Die Geschichte von Zuckerrohr, Rum, Rhum Agricole und Cachaça ist eng miteinander verwoben und bietet spannende Einblicke in die Weltgeschichte. Wir haben die für ein besseres Verständnis der Spirituosen wichtigen Fakten zusammengestellt.
Dies ist der erste Teil unserer Beitragsreihe, die sich mit Rum, Rhum Agricole und Cachaça beschäftigt:
Das Zuckerrohr, Grundlage für Rum, Rhum und Cachaça, wird im Mittelmehrraum schon lange angebaut, und zwar in Marokko ab 700, in Spanien ab 750, auf Malta ab 900, auf Sizilien ab 960, schließlich auf Madeira ab 1425 und auf den Kanarischen Inseln ab 1480. [44] So wundert es nicht, daß Genueser Händler im 14. Jahrhundert damit beginnen, eine heimische Spirituose aus Zuckerrohr herzustellen, um die hohen Importkosten von Arrak zu vermeiden. Ihr Produkt nennen sie ebenfalls Arrak oder auch Acqua Vitae. [1][39a]
Nachdem Christopher Columbus 1492 zahlreiche Inseln in der Karibik entdeckt hatte, nahm er auf seiner zweiten Expedition 1493 Zuckerrohrschösslinge von den Kanarischen Inseln mit sich. 1494 wurde aus Santo Domingo gemeldet, daß die kleine Menge Zuckerrohr, die man auf Hispaniola angepflanzt habe, vortrefflich gedeihe. Eine Zuckerwirtschaft konnte jedoch aufgrund der instabilen Bevölkerungslage nicht aufgebaut werden. Dies gelangt erst um 1510. Genauere Angaben lassen sich nicht mit Sicherheit machen. Einige Quellen sprechen davon, ein gewisser Aguilón habe um 1505 den ersten Zucker hergestellt. Dem widersprechen andere Aussagen, demzufolge die erste Person, die Zuckerrohr auf der Insel pflanzte, Pedro de Atienza gewesen sei, und der erste, der aus diesem Zuckerrohr Zucker hergestellt habe, Miguel Ballester gewesen sei. Anderen Aussagen zufolge wurde der erste Zucker von Gonzalo de Velosa produziert. Diese Widersprüchlichkeiten sind darauf zurückzuführen, daß mehrere aufeinanderfolgende oder nebeneinander bestehender Produktionsweisen und -techniken vorhanden waren und verwechselt wurden. Berücksichtigt man, ob der Zucker selbst oder durch fremde Arbeitskräfte und mit welchen technischen Hilfsmitteln produziert wurde und ob er für den Eigengebrauch oder für den Markt bestimmt war, lösen sich diese Widersprüchlichkeiten auf. Eine nennenswerte Zuckerproduktion ist erst ab 1515 vorhanden unter der Verwendung von rotierenden Walzen zur Verarbeitung des Zuckerrohrs. [2]
Auch auf den anderen Inseln wird ab diesem Zeitraum Zuckerrohr angebaut. Beispielsweise kam 1511 das Zuckerrohr nach Kuba, 1527 ist eine Zuckerproduktion auf Jamaika nachweisbar. [3]
Nach Brasilien wurde Zuckerrohr bereits 1504 oder 1505 von Portugiesen gebracht. [39c] In Brasilien ließ angeblich ein portugiesischer Admiral bereits um 1520 Zucker herstellen; von dieser Produktionsstätte könnte der Zucker stammen, der 1520 und 1526 im Lissaboner Zollregister erwähnt wird. Martim Alfonso de Sousa gründet 1532 São Vicente als erste permanente portugiesische Siedlung in Amerika [4] und ließ drei Zuckermühlen errichten. Er ließ außerdem kupferne Brennkolben installieren, um aus Zuckerrohrwein (Garapa Azeda) einen Zuckerrohrschnaps (Aguardente de Caña) zu destillieren. [1][3][39b] Intensiviert wurde der Zuckeranbau ab 1534 unter Duarte Coelho Pereira. [3][5]
Teil der Geschichte des Rums ist auch der Einsatz von Sklaven. Beispielhaft hierfür sei auf Bartolomé de Las Casas eingegangen. Er war einer der frühesten Verteidiger der Menschenrechte der Indios und predigte gegen deren Versklavung. Seine Werke beinhalten die frühesten Anklagen gegen den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern, den er als Augenzeuge miterlebt hatte. Er nutzte seine Stellung am Spanischen Hof und in der katholischen Kirche, um sich für die Rechte der Ureinwohner einzusetzen. Zwar wurden auf sein Betreiben hin neue Gesetze durch den spanischen König erlassen, diese ließen sich jedoch nicht durchsetzen. Auch ist auf seinen Einfluß hin 1537 die päpstliche Bulle „Sublimis Deus“ hin erlassen worden, die die Versklavung indianischer Ureinwohner und aller anderen Menschen verbot. Bereits zu Lebzeiten Las Casas‘ waren die Ureinwohner der Großen Antillen, die Tahínos, bis auf wenige Überlebende durch Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten vernichtet worden. [34][35] [14a]
Zwar ließ Bartolomé de Las Casas einige seiner Werke drucken, diese waren jedoch nur für einen engen Leserkreis, wie beispielsweise Prinz Philipp, bestimmt. Veröffentlichungen über die „westindischen Angelegenheiten“ ohne Genehmigung des Indienrates wurden schwer bestraft, seit 1558 sogar mit der Todesstrafe. Daher entstanden die meisten Veröffentlichungen außerhalb Spaniens. Als Beispiel seien genannt „Kurtze Erklärung der fürnembsten Thaten, so durch die Spanier beschehen in etlichen Orten der neuwen Welt“ erschienen 1599 in Frankfurt am Main oder „Warhafftiger vnd gründtlicher Bericht der Hispanier grewlichen, vnd abschewlichen Tyranney, von jhnen in den West Indien, so die Neuwe Welt genennet wirt, begangen“, erschienen 1597 (als Nachdruck der Erstausgabe von 1552). [34][36][37][14a]
Die ersten 50 afrikanischen Sklaven wurden 1510 nach Hispaniola verschleppt. [38] Diese Art von Handel hatte in Afrika bereits lange Tradition. Schon 400 Jahre vorher verkauften westafrikanische Könige an der Küste von Angola und der Elfenbeinküste Gefangene als Sklaven nach Ostindien. [14b]
Auf Kuba wird 1598 ein Zuckerrohrschnaps (Aguardiente de Caña) hergestellt. [1][17]
1621 übernimmt die Niederländische Westindien-Kompanie [6] die Kontrolle über den Nordosten Brasiliens. Diese Kompanie wurde 1621 durch die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande gegründet und erhielt das Monopol für den Handel in Westafrika und Amerika. Sie gründete unter anderem 1626 Niew Amsterdam auf Manhattan und Niederländisch-Guayana [7] an der Nordküste Südamerikas, wo die Niederländer bereits ab 1600 kleinere Handelsposten angelegt hatten. Niederländisch-Brasilien [8] war von 1630 bis 1654 niederländische Kolonie im Nordosten Brasiliens und umfaßte Teilbereiche des bereits von Portugiesen besiedelten Landes. Bereits zwischen 1624 und 1627 besetzte man Teile der portugiesischen Kolonie, 1630 wurde die Provinz Pernambuco erobert. 1636 wurde Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen zum General-Gouverneur für Niederländisch-Brasilien ernannt, er förderte die Zuckerrohrproduktion. [25]
1627 lassen sich die ersten 80 britischen Siedler auf Barbados nieder, [1][11c][11j] das erste Zuckerrohr gelangt 1630 aus Brasilien auf die Insel. [9]
1637 läßt sich Pieter Blower, ein aus Brasilien stammender niederländischer Emigrant, auf Barbados nieder und bringt Zuckerrohrschösslinge und Destillierkolben mit. [1][17] Zuerst wurde das Zuckerrohr nur als Futter angepflanzt, oder um daraus ein Destillat zu gewinnen. Da sich der Tabakanbau finanziell nicht mehr lohnte, begannen die Siedler 1642 damit, Zuckerrohr für die Zuckergewinnung anzubauen. [10][11c] Um den Wert der Ernte zu erhöhen, wurde aus der Melasse eine Spirituose destilliert, die wir heute als Rum kennen. Barbados ist vermutlich der erste Ort, an dem Rum (aus Melasse) hergestellt wurde. [11a] Diese Nutzung der Melasse war sehr lohnend; der Verkauf von Rum und Melasse deckte sämtliche Kosten der Zuckerrohrplantage, der Erlös aus dem Zuckerverkauf konnte somit vollständig als Gewinn verbucht werden. [11g] Zuerst wurde auf Barbados nur für den Eigenbedarf produziert. 1650 hatte Barbados schon 75000 Bewohner. [11d] 1655 wurden auf der Insel geschätzt rund 4 Millionen Liter Rum produziert, obwohl noch kein Exportmarkt vorhanden war. Jeder Barbadier trank rund 40 Liter Rum pro Jahr. [11h] Wie wichtig Rum für die Bewohner war, zeigt beispielsweise die Aussage Richard Ligons: „Strong drinks are very requisite, where so much heat is, for the spirits being exhausted with much sweating, the inner parts are left cold and faint, and shall need comforting, and reviving“, daß also starke Getränke sehr notwendig seien, wo so viel Hitze sei, da die Seelen durch das viele Schwitzen erschöpft, die inneren Teile aber kalt und schwach seien und deshalb Trost und Wiederbelebung benötigten. [11j] Als der Zuckerexport nach Europa zunahm, wurde auch der überschüssige Rum und Melasse exportiert. [11l] So gingen schließlich mehr als 90% des aus Barbados und Antigua exportierten Rums nach Nordamerika, von anderen Inseln waren es oft 100%. Rum aus Barbados war so verbreitet, daß dort die Redewendung „Been to Barbados“, also daß man auf Barbados gewesen sei, als Synonym dafür galt, betrunken zu sein.[11m] Wie hoch die Erlöse waren, zeigt sich daran, daß sogar noch 1715 der Wert der Exporte aus Barbados nicht nur über dem der anderen Inseln lag, sondern sogar über allen anderen nordamerikanischen britischen Kolonien zusammengenommen. [11i] In spanischen Kolonien hingegen, auf denen ebenfalls viel Melasse weggeworfen wurde, spielte Rum aus Melasse keine Rolle. Dort war Rum nicht verbreitet, und die spanischen Wein- und Brandyproduzenten erwirkten ein Exportverbot für Rum, um ihren Absatzmarkt zu erhalten. [11k] Gleiches gilt für die französischen Inseln, denn die französischen Winzer und Cognac-Hersteller haben den Export von Rum und Melasse nach Frankreich erfolgreich verhindert, um ihr eigenes Monopol zu schützen. [11e]
1635 lassen sich auf Martinique französische Siedler nieder. [1]1637 wird auf Martinique erstmals aus St. Kitts eingeführtes Zuckerrohr angebaut. [9] Jedoch dauerte es bis 1640, bis die ersten Sklaven eintrafen, um auf den Zuckerrohrfeldern zu arbeiten. [12]1644 wandert der niederländischstämmige Benjamin Da Costa aus Brasilien nach Martinique ein und brachte Zuckermühle und Destillieranlagen mit auf die Insel. [13][17][39d]
1643 teilt Alvaro de Luces in einem Bericht über Kuba mit, daß in den meisten Zuckermühlen Aguardiente de Cachaça und in anderen Aguardiente de Caña hergestellt werde. [1]
1650 wird erstmals das Wort „Rum“ in einer Plantagenurkunde aus Barbados verwendet. Dort heißt es, das Anwesen „Three Houses“ besitze „four large mastick cisterns for liquor for Rum“, also vier große Mastixzisternen für Alkohol und Rum. [14][11f]
Der Oberste Gerichtshof von Connecticut untersagt 1654 die Einfuhr von Rum aus Barbados und ordnet an, „whatsoever Barbados liquors, commonly called rum, Kill Devill or the like“, also jeglichen Alkohol aus Barbados, der gemeinhin Rum oder Kill Devil genannt werde, zu konfiszieren. [9][18][11b] Ähnliche Gesetze zur Kontrolle des Rumhandels gab es 1653 in Bermuda oder 1657 in Massachusetts. [11b]
1657 veröffentlicht Richard Ligon, ein von 1647 bis 1650 auf Barbados lebender englischer Bürgerkriegsflüchtling und Eigentümer einer halben Zuckerrohrplantage, sein Werk über die Geschichte Barbados‘. Darin beschreibt er ausführlich die Zucker- und Rumproduktion auf der Insel. [15][29]
Die erste Rumbrennerei Nordamerikas entstand 1664 im heutigen Staten Island. In Boston eröffnete die erste Rum-Destillerie 1667. [16][17] Hergestellt wurde der Rum aus kubanischer Melasse. [1]
1664 beginnen in Nieuw Amsterdam, im heutigen Manhattan, niederländische Siedler damit, aus Melasse einen Branntwein herzustellen, [17] nachdem sie bereits ab 1640 verschiedene Schnäpse gebrannt hatten. [1][11r] Im selben Jahr ergab sich Niew Amsterdam, Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie Niew Nederland, kampflos den Briten. Später erfolgte dann eine Umbenennung in New York. [19]
1667 beschreibt Jean Babtiste Du Tertre in seinem Buch „Histoire générale des Antilles habitées par les François“, daß auf Martinique verschiedene Ausgangsstoffe aus der Zuckerproduktion fermentiert werden, um daraus Spirituosen herzustellen, die lokal als „tafia“ oder „guildice“ (vermutlich aus „kill devill“ abgeleitet) bezeichnet würden. Zu den Ausgangsstoffen zählt auch Melasse, aber am häufigsten werde ein „Vésoü“ genannter Saft verwendet, aus dem man ein Getränk herstelle , daß weithin auf den Inseln produziert und konsumiert werde. [20] Noch heute heißt die fermentierte Maische, aus der Rhum Agricole hergestellt wird, Vesou. Man darf also davon ausgehen, daß Rum für den lokalen Bedarf zumindest auf Martinique auch zu Zeiten der Rum-Produktion aus Melasse auch aus Zuckerrohrsaft hergestellt worden ist.
1687 wird Rum zum offiziellen Bestandteil der täglichen Verpflegung in der Königlich Britischen Marine, [1] nachdem es 1655 das erste Mal während des Angriffs auf Jamaika offiziell ausgegeben wurde. [11n] 1731 wird dann auch die Bierration in der Höhe von einer Gallone (ungefähr 4,5 Liter) durch ein halbes Pint Rum mit einem Alkoholgehalt zwischen 70 und 85 vol% ersetzt. [1] 1740 befiehlt Admiral Edward Vernon, daß zukünftig der Rum zweimal täglich und mit Wasser verdünnt (im Verhältnis 1:4) ausgegeben werden soll, anstatt wie bisher einmal täglich unverdünnt, um die Nebenwirkungen des Alkohols einzuschränken. Diese Mischung wurde nach des Admirals Spitznamen „Grog“ genannt. 1756 wurde diese Verdünnung schließlich für die gesamte Britische Marine bindend. [11o] 1823 wurde die Ration auf die Hälfte reduziert und 1850 erneut halbiert. [11p] Die tägliche Rumration, die „tot“ genannt wurde, wurde am 31. Juli 1970 abgeschafft, so daß dieser Tag als der „black tot day“ in die Geschichte einging. [21][11q]
Zwischen 1715 und 1720 wurde die erste Rum-Destillerie in Medford, Massachusetts, von John Hall gegründet. Medford-Rum war für seine hohe Qualität berühmt; [11t] der „New England Rum“ hingegen war von schlechter Qualität, kostete aber auch nur ein Drittel bis die Hälfte eines Rums von den Westindischen Inseln. [11s] Allerdings verliert Rum nach der amerikanischen Unabhängigkeit an Bedeutung, auch weil Melasse schwerer verfügbar wurde, und Whiskey übernimmt dessen Platz. [11e]
François Charles Achard erforschte und züchtete die Zuckerrübe. Er ist überzeugt, daß man daraus Zucker produzieren kann und bittet um Unterstützung Friedrichs des Großen. Da dieser Beweise für die Produktionsreife des Verfahrens sehen will, richtet man eine Runkel-Rüben-Roh-Zucker-Fabrikations-Versuchs-Kommission ein. Ende 1799 erhält man aus 15 Zentnern Rüben 57,5 Pfund Zucker und 37 Quart Branntwein und man versucht, in den Folgejahren eine Zuckerrübenindustrie aufzubauen. [22]1806 verhängt Napoléon schließlich eine Kontinentalsperre, [40] wodurch der Rohrzucker ferngehalten wurde. Dadurch erhielt die Zuckerrübe eine Chance, jedoch gelang es bis zur Ende der Sperre im Jahr 1813 nicht, aus der Rübe wirtschaftlich Zucker zu produzieren. Als in den 1820er Jahren Rohrzucker wieder günstig verfügbar war, schlossen fast alle deutschen Rübenzuckerfabriken. In Frankreich war dies nicht der Fall. Dort wurde 1811 der Import von Rohrzucker verboten und die Rübenzuckerindustrie intensiv gefördert. Im Jahr 1840 gab es in Frankreich bereits über 500 Rübenzuckerfabriken. [23] So kam es zu einer zunehmenden Verfügbarkeit von Rübenzucker und die französischen Kolonien verloren ihren Absatzmarkt. Beispielsweise waren in Martinique im Jahr 1870 57% der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit Zuckerrohr bebaut. Um überleben zu können, produzierten einige Destillerien den Rhum direkt aus Zuckerrohrsaft anstatt Melasse. So wurde der Rhum Agricole geboren bzw. wiedergeboren. [24] Dessen Produktion wurde auf den französischen Inseln durch die im 19. Jahrhundert auftretende Reblausplage gefördert. Diese trat erstmals 1863 auf und zerstörte bis 1885 große Teile der französischen Weinanbaugebiete. Da Wein und Cognac nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stand, wuchs die Nachfrage nach Rhum Agricole aus den französischen Kolonien. [42][43]
1883 wurden weltweit gleiche Mengen Zucker aus Zuckerrüben und Zuckerrohr hergestellt. [9]
Quellen:
Helmut Adam, Jens Hasenbein, Bastian Heuser: Cocktailian 2, Rum und Cachaça. 1. Auflage. ISBN 978-3-941641-41-9. Wiesbaden, Tre Torri Verlag, 2011. Seite 18-44.
Peter Martin. Zucker für die Welt: die Anfänge der Sklaverei und der Fabrikgesellschaft in Amerika. ISBN 978-3798324077. Berlin, Technische Uni Berlin, 2012. Daraus: Am Anfang ein Arzt, Seite 54-56.
Edmund O. von Lippman: Die Geschichte des Zuckers seit den ältesten Zeiten bis zum Beginne der Rübenzucker-Fabrikation. ISBN 978-3-642-50361-0. Heidelberg, Springer Verlag, 1970. Neudruck der Ausgabe von 1929. Seiten 422-424
Wayne Curtis: And a Bottle of Rum. A History of the New World in Ten Cocktails. ISBN 978-0-307-33862-4. New York, Three Rivers Press, 2006. 11a = Seite 14-15. 11b = Seite 15. 11c = Seite 16. 11d = Seite 18. 11e = Seite 136-139. 11f = Seite 26. 11g = Seite 27. 11h = Seite 29. 11i = Seite 19. 11j = Seite 34. 11k = Seite 43. 11l = Seite 43-44. 11m = Seite 45. 11n = Seite 54. 11o = Seite 56-58. 11p = Seite 60. 11q = Seite 61, 11r = Seite 96. 11s = Seite 98. 11t = Seite 100. 11u = Seite 102.
Anistatia Miller & Jared Brown: Cuba. The Legend of Rum. ISBN 0-9760937-8-2. London, Havana Club Collection & Mixellany Books, 2009. 14a: Seite 28ff. 14b: Seite 30ff.
Margaret .A. Clarke & Mary An Godshall: Chemistry and Processing of Sugarbeet and Sugarcane: Proceedings of the Symposium on the Chemistry and Processing of Sugarbeet, Denver, Colorado, April 6, 1987 and the Symposium on the Chemistry and Processing of Sugarcane, New Orleans, Louisiana, September 3-4, 1987. Elsevier, 1988. Daraus: R. Harris & D. H. West: Carribean Rum. Its Manufacture and Quality.
https://archive.org/details/trueexacthistor00ligo: Richard Ligon: A true & exact history of the island of Barbadoes : illustrated with a map of the island, as also the principal trees and plants there, set forth in their due proportions and shapes, drawn out by their several and respective scales : together with the ingenio that makes the sugar, with the plots of the several houses, rooms, and other places, that are used in the whole process of sugar-making … all cut in copper. London, Peter Parker, 1673.
http://www.loc.gov/item/2003663735/: Abbildung der Zuckerherstellung aus Jean-Baptiste Du Tetres Buch „Histoire générale des Antilles habitées par les François“, Band 2, Paris 1667, zwischen Seite 122-123.
http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ185158008: Girolamo Benzoni: Americae Das Fünffte Buch, Vol schöner vnerhörter Historien, auß dem andern theil Ioannis Benzonis von Meylandt gezogen (etc.). Frankfurt am Main, Johan Wechel, 1595. Daraus: Tafel 2 und 3, gestochen von Johann Theodor de Bry.
https://archive.org/details/kurtzeerklrungde00unkn_0: Bartolomé de Las Casas: Kurtze Erklärung der fürnembsten Thaten, so durch die Spanier beschehen in etlichen Orten der neuwen Welt, : so in folgenden Kupfferstücken, schön, zierlich vnd künstlich derselben bey jeder Historien, jetzt ins Teutsch dar gegeben werden. Frankfurt am Main, 1599.
https://archive.org/details/neweweltwarhafft00casa: Bartolomé de Las Casas: Newe Welt. : Warhafftige Anzeigung der Hispanier grewlichen, abschewlichen vnd vnmenschlichen Tyranney, von jhnen inn den indianischen Ländern, so gegen Nidergang der Sonnen gelegen, vnd die Newe Welt genennet wird, begangen. Frankfurt am Main, 1597.
Die Geschichte von Zuckerrohr, Rum, Rhum Agricole und Cachaça ist eng miteinander verwoben und bietet spannende Einblicke in die Weltgeschichte. Wir haben die für ein besseres Verständnis der Spirituosen wichtigen Fakten zusammengestellt.
Dies ist der erste Teil unserer Beitragsreihe, die sich mit Rum, Rhum Agricole und Cachaça beschäftigt:
Teil 1: Chronologie des Rums, Rhum Agricoles und Cachaças
Teil 2: Cachaça
Teil 3: Rhum Agricole
Teil 4: Theatrum Botanicum – Zucker-Rohr.
Teil 5: Zuckerrohrverarbeitung auf Antigua im Jahr 1823
Teil 6: Rum
Das Zuckerrohr, Grundlage für Rum, Rhum und Cachaça, wird im Mittelmehrraum schon lange angebaut, und zwar in Marokko ab 700, in Spanien ab 750, auf Malta ab 900, auf Sizilien ab 960, schließlich auf Madeira ab 1425 und auf den Kanarischen Inseln ab 1480. [44] So wundert es nicht, daß Genueser Händler im 14. Jahrhundert damit beginnen, eine heimische Spirituose aus Zuckerrohr herzustellen, um die hohen Importkosten von Arrak zu vermeiden. Ihr Produkt nennen sie ebenfalls Arrak oder auch Acqua Vitae. [1] [39a]
Nachdem Christopher Columbus 1492 zahlreiche Inseln in der Karibik entdeckt hatte, nahm er auf seiner zweiten Expedition 1493 Zuckerrohrschösslinge von den Kanarischen Inseln mit sich. 1494 wurde aus Santo Domingo gemeldet, daß die kleine Menge Zuckerrohr, die man auf Hispaniola angepflanzt habe, vortrefflich gedeihe. Eine Zuckerwirtschaft konnte jedoch aufgrund der instabilen Bevölkerungslage nicht aufgebaut werden. Dies gelangt erst um 1510. Genauere Angaben lassen sich nicht mit Sicherheit machen. Einige Quellen sprechen davon, ein gewisser Aguilón habe um 1505 den ersten Zucker hergestellt. Dem widersprechen andere Aussagen, demzufolge die erste Person, die Zuckerrohr auf der Insel pflanzte, Pedro de Atienza gewesen sei, und der erste, der aus diesem Zuckerrohr Zucker hergestellt habe, Miguel Ballester gewesen sei. Anderen Aussagen zufolge wurde der erste Zucker von Gonzalo de Velosa produziert. Diese Widersprüchlichkeiten sind darauf zurückzuführen, daß mehrere aufeinanderfolgende oder nebeneinander bestehender Produktionsweisen und -techniken vorhanden waren und verwechselt wurden. Berücksichtigt man, ob der Zucker selbst oder durch fremde Arbeitskräfte und mit welchen technischen Hilfsmitteln produziert wurde und ob er für den Eigengebrauch oder für den Markt bestimmt war, lösen sich diese Widersprüchlichkeiten auf. Eine nennenswerte Zuckerproduktion ist erst ab 1515 vorhanden unter der Verwendung von rotierenden Walzen zur Verarbeitung des Zuckerrohrs. [2]
Auch auf den anderen Inseln wird ab diesem Zeitraum Zuckerrohr angebaut. Beispielsweise kam 1511 das Zuckerrohr nach Kuba, 1527 ist eine Zuckerproduktion auf Jamaika nachweisbar. [3]
Nach Brasilien wurde Zuckerrohr bereits 1504 oder 1505 von Portugiesen gebracht. [39c] In Brasilien ließ angeblich ein portugiesischer Admiral bereits um 1520 Zucker herstellen; von dieser Produktionsstätte könnte der Zucker stammen, der 1520 und 1526 im Lissaboner Zollregister erwähnt wird. Martim Alfonso de Sousa gründet 1532 São Vicente als erste permanente portugiesische Siedlung in Amerika [4] und ließ drei Zuckermühlen errichten. Er ließ außerdem kupferne Brennkolben installieren, um aus Zuckerrohrwein (Garapa Azeda) einen Zuckerrohrschnaps (Aguardente de Caña) zu destillieren. [1] [3] [39b] Intensiviert wurde der Zuckeranbau ab 1534 unter Duarte Coelho Pereira. [3] [5]
Teil der Geschichte des Rums ist auch der Einsatz von Sklaven. Beispielhaft hierfür sei auf Bartolomé de Las Casas eingegangen. Er war einer der frühesten Verteidiger der Menschenrechte der Indios und predigte gegen deren Versklavung. Seine Werke beinhalten die frühesten Anklagen gegen den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern, den er als Augenzeuge miterlebt hatte. Er nutzte seine Stellung am Spanischen Hof und in der katholischen Kirche, um sich für die Rechte der Ureinwohner einzusetzen. Zwar wurden auf sein Betreiben hin neue Gesetze durch den spanischen König erlassen, diese ließen sich jedoch nicht durchsetzen. Auch ist auf seinen Einfluß hin 1537 die päpstliche Bulle „Sublimis Deus“ hin erlassen worden, die die Versklavung indianischer Ureinwohner und aller anderen Menschen verbot. Bereits zu Lebzeiten Las Casas‘ waren die Ureinwohner der Großen Antillen, die Tahínos, bis auf wenige Überlebende durch Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten vernichtet worden. [34] [35] [14a]
Zwar ließ Bartolomé de Las Casas einige seiner Werke drucken, diese waren jedoch nur für einen engen Leserkreis, wie beispielsweise Prinz Philipp, bestimmt. Veröffentlichungen über die „westindischen Angelegenheiten“ ohne Genehmigung des Indienrates wurden schwer bestraft, seit 1558 sogar mit der Todesstrafe. Daher entstanden die meisten Veröffentlichungen außerhalb Spaniens. Als Beispiel seien genannt „Kurtze Erklärung der fürnembsten Thaten, so durch die Spanier beschehen in etlichen Orten der neuwen Welt“ erschienen 1599 in Frankfurt am Main oder „Warhafftiger vnd gründtlicher Bericht der Hispanier grewlichen, vnd abschewlichen Tyranney, von jhnen in den West Indien, so die Neuwe Welt genennet wirt, begangen“, erschienen 1597 (als Nachdruck der Erstausgabe von 1552). [34] [36] [37] [14a]
Die ersten 50 afrikanischen Sklaven wurden 1510 nach Hispaniola verschleppt. [38] Diese Art von Handel hatte in Afrika bereits lange Tradition. Schon 400 Jahre vorher verkauften westafrikanische Könige an der Küste von Angola und der Elfenbeinküste Gefangene als Sklaven nach Ostindien. [14b]
Auf Kuba wird 1598 ein Zuckerrohrschnaps (Aguardiente de Caña) hergestellt. [1] [17]
1621 übernimmt die Niederländische Westindien-Kompanie [6] die Kontrolle über den Nordosten Brasiliens. Diese Kompanie wurde 1621 durch die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande gegründet und erhielt das Monopol für den Handel in Westafrika und Amerika. Sie gründete unter anderem 1626 Niew Amsterdam auf Manhattan und Niederländisch-Guayana [7] an der Nordküste Südamerikas, wo die Niederländer bereits ab 1600 kleinere Handelsposten angelegt hatten. Niederländisch-Brasilien [8] war von 1630 bis 1654 niederländische Kolonie im Nordosten Brasiliens und umfaßte Teilbereiche des bereits von Portugiesen besiedelten Landes. Bereits zwischen 1624 und 1627 besetzte man Teile der portugiesischen Kolonie, 1630 wurde die Provinz Pernambuco erobert. 1636 wurde Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen zum General-Gouverneur für Niederländisch-Brasilien ernannt, er förderte die Zuckerrohrproduktion. [25]
1627 lassen sich die ersten 80 britischen Siedler auf Barbados nieder, [1] [11c] [11j] das erste Zuckerrohr gelangt 1630 aus Brasilien auf die Insel. [9]
1637 läßt sich Pieter Blower, ein aus Brasilien stammender niederländischer Emigrant, auf Barbados nieder und bringt Zuckerrohrschösslinge und Destillierkolben mit. [1] [17] Zuerst wurde das Zuckerrohr nur als Futter angepflanzt, oder um daraus ein Destillat zu gewinnen. Da sich der Tabakanbau finanziell nicht mehr lohnte, begannen die Siedler 1642 damit, Zuckerrohr für die Zuckergewinnung anzubauen. [10] [11c] Um den Wert der Ernte zu erhöhen, wurde aus der Melasse eine Spirituose destilliert, die wir heute als Rum kennen. Barbados ist vermutlich der erste Ort, an dem Rum (aus Melasse) hergestellt wurde. [11a] Diese Nutzung der Melasse war sehr lohnend; der Verkauf von Rum und Melasse deckte sämtliche Kosten der Zuckerrohrplantage, der Erlös aus dem Zuckerverkauf konnte somit vollständig als Gewinn verbucht werden. [11g] Zuerst wurde auf Barbados nur für den Eigenbedarf produziert. 1650 hatte Barbados schon 75000 Bewohner. [11d] 1655 wurden auf der Insel geschätzt rund 4 Millionen Liter Rum produziert, obwohl noch kein Exportmarkt vorhanden war. Jeder Barbadier trank rund 40 Liter Rum pro Jahr. [11h] Wie wichtig Rum für die Bewohner war, zeigt beispielsweise die Aussage Richard Ligons: „Strong drinks are very requisite, where so much heat is, for the spirits being exhausted with much sweating, the inner parts are left cold and faint, and shall need comforting, and reviving“, daß also starke Getränke sehr notwendig seien, wo so viel Hitze sei, da die Seelen durch das viele Schwitzen erschöpft, die inneren Teile aber kalt und schwach seien und deshalb Trost und Wiederbelebung benötigten. [11j] Als der Zuckerexport nach Europa zunahm, wurde auch der überschüssige Rum und Melasse exportiert. [11l] So gingen schließlich mehr als 90% des aus Barbados und Antigua exportierten Rums nach Nordamerika, von anderen Inseln waren es oft 100%. Rum aus Barbados war so verbreitet, daß dort die Redewendung „Been to Barbados“, also daß man auf Barbados gewesen sei, als Synonym dafür galt, betrunken zu sein.[11m] Wie hoch die Erlöse waren, zeigt sich daran, daß sogar noch 1715 der Wert der Exporte aus Barbados nicht nur über dem der anderen Inseln lag, sondern sogar über allen anderen nordamerikanischen britischen Kolonien zusammengenommen. [11i] In spanischen Kolonien hingegen, auf denen ebenfalls viel Melasse weggeworfen wurde, spielte Rum aus Melasse keine Rolle. Dort war Rum nicht verbreitet, und die spanischen Wein- und Brandyproduzenten erwirkten ein Exportverbot für Rum, um ihren Absatzmarkt zu erhalten. [11k] Gleiches gilt für die französischen Inseln, denn die französischen Winzer und Cognac-Hersteller haben den Export von Rum und Melasse nach Frankreich erfolgreich verhindert, um ihr eigenes Monopol zu schützen. [11e]
1635 lassen sich auf Martinique französische Siedler nieder. [1] 1637 wird auf Martinique erstmals aus St. Kitts eingeführtes Zuckerrohr angebaut. [9] Jedoch dauerte es bis 1640, bis die ersten Sklaven eintrafen, um auf den Zuckerrohrfeldern zu arbeiten. [12] 1644 wandert der niederländischstämmige Benjamin Da Costa aus Brasilien nach Martinique ein und brachte Zuckermühle und Destillieranlagen mit auf die Insel. [13] [17] [39d]
1643 teilt Alvaro de Luces in einem Bericht über Kuba mit, daß in den meisten Zuckermühlen Aguardiente de Cachaça und in anderen Aguardiente de Caña hergestellt werde. [1]
1650 wird erstmals das Wort „Rum“ in einer Plantagenurkunde aus Barbados verwendet. Dort heißt es, das Anwesen „Three Houses“ besitze „four large mastick cisterns for liquor for Rum“, also vier große Mastixzisternen für Alkohol und Rum. [14] [11f]
Der Oberste Gerichtshof von Connecticut untersagt 1654 die Einfuhr von Rum aus Barbados und ordnet an, „whatsoever Barbados liquors, commonly called rum, Kill Devill or the like“, also jeglichen Alkohol aus Barbados, der gemeinhin Rum oder Kill Devil genannt werde, zu konfiszieren. [9] [18] [11b] Ähnliche Gesetze zur Kontrolle des Rumhandels gab es 1653 in Bermuda oder 1657 in Massachusetts. [11b]
1657 veröffentlicht Richard Ligon, ein von 1647 bis 1650 auf Barbados lebender englischer Bürgerkriegsflüchtling und Eigentümer einer halben Zuckerrohrplantage, sein Werk über die Geschichte Barbados‘. Darin beschreibt er ausführlich die Zucker- und Rumproduktion auf der Insel. [15] [29]
Die erste Rumbrennerei Nordamerikas entstand 1664 im heutigen Staten Island. In Boston eröffnete die erste Rum-Destillerie 1667. [16] [17] Hergestellt wurde der Rum aus kubanischer Melasse. [1]
1664 beginnen in Nieuw Amsterdam, im heutigen Manhattan, niederländische Siedler damit, aus Melasse einen Branntwein herzustellen, [17] nachdem sie bereits ab 1640 verschiedene Schnäpse gebrannt hatten. [1] [11r] Im selben Jahr ergab sich Niew Amsterdam, Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie Niew Nederland, kampflos den Briten. Später erfolgte dann eine Umbenennung in New York. [19]
1667 beschreibt Jean Babtiste Du Tertre in seinem Buch „Histoire générale des Antilles habitées par les François“, daß auf Martinique verschiedene Ausgangsstoffe aus der Zuckerproduktion fermentiert werden, um daraus Spirituosen herzustellen, die lokal als „tafia“ oder „guildice“ (vermutlich aus „kill devill“ abgeleitet) bezeichnet würden. Zu den Ausgangsstoffen zählt auch Melasse, aber am häufigsten werde ein „Vésoü“ genannter Saft verwendet, aus dem man ein Getränk herstelle , daß weithin auf den Inseln produziert und konsumiert werde. [20] Noch heute heißt die fermentierte Maische, aus der Rhum Agricole hergestellt wird, Vesou. Man darf also davon ausgehen, daß Rum für den lokalen Bedarf zumindest auf Martinique auch zu Zeiten der Rum-Produktion aus Melasse auch aus Zuckerrohrsaft hergestellt worden ist.
1687 wird Rum zum offiziellen Bestandteil der täglichen Verpflegung in der Königlich Britischen Marine, [1] nachdem es 1655 das erste Mal während des Angriffs auf Jamaika offiziell ausgegeben wurde. [11n] 1731 wird dann auch die Bierration in der Höhe von einer Gallone (ungefähr 4,5 Liter) durch ein halbes Pint Rum mit einem Alkoholgehalt zwischen 70 und 85 vol% ersetzt. [1] 1740 befiehlt Admiral Edward Vernon, daß zukünftig der Rum zweimal täglich und mit Wasser verdünnt (im Verhältnis 1:4) ausgegeben werden soll, anstatt wie bisher einmal täglich unverdünnt, um die Nebenwirkungen des Alkohols einzuschränken. Diese Mischung wurde nach des Admirals Spitznamen „Grog“ genannt. 1756 wurde diese Verdünnung schließlich für die gesamte Britische Marine bindend. [11o] 1823 wurde die Ration auf die Hälfte reduziert und 1850 erneut halbiert. [11p] Die tägliche Rumration, die „tot“ genannt wurde, wurde am 31. Juli 1970 abgeschafft, so daß dieser Tag als der „black tot day“ in die Geschichte einging. [21] [11q]
Zwischen 1715 und 1720 wurde die erste Rum-Destillerie in Medford, Massachusetts, von John Hall gegründet. Medford-Rum war für seine hohe Qualität berühmt; [11t] der „New England Rum“ hingegen war von schlechter Qualität, kostete aber auch nur ein Drittel bis die Hälfte eines Rums von den Westindischen Inseln. [11s] Allerdings verliert Rum nach der amerikanischen Unabhängigkeit an Bedeutung, auch weil Melasse schwerer verfügbar wurde, und Whiskey übernimmt dessen Platz. [11e]
François Charles Achard erforschte und züchtete die Zuckerrübe. Er ist überzeugt, daß man daraus Zucker produzieren kann und bittet um Unterstützung Friedrichs des Großen. Da dieser Beweise für die Produktionsreife des Verfahrens sehen will, richtet man eine Runkel-Rüben-Roh-Zucker-Fabrikations-Versuchs-Kommission ein. Ende 1799 erhält man aus 15 Zentnern Rüben 57,5 Pfund Zucker und 37 Quart Branntwein und man versucht, in den Folgejahren eine Zuckerrübenindustrie aufzubauen. [22] 1806 verhängt Napoléon schließlich eine Kontinentalsperre, [40] wodurch der Rohrzucker ferngehalten wurde. Dadurch erhielt die Zuckerrübe eine Chance, jedoch gelang es bis zur Ende der Sperre im Jahr 1813 nicht, aus der Rübe wirtschaftlich Zucker zu produzieren. Als in den 1820er Jahren Rohrzucker wieder günstig verfügbar war, schlossen fast alle deutschen Rübenzuckerfabriken. In Frankreich war dies nicht der Fall. Dort wurde 1811 der Import von Rohrzucker verboten und die Rübenzuckerindustrie intensiv gefördert. Im Jahr 1840 gab es in Frankreich bereits über 500 Rübenzuckerfabriken. [23] So kam es zu einer zunehmenden Verfügbarkeit von Rübenzucker und die französischen Kolonien verloren ihren Absatzmarkt. Beispielsweise waren in Martinique im Jahr 1870 57% der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit Zuckerrohr bebaut. Um überleben zu können, produzierten einige Destillerien den Rhum direkt aus Zuckerrohrsaft anstatt Melasse. So wurde der Rhum Agricole geboren bzw. wiedergeboren. [24] Dessen Produktion wurde auf den französischen Inseln durch die im 19. Jahrhundert auftretende Reblausplage gefördert. Diese trat erstmals 1863 auf und zerstörte bis 1885 große Teile der französischen Weinanbaugebiete. Da Wein und Cognac nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stand, wuchs die Nachfrage nach Rhum Agricole aus den französischen Kolonien. [42] [43]
1883 wurden weltweit gleiche Mengen Zucker aus Zuckerrüben und Zuckerrohr hergestellt. [9]
Quellen:
explicit capitulum
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