlich sehr ausfühlich die Produkte der Firma an, darunter auch das Brausepulver: „SPYRING and MARDSEN’S Zitronensäure, FÜR PUNCH, LIMONADE, SAUCEN, UND ANDERE HÄUSLICHE ZWECKE. Diese Säure besitzt den ganzen wohltuenden Geschmack der Zitrone, macht ganz ausgezeichneten Punch, Limonade, Shrub, und Negus, löst sich sofort in warmem oder kaltem Wasser auf. Sie ist auch für jeden Zweck in der Küche geeignet, wo die Zitrone benötigt wird, wie z.B. für Saucen, Gelees, &c. &c. Die ständige Nachfrage nach Zitronen und die Schwierigkeit, sie an vielen Orten zu erhalten, ermutigte die Eigentümer, dem Publikum diese wertvolle Säure anzubieten, die sich im häuslichen Gebrauch als besser als jeder andere Artikel dieser Bezeichnung erwiesen hat, da sie nicht nur die Säure, sondern auch den angenehmsten Wohlgeruch der Zitrone bietet. Die Zweckmäßigkeit dieser Säure für Tavernen und Wirtshäuser ist hinreichend offensichtlich, da sie Punch &c. zu jeder Zeit des Jahres ebenso reichhaltig wie mit der Frucht machen wird. Für Bälle und Versammlungen ist diese elegante Zubereitung besonders wünschenswert, da Limonade und Negus auf die einfachste und schnellste Weise hergestellt werden können. Familien werden es auch äußerst nützlich finden, sie bei sich zu haben, da sie so fein pulverisiert ist, daß sie sich sofort auflöst, was die übliche Mühe des Auspressens von Zitronen bei Tisch vermeidet. Sie ist besonders für Offiziere und Gentlemen auf Reisen zu empfehlen, da sie nur wenig Platz benötigt und mit dem Zusatz von Zucker ein angenehmes Getränk ergibt. Schiffskapitäne und andere, die lange Reisen unternehmen, werden sie als nützliche Ergänzung zu ihren Vorräten empfinden, da sie lange haltbar ist. DIE FOLGENDEN VERHÄLTNISSE KÖNNEN FÜR PUNCH VERWENDET WERDEN. – Ein großer Teelöffel Zitronensäure, ein Viertelpfund Zucker, ein Quart kochendes Wasser, eine halbe Pinte Rum und eine Viertelpinte Brandy. Für ein Becherglas genügt ein wenig Säure am Stiel eines Löffels. Es ist notwendig, das Sherbet mit Zucker anzureichern, bevor man die Spirituosen hinzufügt. LIMONADE. – Ein großer Teelöffel der Säure, ein Viertelpfund Zucker und zweieinhalb Pinten Wasser. SHRUB. – Eine Gallone Rum, sechs Pinten Wasser, zweieinhalb Pfund Hutzucker, und eine Unzen-Flasche Zitronensäure. Die obigen Mengen können nach Belieben variiert werden; auch für Saucen, Gelees, Suppen, Puddings, &c. Nur von ihnen zubereitet, in Nr. 163, BOROUGH, London. Verkauft in Flaschen zu 2s. 6d. bei den meisten Ölhändlern, Drogisten, Lebensmittelhändlern und Bibliotheken in Stadt und Land. Außerdem ihre mit Luft durchsetzte Limonade, in Schachteln zu 3s. mit Pulver für acht Bechergläser. Ihre tragbare Limonade, in Paketen, zu 2s. für acht Bechergläser, die auch nur die Zugabe von Wasser erfordert. SPYRING und MARSDEN bitten diejenigen, die eines der oben genannten Produkte haben möchten, den Namen auf der Flasche, der Verpackung und der Schachtel zu beachten, da sie sonst enttäuscht werden könnten, wenn sie nicht den Artikel erhalten, den sie erwarten, da die Säure und die Limonade von mehreren Personen kopiert worden sind. Sie [SPYRING und MARSDEN] halten es für notwendig, diese Warnung anzuhängen, da viele bereits getäuscht worden sind.“ [3]
– „SPYRING and MARDSEN’S Lemon Acid, FOR PUNCH, LEMONADE, SAUCES, AND OTHER DOMESTIC PURPOSES. This Acid possesses all the grateful flavour of the lemon, makes most excellent Punch, Lemonade, Shrub, and Negus, instantly dissolves in warm or cold water. It is also adapted for every purpose in cookery, where the lemon is required, such as sauces, jellies, &c. &c. The constant demand for lemons, and the difficulty of obtaining them in many places, encouraged the Proprietors to offer to the Public this valuable Acid, which has, in domestic use, been found superior to any other article of this description, as it not only affords the acidity, but the most agreeable fragrancy of the lemon. The convenience of this Acid for Taverns and Inns is sufficiently obvious, as it will make punch &c. at any time of the year, equally rich as with the fruit. For balls and assemblies this elegant preparation is particularly desirable, as lemonade and negus may be made in the most easy and expeditious manner. Families will also find it extremely useful to keep by them, it being so finely powdered as to dissolve immediately, which prevents the usual trouble of pressing lemons at table. It is particularly recommended to Officers and Gentlemen when travelling, as it takes but little room, and, with the addition of sugar, will make a pleasant beverage. Captains of ships and others going long voyages, will find it an useful addition to their stores, as it will keep good for considerable time. THE FOLLOWING PROPORTIONS MAY BE USED FOR PUNCH. – A large tea-spoonful of Lemon Acid, a quarter of a pound of sugar, a quart of boiling water, half a pint of rum, and a quarter of a pint of brandy. For a tumbler, a little acid on the handle of a spoon is sufficient. It is necessary to make the sherbet rich with sugar before you add the spirits. LEMONADE. – A large tea-spoonful of the Acid, a quarter of a pound of sugar, and two pints and a half of water. SHRUB. – One gallon of rum, six pints of water, two pounds and a half of lump sugar, and one ounce bottle of Lemon Acid. The above quantities to be varied as agreeable; also for sauces, jellies, soups, puddings, &c. Prepared only by them, at No. 163, BOROUGH, London. Sold in bottles at 2s. 6d. by most Oilmen, Druggists, Grocers, and Libraries, in Town and Country. Also, their Aerated Lemonade, in boxes at 3s. containing powders for eight tumblers. Their Portable Lemonade, in packets, at 2s. for eight tumblers, which also only requires the addition of water. SPYRING and MARSDEN request those who wish to have either of the above, to notice their name on the bottle, wrapper, and box, otherwise they may be disappointed in not having the article they expect, as their Acid and Lemonade have been copied by several persons. They think it necessary to annex this caution, as many have been already deceived.“ [3]
Der nächstjüngere Fund für Brausepulver, den wir machen konnten, stammt aus dem Jahr 1850. Dort wird ein Rezept angegeben, wie dieses herzustellen ist. [7-243]
Zusammenfassung
Wir haben festgestellt, daß Limonade nicht nur aus frischen Zitronen, sondern auch aus Limonadenpulver hergestellt werden konnte. Dieses Pulver wurde auf verschiedene Arten hergestellt, und man kannte es mindestens schon seit 1763. Man verwendete zu dessen Produktion auch Zitronensäure. Spätestens seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde diese auch als Ersatz für Zitronen bei der Herstellung von Punch beworben. Ein Pulver zur einfachen Zubereitung von sprudelnder Limonade gibt es mindestens seit 1813.
Zwar sagt man, die Limonade sei über Italien und Frankreich nach England gekommen. Doch entstand die Limonade im Mittelmeerraum? Hat sie einen anderen Ursprung? Seit wann bereitet man sie schon zu? Auf diese Fragen gibt der nächste Beitrag dieser Serie Auskunft.
https://archive.org/details/b21355897/page/n5/mode/2up R. Shannon: Practical observations on the operation and effects of certain medicines, in the prevention and cure of diseases to which Europeans are subject in hot climates, and in these kingdoms; particularly those of the liver, flux, and yellow fever: applicable also to the prevention and cure of the scurvy. Written in a familiar Style. Recommended to the persual of every person going to sea, and residing abroad. To which are added, plain directions for private use in the absence of a physician; and observations on the diseases and diet of negroes. London, 1794.
https://archive.org/details/druggistsgenera03beasgoog/page/n254/mode/2up/search/%22sherbet+powder%22?q=%22sherbet+powder%22 Henry Beasley: The druggist’s general receipt book: comprising acopious veterinary formulary, and table of veterinary materia medica; numerous recipes in patent and proprietary medicines, druggist’s nostrums, etc.; facitious mineral waters, & powders for preparing them; perfumery and cosmetics; beverages, dietetic articles, and condiments; trade chemicals, miscellaneous compounds used in the arts, domestic economy, &c.; useful tables and memoranda. London, 1850.
https://archive.org/details/dictionnairedeli02duch/page/494/mode/2up?q=%22Limonade+en+poudre%22 Anonymus (Henri Gabriel Duchesne): Dictionnaire de l’industrie, ou, collection raisonnée des procédés utiles dans les sciences et dans les arts; contenant nombre de secrets curieux & intéressants pour l’économie & les besoins de la vie; l’indication de différentes expériences à faire; la description de plusieurs jeux très singuliers & très amusants; les notices de découvertes & inventions nouvelles; les détails nécessaires pour se mettre à l’abri des fraudes & falsifications dans plusieurs objets de commerce & de fabrique: ouvrage également propre aux artistes, aux négociants & aux gens du monde. Paris, 1776.
Einen Collins kann man durchaus auch als Limonade betrachten. Grund genug, um sich mit der Limonade und deren Stellenwert am Anfang des 19. Jahrhunderts zu befassen.
Limonade
An dieser Stelle sei also kurz ein kleiner Beitrag zur Limonade eingeschoben, bevor wir uns nach dem Sodawasser mit dem Gin Punch des Garrick Clubs beschäftigen. Da dieser ebenso wie der sich daraus entwickelnde Collins Sodawasser, Zucker und Zitronensaft enthält, was prinzipiell einer Limonade entspricht, könnte man die Limonade neben dem Punch als den eigentlichen Ursprung betrachten. Beginnen wir unsere Betrachtungen zunächst einmal mit Limonadenpulver und sprudelnder Limonade, bevor wir uns im nächsten Beitrag mit dem wahren Ursprung der Limonade beschäftigen.
Der älteste englische Hinweis auf Limonade soll aus dem Jahr 1663 stammen. In „The Parson’s Wedding“ heißt es: „bereite etwas Limonade zu und laß es durch den Jungen in meine Kammer bringen“. [1-7] [2-423]
– „make some lemonade, and send it by the boy to my chamber;“ [1-7] [2-423]
Die Limonade scheint aus Italien über Frankreich nach England gekommen zu sein, so sagt man jedenfalls, und sei aus frisch gepreßten Zitronen, mit Zucker oder Honig gesüßt, und mit Wasser verdünnt zubereitet worden sein. [1-7]
Die Wahrheit sieht aber etwas anders aus. Wie wir im folgenden Beitrag zeigen werden, lag der Ursprung der Limonande in Indien.
Gleichwohl kannte man Limonade schon früh in Europa. Anistatia Miller berichtet, trank man im 16. Jahrhundert in Frankreich gesüßten Zitronensaft mit Wasser als Erfrischung. Eine wahrhafte Innovation war es, eine solche Limonade mit sprudelndem Sodawasser herzustellen. Dies geschah in Paris im Sommer des Jahres 1630. Dadurch wurde Limonade noch beliebter, und im Jahr 1676 wurde von den Limonadenverkäufern eine Handelsgilde namens ›Compagnie de Limonadiers‹ gegründet. [17]
Was wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen, ist die Tatsache, daß nicht nur Sodawasser, sondern auch Limonade in Europa sehr beliebt war. Johann Kaspar Riesbeck berichtet in seinen 1783 erschienenen Buch ›Briefe eines reisenden Franzosen‹ über Wien: »Eins der schönsten Schauspiele für mich waren in den letzten Sommernächten die sogenannten Limonadenhütten. Man schlägt auf den größern Plätzen der Stadt eine grosse Zelte auf, worin zur Nachtzeit Limonade geschenkt wird. Einige hundert Stüle stehn oft darum her, und sind mit Damen und Herrn besezt. In einer kleinen Entfernung steht eine starke Bande Musikanten, und die grosse Stille, welche die zahlreichste Versammlung hier zu beobachten pflegt, thut alsdann eine unbeschreiblich gute Wirkung. Die vortreffliche Musik, die feyerliche Stille, das Vertrauliche, welches die Nacht der Gesellschaft einflößt, alles giebt dem Auftritt einen besondern Reiz.« [16-380] [16-381]
Limonadenpulver
Die Verfügbarkeit von frischen Zitronen war sicherlich ein Problem, denn sie waren nicht immer erhältlich. Doch es gab dafür eine Lösung. Eine französische Publikation des Jahres 1783 schreibt: „Limonadenpulver, harntreibend & appetitanregend, sehr erfrischend. Man gibt eine Unze dieses Pulvers in eine Pinte Wasser, man quirlt das Ganze zusammen, und die Limonade ist gemacht.“ [10-39]
– „Limonade en poudre, diurétique & apéritive, très – rafraîchissante. On met une once de cette poudre dans une chopine d’eau, on bat le tout ensemble , & la limonade est faite.“ [10-39]
Bereits 1776 schrieb ein anderes französisches Buch ebenfalls über Limonadenpulver: „LIMONADE IN PULVERFORM. Matrosen, & diejenigen, die lange Seereisen machen, sind, wie es geschieht, der Gefahr ausgesetzt, von Skorbut befallen zu werden: Säuren sind die stärksten Schutzmittel gegen diese Krankheit: das Pflanzenreich liefert mehrere heilsame Säuren, aber wenn sie zu Sirup reduziert werden, sind sie anfällig für Gärung. Man hat sich überlegt, eine pulverisierte Limonade herzustellen, die, in Flaschen verschlossen, transportiert werden kann, ohne die geringste Veränderung zu erleiden. Seefahrer, die um die Welt gesegelt sind, haben die Sicherheit ihrer Besatzungen der Verwendung dieses kostbaren Pulvers zu verdanken. Menschen, die auf dem Land leben und in der Hitze des Sommers keine Zitronen in Reichweite haben, können diese Pulverlimonade selbst zubereiten, das Verfahren dafür ist wie folgt. Es besteht darin, daß man drei Gros [ungefähr 12 Gramm [14]] Salz der Oxalsäure (fremdes Salz, das durch den Handel zu uns kommt, & von dem wir in dem Wort SEL ESSENTIEL D’OSEIL gesprochen haben), ein Pfund Zucker nimmt. Man zerkleinert das Salz der Oxalsäure zu einem feinen Pulver und vermischt es mit Puderzucker; dieser Mischung fügt man acht Tropfen ätherisches Zitronenöl hinzu, wodurch die Mischung den Geruch und Geschmack von Limonade erhält; man füllt sie in Flaschen, wo sie sich sehr gut hält. Um es zu verwenden, gießt man eine Unze dieses Pulvers in eine Pinte Wasser; die Mischung wird geschüttelt, die Salze lösen sich auf, das Wasser wird trüb, hat das Aussehen von Limonade und ist ein wenig wie diese. Wir haben aber festgestellt, daß das ätherische Öl, das es dominiert, ihm eine unangenehme Schärfe verleiht, so daß uns dieses Getränk eher wie die Auflösung des Salzes der Oxalsäure erscheint als eine echte Limonade aus Zitronensaft. Außerdem wird diese sekundäre Flüssigkeit durch die Leichtigkeit, mit der sie aufbewahrt werden kann, und durch die Eigenschaften, die sie gegen Nierenstein hat, immer von großem Nutzen sein. Der ausgepreßte Saft von Zitronen, gemischt mit Zucker, bildet einen Sirup, der zwar weniger haltbar ist, aber ein Getränk ergibt, das eine echte Limonade ist, vor allem, wenn kein ätherisches Öl enthalten ist. Siehe das Wort INVENTIONS NOUVELLES , Buchstabe L, LIMONADE SECHE.“ [11-494] [11-495]
– „LIMONADE EN POUDRE. Les Marins, & ceux qui font des voyages de long cours sur mer, sont, comme l’on fait, exposés à être attaqués du scorbut: les acides sont les préservatifs les plus puissants contre cette maladie: le regne végétal fourniroit plusieurs acides salutaires, mais réduits en consiftance de syrops, ils sont suiets à fermenter. On a imaginé de préparer une limonade en poudre, qui enfermée dans des bouteilles peut se transporter, sans souffrir la moindre altération. Les Navigateurs qui ont fait le tour du monde, ont dû lè salut de leur équipage à l’usage de cette poudre précieuse. Les personnes qui habitent la campagne, & qui, pendant les chaleurs de l’été, ne sont point à portée de se procurer des citrons, peuvent préparer eux mêmes cette limonade en poudre, dont voici le procédé. Il consiste à prendre trois gros de sel essentiel d’oseil (sel étranger qui nous vient par la voie du Commerce, & dont nous avons parlé au mot, SEL ESSENTIEL D’OSEIL), une livre de sucre. On réduit le sel essentiel d’oseil en poudre fine, que l’on mêle avec le sucre royal en poudre; on ajoute à ce mêlange huit gouttes d’huile essentielle de citron, dont l’effet est de donner à ce mêlange l’odeur & le goût de la limonade; on la met dans des bouteilles, où elle se conserve très bien. Pour en faire usage, on délaie une once de cette poudre dans une chopine d’eau; on agite le mêlange, les sels se dissolvent, l’eau devient louche, a le coup-d’œil de la limonade, & s’en rapproche un peu. Mais nous avons trouvé que l’huile essentielle, qui y domine, lui communique une âcreté désagréable, en sorte que cette boisson nous paroît devoir être plutôt regardée comme la dissolution du fel d’oseil aromatisé, que comme une vraie limonade qui seroit faite avec le jus du citron. Au reste, cette liqueur sécondaire, par la facilité qu’elle a à fe conserver, & par les propriétés qu’on lui a reconnues contre la gravelle, sera toujours d’une très grande utilité. Le jus exprimé des citrons, & mêlé avec le sucre, forme un syrop qui, à la vérité, se conserve moins bien, mais donne une boisson qui est la véritable limonade, sur-tout s’il n’y entre point d’huile essentielle. Voyez au mot INVENTIONS NOUVELLES , lettre L, LIMONADE SECHE.“ [11-494] [11-495]
Ein Chemie-Buch des Jahres 1798 klärt uns darüber auf, was unter „sel essentiel d’oseil“ zu verstehen ist; es beschreibt es als „Oxalate acidule de potasse“, als „saures Oxalat von Kali“. [13-14] Wir haben es im oben zitierten Text als „Salz der Oxalsäure“ übersetzt. – Die Salze der Oxalsäure heißen Oxalate. Die Oxalsäure wurde 1769 von Johann Christian Wiegleb als Kaliumsalz entdeckt, und man kannte sie zunächst unter der Bezeichnung Kleesalz. 1776 wurde sie in größerer Menge durch die Oxidation von Zucker mit Salpetersäure hergestellt. Künstlich hergestellt wurde sie erstmals 1824. [12]
Interessant ist auch der Hinweis auf die „NEUEN ERFINDUNGEN“. Dort steht: „Trockene Limonade, die so gut ist, als wäre die Zitrone gerade erst ausgepreßt worden, & die sich hält. Belleville, Limonadier, rue du petit Carreau, mit dem Wappen von Frankreich: 1763.“ [11-410]
– „Limonade seche, aussi bonne que si le citron venoit d’être presse, & qui se conserve. Belleville, Limonadier, rue du petit Carreau, aux Armes de France: 1763.“ [11-410]
Es gab Limonadenpulver in Frankreich also bereits im Jahr 1763.
Ein Beitrag im Churpfalzbaierisches Intelligenzblatt aus dem Jahr 1785 beschreibt ebenfalls, wie man Limonadenpulver herzustellen habe: »XII. Bereitungsmittel des Limonadspulver. Das Limonadpulver ist ein dem Namen nach sehr bekanntes Arzneymittel, aber sehr viele wissen die Zusammensetzung nicht, die es haben muß, wenn das Getränk angenehm und heilsam seyn soll. Man nimmt drey Viertel Pfund Zucker, womit man von drey bis vier Zitronen das Gelbe der Schale abreibt. Diesen Zucker reibt man auf einer Reibe ganz fein in eine Schüssel, und drücket darauf den Saft, von den abgeriebenen Zitronen, läßt diese Masse an einem warmen Offen so trocken werden, daß man sie zu einem feinen Pulver reiben kann. Unter diesem mischt man ein halbes Pfund Weinsteinrahm. Von diesem Pulver kann man täglich etwa zwey Loth oder mehr unter das Wasser mischen, so wie jeder nach seinem Geschmacke es gut findet. Diese Limonade ist ein herrlicher Trank in heissen Tagen bey heftigen Wallungen des Blutes, und in den Mehresten Fiebern ungemein erquickend; es treibt zugleich gelinde den Urin ab, und befördert die Leibesöfnung. Eine andere Art Limonadenpulver, das nur bloß kühlt, ohne mehrere Oefnung zu machen, ist folgendes. Man mischt zwey und eine halbe Unze Oelzucker, der durch Abreiben des Zuckers von dem Gelben der Zitronen erhalten wird, und zwey Skrupel Sauerkleesalz untereinander, und thut davon so viel Theelöffel voll in ein Glas Wasser, daß es einem angenehmen Geschmack erhält. Diese Limonade schmeckt beynahe lieblicher, als die erste. In einigen Apotheken wird das Limonadepulver auf folgende, aber fehlerhafte Art zubereitet. Man nimmt 8 Loth auf oben beschriebene Weise Oelzucker, Zwey Quentchen Salpeter, und vier Skrupel Weinsteinsalz. Diese Bereitungsart ist ganz falsch. Denn, was soll das Weinsteinsalt im Limonadenpulver? Von denen 2 Quentchen Salpeter würde es nicht gar zu viel kühlende Kräfte besitzen. Es ist wohl zu glauben, daß man dem Apotheker eine Vorschrift zum Limonadepulver gab, worinn statt des Sauerkleesalzes die wesentliche Weinsteinsäure Sal acidum essenciale Tartari vorgeschrieben war. Der Apotheker hielt aber das saure Weinsteinsalz und das laugenhafte für eins, dieser Fehler entstand aus Mangel chemischer Kenntnisse, und es ist zu bedauern, daß sich dieser Fehler in manche Apotheke eingeschlichen hat. Möchte er doch durch diese Zurechtweisung verbessert werden!« [18-368] [18-369]
Weinsteinrahm nennt man auch: Kaliumhydrogentartat, Kalium bitartaricum, Tartarus depuratus, Kalium tartaricum acidum, oder Kaliumbitartrat. [19-207] Es ist das Monokaliumsalz der Weinsäure und kommt zusammen mit Calciumtartrat im Weinstein vor. Man verwendet es unter anderem als Säuerungsmittel in Backtriebmitteln, als Reinigungsmittel und in der Lebensmitteltechnologie. [20] Ein Brausepulver ist die hier beschriebene Rezeptur jedoch noch nicht. Hierzu fehlt die Zugabe von Natron. Gibt man nämlich eine Mischung aus Natron (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) und Weinsäure oder Zitronensäure in Wasser, reagieren Natron und Säure miteinander. Es entstehen Natriumtartrat bzw. Natriumcitrat und Kohlensäure. Diese zerfallen in Wasser und Kohlenstoffdioxid, wodurch das Getränk zu sprudeln anfängt. [21]
Limonadenpulver setzte man vielfältig ein. Das Gnädigstprivilegirte Leipziger Intelligenzblatt berichtet im Jahr 1770: »Des churfürstlich-sächs. Armenhauses zu Waldheim Limonadenpulver, welches, ein Theelöffel voll in ein Glas frisches Wasser eingethan, nach einigem Umrühren als die beste Limonade zur Kühlung und Erquickung zu trinken, mithin auf Reisen sehr bequem, auch in malo hypochondriaco zu Abführung der Blähungen, desgl. in hitzigen Fluß- und andern Fiebern zu Stillung des heftigen Durstes, ferner bey gehabtem Aergerniß und Schrecken, auch nach vielem Weintrinken, als das beste niederschlagende Mittel, dienstlich ist. Auch kann solche, bey Ermangelung frischer Citronen, in der Küche statt derselben an die Speisen und zu Brühen nützlich gebrauchet werden. Es ist unter seinem besonderen Siegel ächt und aufrichtig zu haben: in dem churfürstlichen Armenhause zu Waldheim selbsten; in Leipzig, in dem gnädigst priviligirten Intelligenz-Comtoir; in Dresden, in der Armenhaushauptcassenexpedition, bey dem Herrn Copist Fickern; in Mitweyda, bey dem churfürstl. Armenhausapotheker, Herrn Schubarthen; … [es folgen zahlreiche andere Bezugsquellen] … auch sonsten an verschiedenen großen Orten Deutschlands. Die blecherne Büchse à 4 Loth vor 6 gr. Churfürstl. Sächs. Conventionsmünze, und in Louisd’or à 5 Thlr.« [22-243] [22-244]
Limonadenpulver kannte man auch in England. In einem 1794 in London erschienenen Buch ist von „portable lemonade“ [5-xiv] und „lemonade powder“ [5-44] [5-306] [5-309] die Rede, also von „portabler Limonade“ und „Limonaden-Pulver“ . Es wird beschrieben, wie man Zitronen- oder Orangensaft eindicken läßt, um ihn haltbarer zu machen. Unter anderem steht dort: „In Afrika und auf den Westindischen Inseln ist es üblich, den gesäuberten Saft von Zitronen, Limetten oder Orangen der Sonnenhitze auszusetzen, um die wässrigen Teile zu verdampfen, damit sie von ihren Freunden mit auf See genommen werden können. Die Hitze der Sonne stößt den überflüssigen wässrigen Teil bald aus.“ [5-334] [5-335]
– „It is a common practice in Africa and the West Indies, to expose the depurated juice of lemons, limes or oranges, to the heat of the sun, to evaporate the aqueous parts for the use of their friends to take to sea. The heat of the sun soon exhales the superfluous watery part.“ [5-334] [5-335]
Doch es gab verschiedene Arten des Konzentrats. Im folgenden heißt es nämlich: „TROCKENE LIMONADE. Zu dem gesäuberten Saft von Zitronen, Limetten oder Orangen, der bis zur Konsistenz eines Sirups, „Robs“ [Frage: wer weiß, was darunter gemeint ist?] oder Extrakt eingedampft ist, fügt man das Sechsfache des Gewichts an Hutzucker hinzu und rührt das Ganze, bis es vollkommen trocken ist; auf diese Weise wird die Masse zu einem feinen Pulver reduziert, das abgekühlt in Flaschen abgefüllt werden sollte. Dieses Limonadenpulver kann noch geschmackvoller gemacht werden, indem man die Früchte gegen den Hutzucker reibt, und während es Farbe erhält und das ätherische Öl der Schale der Frucht aufsaugt, schabt man es mit einem Messer vom Zuckerstück ab und wiederholt das Reiben mit frischen Früchten, bis man genug erhält, um die Menge an Limonadenpulver zu aromatisieren, die hergestellt werden soll. Dieses wohlriechende Pulver ist mit dem Limonadenpulver gründlich zu vermischen, bevor es zum Gebrauch aufbewahrt wird.“ [5-335]
– „DRY LEMONADE. To the depurated juice of lemons, limes or oranges, evaporated to the consistence of syrup, rob, or extract, add six times the weight of loaf sugar, and keep the whole stirring till perfectly dry; by this means the mass will be reduced to a fine powder, which should be bottled up when cool. This lemonade powder may be rendered still more elegant, by rubbing the fruit against the loaf sugar, and as it receives colour and imbibes the essential oil of the peel of the fruit, scrape it off with a knife from the piece of sugar, and repeat the rubbing with fresh fruit until enough is obtained to flavour the quantity of lemonade powder intended to be made. This fragant powder is to be thoroughly mixed with the lemonade powder before it is put up for use.“ [5-335]
Danach wird ein alternatives Verfahren beschrieben: „In einem kalten Klima und ohne Hitze kann das Limonadenpulver in großer Perfektion gewonnen werden, indem man den gesäuberten Saft etwa sieben oder acht Grad Kälte unterhalb des Gefrierpunktes aussetzt. Die wässrigen Teile werden gefrieren, und das Eis kann entfernt werden, sobald es sich bildet; wenn der Prozess fortgesetzt wird, bis das Eis beginnt, Anzeichen von Säure zu zeigen, wird man feststellen, daß die verbleibende Säure auf etwa ein Achtel der ursprünglichen Menge reduziert ist; zur gleichen Zeit wird seine Säure achtmal so intensiv sein, … Diese konzentrierte Säure kann für den Einsatz aufbewahrt werden, oder wenn bevorzugt, kann es in trockene Limonade verwandelt werden, durch Zugabe des Sechsfachen seines Gewichts an Hutzucker in Pulverform.“ [5-336]
– „In a cold climate and without heat, The lemonade powder may be obtained in great perfection by exposing the depurated juice to about seven or eight degrees of cold below the freezing point. The aqueous parts will freeze, and the ice may be removed as it forms; if the process is continued until the ice begins to exhibit signs of acidity, the remaining acid will be found to be reduced to about one-eighth of its original quantity; at the same time, its acidity will be eigth times as intense, … This concentrated acid may be kept for use, or if preferred, it may be made into dry lemonade, by adding six times its weight of loaf sugar in powder.“ [5-336]
Ein Hinweis darauf, daß man eine Limonade anstatt mit frischem Zitronensaft auch mit Zitronensäure herstellen kann, findet man beispielsweise in einem Artikel aus dem Jahr 1801. [8-119] Man kann sich jedoch gut vorstellen, daß dies schon viel früher geschah, denn Zitronensäure wurde erstmals 1784 aus Zitronensaft von Carl Wilhelm Scheele isoliert. [9]
Auch Johann Georg Krünitz beschreibt das Limonadenpulver in seiner Encyclopädie mit dem Eintrag: »Limonaden=Pulver, ist ein Pulver, das aus der eingetrockneten Citronen=Säure, Zucker etc. etc. besteht, und das, so wie man es ins Wasser schüttet, eine wahre Limonade hervorbringt. Man nimmt dazu 2 Unzen Citronen=Saft, 6 Unzen Zucker, und 8 Unzen Wein. Man vermischt dieses zusammen und dampft es über dem Feuer bis zum Trocknen sehr gelinde ab. Alsdann pulverisirt man es, und vermischt es mit noch 2 Unzen Zucker, welche vorher über einigen frischen Citronen abgerieben worden. Hierauf thut man das Pulver in ein Arzneyglas, und bewahrt es vor dem Zutritt der Luft, von der es sonst in sehr kurzer Zeit feucht wird. Nach einer andern Methode nimmt man 4 Unzen vom feinsten Zucker, stößt ihn zu Pulver, thut dann 2 1/2 Drachmen Sauer=Kleesalz und 60 Tropfen vom ächten Cedernöhl hinzu, welches wohl mit einander vermischt wird. Oder man reibt von einer oder mehreren Citronen die gelbe Schale auf hartem Zucker so lange ab, bis der Zucker hinlänglich Oehl daraus in sich genommen hat, und mischt hernach das Sauerkleesalz hinzu. Oder man nimmt auch statt des letzteren eben so viel Cremor Tartari, wodurch man auch ein Limonaden=Pulver erhält. Dieses letztere löset sich aber in kaltem Wasser nicht auf, sondern senkt sich zu Boden, und muß daher beym Gebrauche umgerührt werden.« [15-171] [15-172]
In einer Anzeige im Cambrian, erschienen im walisischen Swansea, wird am 10. August 1811 geworben für „Spyring and Marsden’s reine Zitronensäure, für PUNCH, LIMONADE, SAUCEN, &c.“ [6] Man gibt an, wo diese in London hergestellte Zitronensäure erworben werden kann und fügt hinzu: „wo auch ihre portable LIMONADE zu haben ist, die nur die Zugabe von Wasser erfordert, in Paketen, 2s.“ [6]
– „Spyring and Marsden’s Pure Lemon Acid, for PUNCH, LEMONADE, SAUCES, &c.“ [6] … „where also may be had their Portable LEMONADE, which only requires the addition of water, in packets, 2s.“ [6]
Es wird leider nicht gesagt, ob diese Instant-Limonade nach der Zubereitung eine stille oder sprudelnde Limonade war. Wann man damit begann, künstlich karbonisiertes Wasser zu aromatisieren, ist unklar. Man darf jedoch davon ausgehen, daß dies schon sehr bald geschah. Bisher wurde berichtet, der älteste bekannte Hinweis auf eine sprudelnde Limonade stamme aus dem Jahr 1833. [1-11] Wir haben jedoch einen wesentlich älteren Beleg gefunden.
Im Jahr 1813 bewirbt dieselbe Firma, Spyring and Marsden’s, nämlich ihre „Aerated Lemonade“, ihre „mit Luft durchsetzte Lemonade“. Diese Anzeige ist der älteste Beleg für eine sprudelnde Limonade, die wir finden konnten und liegt somit 20 Jahre vor der bisher bekannten Ersterwähnung. In der Anzeige heißt es: „SPYRING AND MARSDEN’S AERATED LEMONADE, auch für NEGUS geeignet, ZUBEREITET AUS IHRER ZITRONENSÄURE. DIESES herrliche Sommergetränk ist ohne die geringste Mühe herzustellen, da es nur die Zugabe von Wasser erfordert. Personen, die auf dem Lande oder an einer Wasserstelle wohnen, werden von der Bequemlichkeit dieses Getränks bei ihren Spaziergängen überzeugt sein; Offiziere der Armee auf einem Marsch, Damen oder Herren auf Reisen, Vergnügungsgesellschaften auf dem Wasser, in der Tat, jeder wird nach einer Probe von seinem überlegenen Wert verglichen mit irgendetwas dieser Art, das jemals der Öffentlichkeit angeboten wurde, überzeugt sein. Verkauft in Schachteln zu 3s. pro Stück, ausreichend für acht Bechergläser, von den meisten Konditoren, Drogisten, italienischen Lagerhäusern und Bibliotheken. Hergestellt nur von SPYRING und MARSDEN, 163, Borough, London, Einzelunternehmer der PORTABLEN LIMONADE und ZITRONENSÄURE für den Hausgebrauch.“ [4]
– „SPYRING AND MARSDEN’S AERATED LEMONADE, Also adopted for NEGUS, PREPARED FROM THEIR LEMON ACID. THIS delightful Summer Beverage is made without the least trouble, as it only requires the addition of water. Persons residing in the country, or at a watering place, will be convinced of its convenience in their walks; when at a distance from home they may refresh themselves with so grateful a beverage. Officers of the Army on a march, Ladies or Gentlemen travelling, parties of pleasure on the water, in fact, every one on trial will be persuaded of its superior value to any thing of the kind ever offered to the public. Sold, in boxes at 3s. each, sufficient for eight tumblers, by most Confectioners, Druggists, Italian Warehouses, and Libraries. Prepared only by SPYRING and MARSDEN, 163, Borough, London, sole Proprietors of the PORTABLE LEMONADE and LEMON ACID for domestic purposes.“ [4]
Dies ist aus unserer Sicht eine wichtige Anzeige, denn „ihre mit Luft durchsetzte Limonade, … ist ohne die geringste Mühe herzustellen, da es nur die Zugabe von Wasser erfordert. … Verkauft in Schachteln zu 3s. mit Pulver für acht Bechergläser“. Es gab also spätestens im Jahr 1813 schon ein Brausepulver zu erwerben.
Die Anzeige von Spyring aus dem Jahr 1814 preist schließlich sehr ausfühlich die Produkte der Firma an, darunter auch das Brausepulver: „SPYRING and MARDSEN’S Zitronensäure, FÜR PUNCH, LIMONADE, SAUCEN, UND ANDERE HÄUSLICHE ZWECKE. Diese Säure besitzt den ganzen wohltuenden Geschmack der Zitrone, macht ganz ausgezeichneten Punch, Limonade, Shrub, und Negus, löst sich sofort in warmem oder kaltem Wasser auf. Sie ist auch für jeden Zweck in der Küche geeignet, wo die Zitrone benötigt wird, wie z.B. für Saucen, Gelees, &c. &c. Die ständige Nachfrage nach Zitronen und die Schwierigkeit, sie an vielen Orten zu erhalten, ermutigte die Eigentümer, dem Publikum diese wertvolle Säure anzubieten, die sich im häuslichen Gebrauch als besser als jeder andere Artikel dieser Bezeichnung erwiesen hat, da sie nicht nur die Säure, sondern auch den angenehmsten Wohlgeruch der Zitrone bietet. Die Zweckmäßigkeit dieser Säure für Tavernen und Wirtshäuser ist hinreichend offensichtlich, da sie Punch &c. zu jeder Zeit des Jahres ebenso reichhaltig wie mit der Frucht machen wird. Für Bälle und Versammlungen ist diese elegante Zubereitung besonders wünschenswert, da Limonade und Negus auf die einfachste und schnellste Weise hergestellt werden können. Familien werden es auch äußerst nützlich finden, sie bei sich zu haben, da sie so fein pulverisiert ist, daß sie sich sofort auflöst, was die übliche Mühe des Auspressens von Zitronen bei Tisch vermeidet. Sie ist besonders für Offiziere und Gentlemen auf Reisen zu empfehlen, da sie nur wenig Platz benötigt und mit dem Zusatz von Zucker ein angenehmes Getränk ergibt. Schiffskapitäne und andere, die lange Reisen unternehmen, werden sie als nützliche Ergänzung zu ihren Vorräten empfinden, da sie lange haltbar ist. DIE FOLGENDEN VERHÄLTNISSE KÖNNEN FÜR PUNCH VERWENDET WERDEN. – Ein großer Teelöffel Zitronensäure, ein Viertelpfund Zucker, ein Quart kochendes Wasser, eine halbe Pinte Rum und eine Viertelpinte Brandy. Für ein Becherglas genügt ein wenig Säure am Stiel eines Löffels. Es ist notwendig, das Sherbet mit Zucker anzureichern, bevor man die Spirituosen hinzufügt. LIMONADE. – Ein großer Teelöffel der Säure, ein Viertelpfund Zucker und zweieinhalb Pinten Wasser. SHRUB. – Eine Gallone Rum, sechs Pinten Wasser, zweieinhalb Pfund Hutzucker, und eine Unzen-Flasche Zitronensäure. Die obigen Mengen können nach Belieben variiert werden; auch für Saucen, Gelees, Suppen, Puddings, &c. Nur von ihnen zubereitet, in Nr. 163, BOROUGH, London. Verkauft in Flaschen zu 2s. 6d. bei den meisten Ölhändlern, Drogisten, Lebensmittelhändlern und Bibliotheken in Stadt und Land. Außerdem ihre mit Luft durchsetzte Limonade, in Schachteln zu 3s. mit Pulver für acht Bechergläser. Ihre tragbare Limonade, in Paketen, zu 2s. für acht Bechergläser, die auch nur die Zugabe von Wasser erfordert. SPYRING und MARSDEN bitten diejenigen, die eines der oben genannten Produkte haben möchten, den Namen auf der Flasche, der Verpackung und der Schachtel zu beachten, da sie sonst enttäuscht werden könnten, wenn sie nicht den Artikel erhalten, den sie erwarten, da die Säure und die Limonade von mehreren Personen kopiert worden sind. Sie [SPYRING und MARSDEN] halten es für notwendig, diese Warnung anzuhängen, da viele bereits getäuscht worden sind.“ [3]
– „SPYRING and MARDSEN’S Lemon Acid, FOR PUNCH, LEMONADE, SAUCES, AND OTHER DOMESTIC PURPOSES. This Acid possesses all the grateful flavour of the lemon, makes most excellent Punch, Lemonade, Shrub, and Negus, instantly dissolves in warm or cold water. It is also adapted for every purpose in cookery, where the lemon is required, such as sauces, jellies, &c. &c. The constant demand for lemons, and the difficulty of obtaining them in many places, encouraged the Proprietors to offer to the Public this valuable Acid, which has, in domestic use, been found superior to any other article of this description, as it not only affords the acidity, but the most agreeable fragrancy of the lemon. The convenience of this Acid for Taverns and Inns is sufficiently obvious, as it will make punch &c. at any time of the year, equally rich as with the fruit. For balls and assemblies this elegant preparation is particularly desirable, as lemonade and negus may be made in the most easy and expeditious manner. Families will also find it extremely useful to keep by them, it being so finely powdered as to dissolve immediately, which prevents the usual trouble of pressing lemons at table. It is particularly recommended to Officers and Gentlemen when travelling, as it takes but little room, and, with the addition of sugar, will make a pleasant beverage. Captains of ships and others going long voyages, will find it an useful addition to their stores, as it will keep good for considerable time. THE FOLLOWING PROPORTIONS MAY BE USED FOR PUNCH. – A large tea-spoonful of Lemon Acid, a quarter of a pound of sugar, a quart of boiling water, half a pint of rum, and a quarter of a pint of brandy. For a tumbler, a little acid on the handle of a spoon is sufficient. It is necessary to make the sherbet rich with sugar before you add the spirits. LEMONADE. – A large tea-spoonful of the Acid, a quarter of a pound of sugar, and two pints and a half of water. SHRUB. – One gallon of rum, six pints of water, two pounds and a half of lump sugar, and one ounce bottle of Lemon Acid. The above quantities to be varied as agreeable; also for sauces, jellies, soups, puddings, &c. Prepared only by them, at No. 163, BOROUGH, London. Sold in bottles at 2s. 6d. by most Oilmen, Druggists, Grocers, and Libraries, in Town and Country. Also, their Aerated Lemonade, in boxes at 3s. containing powders for eight tumblers. Their Portable Lemonade, in packets, at 2s. for eight tumblers, which also only requires the addition of water. SPYRING and MARSDEN request those who wish to have either of the above, to notice their name on the bottle, wrapper, and box, otherwise they may be disappointed in not having the article they expect, as their Acid and Lemonade have been copied by several persons. They think it necessary to annex this caution, as many have been already deceived.“ [3]
Der nächstjüngere Fund für Brausepulver, den wir machen konnten, stammt aus dem Jahr 1850. Dort wird ein Rezept angegeben, wie dieses herzustellen ist. [7-243]
Zusammenfassung
Wir haben festgestellt, daß Limonade nicht nur aus frischen Zitronen, sondern auch aus Limonadenpulver hergestellt werden konnte. Dieses Pulver wurde auf verschiedene Arten hergestellt, und man kannte es mindestens schon seit 1763. Man verwendete zu dessen Produktion auch Zitronensäure. Spätestens seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde diese auch als Ersatz für Zitronen bei der Herstellung von Punch beworben. Ein Pulver zur einfachen Zubereitung von sprudelnder Limonade gibt es mindestens seit 1813.
Zwar sagt man, die Limonade sei über Italien und Frankreich nach England gekommen. Doch entstand die Limonade im Mittelmeerraum? Hat sie einen anderen Ursprung? Seit wann bereitet man sie schon zu? Auf diese Fragen gibt der nächste Beitrag dieser Serie Auskunft.
Quellen
explicit capitulum
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