Beim Boulevardier zeigt sich, wie das amerikanische Verständnis darüber, wie ein Cocktail aufgebaut ist, weiterentwickelt wurde und eine italienische Interpretation erhielt. Man kann an ihm auch demonstrieren, wie Veränderungen in den Zutaten eine Anpassung der Rezeptur bedingen. Er gilt seit höchstens zehn Jahren als ein Klassiker aus Prohibitionszeiten. Davor war er praktisch unbekannt und wurde nur in einer Notiz aus dem Jahr 1927 erwähnt. Dabei ist er dem Negroni ebenbürtig.
30 ml Woodford Reserve Bourbon
30 ml House Campari (4 Teile Tuvè Bitter, 1 Teil Campari)
30 ml Moot Wermut
Zubereitung: Gerührt.
Alternativ:
40 ml Woodford Reserve Bourbon
20 ml Campari
20 ml Antica Formula
Garnierung: Orangenzeste und Zitronenzeste
Zubereitung: Gerührt, mit Orangenzeste und Zitronenzeste abspritzen.
Alternativ und von uns aktuell bevorzugt:
30 ml Eagle Rare 10 Bourbon
30 ml La Canellese Bitter
30 ml Antica Torino vermouth di Torino rosso
Zubereitung: 3 Eiswürfel, 30 Sekunden (90 mal) gerührt, mit Orangenzeste und Zitronenzeste abspritzen.
Der Boulevardier ist ein wundervoller Drink aus Prohibitionszeiten. Ein großartiger Drink, der auf jede ernstzunehmende Cocktailkarte gehört. Erstmals wird er 1927 erwähnt, im Anhang von Harry McElhones Buch „Barflies and Cocktails“, der von Arthur Moss geschrieben wurde und den Titel „Cocktails Round Town“ trägt: [5]
Boulevardier Cocktail. Arthur Moss, 1927.
Now is the time for all good Barflies to come to the aid of
the party, since Erskinne Gwynne crashed in with his Boule-
vardier Cocktail; 1/3 Campari, 1/3 Italian vermouth, 1/3
Bourbon whisky.
Der Boulevardier Cocktail stammt also von Erskine Gwynne, einem in Paris lebenden amerikanischen Schriftsteller. Er gehörte zur feineren Gesellschaft, war Neffe des Eisenbahn-Tycoons Alfred Gwynne Vanderbilt und Herausgeber eines zwischen März 1927 und Januar 1932 (manchen Quellen zufolge 1933) monatlich erscheinenden englischsprachigen literarischen Magazins namens „The Boulevardier“. Redakteur dieses Magazins war interessanterweise jener Arthur Moss, der uns über den Cocktail informiert. [1] [2] [3] [4] [7] [8] Erskine Gwynne schrieb aber auch Kolumnen für die europäische Ausgabe des New York Herald Tribune und für andere französische, englische und amerikanische Magazine. [7] [8]
Erskine Gwynne wurde am 21. November 1898 in Paris geboren und verstarb am 5. Mai 1948 in New York City. Seine Eltern waren Edward Erskine Gwynne and Helen Gwynne. [6] Seine Schwester Alica „Kiki“ Gwynne hatte viele Liebschaften, darunter auch Prinz George, Herzog von Kent und vierter Sohn des englischen Königs George V., und Gerüchten zufolge war letzterer der Vater einer ihrer Söhne. Sie verkehrte in den höchsten sozialen Kreisen von Paris und New York. [7] Doch die Eltern hatten finanzielle Probleme. 1902 mußte ihr Vater Insolvenz anmelden. Er verstarb 1904. Seine Kinder wurden in der Folgezeit in Paris groß, auch wenn sie zwischenzeitlich für kurze Zeit in New York lebten. [7] Jedoch scheinen die Kinder von der übrigen Familie gut versorgt worden zu sein. So galt Erskinne Gwynne als wohlhabender Herausgeber seiner Zeitschrift. 1926 heiratete er in Paris Madeleine Armstrong, eine Großnichte von Jefferson Davis, der zwischen 1861 und 1865 der einzige Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika war. Sie ließen sich jedoch bereits 1932 wieder voneinander scheiden. [8] [9]
Der Boulevardier Cocktail ist unserer Meinung nach in vieler Hinsicht ein bemerkenswerter und für die Cocktailgeschichte wichtiger Drink. Manche sagen zwar, er sein eine Abart des Negronis. Dies ist jedoch zu vereinfacht dargestellt. Wir wollen an dieser Stelle nicht detailliert auf den Negroni eingehen, doch zum besseren Verständnis unserer Zweifel sei so viel festgestellt:
Der Negroni soll zwar im Jahr 1920 in Florenz erfunden worden sein, eine gedruckte Rezeptur desselben findet man jedoch erst 1951 in einem Buch namens „Bottoms Up.“ [10] oder – so eine andere Alternative – er wurde bereits 1939 in einem argentinischen Buch erwähnt. [11]
Was sagt uns das? Der Boulevardier Cocktail ist – zumindest auf der Grundlage seines Veröffentlichungsdatums – der ältere. Man könnte nun vermuten, daß deshalb der Negroni eigentlich eine Variante des Boulevardier Cocktails sei. Doch auch diese Sichtweise ist nicht richtig. Wie also soll man beide zueinander ins Verhältnis setzen?
Man mag einwenden, daß sich 1920 als Entstehungsjahr des Negronis durch Dokumente belegen ließe, daß Erskine Gwynne diesen Cocktail eventuell kannte und daraus eine Abwandlung aus Bourbon ersann. Dies kann zwar nicht völlig ausgeschlossen werden, doch wir sind der Meinung, daß dies eher unwahrscheinlich ist. Doch bevor wir näher begründen, warum wir zu dieser Aussage kommen, sei zunächst einmal festgestellt, daß Campari bereits 1904 in den Vereinigten Staaten verfügbar war. Wir haben eine Anzeige im „Pacific Wine & Spirit Review“ vom 30. November 1904 gefunden, demzufolge eine zweite Lieferung mit Campari beim Generalimporteur Cerruti Mercantile & Co. an der Pazifikküste angekommen sei. Dort wird empfohlen, den Bitter von Campari mit Selterswasser oder Wermut (offensichtlich als Aperitif) zu genießen, den Cordial von Campari hingegen als Digestif.
Eine große Anzeige für Campari haben wir auch im zwischen 1910 und 1916 erschienenen „Jack’s Manual“ von Jacob Abraham Grohuskos gefunden. Doch scheint dieser in den Vereinigten Staaten lange Zeit keinen Eingang in die Rezepte amerikanischer Bücher gefunden zu haben, wie der Blick in die Rezepte mit Campari bis 1927 im Anhang belegt. Erstmals haben wir ihn als Zutat in James A. Wileys „The Art of Mixing“ aus dem Jahr 1932 gefunden. Die Verwendung von Campari als Mixzutat ist eine europäische Erfindung. Wie aus unserem Anhang ersichtlich wird, erschienen dort die ersten Rezepte, in denen Campari verwendet wird. Das älteste stammt aus dem Jahr 1921. Unter diesen Rezepten sind vier, in denen Campari mit Wermut kombiniert wird, vier die zusätzlich noch Gin verwenden (und so – man höre und staune – prinzipiell einem Negroni entsprechen) und ein Rezept mit Campari, Wermut und Cognac. Wir können daraus ableiten, daß die Verwendung von Campari in den zwanziger Jahren quasi in der Luft lag und nicht unbedingt etwas ungewöhnliches mehr war.
Die Verwendung von Campari als Zutat geht dabei wohl auf ein älteres (Miß-)Verständnis zurück. Dies zeigt ein interessantes italienisches Buch. Arnaldo Strucchi schreibt in seiner Abhandlung „Il vermouth di Torino“ in der zweiten Ausgabe von 1909 auf Seite 104: „negli Stati Uniti si ha l’usanza di bere il Vermouth mescolato con liquori amari e gin (cohiskey) formando una bibita chiamata « coktail ».“, daß es also in den Vereinigten Staaten Brauch sei, Wermut gemischt mit Bitterlikören und Gin (oder Whiskey) zu trinken, und daß man dieses Getränk Cocktail nenne. Weiter heißt es: „Molte e differenti fra loro possono essere queste preparazioni, a seconda del liquore Bitter che viene impiegato, essendovi di questo liquore inumerevoli qualità e con sapori diversi, con peraltro in tutte una base di amaro“. Er meint also, viele dieser Cocktails unterschieden sich sehr voneinander, abhängig von den verwendeten Bitterlikören, da letztere in unzähligen Qualitäten und in verschiedenen Geschmacksrichtungen vorhanden seien, jedoch immer auf der Basis eines Amaro hergestellt wären.
Was ist nun ein Amaro? Ein Amaro ist ein alkoholisches Getränk, das durch verschiedene pflanzliche Drogen einen bitteren Geschmack erhält, und zur Verdauungsförderung als Aperitif, oder, wenn er alkoholreicher ist, auch als Digestif getrunken wird. [12]
In Italien verstand man also nicht durchgängig, was die in den Vereinigten Staaten für einen Cocktail verwendeten Cocktailbitter wirklich waren: etwas hochkonzentriertes. Man setzte sie Bitterlikören gleich.
Campari zählt zu den Amari und wird auch heute in Italien gerne als Zutat in einem Aperitif verwendet. Wenn man nun Arnaldo Strucchis Definition eines Cocktails zugrunde legt, so ist ein Negroni nichts besonderes mehr, denn seine Rezeptur ist quasi Inbegriff dieser Definition. Er ist vereinfacht gesagt einfach nur ein Martinez Cocktail (respektive ein Martini Cocktail), so wie man in Italien glaubte, daß er zuzubereiten sei: Mit Gin, Wermut und Bitter. Und ein Boulevardier Cocktail wäre so nichts anderes als ein italienischer Manhattan Cocktail, der mit Bourbon zubereitet wird.
Der Boulevardier Cocktail zeigt uns nicht nur, wie sich das Verständnis darüber, was ein Cocktail ist, geändert hat. Der Boulevardier ist – wie im übrigen auch der Negroni – noch aus einem anderen Grund ein wichtiger Cocktail. Man liest immer wieder, insbesondere im Zusammenhang mit dem Negroni, daß Campari ein integraler Bestandteil sei, auf den man keinesfalls verzichten könne und der nicht austauschbar sei, ohne dem Drink seinen Charakter zu nehmen. [13] Stimmt das? Ja und nein, man muß hierbei sehr genau differenzieren.
Es ist richtig, daß Campari als integraler Bestandteil eigentlich nicht austauschbar ist, ohne den Charakter des Drinks zu verändern. Leider ist es jedoch so so, daß Campari 2007 seine Rezeptur änderte. Man verzichtete auf aus Läusen gewonnenes Karmin als Farbstoff und ersetze ihn, um allergischen Reaktionen vorzubeugen. Ansonsten soll die Rezeptur unverändert geblieben sein. Nun ist es aber so, daß der Inhalt von Flaschen mit der alten Rezeptur deutlich unterschiedliche Aromen zu dem der Flaschen mit neuer Rezeptur aufweist. Auch zahlreiche Bartender bestätigten uns, daß die älteren Abfüllungen deutlich verschieden sind. Teilweise wird gemutmaßt, dies könnte auf eine Flaschenreifung oder bei bereits länger geöffneten Flaschen auf eine Oxidation zurückzuführen sein. Grundsätzlich läßt sich feststellen, daß diese Rezepturänderung kritisiert wurde. [17] [18] [19] [20] [21]
Lange wußten wir nicht, was wir davon halten sollen. Glücklicherweise haben wir eine ungeöffnete Flasche „alten“ Camparis erhalten. Dieser schmeckt weniger bitter und zeigt mehr Orangenaromen und eine angenehme Komplexität, die sich nach und nach im Mundraum entfaltet. Der „neue“ Campari hingegen ist einfach nur süßer, bitterer, wenig komplex und im direkten Vergleich eindimensional. Er wirkt irgendwie brachialer. Flaschenreifung und Oxidation können wir ausschließen, denn der „neue“ Campari unterlag bei uns bereits einer mehrjährigen Flaschenreifung, und eine weitere Flasche oxidierte außerdem bereits eine geraume Zeit vor sich hin, und ist dennoch mit einer frisch geöffneten Flasche vergleichbar. Die Verkostung der beiden Versionen war für uns ein Schlüsselerlebnis. Wir mochten Klassiker wie beispielsweise den Negroni und Boulevardier nie wirklich, wenn sie nach dem klassischen Mischungsverhältnis zu gleichen Teilen zubereitet wurden. Insbesondere der Negroni war problematisch. Wir hatten deshalb nie verstanden, warum diese Drinks so berühmt werden konnten. Auch früher hatte man doch einen ausgeprägten und fein ausbalancierten Geschmackssinn. Sollte sich dieser im Laufe der Zeit so sehr geändert haben? Doch nach unserem Vergleich war uns klar, daß die Ursache dafür, daß klassische Rezepturen nicht mehr funktionieren, eindeutig in einer veränderten Rezeptur des Campari zu finden ist. Wir haben grundsätzlich festgestellt, daß die alten Rezepturen mit einem „neuen“ Campari nicht mehr funktionieren. Der Campari ist zu dominant, zu bitter, und unterdrückt die übrigen Aromen. Die Drinks kippen. Auch andere kommen zu dieser Einschätzung, wir haben sie an anderer Stelle bestätigt gefunden. [4]
Auch Jörg Meyer und Tim Mälzer bestätigen daß es mehrere Veränderungen des Camparis gab. Über eine alte Abfüllung sagt Tim Mälzer: »Also das war wirklich aromatisch, spannend, dicht, komplex irgendwie und nicht einfach nur süß und bitter und hatte ganz tolle Ebenen.« [22-1:10]
Eines wollen wir hier jedoch klarstellen: Es geht hier nicht darum, Campari als ein schlechtes Produkt darzustellen. Es ist ein gutes Produkt, das wir gerne verwenden. Ein Produkt, mit dem sich wundervolle Drinks zaubern lassen. Es ist nur schade, daß Campari offensichtlich eine Änderung der Rezeptur vornahm, ohne dies klar zu kommunizieren. Im Marketing heißt es immer noch, die Rezeptur sei unverändert seit 1860. [14] Das glauben wir nicht. Es ist in Ordnung, Rezepturen anzupassen, weil man sich dadurch einen größeren Erfolg verspricht, oder auch aus anderen Gründen, darum geht es nicht. Man sollte jedoch transparent dabei sein. Wenn wir einen Wunsch bei Campari frei hätten, würden wir uns wünschen, daß parallel wieder die alte Rezeptur verfügbar gemacht werden würde. Es wäre ein Gewinn für die Barkultur.
Lange haben wir nach einer Alternative gesucht, und wir haben sie zunächst im Tuvé Bitter gefunden. Er zeigt die Komplexität und die Orangenaromen des alten Camparis mit denselben Bitteraromen im Abgang. Er ist natürlich nicht mit dem alten Campari hundertprozentig identisch, doch sie sind beide sehr ähnlich. Zu Anfang zeigt er deutlich mehr Orangenaromen. Hier zeigt sich auch, daß der Austausch des Farbstoffes nicht der Grund für die Veränderung der Aromatik sein kann. Im Tuvé Bitter ist Karmin enthalten. Karmin ist geschmacklos, und so dürfte es auch bei den neuerdings verwendeten Farbstoffen des Campari sein.
Einem alten Campari noch ähnlicher wird eine Mischung aus vier Teilen Tuvè Bitter und einem Teil Campari, nennen wir sie der Einfachkeit halber „House Campari“.
Wir haben ein paar Verkostungen vorgenommen und haben festgestellt, daß plötzlich, sowohl mit dem „alten“ Campari, als auch mit dem Tuvè Bitter, die alten Rezepturen wieder funktionieren. Da der Vorrat an „alten“ Campari begrenzt ist, bevorzugen wir unseren House Campari, der im Vergleich zu reinem Tuvè Bitter ein noch überzeugenderes Ergebnis liefert.
Noch besser gefällt uns allerdings der Berto Bitter als Campari-Ersatz.
Was lernen wir nun aus diesem Sachverhalt? Daß es immer wieder zu Veränderungen bei Spirituosen kommt, und daß der Bartender sein Handwerk verstehen muß, um aus den ihm vorliegenden Zutaten ausgewogene Drinks zubereiten zu können. Es geht hier darum, darzulegen, warum alte Rezepte mit modernem Campari nicht mehr funktionieren. Das bedeutet jedoch nicht, daß man nicht auch mit modernem Campari gelungene Drinks zubereiten kann, man muß nur die Rezeptur anpassen. Wie sich hier beim Boulevardier beispielhaft zeigt, ist es durchaus möglich, hervorragende Kombinationen zu finden, wie die von uns angegebene Variante mit Woodford Reserve. Dies ist zwar nicht mehr der Boulevardier, wie er ursprünglich gemeint war, sondern ist in gewisser Weise ein transformierter Drink. Wir können ihn jedoch sehr empfehlen.
Eine weitere Frage hat uns beim Boulevardier Cocktail beschäftigt. Wie serviert man ihn richtig. Mit Eis oder ohne Eis. Wir bevorzugen ihn ohne Eis, aber oft wird er auch mit Eis serviert. Dies ist sicherlich zunächst einmal eine Frage der persönlichen Vorlieben. Möchte man so nah wie möglich am Original sein, so sollte man den Drink ohne Eis servieren, doch entscheidet letzten Endes der eigene Geschmack. Wir haben diesbezüglich eine interessante Begründung für das Servieren mit Eis gehört. Man sagte uns, daß der Drink, wenn man ihn ohne Eis serviere, nach einer gewissen Zeit zu stark in Richtung Campari tendiere und dann unausbalanciert wirke. – In diesen Worten scheint sich genau das widerzuspiegeln, was wir zuvor dargelegt haben, nämlich daß die alten Rezepturen mit dem modernen Campari nicht mehr hundertprozentig funktionieren und daß der Drink, sobald er wärmer wird, zu kippen anfängt.
Kommen wir nun zu der Frage, ob der Boulevardier Cocktail jemals ein bekannter Drink gewesen ist. Bei der Einschätzung hilft ein Blick in die historischen Bücher. Wir finden ihn erstmals 1927. Dann nicht mehr. Er war also alles andere als ein bekannter Drink. Er war solitär. Er war unbekannt. Zwar gibt es in der Folgezeit hin und wieder Drinks gleichen Namens, doch sind sie etwas anderes. Auch gibt es im weitesten Sinne vergleichbare Drinks mit anderen Namen, doch auch die sind selten und erinnern nur entfernt an den klassischen Boulevardier Cocktail. Beispielhaft sei hier der Avellaneda aus dem Jahr 1937 und der Schenley’s Special Cocktail aus dem Jahr 1938 genannt, gefolgt vom Hogar Nueve aus dem Jahr 1966. Doch diese drei Cocktails besitzen ganz andere Mischungsverhältnisse und sind wohl ohne Bezug auf den Boulevardier entstanden.
Der Boulevardier Cocktail verdankt seine heutige Bekanntheit sicherlich Ted Haigh und auch anderen Bartendern, die im Zuge der Cocktail-Renaissance in den alten Büchern stöberten und dabei innerhalb der letzten zehn Jahre so manches Juwel erneut oder auch erstmals zum Leben erwachen ließen.
Quellen
- https://en.wikipedia.org/wiki/Boulevardier_(cocktail): Boulevardier (cocktail).
- http://www.seriouseats.com/recipes/2008/09/boulevardier-recipe.html: Boulevardier Recipe. Von Paul Clarke, September 2008.
- http://imbibemagazine.com/the-history-of-the-boulevardier-cocktail/: History Lesson: The Boulevardier. Von Ted Haigh.
- http://tmagazine.blogs.nytimes.com/2012/02/02/case-study-the-boulevardier/: Case Study. The Boulevardier. Von Tobi Cecchini, 2. Februar 2012.
- Harry McElhone: Barflies and Cocktails. Over 300 Cocktail Receipts by Harry and Wynn with slight contributions From Arthur Moss. Paris, Lecram Press, 1927
- https://www.geni.com/people/Edward-Erskine-Gwynne-Jr/6000000041503707244: Edward Erskine Gwynne, Jr.
- https://en.wikipedia.org/wiki/Kiki_Preston: Kiki Preston.
- http://www.bookrags.com/biography/erskine-gwynne-dlb/: Erskine Gwynne Biography.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Jefferson_Davis: Jefferson Davis.
- Mauro Mahjoub: Forgotten Cocktails Re-Mastered – Prospecting for “Gems” in the Early Cocktail Books. Vortrag zusammen mit Dale DeGroff und Gonçalo de Sousa Monteiro auf dem Bar Convent Berlin, 11. Oktober 2016.
- http://mixology.eu/drinks/mauro-mahjoub-fluessige-bibliothek/: Der Welttrinker: Mauro Mahjoub und seine flüssige Buchstabensammlung. Von Markus Orschiedt, 12. September 2016.
- https://it.wikipedia.org/wiki/Amaro_(liquore): Amaro (liquore).
- http://mixology.eu/klassik/negroni-der-playboy-unter-den-klassikern/: Negroni Cocktail. Der Playboy unter den Klassikern. Von Camper English, 21. Januar 2012.
- http://www.camparigroup.com/sites/default/files/brand/documents/campari_product_background.pdf: Campari.
- https://archive.org/details/pwsr47301904311905sanfrich: Pacific Wine & Spirit Review, Volume 47, vom 30. November 1904 bis zum 31. Oktober 1905., erschienen in San Francisko.
- Jacob Abraham Grohusko: Jack’s Manual On the Vintage & Production, Care & Handling of Wines. Liquors, Etc. A Handbook of Information for Home, Club or Hotel. Recipes for Fancy Mixed Drinks and When and How to Serve. 3. Auflage, New York, ohne Jahr (aber vor 1916, nach 1910)
- http://web.archive.org/web/20161101202529/http://medicinalmixology.com/campari-and-its-betrayal-of-the-negroni/: Campari and its Betrayal of the Negroni. Vom 26. Februar 2012.
- http://www.chowhound.com/post/campari-carmine-artificial-color-407351: Campari changes carmine to artificial color? Von Karen Schaffer, 1. Juni 2007.
- http://ministryofrum.com/forums/showthread.php?t=967: Campari changes formula? Vom 24. Februar 2008.
- http://www.thekitchn.com/love-campari-its-time-to-try-g-139522: Love Campari? It’s Time to Try Gran Classico. Von Faith Durand, 26. Februar 2011.
- https://forums.egullet.org/topic/112928-new-formula-campari/: New Formula Campari. Started by bolognium, 15. Februar 2008.
- https://fietegastro.podigee.io/24-the-big-gastrowski-mit-joerg-meyer Fiete Gastro – Der auch kulinarische Podcast. #24 The Big Gastrowski – mit Joerg Meyer. 29. Dezember 2019.
- https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k4771980v/f4 The Chicago Tribune and Daily News, 26. Mai 1926. European Edition, page 4.
Historische Rezepte
1927 Harry McElhone: Barflies and Cocktails. Seite 80. Boulevardier Cocktail.
Now is the time for all good Barflies to come to the aid of
the party, since Erskinne Gwynne crashed in with his Boule-
vardier Cocktail; 1/3 Campari, 1/3 Italian vermouth, 1/3
Bourbon whisky.
1929 Anonymus: Cocktails de Paris. Boulevardier.
1/3 Dubonnet
1/3 Raphaël
1/6 Campari
1/6 Courvoisier « the Brandy of Napoléon »
ROBERT DU „VIEL“.
Grand Prix au Championnat des Barmen disputé à
Paris le 2 février 1929.
1930 Charles Nicholas Reinhardt: „Cheerio!“. Seite 45. Boulevardier Cocktail.
CHARLES ELLIS, Ziegfeld star.
„I have found the Boulevard Cocktail a very pleasing
drink. To one part gin, and half a part each of Italian
and French Vermouth, add one half portion orange or
grapefruit juice. Ice in a shaker and strain into cocktail
glasses. You may try it at the Cafe Rotonde, in Paris.“
1934 Tom and Jerry: How to Mix Drinks. Seite 1. Boulevardier.
2/5 Dry Gin
1/5 Orange Juice
1/5 Vermouth
1/5 Vermouth, Italian
1937 Julio Castro: Autococktail. Seite 17. Avellaneda.
R. 1/2 Whisky Bower’s
1/2 Vermouth Henzi tipo Torino
1 Chorrito Bitter Campari
Esencia de cáscara de limón
Sírvase en copa No 6.
1934 William T. Boothby: „Cocktail Bill“ Boothby’s World Drinks. Seite 32. Boulevardier.
Dubonnet . . . . . . . 1/3 jigger Raphael . . . . . . . 1/3 jigger
Campari . . . . . . . . 1/6 jigger Cognac . . . . . . . 1/6 jigger
Shake well with ice, strain into chilled cocktail glass and serve.
1935 Gustav Selmer Fougner: Along the Wine Trail. Seite 197. Boulevardier.
Two-thirds Rye and the remainder in equal parts of Grand
Marnier and French Vermouth.
1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 130. Schenley’s Special Cocktail.
Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 Vermouth
Martini doux, 2/3 Schenley’s Golden Wed-
ding Rye Whiskey.
Mélanger et servir.
1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 81. Shenbey’s Special Cocktail.
1 trait de Bitter Campari; 1/3 Cinzano;
2/3 Whisky.
1965 Harry Schraemli: Manuel du bar. Seite 365. Boulevardier (cocktail).
1/6 Campari, 1/6 cognac, 1/3 Dubonnet, 1/3 Raphaël. Agiter.
1966 Mario Kardahi: Tratado pratico de coctelería, pastelería y afines. Seite 85. Hogar Nueve.
. 50 grs. de whisky old Smu-
Refrescado. ggler.
Se sirve en copa flau- 20 grs. de vermouth Torino
ta. 10 grs. de Bitter Campari.
. El zumo de la corteza de la
. naranja. Se presenta con
. dos cerezas.
1966 Harry Schraemli: Le roi du bar. Seite 48. Boulevardier Cocktail.
Shaker. 1/6 Campari, 1/6 cognac, 1/3 Du-
bonnet, 1/3 St. Raphaël.
1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 405. Special Manhattan.
Cocktail Glass Stir
1-3/4 oz Bourbon or rye
1/2 oz sweet vermouth
1/4 oz Campari
Cherry
2009 Ted Haigh: Vintage Spirits and Forgotten Cocktails. Seite 75. The Boulevardier. 4,5 cl bourbon; 3 cl Campari; 3 cl sweet vermouth (try Carpano Antica); garnish: cherry.
2011 Helmut Adam, Jens Hasenbein, Bastian Heuser: Cocktailian 1. Seite 479. Boulevardier Cocktail. 2 cl Bourbon Whiskey; 2 cl Campari; 2 cl roter Wermut; Garnierung: Orangenzeste.
2014 David Kaplan, Nick Fauchald, Alex Day: Death & Co. Seite 140. Boulevardier. 1 1/2 ounces Elijah 12-year bourbon; 3/4 ounce house sweet vermouth; 3/4 ounce Campari; garnish: 1 lemon twist. House Sweet Vermouth (Seite 284): 1 part Dolin Rouge; 1 part Punt e Mes.
2016 Anonymus: Cocktails. Seite 72. Boulevardier. 2 cl Bourbon Whiskey; 2 cl Campari; 2 cl roter Wermut; Garnierung: Orangenzeste.
2016 André Darlington & Tenaya Darlington: The New Cocktail Hour. Seite 88. Boulevardier. 60 ml bourbon (Buffalo Trace or Four Roses); 30 ml Campari; 30 ml sweet vermouth (Carpano Antica); garnish: orange twist.
2016 Brad Thomas Parsons: Amaro. Seite 100. Boulevardier. 1 1/2 ounces bourbon; 3/4 ounce Campari; 3/4 ounce sweet vermouth. Garnish: orange zest.
2016 Philip Greene: The Manhattan. Seite 180. Boulevardier. 1 ounce Buffalo Trace bourbon whiskey; 1 ounce Martini sweet vermouth; 1 ounce Campari; garnish: orange peel.
2016 Sasha Petraske: Regarding Cocktails. Seite 69. Left Hand. 45 ml bourbon; 22 ml sweet vermouth; 22 ml Campari; 3 dashes Bittermen’s chocolate bitters; garnish: brandied cherry.
2017 Jim Meehan: Meehan’s Bartender Manual. Seite 329. Boulevardier. 2 oz. Wild Turkey 101 proof rye whiskey; 1 oz. Cocchi vermouth di Torino; 1 oz. Campari: garnish: 1 orange twist.
2018 Alex Day, Nick Fauchald, David Kaplan: Cocktail Codex. Seite 91. Boulevardier. 1 1/2 ounces Elijah Craig Small Batch bourbon; 3/4 ounce Carpano Antica Formula vermouth; 3/4 ounce Campari; garnish: brandied cherry.
Historische Campari-Rezepte bis 1927
1921 Adolphe Torelli: Guide du barman. Seite 105. Torelli’s Appetizer.
Dans un grand verre flûte,
quelques petits morceaux de glace, un verre a
liqueur de bitter Campari, un verre à madère
de vermouth Martilni et Rossi, un zeste citron,
emplir avec siphon, et servez.
1921 Adolphe Torelli: Guide du barman. Seite 112. Univers Cocktail.
Dans shaker avec un tiers
de glace pilée, une cuillère à café de bitter Campari,
une cuillère à café de cognac, un demiverre
à madère de vermouth Martini et Rossi,
frapper et passer dans un verre à cocktail avec
zeste de citron.
1924 Carlo Beltramo: Carlo’s cocktails et boissons américaines. Seite 89. Contre la soif (lendemain de fête).
Boisson très hygiénique. Dans un grand
gobelet (tumbler): 1/4 dl. de crème de menthe
verte, Fernet Branca ou Campari et soda
bien froid. Il est recommandé de mettre tou-
jours le soda avant les liqueurs, à cause de la
mousse.
1927 Adolphe Torelli: American Drinks Dictionary. Seite 18. Americano.
Dans un verre à bordeaux, un
zeste de citron, un verre à liqueur de Bitter Cam-
pari, un verre à liqueur de Vermouth Italien, rem-
plir avec de l’eau de Seltz.
1927 Adolphe Torelli: American Drinks Dictionary. Seite 162. Torelli’s Appetizer.
Dans un grand
verre à pied, un de glace, un morceau de glace, un verre à
liqueur de Bitter Campari, un verre à madère de
Verrnouth de Turin, un zeste de citron, remplir
avec de l’eau de Seltz.
1927 Jean Lupoiu: 370 recettes de cocktails. Seite 57. John’s Cocktail, No 3.
1/3 Vermouth Cinzano, 1/3 Gin, 1/3
Whisky.
Servir avec une cerise.
(lnvenié par l’Auleur).
1927 Jean Lupoiu: 370 recetes de cocktails. Seite 177. Julio Cocktail.
3 jets Bitter Campari, 1/6 Rossi,
1/6 Vermouth Cinzano, 2/3 Gin.
(Inventé par l’Auteur, en l’honneur de
M. Haag, Directeur du journal l’Opinion).
1927 Marcel Requien & Lucien Farnoux Reynaud: L’heure du cocktail. Seite 56. Loving.
1/2 Gin, 1/2 Vermouth blanc Gancia,
deux traits Amer Campari. Frapper à la timbale.
Communiqué par Primo (Primo’s bar, Paris).
1927 Marcel Requien & Lucien Farnoux Reynaud: L’heure du cocktail. Seite 56. Mussolini.
1/2 Gin, 3/10 Vermouth italieun,
2/10 Bitter Campari. Frapper à la timbale et exprimer
un jus de citron.
Communiqué par Charlie Castelloni. (Hermitage, Paris)
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 30. Cinzano Cocktail.
2 gouttes d’Angoustura, 2 gouttes de Campari
Bitter, 1 verre de Cinzano Vermouth, Mélangez
bien et servez dans un verre à Cocktail avec
jus de pelure d’Orange.
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 40. Jersey Cocktail.
Mettez deux ou trois morceaux de glace dans
un grand tumbler, 2 ou 3 gouttes de Campa-
ri Bitter. Remplissez avec du Cidre. Mélangez
doucement.
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 40. Jockey Club Cocktail.
Une goutte Orange Bitter, 1 goutte de Cam-
pari Bitter, 2 gouttes crème de Noyau, une cuil-
lerée à thé de jus de citron, 2/3 de Gin, Mélan-
gez bien versez dans un verre à Cocktail, ajou-
tez une giglée de pelure de citron.
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 44. Montana Cocktail.
2 gouttes d’Anisette, 3 gouttes de Campari Bit-
ters, 1/2 Vermouth Français, 1/2 Sloe Gin. Mé-
langez bien dans un verre à Cocktail, ajoutez
le jus d’un peu de pelure de citron.
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 59. Yale Cocktail.
3 gouttes de Campari Bitter, une goutte d’An-
goustura Bitters, un verre de Gin. Mélungez
bien, versez dans un verre à vin de taille moyen-
ne, une flaquée de siphon, pressez un peu de
pelure de citron sur le tout.
1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 59. Za Za Cocktail.
2 gouttes de Campari Bitter, 1/3 de Nichol-
son Gin, 2 /3 de Cinzano Vermouth Italien. Mé-
langez bien, versez dans un verre à Cocktail,
servez avec un cherry.
explicit capitulum
*
Danke für diesen wirklich lesenswerten Beitrag! Leider hat die Negroni Distilleria offenbar noch keinen offiziellen Distributeur in Deutschland – könnt ihr gleichwohl eine Bezugsquelle empfehlen?
In Deutschland konnten wir leider noch keine Bezugsquelle finden. Wir haben unsere Flaschen hier gekauft: http://www.myqualitystore.it/de/besondere-kombinationen/26-bitter.html Leider sind die Versandkosten sehr hoch. Kennt vielleicht jemand eine günstigere Quelle?
[…] Cocktailgeschichte des Boulevardier wissen möchtest, solltest du mal einen Blick in den Post von Bar-Vademecum werfen. Sein Blog ist ein riesiges „Bar-Geschichtsbuch“ und für Nerds einfach eine […]