Die Bars von Paris sind eine Reise wert. Wir haben viele von ihnen auf einer Bar-Tour besucht und berichten über unsere Erlebnisse.
Freitag – Little Red Door
Es ist Freitag, der 18. August 2017. Wir haben uns auf eine Reise nach Paris begeben, und so heißt es dann, sich für den Barabend umzuziehen. Mit Hemd, Fliege und schicker Jeans geht es auf Tour. Als erstes geht es zur „Little Red Door“ in der Rue Charlot 60. Als wir vor der Bar stehen, fällt uns sogleich die kleine rote Tür auf, die als Namensgeber fungiert. Wir wollen diese öffnen, aber sie läßt sich weder ziehen noch drücken. Wir treten zurück auf den Bürgersteig, schauen durch eine schmale Lücke zwischen den Fenstervorhängen und sichten den Tresen und dort sitzende Gäste. Geöffnet hat die Bar demnach. Ein anderes Pärchen steht genauso ratlos vor der Bar und beschließt, wieder zu gehen. Plötzlich geht links von der kleinen roten Tür eine normalgroße Tür auf und eine Angestellte der Bar bittet uns herein. Wir sind baff und amüsiert, denn eigentlich hätte man wegen der Größe bzw. des Minimalismus‘ der Tür darauf kommen müssen, daß es sich hier nicht um den Eingang handelt. Wir rufen dem davongegangen Pärchen noch hinterher, daß wir nun doch hinein können, was dieses dann ebenfalls tut, und betreten die Bar.
Die Bartenderin fragt uns, ob wir uns an einen Tisch setzen möchten oder lieber den Tresen bevorzugen. Die Sache ist für uns natürlich klar, wir streben selbstverständlich dem Tresen entgegen. Die Bar ist wunderbar gemütlich, dezentes Licht, gemütliche Sitzecken und ein Tresen in angenehmer Größe, an dem ungefähr sieben bis acht Gäste bequem Platz haben. Total bequem sind die gepolsterten Barhocker, die man auch als aufgebockte Sessel bezeichnen kann. Sofort werden uns Gläser mit Wasser gereicht, die beständig aufgefüllt werden. Armin erklärt kurz unseren soziokulturellen Hintergrund, was starkes Interesse bei den drei weiblichen Bartendern erzeugt.
Begeistert sind wir von der künstlerisch sehr wertvollen Barkarte, die wir mit großen Augen durchsehen. Man sieht ihr an, daß sie mit viel Liebe und Überlegung entstanden ist. In der Karte heißt es „About a year ago we decided to see if by learning something completely new we could give you a better experience (because we like you a lot). So we studied, and then, we made drinks. This is the product of a year spent trying not to think like bartenders. This is a list of 11 cocktails that we think are, in their sensual form, the reflection of 11 architectural ambitions.“, und in der Tat: Die Karte macht wirklich Spaß und ist ungewöhnlich. Nach einem Jahr der Vorbereitung und Entwicklung, während der man versucht hatte, nicht wie ein Bartender zu denken, hat das Team elf Cocktails der besonderen Art entwickelt, die in ihrer sinnlichen Form elf verschiedene Architekturstile repräsentieren. Die Drinks tragen den Namen eines zugehörigen Architekturstils, und werden mit einer kurzen Erläuterung versehen, was diesen ausmacht. Hinzu kommt auf der gegenüberliegenden Seite der Karte eine Abbildung, die diesem Konzept entspricht. Auch die Art und Weise, wie die Drinks schließlich serviert werden, nimmt Bezug auf den Stil.
Wir ordern zwei Drinks, und zwar den Biomimetics („The artificial thanks to the nature“) aus destillierten Kirschen, Kirschblüte, Kirschstiel und Kirschrinde, dekoriert mit Blütenpollenhonigbällchen und den Functionalisme („Shape follows function“) aus Altos Reposado Tequila, Ale & Citrus-Cordial und drei verschiedenfarbenen Öltropfen (die, so wurde uns erklärt, farblich auf die Farben des Centre Georges-Pompidou Bezug nehmen). Der Biomimetics ist schon wirklich gut, den Functionalisme finden wir phänomenal. Wir können nicht anders und müssen uns noch einen dritten Drink bestellen, den Brutalisme („challenging, idealistic and serious. Brutalism is architecture for grown ups“) aus oxidierten Martini Rubino, St.-Germain, geröstetem Zitrus und Cuixe (Mezcal), der mit in Tempura frittierten Blütendolden verziert serviert wird und mit einem das Glas umschließenden Betonbehälter. Eine Köstlichkeit.
Die Bartenderinnen sind sehr kommunikativ und man spürt, daß hier ein gutes Team zusammenarbeitet. Der einen Bartenderin können wir beim Schnitzen der Eiswürfel auf die Finger schauen, das sieht schon sehr gekonnt aus. Da wir ja noch eine andere Bar aufsuchen möchten, belassen wir es bei den drei Drinks und begleichen die Rechnung. Gerne wären wir geblieben, aber es gibt ja noch andere Bars, die auf unseren Besuch warten. Zum Abschied kredenzen die Mädels uns einen Shot, den wir mit Freude genießen. Das war schon mal ein sehr guter Start unserer Bartour, der Laden ist erstklassig. Kein Wunder, daß diese Bar eine der besten der Welt sein soll.
Candelaria
Wir gehen weiter zur „Candelaria“ in der Rue de Saintonge 52. Als wir dort ankommen, haben wir eher den Eindruck, daß es sich hier um einen Imbiss handelt, und in der Tat, als wir den vielleicht 20 qm großen Raum betreten, sehen wir eine Küche, in der gebruzzelt wird und diverse essende Gäste. Diese trinken zwar auch etwas, aber so richtig wollen wir nicht glauben, daß es sich hier um eine Cocktailbar handelt, die ein hohes Ansehen genießt. Ein Angestellter sieht unsere ratlosen Gesichter und fragt uns, ob wir nur zum Trinken hergekommen sind, was wir bejahen. Dann folgt sein entscheidender Antwortsatz, daß wir durch die Tür gehen sollen, die sich am Raumende befindet. Wir erfüllen seinen Befehl und als wir durch die niedrige Tür gehen, gelangen wir in die „Candelaria“-Bar, die schon sehr gut mit Gästen gefüllt ist.
Wir drömmeln uns an eine Wand, werden von einem Bartender gefragt, ob wir gerade aus dem „Little Red Door“ kämen, weil man dort ein Schlüsselbund gefunden hätte und sich nun gefragt habe, ob das unseres sei, was wir verneinen und erhalten die Barkarte. Wie aufmerksam!
Auch die Karte dieser Bar ist interessant und nach einem Motto erstellt. Inhaltliches Thema sind südamerikanische Sagengestalten. Die Karte ist sehr liebevoll und interessant gestaltet, denn jede Sagenfigur wird mit einer Zeichnung dargestellt.
Nach dem Barkartenstudium bestellen wir uns zwei Drinks. Zum einen den der Dominikanischen Republik zugeordneten Las Ciguapas mit Gin, Clairins, dem von uns geliebten Crème de Violette, Zitrusmarmelade und Limette. Zum anderen den nach Puerto Rico verkarteten El Chupacabras aus zwei verschiedenen Rums, Campari, Kirschlikör, Zimtsirup und Angostura Bitters.
Diese muß man sich nach Fertigstellung am Tresen abholen, was ich erledige. Der eine Bartender ist Deutscher, was mir kommunikationstechnisch sehr entgegenkommt. Wir süppeln die köstlichen Drinks und finden vor allem den El Chupacabras sehr favoritesk. Bei diesem fällt uns auch die Liebe zum Detail auf. Der Drink wird in einem Fläschchen auf Eis in einem stählernen Shaker gereicht, dazu gibt es ein kleines Gläschen, aus dem man den Cocktail genießt. Diese Darreichungsform findet sich auch in der Zeichnung der Karte, vor dem Ungeheuer plaziert.
Die Bar verfügt über einen kleinen Tresen, an dem vielleicht vier bis fünf Personen sitzen können, die restliche Räumlichkeit ist etwas verwinkelt und das Licht wird spärlich eingesetzt. An den Tischen kann man auch das im bereits genannten Imbiss, welches mexikanische Küche kreiert, gefertigte Essen zu sich nehmen. Da es hier doch ziemlich laut ist, was der DJ-Musik und dem Geplapper geschuldet ist, und von der Wand, an der wir stehen, kalte Zugluft herunterfällt, belassen wir es bei zwei Drinks und gehen dann wieder.
Marie Celeste
Als nächstes Ziel haben wir die Bar „Marie Celeste“ in der Rue Commines 1 auserkoren. Wir setzen uns an den Tresen, der um eine Säule angeordnet ist, welche blöderweise etwas die Sicht einschränkt und auf uns störend wirkt. Die Tische sind sämtlichst belegt, was nicht verwundert, denn es ist Dinnerzeit. Wir bestellen uns zwei Drinks, die beide sehr interessant sind und uns auch gefallen. Doch diese beiden sollen genügen, um einen Eindruck von der Bar erhalten zu haben. Aus diesem Grunde ordern wir keinen weiteren, sondern planen noch einen Absacker in der „Mabel“-Bar in der Rue D’Aboukir 58. Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen „Amorino“-Eisladen, in dem wir uns ein köstliches Eis kaufen. Diese Kette kennen wir schon aus vorherigen Urlauben, und wir kehren dort immer wieder gerne ein. Klasse, daß man hier um kurz vor Mitternacht noch einen geöffneten Eisladen findet. Als wir am „Mabel“ angekommen, müssen wir leider feststellen, daß – wie viele andere Bars und Geschäfte auch – die Bar im Urlaub weilt. Enttäuscht gehen wir zurück zum Hotel, wo wir um Mitternacht eintreffen.
Samstag – Experimental Cocktail Club
Nach dem Essen fahren wir mit der Métro zum „Experimental Cocktail Club“ in der Rue Saint-Sauveur 37. Da wir bereits um zehn Minuten vor Sieben Uhr Einlaß begehren, werden wir vom Personal gebeten, noch ein paar Minuten draußen zu warten, denn man öffne erst um Punkt Sieben Uhr. Dafür haben wir selbstverständlich Verständnis und so vertrödeln wir die paar Minuten, indem wir durch die Straßen dieses Viertels, welches sich „ Les Halles“ nennt, gehen.
Um zehn Minuten nach Sieben betreten wir die Bar und sind erfreut, daß wir zwei ideal gelegene Plätze am Tresen ergattern. Dem Bartender namens Maxime Potfer klären wir wie üblich über unseren cocktailesk-soziokulturellen Hintergrund, unsere Vorlieben und Armins Nahrungsunverträglichkeiten auf. Dann legt er auch schon los und bastelt uns zwei hervorragende Drinks. Selbst das dazu gereichte Wasser ist eine Wonne. Wir führen interessante Gespräche, und zur Krönung bekommen wir auch noch einen Nikka Gin zur Verkostung dargeboten. Nach circa zwei Stunden müssen wir uns allerdings verabschieden, denn wir haben noch eine Bar-Tour vor uns. Wir gehen jedoch nicht ohne den Hinweis, daß wir sicherlich am montäglichen Abschlußabend noch einmal hereinschauen werden, denn dann möchten wir all unsere Favoritenbars noch einmal beehren.
Danico
Zielgerichtet tendieren wir nun zur Bar „Danico“, die sich in der Rue Vivienne 6 befinden soll. Als wir dort ankommen, finden wir die Hausnummer zunächst nicht, es ist verflixt. Es gibt hier lediglich das Restaurant „Daroco“. Wir gehen in die daneben gelegene Einkaufspassage und siehe da, dort können wir durch die Fenster eine Bar erkennen. Wir gehen also wieder zurück vor das Restaurant, betreten dieses und fragen eine Bedienung, ob wir zur Bar durchgehen dürfen. Na selbstverständlich, flötet die Dame. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
Die Bar wurde übrigens erst im April 2016 eröffnet und befindet sich in dem früheren Ladengeschäft von Jean Paul Gaultier. Das Ambiente ist jedenfalls sehr schön, es gibt einen angenehm kurzen Tresen, alles ist picobello sauber und durch die Fensterfront kann man die vorbeigehenden Passanten beobachten.
Wir nehmen am Tresen Platz, schauen kurz durch die Karte, woraufhin ich mir einen Drink aus der Karte ordere und Armin sich einen Drink empfehlen läßt. Die Drinks heißen „Why Did The Chef Quit“ und „Hercule Poirot“. Die Bar arbeitet zutatentechnisch mit ordentlich Chichi, also mit Infusionen und selbst kreierten Likören und Essenzen, zum Beispiel aus Meergras oder Schinken. So ist es für uns natürlich unmöglich, diese Drinks zuhause nachzumixen und so brauchen wir auch gar nicht nach Rezepten zu fragen. Egal, die ersten zwei bis drei Schlückchen der Drinks schmecken ganz famos und sehr ungewöhnlich, wir sind beeindruckt, aber dann werden die Aromen für uns zu intensiv und wir möchten fast gar nicht mehr weitertrinken. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Nun denn, wir verabschieden uns nach den beiden Drinks und versuchen ein zweites Mal, die Räumlichkeiten einer Bar zu betreten, bei der wir schon während des Tages versucht hatten, einzukehren. Nennen wir sie der Einfachheit halber Bar X, denn den Namen wollen wir hier verschweigen. Eigentlich müßte man gar nicht darüber schreiben, denn empfehlen wollen wir sie nicht. Doch sie war dennoch ein interessantes Erlebnis während unserer Bar-Tour und darf deshalb auch nicht in unserem Reisebericht fehlen.
Bar X
Die Einrichtung der Bar sei folgendermaßen beschrieben: das Mobiliar inklusive Tresen besteht aus Holz und ist sehr rustikal. Die Wände sind mit allerlei Abstrusitäten aller Art geschmückt. Alles wirkt ein wenig rumpelig, vermutlich soll das den Charme früherer Zeiten darstellen. Wir setzen uns an den L-förmigen Tresen und zwar an den kurzen Strich des „L“s, so daß wir dem Bartender direkt auf die Pfoten schauen können. Wir bestellen zwei Drinks, einen Side Car und einen Scoff Law. Wir beobachten den Bartender bei seiner Arbeit und sind schockiert. Er greift die Eiswürfel mit den nackten Händen und in dem Behältnis, in dem die Eiswürfel liegen, ist auch eine geöffnete Champagnerflasche eingebettet, die er ab und zu für das Mixen von Cocktails benutzt. Nebenher begrüßt er per Handschlag Gäste und kassiert ab, faßt also Geld und Hände an, ohne sich auch nur einmal zwischendurch die Hände zu waschen; lediglich an der dreckigen Kittelschürze werden sie zwischendrin abgewischt. Das Wort Hygiene scheint hier nicht zu existieren. Wir sind baff und sehen von einer weiteren Bestellung ab, zumal die beiden Drinks eher lieblos schmecken und mit je 14 € auch viel zu teuer sind, betrachtet man das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Gefallen hat uns die Bar nicht. Die Gäste werden nicht richtig willkommen geheißen, man erhält kein Wasser gereicht, die Drinks werden ohne die Mengen abzumessen im „free pouring“ zubereitet und anschließend nicht abgeschmeckt – was man den Drinks auch angemerkt hat. Ach ja, und die elendig künstlichen knallroten Kirschen werden hier auch serviert. Tja, aber immerhin können wir jetzt sagen, daß wir mal hier waren. Gewarnt hatte man uns ja vor dem Laden, aber man will sich ja seine eigene Meinung bilden und über die verfügen wir jetzt.
Hemingway Bar
Unser letztes Ziel für heute Abend soll die „Hemingway Bar“ im Hôtel Ritz am Place Vendôme 15 sein. Gegen 22 Uhr betreten wir das Fünf-Sterne-Hotel durch die Drehtür und werden sogleich vom adrett gekleideten Personal begrüßt. Wir fragen nach dem Weg in die Hemingway-Bar und werden vom Angesprochenen sogleich darum gebeten, ihm zu folgen. Das Hotel macht einen unglaublich eleganten Eindruck, alles ist sehr edel und piekfein. Nach dem Durchqueren eines endlos erscheinenden Gangs entlang sehr teurer Bekleidungsgeschäfte gelangen wir zur Bar. Wir sind stark beeindruckt, das Mobiliar ist sehr edel, lederbezogene Sessel im Stil der 1920er Jahre, viel warmes Holz und an den Wänden viele Bilder und einige Jagdtrophäen.
Hemingway hat der Bar nicht nur vom Namen her seinen Stempel aufgedrückt, er hat hier auch etliche Drinks verzehrt. Wir haben Glück und ergattern noch zwei Plätze am Tresen. Man reicht uns die Karte und wir sind ein weiteres Mal beeindruckt. Die Karte ist übersichtlich und ziemlich tequilalastig. Wir lassen uns vom Head-Bartender, dem legendären Colin Field, beraten. Als er hört, daß wir aus Deutschland kommen, erzählt er uns, daß seine Mutter Deutsche sei und aus Hamburg komme. Auf seinen Ausspruch „Hummel hummel“, erwartet er von uns ein „Mors mors“, aber uns fallen die beiden Worte nicht ein, denn wir sind ja nun mal keine Hamburger. Er hat echt Humor, wirkt sehr enthusiastisch und bringt gute Laune unter die Gäste.
Das gereichte Knabber-Fingerfood ist übrigens teuflisch gut. Wir kommen ins Gespräch mit einem Pärchen aus Arizona, das neben uns an der Bar sitzt und so vergeht die Zeit wie im Flug. Ach ja, die beiden Drinks, die jeder von uns hatte, waren famos, wenn auch mit ca. 30 € ganz schön kostenintensiv. Aber es lohnt sich, denn diese legendäre Bar mit ihrer Atmosphäre ist etwas Besonderes. Man sollte einmal dort gewesen sein.
Wir hatten zunächst zwei Martinis, einen „Raspberry Martini“, für den Frische Himbeeren in Wodka mazeriert wurden und einen „Clean Dirty Martini“, letzterer hat uns geschmacklich sehr beeindruckt. Es ist ein Martini, der nach Oliven schmeckt und mit einem gefrorenen Olivensaft-Eiswürfel serviert wird. Im Grunde genommen ein „Dirty Martini“, der jedoch – wie der Name schon sagt – klar ist. Diesen Drink zu entwickeln dauerte zehn Jahre, so erzählte Colin, und die Zubereitungsweise sei sein Geheimnis.
Danach hatten wir einen „Adeline de Grand Marnier“, mit Cognac und Pineau des Charentes und einem Tropfen Gran Marnier und Orangenbitter zubereitet und einen „Red Nichols Manhattan“, bestehend aus Rye Whiskey, französischem Wermut und hausgemachten Kakao-Bitter, der für vier Jahre reifte. Armin kauft noch eine Menue-Karte, den sogenannten „The Hemingway Star“ als Souvenir, denn die Aufmachung gefällt uns sehr. Um kurz nach 1 Uhr nachts machen wir uns per pedes auf den Weg zum Hotel, so daß wir um 1:45 Uhr im Bett liegen.
Sonntag – Hôtel Ritz
Wir gehen am Nachmittag während unseres Stadtrundganges den kurzen Weg weiter zum Hôtel Ritz, denn wir möchten uns im Concept Store das Buch von Colin Field kaufen. Gestern wußten wir noch gar nicht, daß es das gab. Wir fragen an der Rezeption, wann der Store öffnet und man sagt uns, daß er erst am Nachmittag öffne, dann aber erst um 19 Uhr schlösse. Gut, dann kommen wir später halt noch mal wieder.
Gegen 17 Uhr verlassen wir unsere temporäre Heimstatt und fahren zum Hôtel Ritz. Dort gehen wir in den Concept Store und haben Glück, denn wir erfahren, daß man bereits um 18 Uhr schlösse und nicht – wie es die Dame an der Rezeption zur Mittagszeit gesagt hat – um 19 Uhr. Es ist kurz vor 18 Uhr und so können wir zwei Exemplare des Cocktailbuchs von Colin Field kaufen. Eines für uns und eines für unseren Bildungstrinkerfreund Olli aus Hamburg. Der freundliche Verkäufer schenkt uns noch einen luxuriösen blau-goldenen Ritz-Kugelschreiber und packt alles in eine schöne Tasche, auf der groß der Aufdruck „Hôtel Ritz“ erkennbar ist.
Wir gehen zurück zur Métrohaltestelle Opéra und fahren von dort nach Sentier, um in der Rue Saint Sauveur 32 den Burgerladen „Big Fernand“ zwecks Grundlagenschaffung aufzusuchen. Wir ordern zwei Burger mit extra Patty und erfreuen uns des guten Geschmacks. Wir gehen nun zu Fuß die 1,3 km zur Rue du Faubourg 51, denn dort befindet sich die besuchslohnenswerte Bar „Syndicat“. Als wir dort ankommen, finden wir die Bar verschlossen vor und am Eingang hängt ein Zettel der hiesigen Verwaltung. Wir verstehen nur, daß die Bar von der Verwaltung geschlossen wurde, warum steht dort nicht. Schade aber auch.
Candelaria
Wir gehen weiter zum „Candelaria“, wo wir uns an den Tresen setzen und uns noch einmal einen „Chupacabras“ bestellen, den wir vorgestern so toll fanden. Wir wollen unsere Meinung noch einmal kritisch hinterfragen. Aber wir bleiben bei unserem Urteil und fragen die Bedienung erfolgreich nach dem Rezept. So können wir uns diese Köstlichkeit auch in der heimischen Bar bereiten.
Ein kurzes Gespräch mit einem finnischen Pärchen, deren weibliche Hälfte offensichtlich schon einiges an Alkohol genascht hat, gestaltet sich angenehm und kurzweilig. Wir geben den beiden noch Tips, falls sie mal Hamburg besuchen, denn Hamburg steht auf ihrer To-Visit-Liste.
Sherry Butt
Wir gehen weiter zur 1,3 km entfernten, in der Rue Beautreillis 20 gelegenen Bar „Sherry Butt“. Die Bar ist stylish eingerichtet, nackte Steinmauern, Holzfußboden und bequeme Sessel laden zum Verweilen ein. Es ist noch nichts los und so setzen wir uns an den Tresen, wo wir sogleich mit dem Bartender, einem jungen, tätowierten, cappytragenden Herrn ins Gespräch kommen. Es handelt sich um Javier Sham Lourenço, den Bar-Manager. Er mixt uns zwei schöne Drinks, und erklärt uns einen weiteren, den er gerade ausarbeitet, und der mit Milch geklärt wird. Wir dürfen schon einmal das Zwischenergebnis kosten und sind erfreut, daß wir als Bildungstrinker mehr über die Vorzüge der Milchklärung erfahren können. Nach einem weiteren Drink verabschieden wir uns wieder und gehen wieder zu Fuß die lächerlichen 1,4 km zum „Little Red Door“. Unterwegs kommen wir noch an einem „Amorino“-Eisladen vorbei, dessen Existenz uns nötigt, ein Eis zu erstehen.
Little Red Door
Die Bartenderinnen im „Little Red Door“ sind hocherfreut, uns noch einmal bemixen zu dürfen und so lassen wir unserem Trinkbegehren freien Lauf, denn die Karte will durchgekostet werden. Wir beginnen mit einem Baroque („The exageration of the classical order“) aus Rum, fortifiziertem Wein, Orangenlikör und Granatapfelblüten.
Es folgt ein Art Nouveau („Reintroducing nature in a post industrial world“), der aus Gin, Absintheroux, Pfefferminzdestillat, Eukalyptus und Zitronenthymian hergestellt wird.
Dann soll es ein Primitive („At the beginning“) für uns sein, der aus Lokalen und jahreszeitlichen Zutaten fermentiert wurde.
Danach geht es weiter mit einen Minimalisme („Less is more“), der natürlich nur aus wenigen Bestandteilen bestehen darf: einem zwölfjährigem Chivas Regal und modifiziertem Kokosnußwasser.
Es folgt erneut der Fonctionalisme, den wir schon bei unserem ersten Besuch liebten, und anschließend wollen wir uns einem Paper Architecture („Don’t think about what will be build, think about what can be build“) nicht verschließen. Er wird mit leichtem kubanischen Rum, Malt Whiskey, Pflaume und Papier zubereitet.
Allesamt köstliche Drinks. Um halb 12 Uhr nachts zahlen wir unsere Rechnung und gehen dann ins Hotel, wo wir dann angeschwipst zu Bette fallen.
Montag – Experimental Cocktail Club
Frisch erwacht und voller Tatendrang fahren wir nach unserem Nachmittagsschläfchen zu „Big Fernand“, wo wir jeder einen Burger essen. Was unseren letzten Paris-Barabend betrifft, gehen wir zunächst in den „Experimental Cocktail Club“, wo uns Maxims drei leckere Drinks mixt. Der „Pomme d’Happy“ aus Calvados, Gran Classico, Zitrone, Zuckersirup, Old-Fashioned Bitters und Orangenzeste ist eine schöne Old-Fashioned-Variante. Der „Malade Imaginaire“ besitzt schöne Enziannoten, mit denen man uns immer entzücken kann, wunderbar abgerundet durch einen Fenchellikör. Es folgt eine Variante des Angel’s Face mit Aprikosenlikör, zwei verschiedenen Sherries, Calvados, Nikka Coffey Gin, die ohne Fehl und Tadel ist. Es schmeckt alles so gut, daß wir noch einen vierten Cocktail bestellen.
Als Abschluß erhalten wir als Shot eine Besonderheit gereicht, die Maxime für uns in seinem Backboard für uns ausgesucht hat. Ein französisches Produkt, und zwar einen Quinquina mit Walnuß: den LQuinquiNoix 17°. Wir sind sofort davon angetan, und Maxime ist überrascht, daß wir den Hersteller kennen. Auf einer unserer zurückliegenden Reisen nach Frankreich hatten wir nämlich vom selben Hersteller den Suprême Denoix gefunden, einen Walnußlikör, der mit grünem Walnußsaft und Armagnac hergestellt fünf Jahre in Eichenfässern reift. Wer diese Produkte findet, sollte zugreifen.
Hemingway Bar
Das war schon mal ein guter Anfang, aber wir müssen uns leider erst einmal verabschieden, denn wir hoffen, in der „Hemingway Bar“ Colin Field anzutreffen, damit er unsere Bücher signieren kann. Seine Barkollegen hatten zwar bereits angedeutet, daß er heute arbeitsfrei habe, aber sie sagten, daß dennoch die Chance bestünde, daß er mal hereinschaue. Tja, leider haben wir kein Glück und so bleiben die Bücher unsigniert. Wir nehmen trotzdem jeder einen Drink, auch um noch mal zu überprüfen, ob die Drinks wirklich so gut waren oder wir vielleicht auch schon so angeschwipst, daß wir alle Drinks für lecker befunden hätten. Armin nutzt die Gelegenheit, um den anwesenden Bartender nach einem Signature-Drink der Bar nach seiner Wahl zu fragen, denn wir wollen einmal abseits der Karte trinken. Leider weiß dieser darauf keine rechte Antwort. Nun, wir wollen dies nicht überbewerten, denn wenn diese Art der Fragen an dieser Bar nicht so üblich sind, ist dieses nur natürlich. Wir bestellen also zwei Drinks, darunter erneut einen „Clean Dirty Martini“. Ersterer ist gut, überzeugt uns aber leider nicht so recht, der Martini hingegen ist famos.
Experimental Cocktail Club
Wir verabschieden uns also aus genannten Gründen von diesem Etablissement und fahren zurück zum Experimental Cocktail Club. Maxim freut sich außerordentlich, daß es uns noch einmal zu ihm verschlagen hat, und er wird kreativ. Zunächst gibt es einen Twist auf den Little Italy, mit Armagnac anstelle des Rye Whiskeys, Fino Sherry anstelle des Wermuts und einem großen dash Orinoco-Bitters. Dann folgt ein komplexer und ungewöhnlicher, uns sehr mundender Drink auf der Basis von Basilikum, Mezcal, Tequila und Oloroso-Sherry. Im weitesten Sinne quasi ein Gin-Basil-Smash in einem neuen Gewand. So etwas erfreut uns als Le-Lion-Stammgäste natürlich sehr :-). Angespornt von unserem Lob entwickelt Maxim spontan für uns einen Drink, basierend auf Aalborg Jubiläums Akvavit, Wermut, Madeira, einem Apfel-eau-de-vie und Boston Bitters. Dieser Drink ist für uns eine Offenbarung. Er fängt leicht an, entwickelt dann eine dunkle Tiefe, vom ersten Schluck bis zum Abgang verändern sich die Aromen, man schmeckt Dill, dann Apfel, dann den Wein, und pilzige Umami-Aromen kommen auch noch hinzu.
Wir können nicht anders. Wir tun das, was wir bei unseren Bar-Besuchen sonst nicht machen: Wir bestellen diese Köstlichkeit ein zweites Mal.
Glücklich und zufrieden fallen wir um 1 Uhr nachts ins Heiabett.
Fazit
Die Bars von Paris sind auf jeden Fall eine Reise wert. Alle von uns namentlich genannten waren gut, und sie waren alle verschieden, so daß für jeden Geschmack etwas dabei ist. Little Red Door und Experimental Cocktail Club haben uns am besten gefallen.
Quellen
Das Foto wurde uns freundlicherweise von der Bar „Little Red Door“ zur Verfügung gestellt.
Die Fotos wurde uns freundlicherweise von der Bar „Experimental Cocktail Club“ zur Verfügung gestellt.
Das Foto wurde uns freundlicherweise von der Bar „Danico“ zur Verfügung gestellt.
Das Foto wurde uns freundlicherweise von der „Bar Hemingway“ zur Verfügung gestellt.
Das Foto wurde uns freundlicherweise von der „Sherry Butt“ zur Verfügung gestellt.
Die Bars von Paris sind eine Reise wert. Wir haben viele von ihnen auf einer Bar-Tour besucht und berichten über unsere Erlebnisse.
Freitag – Little Red Door
Es ist Freitag, der 18. August 2017. Wir haben uns auf eine Reise nach Paris begeben, und so heißt es dann, sich für den Barabend umzuziehen. Mit Hemd, Fliege und schicker Jeans geht es auf Tour. Als erstes geht es zur „Little Red Door“ in der Rue Charlot 60. Als wir vor der Bar stehen, fällt uns sogleich die kleine rote Tür auf, die als Namensgeber fungiert. Wir wollen diese öffnen, aber sie läßt sich weder ziehen noch drücken. Wir treten zurück auf den Bürgersteig, schauen durch eine schmale Lücke zwischen den Fenstervorhängen und sichten den Tresen und dort sitzende Gäste. Geöffnet hat die Bar demnach. Ein anderes Pärchen steht genauso ratlos vor der Bar und beschließt, wieder zu gehen. Plötzlich geht links von der kleinen roten Tür eine normalgroße Tür auf und eine Angestellte der Bar bittet uns herein. Wir sind baff und amüsiert, denn eigentlich hätte man wegen der Größe bzw. des Minimalismus‘ der Tür darauf kommen müssen, daß es sich hier nicht um den Eingang handelt. Wir rufen dem davongegangen Pärchen noch hinterher, daß wir nun doch hinein können, was dieses dann ebenfalls tut, und betreten die Bar.
Die Bartenderin fragt uns, ob wir uns an einen Tisch setzen möchten oder lieber den Tresen bevorzugen. Die Sache ist für uns natürlich klar, wir streben selbstverständlich dem Tresen entgegen. Die Bar ist wunderbar gemütlich, dezentes Licht, gemütliche Sitzecken und ein Tresen in angenehmer Größe, an dem ungefähr sieben bis acht Gäste bequem Platz haben. Total bequem sind die gepolsterten Barhocker, die man auch als aufgebockte Sessel bezeichnen kann. Sofort werden uns Gläser mit Wasser gereicht, die beständig aufgefüllt werden. Armin erklärt kurz unseren soziokulturellen Hintergrund, was starkes Interesse bei den drei weiblichen Bartendern erzeugt.
Begeistert sind wir von der künstlerisch sehr wertvollen Barkarte, die wir mit großen Augen durchsehen. Man sieht ihr an, daß sie mit viel Liebe und Überlegung entstanden ist. In der Karte heißt es „About a year ago we decided to see if by learning something completely new we could give you a better experience (because we like you a lot). So we studied, and then, we made drinks. This is the product of a year spent trying not to think like bartenders. This is a list of 11 cocktails that we think are, in their sensual form, the reflection of 11 architectural ambitions.“, und in der Tat: Die Karte macht wirklich Spaß und ist ungewöhnlich. Nach einem Jahr der Vorbereitung und Entwicklung, während der man versucht hatte, nicht wie ein Bartender zu denken, hat das Team elf Cocktails der besonderen Art entwickelt, die in ihrer sinnlichen Form elf verschiedene Architekturstile repräsentieren. Die Drinks tragen den Namen eines zugehörigen Architekturstils, und werden mit einer kurzen Erläuterung versehen, was diesen ausmacht. Hinzu kommt auf der gegenüberliegenden Seite der Karte eine Abbildung, die diesem Konzept entspricht. Auch die Art und Weise, wie die Drinks schließlich serviert werden, nimmt Bezug auf den Stil.
Wir ordern zwei Drinks, und zwar den Biomimetics („The artificial thanks to the nature“) aus destillierten Kirschen, Kirschblüte, Kirschstiel und Kirschrinde, dekoriert mit Blütenpollenhonigbällchen und den Functionalisme („Shape follows function“) aus Altos Reposado Tequila, Ale & Citrus-Cordial und drei verschiedenfarbenen Öltropfen (die, so wurde uns erklärt, farblich auf die Farben des Centre Georges-Pompidou Bezug nehmen). Der Biomimetics ist schon wirklich gut, den Functionalisme finden wir phänomenal. Wir können nicht anders und müssen uns noch einen dritten Drink bestellen, den Brutalisme („challenging, idealistic and serious. Brutalism is architecture for grown ups“) aus oxidierten Martini Rubino, St.-Germain, geröstetem Zitrus und Cuixe (Mezcal), der mit in Tempura frittierten Blütendolden verziert serviert wird und mit einem das Glas umschließenden Betonbehälter. Eine Köstlichkeit.
Die Bartenderinnen sind sehr kommunikativ und man spürt, daß hier ein gutes Team zusammenarbeitet. Der einen Bartenderin können wir beim Schnitzen der Eiswürfel auf die Finger schauen, das sieht schon sehr gekonnt aus. Da wir ja noch eine andere Bar aufsuchen möchten, belassen wir es bei den drei Drinks und begleichen die Rechnung. Gerne wären wir geblieben, aber es gibt ja noch andere Bars, die auf unseren Besuch warten. Zum Abschied kredenzen die Mädels uns einen Shot, den wir mit Freude genießen. Das war schon mal ein sehr guter Start unserer Bartour, der Laden ist erstklassig. Kein Wunder, daß diese Bar eine der besten der Welt sein soll.
Candelaria
Wir gehen weiter zur „Candelaria“ in der Rue de Saintonge 52. Als wir dort ankommen, haben wir eher den Eindruck, daß es sich hier um einen Imbiss handelt, und in der Tat, als wir den vielleicht 20 qm großen Raum betreten, sehen wir eine Küche, in der gebruzzelt wird und diverse essende Gäste. Diese trinken zwar auch etwas, aber so richtig wollen wir nicht glauben, daß es sich hier um eine Cocktailbar handelt, die ein hohes Ansehen genießt. Ein Angestellter sieht unsere ratlosen Gesichter und fragt uns, ob wir nur zum Trinken hergekommen sind, was wir bejahen. Dann folgt sein entscheidender Antwortsatz, daß wir durch die Tür gehen sollen, die sich am Raumende befindet. Wir erfüllen seinen Befehl und als wir durch die niedrige Tür gehen, gelangen wir in die „Candelaria“-Bar, die schon sehr gut mit Gästen gefüllt ist.
Wir drömmeln uns an eine Wand, werden von einem Bartender gefragt, ob wir gerade aus dem „Little Red Door“ kämen, weil man dort ein Schlüsselbund gefunden hätte und sich nun gefragt habe, ob das unseres sei, was wir verneinen und erhalten die Barkarte. Wie aufmerksam!
Auch die Karte dieser Bar ist interessant und nach einem Motto erstellt. Inhaltliches Thema sind südamerikanische Sagengestalten. Die Karte ist sehr liebevoll und interessant gestaltet, denn jede Sagenfigur wird mit einer Zeichnung dargestellt.
Nach dem Barkartenstudium bestellen wir uns zwei Drinks. Zum einen den der Dominikanischen Republik zugeordneten Las Ciguapas mit Gin, Clairins, dem von uns geliebten Crème de Violette, Zitrusmarmelade und Limette. Zum anderen den nach Puerto Rico verkarteten El Chupacabras aus zwei verschiedenen Rums, Campari, Kirschlikör, Zimtsirup und Angostura Bitters.
Diese muß man sich nach Fertigstellung am Tresen abholen, was ich erledige. Der eine Bartender ist Deutscher, was mir kommunikationstechnisch sehr entgegenkommt. Wir süppeln die köstlichen Drinks und finden vor allem den El Chupacabras sehr favoritesk. Bei diesem fällt uns auch die Liebe zum Detail auf. Der Drink wird in einem Fläschchen auf Eis in einem stählernen Shaker gereicht, dazu gibt es ein kleines Gläschen, aus dem man den Cocktail genießt. Diese Darreichungsform findet sich auch in der Zeichnung der Karte, vor dem Ungeheuer plaziert.
Die Bar verfügt über einen kleinen Tresen, an dem vielleicht vier bis fünf Personen sitzen können, die restliche Räumlichkeit ist etwas verwinkelt und das Licht wird spärlich eingesetzt. An den Tischen kann man auch das im bereits genannten Imbiss, welches mexikanische Küche kreiert, gefertigte Essen zu sich nehmen. Da es hier doch ziemlich laut ist, was der DJ-Musik und dem Geplapper geschuldet ist, und von der Wand, an der wir stehen, kalte Zugluft herunterfällt, belassen wir es bei zwei Drinks und gehen dann wieder.
Marie Celeste
Als nächstes Ziel haben wir die Bar „Marie Celeste“ in der Rue Commines 1 auserkoren. Wir setzen uns an den Tresen, der um eine Säule angeordnet ist, welche blöderweise etwas die Sicht einschränkt und auf uns störend wirkt. Die Tische sind sämtlichst belegt, was nicht verwundert, denn es ist Dinnerzeit. Wir bestellen uns zwei Drinks, die beide sehr interessant sind und uns auch gefallen. Doch diese beiden sollen genügen, um einen Eindruck von der Bar erhalten zu haben. Aus diesem Grunde ordern wir keinen weiteren, sondern planen noch einen Absacker in der „Mabel“-Bar in der Rue D’Aboukir 58. Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen „Amorino“-Eisladen, in dem wir uns ein köstliches Eis kaufen. Diese Kette kennen wir schon aus vorherigen Urlauben, und wir kehren dort immer wieder gerne ein. Klasse, daß man hier um kurz vor Mitternacht noch einen geöffneten Eisladen findet. Als wir am „Mabel“ angekommen, müssen wir leider feststellen, daß – wie viele andere Bars und Geschäfte auch – die Bar im Urlaub weilt. Enttäuscht gehen wir zurück zum Hotel, wo wir um Mitternacht eintreffen.
Samstag – Experimental Cocktail Club
Nach dem Essen fahren wir mit der Métro zum „Experimental Cocktail Club“ in der Rue Saint-Sauveur 37. Da wir bereits um zehn Minuten vor Sieben Uhr Einlaß begehren, werden wir vom Personal gebeten, noch ein paar Minuten draußen zu warten, denn man öffne erst um Punkt Sieben Uhr. Dafür haben wir selbstverständlich Verständnis und so vertrödeln wir die paar Minuten, indem wir durch die Straßen dieses Viertels, welches sich „ Les Halles“ nennt, gehen.
Um zehn Minuten nach Sieben betreten wir die Bar und sind erfreut, daß wir zwei ideal gelegene Plätze am Tresen ergattern. Dem Bartender namens Maxime Potfer klären wir wie üblich über unseren cocktailesk-soziokulturellen Hintergrund, unsere Vorlieben und Armins Nahrungsunverträglichkeiten auf. Dann legt er auch schon los und bastelt uns zwei hervorragende Drinks. Selbst das dazu gereichte Wasser ist eine Wonne. Wir führen interessante Gespräche, und zur Krönung bekommen wir auch noch einen Nikka Gin zur Verkostung dargeboten. Nach circa zwei Stunden müssen wir uns allerdings verabschieden, denn wir haben noch eine Bar-Tour vor uns. Wir gehen jedoch nicht ohne den Hinweis, daß wir sicherlich am montäglichen Abschlußabend noch einmal hereinschauen werden, denn dann möchten wir all unsere Favoritenbars noch einmal beehren.
Danico
Zielgerichtet tendieren wir nun zur Bar „Danico“, die sich in der Rue Vivienne 6 befinden soll. Als wir dort ankommen, finden wir die Hausnummer zunächst nicht, es ist verflixt. Es gibt hier lediglich das Restaurant „Daroco“. Wir gehen in die daneben gelegene Einkaufspassage und siehe da, dort können wir durch die Fenster eine Bar erkennen. Wir gehen also wieder zurück vor das Restaurant, betreten dieses und fragen eine Bedienung, ob wir zur Bar durchgehen dürfen. Na selbstverständlich, flötet die Dame. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
Die Bar wurde übrigens erst im April 2016 eröffnet und befindet sich in dem früheren Ladengeschäft von Jean Paul Gaultier. Das Ambiente ist jedenfalls sehr schön, es gibt einen angenehm kurzen Tresen, alles ist picobello sauber und durch die Fensterfront kann man die vorbeigehenden Passanten beobachten.
Wir nehmen am Tresen Platz, schauen kurz durch die Karte, woraufhin ich mir einen Drink aus der Karte ordere und Armin sich einen Drink empfehlen läßt. Die Drinks heißen „Why Did The Chef Quit“ und „Hercule Poirot“. Die Bar arbeitet zutatentechnisch mit ordentlich Chichi, also mit Infusionen und selbst kreierten Likören und Essenzen, zum Beispiel aus Meergras oder Schinken. So ist es für uns natürlich unmöglich, diese Drinks zuhause nachzumixen und so brauchen wir auch gar nicht nach Rezepten zu fragen. Egal, die ersten zwei bis drei Schlückchen der Drinks schmecken ganz famos und sehr ungewöhnlich, wir sind beeindruckt, aber dann werden die Aromen für uns zu intensiv und wir möchten fast gar nicht mehr weitertrinken. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Nun denn, wir verabschieden uns nach den beiden Drinks und versuchen ein zweites Mal, die Räumlichkeiten einer Bar zu betreten, bei der wir schon während des Tages versucht hatten, einzukehren. Nennen wir sie der Einfachheit halber Bar X, denn den Namen wollen wir hier verschweigen. Eigentlich müßte man gar nicht darüber schreiben, denn empfehlen wollen wir sie nicht. Doch sie war dennoch ein interessantes Erlebnis während unserer Bar-Tour und darf deshalb auch nicht in unserem Reisebericht fehlen.
Bar X
Die Einrichtung der Bar sei folgendermaßen beschrieben: das Mobiliar inklusive Tresen besteht aus Holz und ist sehr rustikal. Die Wände sind mit allerlei Abstrusitäten aller Art geschmückt. Alles wirkt ein wenig rumpelig, vermutlich soll das den Charme früherer Zeiten darstellen. Wir setzen uns an den L-förmigen Tresen und zwar an den kurzen Strich des „L“s, so daß wir dem Bartender direkt auf die Pfoten schauen können. Wir bestellen zwei Drinks, einen Side Car und einen Scoff Law. Wir beobachten den Bartender bei seiner Arbeit und sind schockiert. Er greift die Eiswürfel mit den nackten Händen und in dem Behältnis, in dem die Eiswürfel liegen, ist auch eine geöffnete Champagnerflasche eingebettet, die er ab und zu für das Mixen von Cocktails benutzt. Nebenher begrüßt er per Handschlag Gäste und kassiert ab, faßt also Geld und Hände an, ohne sich auch nur einmal zwischendurch die Hände zu waschen; lediglich an der dreckigen Kittelschürze werden sie zwischendrin abgewischt. Das Wort Hygiene scheint hier nicht zu existieren. Wir sind baff und sehen von einer weiteren Bestellung ab, zumal die beiden Drinks eher lieblos schmecken und mit je 14 € auch viel zu teuer sind, betrachtet man das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Gefallen hat uns die Bar nicht. Die Gäste werden nicht richtig willkommen geheißen, man erhält kein Wasser gereicht, die Drinks werden ohne die Mengen abzumessen im „free pouring“ zubereitet und anschließend nicht abgeschmeckt – was man den Drinks auch angemerkt hat. Ach ja, und die elendig künstlichen knallroten Kirschen werden hier auch serviert. Tja, aber immerhin können wir jetzt sagen, daß wir mal hier waren. Gewarnt hatte man uns ja vor dem Laden, aber man will sich ja seine eigene Meinung bilden und über die verfügen wir jetzt.
Hemingway Bar
Unser letztes Ziel für heute Abend soll die „Hemingway Bar“ im Hôtel Ritz am Place Vendôme 15 sein. Gegen 22 Uhr betreten wir das Fünf-Sterne-Hotel durch die Drehtür und werden sogleich vom adrett gekleideten Personal begrüßt. Wir fragen nach dem Weg in die Hemingway-Bar und werden vom Angesprochenen sogleich darum gebeten, ihm zu folgen. Das Hotel macht einen unglaublich eleganten Eindruck, alles ist sehr edel und piekfein. Nach dem Durchqueren eines endlos erscheinenden Gangs entlang sehr teurer Bekleidungsgeschäfte gelangen wir zur Bar. Wir sind stark beeindruckt, das Mobiliar ist sehr edel, lederbezogene Sessel im Stil der 1920er Jahre, viel warmes Holz und an den Wänden viele Bilder und einige Jagdtrophäen.
Hemingway hat der Bar nicht nur vom Namen her seinen Stempel aufgedrückt, er hat hier auch etliche Drinks verzehrt. Wir haben Glück und ergattern noch zwei Plätze am Tresen. Man reicht uns die Karte und wir sind ein weiteres Mal beeindruckt. Die Karte ist übersichtlich und ziemlich tequilalastig. Wir lassen uns vom Head-Bartender, dem legendären Colin Field, beraten. Als er hört, daß wir aus Deutschland kommen, erzählt er uns, daß seine Mutter Deutsche sei und aus Hamburg komme. Auf seinen Ausspruch „Hummel hummel“, erwartet er von uns ein „Mors mors“, aber uns fallen die beiden Worte nicht ein, denn wir sind ja nun mal keine Hamburger. Er hat echt Humor, wirkt sehr enthusiastisch und bringt gute Laune unter die Gäste.
Das gereichte Knabber-Fingerfood ist übrigens teuflisch gut. Wir kommen ins Gespräch mit einem Pärchen aus Arizona, das neben uns an der Bar sitzt und so vergeht die Zeit wie im Flug. Ach ja, die beiden Drinks, die jeder von uns hatte, waren famos, wenn auch mit ca. 30 € ganz schön kostenintensiv. Aber es lohnt sich, denn diese legendäre Bar mit ihrer Atmosphäre ist etwas Besonderes. Man sollte einmal dort gewesen sein.
Wir hatten zunächst zwei Martinis, einen „Raspberry Martini“, für den Frische Himbeeren in Wodka mazeriert wurden und einen „Clean Dirty Martini“, letzterer hat uns geschmacklich sehr beeindruckt. Es ist ein Martini, der nach Oliven schmeckt und mit einem gefrorenen Olivensaft-Eiswürfel serviert wird. Im Grunde genommen ein „Dirty Martini“, der jedoch – wie der Name schon sagt – klar ist. Diesen Drink zu entwickeln dauerte zehn Jahre, so erzählte Colin, und die Zubereitungsweise sei sein Geheimnis.
Danach hatten wir einen „Adeline de Grand Marnier“, mit Cognac und Pineau des Charentes und einem Tropfen Gran Marnier und Orangenbitter zubereitet und einen „Red Nichols Manhattan“, bestehend aus Rye Whiskey, französischem Wermut und hausgemachten Kakao-Bitter, der für vier Jahre reifte. Armin kauft noch eine Menue-Karte, den sogenannten „The Hemingway Star“ als Souvenir, denn die Aufmachung gefällt uns sehr. Um kurz nach 1 Uhr nachts machen wir uns per pedes auf den Weg zum Hotel, so daß wir um 1:45 Uhr im Bett liegen.
Sonntag – Hôtel Ritz
Wir gehen am Nachmittag während unseres Stadtrundganges den kurzen Weg weiter zum Hôtel Ritz, denn wir möchten uns im Concept Store das Buch von Colin Field kaufen. Gestern wußten wir noch gar nicht, daß es das gab. Wir fragen an der Rezeption, wann der Store öffnet und man sagt uns, daß er erst am Nachmittag öffne, dann aber erst um 19 Uhr schlösse. Gut, dann kommen wir später halt noch mal wieder.
Gegen 17 Uhr verlassen wir unsere temporäre Heimstatt und fahren zum Hôtel Ritz. Dort gehen wir in den Concept Store und haben Glück, denn wir erfahren, daß man bereits um 18 Uhr schlösse und nicht – wie es die Dame an der Rezeption zur Mittagszeit gesagt hat – um 19 Uhr. Es ist kurz vor 18 Uhr und so können wir zwei Exemplare des Cocktailbuchs von Colin Field kaufen. Eines für uns und eines für unseren Bildungstrinkerfreund Olli aus Hamburg. Der freundliche Verkäufer schenkt uns noch einen luxuriösen blau-goldenen Ritz-Kugelschreiber und packt alles in eine schöne Tasche, auf der groß der Aufdruck „Hôtel Ritz“ erkennbar ist.
Wir gehen zurück zur Métrohaltestelle Opéra und fahren von dort nach Sentier, um in der Rue Saint Sauveur 32 den Burgerladen „Big Fernand“ zwecks Grundlagenschaffung aufzusuchen. Wir ordern zwei Burger mit extra Patty und erfreuen uns des guten Geschmacks. Wir gehen nun zu Fuß die 1,3 km zur Rue du Faubourg 51, denn dort befindet sich die besuchslohnenswerte Bar „Syndicat“. Als wir dort ankommen, finden wir die Bar verschlossen vor und am Eingang hängt ein Zettel der hiesigen Verwaltung. Wir verstehen nur, daß die Bar von der Verwaltung geschlossen wurde, warum steht dort nicht. Schade aber auch.
Candelaria
Wir gehen weiter zum „Candelaria“, wo wir uns an den Tresen setzen und uns noch einmal einen „Chupacabras“ bestellen, den wir vorgestern so toll fanden. Wir wollen unsere Meinung noch einmal kritisch hinterfragen. Aber wir bleiben bei unserem Urteil und fragen die Bedienung erfolgreich nach dem Rezept. So können wir uns diese Köstlichkeit auch in der heimischen Bar bereiten.
Ein kurzes Gespräch mit einem finnischen Pärchen, deren weibliche Hälfte offensichtlich schon einiges an Alkohol genascht hat, gestaltet sich angenehm und kurzweilig. Wir geben den beiden noch Tips, falls sie mal Hamburg besuchen, denn Hamburg steht auf ihrer To-Visit-Liste.
Sherry Butt
Wir gehen weiter zur 1,3 km entfernten, in der Rue Beautreillis 20 gelegenen Bar „Sherry Butt“. Die Bar ist stylish eingerichtet, nackte Steinmauern, Holzfußboden und bequeme Sessel laden zum Verweilen ein. Es ist noch nichts los und so setzen wir uns an den Tresen, wo wir sogleich mit dem Bartender, einem jungen, tätowierten, cappytragenden Herrn ins Gespräch kommen. Es handelt sich um Javier Sham Lourenço, den Bar-Manager. Er mixt uns zwei schöne Drinks, und erklärt uns einen weiteren, den er gerade ausarbeitet, und der mit Milch geklärt wird. Wir dürfen schon einmal das Zwischenergebnis kosten und sind erfreut, daß wir als Bildungstrinker mehr über die Vorzüge der Milchklärung erfahren können. Nach einem weiteren Drink verabschieden wir uns wieder und gehen wieder zu Fuß die lächerlichen 1,4 km zum „Little Red Door“. Unterwegs kommen wir noch an einem „Amorino“-Eisladen vorbei, dessen Existenz uns nötigt, ein Eis zu erstehen.
Little Red Door
Die Bartenderinnen im „Little Red Door“ sind hocherfreut, uns noch einmal bemixen zu dürfen und so lassen wir unserem Trinkbegehren freien Lauf, denn die Karte will durchgekostet werden. Wir beginnen mit einem Baroque („The exageration of the classical order“) aus Rum, fortifiziertem Wein, Orangenlikör und Granatapfelblüten.
Es folgt ein Art Nouveau („Reintroducing nature in a post industrial world“), der aus Gin, Absintheroux, Pfefferminzdestillat, Eukalyptus und Zitronenthymian hergestellt wird.
Dann soll es ein Primitive („At the beginning“) für uns sein, der aus Lokalen und jahreszeitlichen Zutaten fermentiert wurde.
Danach geht es weiter mit einen Minimalisme („Less is more“), der natürlich nur aus wenigen Bestandteilen bestehen darf: einem zwölfjährigem Chivas Regal und modifiziertem Kokosnußwasser.
Es folgt erneut der Fonctionalisme, den wir schon bei unserem ersten Besuch liebten, und anschließend wollen wir uns einem Paper Architecture („Don’t think about what will be build, think about what can be build“) nicht verschließen. Er wird mit leichtem kubanischen Rum, Malt Whiskey, Pflaume und Papier zubereitet.
Allesamt köstliche Drinks. Um halb 12 Uhr nachts zahlen wir unsere Rechnung und gehen dann ins Hotel, wo wir dann angeschwipst zu Bette fallen.
Montag – Experimental Cocktail Club
Frisch erwacht und voller Tatendrang fahren wir nach unserem Nachmittagsschläfchen zu „Big Fernand“, wo wir jeder einen Burger essen. Was unseren letzten Paris-Barabend betrifft, gehen wir zunächst in den „Experimental Cocktail Club“, wo uns Maxims drei leckere Drinks mixt. Der „Pomme d’Happy“ aus Calvados, Gran Classico, Zitrone, Zuckersirup, Old-Fashioned Bitters und Orangenzeste ist eine schöne Old-Fashioned-Variante. Der „Malade Imaginaire“ besitzt schöne Enziannoten, mit denen man uns immer entzücken kann, wunderbar abgerundet durch einen Fenchellikör. Es folgt eine Variante des Angel’s Face mit Aprikosenlikör, zwei verschiedenen Sherries, Calvados, Nikka Coffey Gin, die ohne Fehl und Tadel ist. Es schmeckt alles so gut, daß wir noch einen vierten Cocktail bestellen.
Als Abschluß erhalten wir als Shot eine Besonderheit gereicht, die Maxime für uns in seinem Backboard für uns ausgesucht hat. Ein französisches Produkt, und zwar einen Quinquina mit Walnuß: den LQuinquiNoix 17°. Wir sind sofort davon angetan, und Maxime ist überrascht, daß wir den Hersteller kennen. Auf einer unserer zurückliegenden Reisen nach Frankreich hatten wir nämlich vom selben Hersteller den Suprême Denoix gefunden, einen Walnußlikör, der mit grünem Walnußsaft und Armagnac hergestellt fünf Jahre in Eichenfässern reift. Wer diese Produkte findet, sollte zugreifen.
Hemingway Bar
Das war schon mal ein guter Anfang, aber wir müssen uns leider erst einmal verabschieden, denn wir hoffen, in der „Hemingway Bar“ Colin Field anzutreffen, damit er unsere Bücher signieren kann. Seine Barkollegen hatten zwar bereits angedeutet, daß er heute arbeitsfrei habe, aber sie sagten, daß dennoch die Chance bestünde, daß er mal hereinschaue. Tja, leider haben wir kein Glück und so bleiben die Bücher unsigniert. Wir nehmen trotzdem jeder einen Drink, auch um noch mal zu überprüfen, ob die Drinks wirklich so gut waren oder wir vielleicht auch schon so angeschwipst, daß wir alle Drinks für lecker befunden hätten. Armin nutzt die Gelegenheit, um den anwesenden Bartender nach einem Signature-Drink der Bar nach seiner Wahl zu fragen, denn wir wollen einmal abseits der Karte trinken. Leider weiß dieser darauf keine rechte Antwort. Nun, wir wollen dies nicht überbewerten, denn wenn diese Art der Fragen an dieser Bar nicht so üblich sind, ist dieses nur natürlich. Wir bestellen also zwei Drinks, darunter erneut einen „Clean Dirty Martini“. Ersterer ist gut, überzeugt uns aber leider nicht so recht, der Martini hingegen ist famos.
Experimental Cocktail Club
Wir verabschieden uns also aus genannten Gründen von diesem Etablissement und fahren zurück zum Experimental Cocktail Club. Maxim freut sich außerordentlich, daß es uns noch einmal zu ihm verschlagen hat, und er wird kreativ. Zunächst gibt es einen Twist auf den Little Italy, mit Armagnac anstelle des Rye Whiskeys, Fino Sherry anstelle des Wermuts und einem großen dash Orinoco-Bitters. Dann folgt ein komplexer und ungewöhnlicher, uns sehr mundender Drink auf der Basis von Basilikum, Mezcal, Tequila und Oloroso-Sherry. Im weitesten Sinne quasi ein Gin-Basil-Smash in einem neuen Gewand. So etwas erfreut uns als Le-Lion-Stammgäste natürlich sehr :-). Angespornt von unserem Lob entwickelt Maxim spontan für uns einen Drink, basierend auf Aalborg Jubiläums Akvavit, Wermut, Madeira, einem Apfel-eau-de-vie und Boston Bitters. Dieser Drink ist für uns eine Offenbarung. Er fängt leicht an, entwickelt dann eine dunkle Tiefe, vom ersten Schluck bis zum Abgang verändern sich die Aromen, man schmeckt Dill, dann Apfel, dann den Wein, und pilzige Umami-Aromen kommen auch noch hinzu.
Wir können nicht anders. Wir tun das, was wir bei unseren Bar-Besuchen sonst nicht machen: Wir bestellen diese Köstlichkeit ein zweites Mal.
Glücklich und zufrieden fallen wir um 1 Uhr nachts ins Heiabett.
Fazit
Die Bars von Paris sind auf jeden Fall eine Reise wert. Alle von uns namentlich genannten waren gut, und sie waren alle verschieden, so daß für jeden Geschmack etwas dabei ist. Little Red Door und Experimental Cocktail Club haben uns am besten gefallen.
Quellen
explicit capitulum
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