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Die Entwicklungsgeschichte des Shakers

Titelbild.

Aus Salzburg erreichte uns aus der Tourismusschule die Frage der angehenden Jungbartenderinnen und -bartender, wer den Shaker erfunden habe. Grund genug für uns, darauf eine Antwort zu geben.

Die verschiedenen Arten an Schüttelbechern

Es gibt heute verschiedene Arten von Cocktail-Shakern. In Wikipedia werden sie wie folgt definiert: »Der Boston-Shaker besteht aus einem großen Becher aus Metall (meistens Edelstahl) und einem etwas kleineren Mixglas. … Eine Sonderform des Boston-Shakers sind Shaker, bei denen beide Becher aus Metall bestehen, man spricht auch von Tin-Tin. … Der dreiteilige Shaker (auch Cobbler Shaker) besteht aus einem Metallbecher, einem Aufsatz mit integriertem Sieb, der bündig in den Metallbecher passt, und einer Verschlusskappe, alles häufig aus Edelstahl. … Zweiteilige Metall-Shaker werden auch French Shaker oder Parisian Shaker (bzw. französisch Parisienne Shaker) genannt … . Sie ähneln in ihrer Form eher einem dreiteiligen Shaker, haben aber keine Verschlusskappe, so dass zum Abseihen wie beim Boston Shaker ein Barsieb erforderlich ist.« [13]

Diese Bezeichnungen sind aus historischer Sicht uneindeutig, denn früher verstand man teilweise etwas anderes unter Boston-Shaker und Cobbler-Shaker. David Wondrich gruppiert deshalb die Typen wie folgt:

  • Typ 1: Der zweiteilige Shaker als Kombination aus Glas und Metallbecher. [11-177] Der Tin-Tin, so läßt sich aus Davids Erläuterungen schließen, gehört ebenfalls zu Typ 1.
  • Typ 2: Der zweiteilige Shaker als Kombination aus zwei bündig ineinander passenden Metallbechern, ähnlich einem Doppelfassbecher. [11-178] 
  • Typ 3: Der zweiteilige Shaker, den wir heute als Parisian Shaker bezeichnen, mit seiner besonderen Deckelform. [11-178] 
  • Typ 4: Der dreiteilige Shaker mit einem in den Aufsatz integrierten Sieb, [11-178] heute als Cobbler Shaker bezeichnet.

Der (angebliche) Ursprung

Augsburger Doppelfassbecher, um 1630.
Augsburger Doppelfassbecher, um 1630. Augsburg, Meister Melchior Bayer (1550-1634), um 1630 Silber, getrieben und graviert, part. vergoldet. Höhe 14,3 cm, 170 g. Auf den Standflächen punziert mit Beschauzeichen und Meistermarke ‚MB‘. Tremolierstrich. Der Fassbecher besteht aus zwei konischen Bechern, die die Form eines Fasses bilden. Gerillte Fassreifen. Source: https://veryimportantlot.com/de/lot/view/augsburger-doppelfassbecher-113584 © Very Important Lot [21]

Zahlreiche Autoren meinen, die Entwicklung des Shakers ließe sich über 9000 Jahre zurückverfolgen, denn damals habe man in einem Flaschenkürbis Sachen miteinander vermischt. Auch Ägypter werden bemüht [12-1] oder man zitiert Hernando Cortez, der im Jahr 1520 berichtete, die Azteken bereiteten ein schaumiges Getränk zu, das in einem Gefäß zubereitet werde. [12-1] [12-2] Es ist unbestritten, dass irgendjemand irgendwo irgenwas Flüssiges miteinander mischte. Das ist sicherlich seit Urzeiten so. Aber – so möchten wir einwenden – mit dem Ursprung des Cocktail-Shakers hat dies dann doch recht wenig zu tun. Es fehlt der direkte Zusammenhang. Unserer Meinung nach begann alles mit dem Doppelfassbecher.

Der Doppelfassbecher

 

Die Frage danach, wann und auf welcher Grundlage sich die uns heute bekannten Schüttelbecher entstanden und wie sie sich zu ihrer heutigen Form entwickelten, haben Anistatia Miller und Jared Brown treffend beantwortet, weshalb wir auch damit beginnen wollen.

Doppelfassbecher, Nürnberg, Johann III Wolff.
Doppelfassbecher, Nürnberg, Johann III Wolff. Nürnberg, 1632/1637 – 1640/1641, Johann III Wolff. Silber, Reste von Vergoldung. Kleiner Doppelbecher in Fassform mit gravierten Dauben und getriebenen Fassreifen. Marken auf beiden Bechern (Nürnberger Goldschmiedekunst 2007, Bz. Nr. 15, Mz. Nr. 986), Meister 1636, stirbt 1639. Tremolierstiche. Besch. H. 13,5 cm. 172 g. Source: https://www.neumeister.com/kunstwerksuche/kunstdatenbank/ergebnis/25-224/-/ © Bayer & Mitko GmbH / NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG [26]

Für Anistatia Miller und Jared Brown ist eines klar: Der Shaker ist älter als der Cocktail, denn im späten 16. Jahrhundert tauchte der Shaker in Deutschland erstmals in seiner modernen Form auf. Cocktails aus jener Zeit kennt man hingegen nicht. Das Behältnis nennt man ›Doppelfassbecher‹. [1]

Dieser wurde jedoch eher zum Anstoßen als zum Mixen verwendet, so vermuten die beiden. Er war in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert in Gebrauch und wurde aus Silber, Messing oder Gold hergestellt. In seiner Form ähnelt der Doppelfassbecher einem modernen zweiteiligen Shaker: zwei etwa gleich große Becher lassen sich mit ihren Öffnungen ineinanderstecken. Zudem sind sie in ihrer Höhe und ihrem Durchmesser oftmals mit einem modernen Shaker vergleichbar. Anistatia und Jared meinen, dies sei kein Zufall. Denn von Deutschland aus gelangte der Doppelfassbecher nach England und entwickelt sich dort vom Trinkgefäß zum Cobbler-Shaker. [1]

Weiterentwicklung in England

Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1884, Seite 23.
Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1884, Seite 23. [14-23]

Nach England kam der Doppelfassbecher, da infolge der religiösen Verfolgung in Deutschland viele Flüchtlinge nach England kamen. Es bestanden aber auch politische Verbindungen zwischen den beiden Ländern, die für einen kulturellen Austausch günstig waren: 1714 kam es zur Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, [1] und der Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg bzw. König von Hannover war gleichzeitig König von Großbritannien. [2] So kam es, dass der Doppelfassbecher in England, insbesondere in London, gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer beliebter wurde. [1]

Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1887, Seite 69.
Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1887, Seite 69. [15-69]

In England wurde dann aus dem Doppelfassbecher der Cobbler-Mixer, so postulieren es Anistatia und Jared. Mitte des 19. Jahrhunderts bot ›Farrow & Jackson Limited of London‹ Cobbler-Mixer an. Dieser unterschied sich etwas vom Doppelfassbecher: er hatte kein aufgeprägtes Daubenmuster mehr, sondern wies nur noch die horizontal umlaufenden Bänder auf, wie sie für ein Fass typisch sind. [1]

Cobbler Mixer. E. Ricket & C. Thomas: The Gentleman's Table Guide. 1871, Seite 36.
Cobbler Mixer. E. Ricket & C. Thomas: The Gentleman’s Table Guide. 1871, Seite 36. [17-36]

Verschiedene Abbildungen der Cobbler-Mixer sind in Charlie Pauls Buch ›American and other iced drinks‹ enthalten, das in London publiziert wurde. Die erste Auflage erschien im Jahr 1884 in London. Dort werden einfach nur die verschieden großen Becher abgebildet. [14-23]

Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1902, Seite 15.
Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1902, Seite 15. [16-15]

In der Ausgabe aus dem Jahr 1887 wird dann gezeigt, wie ein solcher Cobbler-Mixer angewendet wird. Zwei Becher werden ineinandergesteckt. [15-69] Diese Abbildung stammt offensichtlich aus dem bereits im Jahr 1871 in London publizierten Buch ›The Gentleman’s Table Guide‹ von E. Ricket und C. Thomas. [17-36]

Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1902, Seite 21.
Cobbler Mixer. Charlie Paul: American and other iced drinks. 1902, Seite 21. [16-21]

In der Ausgabe aus dem Jahr 1902 wird eine neue Abbildung gezeigt: es ist ein Cobbler-Mixer von Farrow & Jackson. [16-15] Hier erkennen wir die Ähnlichkeiten mit dem Doppelfassbecher besonders deutlich: die Dauben sind zwar verschwunden, die Reifen, die ein Fass zusammenhalten, sind aber immer noch sichtbar.

Allerdings kennt Charlie Paul auch einen dreiteiligen Cobbler-Mixer. Er bezeichnet ihn als »a new pattern«, als ein neues Modell. [16-21] Er besitzt ein integriertes Sieb und ist damit das, was wir heute als ›Cobbler Shaker‹ verstehen.

Dieser zunächst zweiteilige und dann dreiteilige Cobbler-Mixer ist offensichtlich eine Weiterentwicklung des Doppelfassbechers. [1]

Der Weg nach Amerika

Es erklärt sich leicht, warum der Shaker in die USA gelangte. Zum einen natürlich, weil Verbindungen mit England bestanden, schließlich war der Osten der Vereinigten Staaten einmal britische Kolonie.

Doch auch ein deutscher Einfluß kann von Bedeutung gewesen sein. Anistatia und Jared weisen nämlich darauf hin, dass Deutsche mehr als andere Volksgruppen in den amerikanischen Bars arbeiteten. Das belegt die Statistik: von 1860 bis 1900 hatte sich die Zahl der Bartender und Saloonwirte von knapp 4.000 auf fast 50.000 erhöht. Davon waren rund 40 Prozent Neuankömmlinge aus Deutschland, 25 Prozent waren deutscher Abstammung. Deutsche waren somit überproportional vertreten. Mit dem Doppelfassbecher dürften sie vertraut gewesen sein, so meinen die beiden. [1]

Älteste britische Hinweise

Einer der ältesten britische Hinweise auf einen Cocktail-Shaker stammt aus dem Jahr 1869. In ›Meloria: A Quarterly Review of Social Science‹ lesen wir: [1] »Dieses Streben, ein System der Stimulierung zu schaffen, hat in Amerika zur Herstellung von ›Cocktails‹ geführt (eine Mischung aus Whiskey, Brandy oder Champagner, Bitter und Eis), die geschickt in hohen, eigens dafür angefertigten Silberbechern, den ›Cocktail Shakern‹, gemischt werden.« [19-48]

Meloria: A Quarterly Review of Social Science. 1869, Seite 48.
Meloria: A Quarterly Review of Social Science. 1869, Seite 48. [19-48]

– »This endeavour to get up a system of stimulation has given rise in America to the manufacture of ‘cocktail’ (a compound of whiskey, brandy, or champagne, bitters, and ice), dexterously mixed in tall silver mugs made for the purpose, called ‘cocktail shakers.’« [19-48]

In ›Notes and Queries‹ aus dem Jahr 1868, also ein Jahr zuvor und in London erschienen,  geht es um neue englische Worte und den Widerspruch, die diese hervorrufen. Der Autor G[eorge] A[ugustus] Sala [11-178] schreibt: »Diese Klagen gegen das Vorherrschen neuer oder scheinbar neuer Wörter und Ausdrücke mögen manchmal quengelig und pingelig erscheinen, aber meiner Meinung nach sind sie sehr nützlich. Sie dienen dazu, die erstaunliche Elastizität und Eruptivität der englischen Sprache zu zeigen: Zum Beispiel erwähnt Ihr Korrespondent W. T. M. in der nächsten Spalte, in der Herr Redmond über die vulgäre Phraseologie des Tages klagt, in Verbindung mit einem kapitalen Wortspiel von Ovid ›ein Paar Cocktail-Shaker, die in einem Haus in Hongkong zu finden sind‹. Nun kann ich mir vorstellen, wie der Insasse eines ruhigen Pfarrhauses auf dem Lande, der die ›Diversions‹ von Purley, Harris‘ ›Hermes‹ und Stoddarts ›Universal Grammar‹ kennt, entsetzt und erstaunt von seinem ›N. & Q.‹ aufschaut und ausruft: ›Shades of Minsheu, Junius, and Skinner! Was ist ein Cocktail-Shaker?‹ Ich selbst habe nie ein Paar ›Cocktail-Shaker‹ besessen, aber ein junger Offizier der Blues [, der Unionsarmee während des Amerikanischen Bürgerkriegs], ein Mitreisender auf dem Dampfer ›Cunard‹, mit dem ich 1865 den Atlantik überquerte, besaß ein Paar hohe Silberbecher, auf die er sehr stolz war, und in denen die Zutaten des als ›Cocktail‹ bekannten Getränks (Whiskey, Brandy oder Champagner, Bitters und Eis) gemischt, geschüttelt und dann wissenschaftlich von Becher zu Becher, hin und her, immer wieder, bis die erforderliche perfekte Homogenität erreicht ist, geschüttelt werden – wobei die ›Shaker‹ in Armlänge und manchmal über dem Kopf des Anwenders gehalten werden. Dies sind die ›Cocktail-Shaker‹, und unser Freund in den Blues beherrschte die schwierige Kunst des Becherwerfens so gut, und die Mischungen, die er herstellte, waren so köstlich, dass die Damen an Bord, die zu Beginn der Reise furchtbar seekrank gewesen waren, sich gegen zwei Uhr nachmittags oft erkundigten, ob Captain ——— an diesem Tag irgendwelche ›Cocktails‹ machen würde.[20-401]

Notes and Queries. 24. Oktober 1862, Seite 401.
Notes and Queries. 24. Oktober 1862, Seite 401. [20-401]

– »These complaints against the prevalence of new or seemingly new words and phrases may sometimes appear querulous and meticulous, but to my mind they are very useful. They serve to show the amazing elasticity and eruptiveness of the English language: for instance, in the very next column to that in which Mr. Redmond laments over the vulgar phraseology of the day, your correspondent W. T. M. mentions, in connection with a capital pun from Ovid, “a pair of cocktail-shakers to be found in a house in Hong Kong.” Now I can imagine the inmate of some quiet country rectory, brimful of the Diversions of Purley, Harris’s Hermes, and Stoddart’s Universal Grammar, looking up in horror and amazement from his „N. & Q.” and crying, “Shades of Minsheu, Junius, and Skinner! what is a cocktail-shaker?” I never possessed a pair of ‘cocktail-shakers’ myself, but a young officer in the Blues [the Union army during the American Civil War] a fellow-passenger in a Cunard steamer in which I crossed the Atlantic in 1865, did possess, and was very proud of, a brace of tall silver mugs in which the ingredients of the beverage known as a ‘cocktail’ (whiskey, brandy or champagne, bitters and ice) are mixed, shaken together, and then scientifically discharged—the ‘shakers’ being held at arm’s length, and sometimes above the operator’s head—from goblet to goblet, backwards and forwards, over and over again, till the requisite perfection of homogeneousness has been attained. These are the ‘cocktail shakers’ and our friend in the Blues was so great a proficient in the difficult art of goblet-throwing, and the compounds he made were so delicious, that ladies on board, who in the earlier stages of the voyage had been dreadfully sea-sick, were often heard to inquire, towards two p.m., whether Captain ——— was going to make any ‘cocktails’ that day.« [20-401]

Dieser Beschreibung zufolge hat der Amerikaner die Zutaten gemischt, geschüttelt, die Becher dann gelöst und noch ein paar Mal hin und her gegossen. [1]

In Amerika

Diese beiden Zitate mögen uns einen Hinweis geben: Beide Male wird der Shaker in einen amerikanischen Hintergrund eingebunden. Wenn auch der Shaker nicht in den USA entstanden sein mag, so wurde er dort doch populär und vielfältig eingesetzt, denn dort entwickelte sich ja auch beginnend mit den Cocktails die amerikanische Bar-Kultur als etwas Neues. In England und auch in Deutschland hingegen blieb man zunächst traditioneller und trank Punsch und ähnliche Getränke, für deren Herstellung man keinen Shaker benötigte.

Ebenso zeigt sich, dass sich der Cocktail-Shaker als Begriff erst um 1850 oder kurz zuvor entwickelt hat, ansonsten wäre er nicht 1868 als ein neues, ›unerhörtes‹ Wort diskutiert worden. Dies verwundert nicht, denn erst mit dem Einzug von Eis in die Bars und Saloons konnte man allüberall auf Eis schütteln und hatte Bedarf an entsprechendem Werkzeug.

Robert Vermeire: Cocktails. 1922.
Robert Vermeire: Cocktails. 1922. [8]

David Wondrichs Shaker vom ›Typ 1‹ besteht aus einem Glas und einem Metallbecher, und er meint, dieser sei Standard in den meisten amerikanischen Bars gewesen. Man habe ihn dort einfach nur »Cocktail Shaker« genannt. Anderswo habe er »Amerikanischer Shaker« geheißen, später »Boston Shaker amerikanischer Art« und dann einfach nur »Boston Shaker«. [11-178]

Harry McElhone: Harry of Ciro's ABC of Mixing Cocktails. 1923, Seite 88.
Harry McElhone: Harry of Ciro’s ABC of Mixing Cocktails. 1923, Seite 88. [7-88]

Ursprünglich jedoch bezeichnete Boston Shaker  ausschließlich den ›Typ 2‹, auf den wir noch zu sprechen kommen werden. Warum die Bezeichnung Boston Shaker gewählt wurde, weiß niemand. Dieser ursprüngliche Boston Shaker wird in zwei wichtigen britischen Büchern der 1920er Jahre von der Firma W. R. Loftus beworben: im Jahr 1922 in Robert Vermeires Buch ›Cocktails‹ und 1923 in Harry McElhones ›ABC of Mixing Cocktails‹. [7-88] [8] [11-179]

David Wondrich erklärt: in späteren Zeiten wurde der ›Typ 2‹ ungebräuchlich, und in den 1960er und 1970er Jahren ging die Bezeichnung ›Boston Shaker‹ in Großbritannien auf ›Typ 1‹ über. Dieser Bedeutungswechsel wurde dann im Zuge der Cocktail-Renaissance von Dale DeGroff in den späten 1990er Jahren auch in den USA eingebürgert. David Wondrich meint, dass im Zuge dieser Renaissance zudem das Glas größtenteils durch einen Metallbecher ersetzt wurde. [11-179]

Verweilen wir ein wenig bei ›Typ 1‹. Manchmal wird festgestellt, man habe anfänglich unter Verwendung von Gläsern geschüttelt. Metallene Shaker, insbesondere der zweiteilige Metall-Shaker, seien erst später entstanden. Wir möchten hier widersprechen. Die Erkenntnisse von Anistatia Miller und Jared Brown zeichnen ein anderes Bild. Gleichwohl hat man in den Weiten Amerikas Gläser verwendet, das soll nicht bestritten werden. Zahlreiche Quellen berichten davon.

Anonymus (Charles Astor Bristed): Sketches of American society. 1850, Seite 261-262.
Anonymus (Charles Astor Bristed): Sketches of American society. 1850, Seite 261-262. [6-261] [6-262]

In ›The Upper Ten Thousand: Sketches of American society‹ von Charles Astor Bristead, erschienen im Jahr 1852 [22] als Nachdruck eines Textes von 1850 [6] wird ausführlich beschrieben, wie ein Cobbler zubereitet wird. [12-2] Wichtig ist dabei diese Erklärung: »Als Aston in sein Wohnzimmer zurückkehrte, … fand er Benson in seiner ganzen Pracht vor, umgeben von den notwendigen Utensilien. Vier große Tumbler, zwei Weingläser, ein paar Zitronen, ebenso ein paar Messer, eine Karaffe mit Sherry (nicht Manzanilla, aber von dunkler Farbe und kräftigem Geschmack), eine Untertasse mit Puderzucker und eine weitere mit fein zerstoßenem Eis standen auf dem Tisch, und dazwischen saß Benson, ebenfalls auf dem Tisch, und prüfte ein Bündel frischer Strohhalme. … ›Jetzt füllst du deinen Tumbler bis zur Hälfte mit zerstoßenem Eis. Das ist gut. Und jetzt gießt du zwei Weingläser Sherry hinein. … Sei nicht ungeduldig, wir müssen noch mischen.‹ Er nahm eines der Ersatzgläser, bedeckte damit die Öffnung des Tumblers, in dem sich die magische Mischung befand, und schüttelte den Cobbler ein Dutzend Mal von einem Glas zum anderen hin und her – ohne einen Tropfen zu verschütten.« [6-261] [6-262]

– »When Aston returned to his sitting-room, after arranging his bag, he found Benson in all his glory, surrounded by the sutorial prerequisites. Four large tumblers, two wine-glasses, a couple of lemons, ditto of knives, a decanter of sherry (not Manzanilla, but dark in colour and high in flavour), a saucer of powdered sugar, and another of finely-pounded ice, were paraded on the table, and among them sat Benson, on the table also, examining a bundle of fresh straws. … ›Now fill your tumbler half-way with pounded ice. Good. And now pour in two wineglasses of sherry. … Don’t be impatient; we have to mix yet.‹ He took up one of the spare glasses, covered with it the mouth of the tumbler which contained the magic compound, and shook the cobbler back and forwards from one glass to the other a dozen times -without spilling a drop.« [6-261] [6-262]

Wir stehen nun vor einem Rätsel. Der Tumbler, auf deutsch würde man Becher sagen, wird hier durch ein aufgestülptes Glas verschlossen. Leider wird uns nicht mehr über diesen Tumbler berichtet. Das ›Oxford English Dictionary‹ definiert einen Tumbler mit den Worten:  »Trinkbecher. Ursprünglich mit rundem oder spitzem Boden, so dass er nicht abgestellt werden konnte, bevor er geleert wurde; oft aus Silber oder Gold; heute ein spitz zulaufender zylindrischer oder tonnenförmiger Glasbecher ohne Henkel oder Fuß mit flachem Boden.« [3-459] [3-460]

The Oxford English Dictionary. Volume XI. T-U. 1933, Seite 459-460.
The Oxford English Dictionary. Volume XI. T-U. 1933, Seite 459-460. [3-459] [3-460]

– »A drinking cup. originally having a rounded or pointed bottom, so that it could not be set down until emptied; often of silver or gold; now, a tapering cylindrical, or barrel-shaped, glass cup without a handle or foot, having a flat bottom.« [3-459] [3-460]

Es kann sich also durchaus um einen metallenen Tumbler gehandelt haben. Angesichts seiner Größe – immerhin wurden zwei Weingläser Sherry und Eis hineingegeben – scheint ein metallener Tumbler wahrscheinlicher zu sein als ein großer Glas-Becher. Gleichwohl kannte man Tumbler aus Glas bereits im 17. Jahrhundert, wie das ›Oxford English Dictionary‹ durch Textstellen belegt.

Man schüttelte jedoch nicht nur, man warf auch. In Quadroon, einer Erzählung von Mayne Reid aus dem Jahr 1856, wird die Zubereitung eines Juleps auf einem Boot im Mississippi beschrieben: [12-3] »Der Herr stellte nun zwei Gläser nebeneinander – große Tumbler. In das eine Glas gab er zuerst einen Löffel zerstoßenen weißen Zucker, dann eine Zitronenscheibe, dann eine Orangenscheibe, dann ein paar Zweige grüner Minze, dann eine Handvoll zerbrochenes Eis, einen Gill Wasser und zum Schluss eine große Menge Cognac. Dann nahm er ein Glas in jede Hand und schüttete den Inhalt von einem in das andere, und zwar so schnell, dass Eis, Brandy, Zitronen und alles andere ständig in der Luft zu schweben und zwischen den Gläsern hin und her zu schwingen schien. Die Becher selbst näherten sich zu keinem Zeitpunkt weniger als zwei Fuß voneinander an! Diese Geschicklichkeit, die seinem Handwerk eigen ist und die er nur nach langer Übung erlangt hat, war offensichtlich eine Quelle des Berufsstolzes. Nach einigen zehn Umwälzungen wurde das Getränk in einem Glas zur Ruhe gebracht und auf dem Tresen abgestellt.« [23-232]

Mayne Reid: The quadroon. 1856, Seite 232.
Mayne Reid: The quadroon. 1856, Seite 232. [23-232]

– »The gentleman now placed side by side two glasses — tumblers of large size. Into one he put, first, a spoonful of crushed white sugar — then a slice of lemon — ditto of orange — next a few sprigs of green mint — after that a handful of broken ice, a gill of water, and, lastly, a large glass measure of cognac. This done, he lifted the glasses one in each hand, and poured the contents from one to the other, so rapidly that ice, brandy, lemons, and all, seemed to be constantly suspended in the air, and oscillating between the glasses. The tumblers themselves at no time approached nearer than two feet from each other! This adroitness, peculiar to his craft, and only obtained after long practice, was evidently a source of professional pride. After some half-score of these revolutions the drink was permitted to rest in one glass, and was then set down upon the counter.« [23-232]

Hier ist es für uns einfacher: unter ›Tumbler‹ verstand der Autor große Glas-Becher. Manche Autoren argumentieren deshalb, dass irgendwann zwischen 1783 und 1830 der Cocktail-Shaker, wie wir ihn heute kennen, entstand, erfunden durch irgendeinen Gastwirt, der – als er Getränke von einem Glas in das andere schüttete – auf die Idee kam, dass man die Gefäße ineinander stecken könne, wenn sie einen unterschiedlichen Druchmesser besäßen, um dann das Getränk hin- und her zu schütteln, ohne etwas zu verschütten, [12-3] und dass man dafür auch einen metallenen Becher verwenden könnte.

Harry Johnson: New and improved illustrated bartender's manual. 1888, Seite 73.
Harry Johnson: New and improved illustrated bartender’s manual. 1888, Seite 73. [24-73]
So sieht man es dann als Abbildung in Harry Johnsons ›New and improved illustrated bartenders manual‹ aus dem Jahr 1888: ein Metallbecher ist über ein Glas gestülpt. [12-3] [24-73]

Einer der erste Hinweise auf einen metallenen Becher zur Herstellung von Mischgetränken in den USA stammt aus dem Jahr 1850. George Foster beschrieb die Arbeit eines Bartenders mit den Worten: [11-177] er »scheint lange Bänder aus Julep aus einem Blechbecher zu ziehen«. [10-9]

George G. Foster: New York by gas-light. New York, 1850, Seite 9.
George G. Foster: New York by gas-light. New York, 1850, Seite 9. [10-9]

– »seems to be pulling long ribbons of julep out of a tin cup.« [10-9]

Für David Wondrich ist dies ein wichtiger Fund. Denn er meint, die einfachste Form eines Shakers, sei ein einfaches Glas gewesen, das man mit einem metallenen Becher verschlossen habe, indem man es über das Glas stülpte. Wann diese Methode entstand, wisse man nicht, aber David Wondrich meint, dass George Foster genau diese beschreibe. [11-177] David Wondrich zufolge war die übliche Methode jener Zeit, Mischgetränke zuzubereiten, indem man sie zwischen zwei Gläsern hin- und her schüttete. George Foster hingegen beschreibe wohl, wie der Bartender den Julep durch Schütteln zubereite. [11-177] Kritisch möchten wir hier einwerfen: das ist Spekulation. So steht es nicht geschrieben, sondern lediglich, dass der Bartender den Julep aus einem metallenen Gefäß goss. Das Einzige, das wir aus dieser Quelle ableiten können, ist: es wurde zumindest ein Metallbecher bei der Zubereitung des Juleps verwendet.

Evening Post. New York, 19. Juni 1851, Seite 3.
Evening Post. New York, 19. Juni 1851, Seite 3. [9]

Im Folgejahr, also 1851, so David Wondrich, wurde solch ein metallener Becher als ›Cobbler Mixer‹ bezeichnet. [11-177] Vielleicht bezieht er sich auf eine Zeitungsanzeige vom 19. Juni 1851 in der Evening Post aus New York. Dort werden zwar Cobbler Mixer beworben, ohne aber näheres zu ihrer Beschaffenheit anzugeben. [9] Dennoch muss man feststellen, dass in späteren Quellen Cobbler Mixer immer aus Metall gefertigt wurden, und ein Glas niemals als Cobbler Mixer bezeichnet wurde. Man darf also mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass hier metallene Becher gemeint sind.

Ein weiterer früher Hinweis auf einen metallenen Shaker in den USA stammt vom 19. April 1856. Im Brooklyn Daily Eagle erschien an diesem Tag ein Zeitungsartikel, in dem es heißt: [1] »Der Barkeeper und seine Gehilfen verfügen über die Geschicklichkeit von Akrobaten und die Fingerfertigkeit von Zauberern. Sie sind allesamt Flaschenzauberer –  Sie werfen die Getränke hin und her; sie werfen randvolle Gläser über ihre Köpfe; sie schütteln die zuckerhaltigen, eisigen und alkoholischen Zutaten in ihren langen Blechröhren;« [18]

The Brooklyn Daily Eagle. 19. April 1856, Seite 2.
The Brooklyn Daily Eagle. 19. April 1856, Seite 2. [18]

– »The barkeeper and his assistants possess the agility of acrobats and the prestidigitative skill of magicians. They are all bottle conjurors.—They toss the drinks about; they throw brimful glasses over their heads; they shake the saccharine, glacial and alcoholic ingredients in their long tin tubes;« [18]

Da hier steht, es werde in Blechröhren geschüttelt, kann man davon ausgehen, dass hier entweder ein Tin-Tin oder David Wondrich’s ›Typ 2‹ zum Einsatz kam.

Nun müssen wir zurückkommen auf den Beitrag von George Augustus Sala und seine Reisebeschreibung aus dem Jahr 1865. [20-401] Erinnern wir uns: seiner Beschreibung zufolge wurden bei der Zubereitung eines Cocktails die Zutaten gemischt, geschüttelt, die metallenen Becher dann gelöst und die Flüssigkeit noch ein paar Mal hin und her gegossen.

Dies ist für David Wondrich die erste Beschreibung des ›Typ 2‹ eines Cocktail-Shakers, bei dem zwei metallene Gefäße ineinandergesteckt werden. [11-178] Etwas verwirrend finden wir bezogen auf dieses Zitat seine Anmerkung zu den verwendeten Silberbechern: »Diese … waren so konstruiert, dass der Rand des einen Bechers genau in den anderen passte, so dass er gerade in ihm ruhte (die Ränder waren manchmal gebördelt, damit sie nicht so leicht verbogen werden konnten). Europäische Silberschmiede fertigten schon seit Jahrhunderten ähnliche Becherpaare an, die im zusammengesetzten Zustand oft wie ein Fass aussahen.« [11-178]

– »These … were designed so that the rim of one cup fit snugly into the other, resting just inside it (the rims were sometimes flanged, to make them more difficult to bend out of round). European silversmiths had been making similar pairs of cups, often detailed to look like a barrel when assembled, for centuries[11-178]

Offensichtlich vertritt David Wondrich die Meinung, die verwendeten Silberbecher seien doppelfassbecherartig verschlossen worden, da sie passgenau ineinanderpassten. Dann entsprächen die Becher dem ›Typ 2‹. Wäre aber nicht auch eine Art Tin-Tin möglich gewesen, also ›Typ 1‹? Da der Text die Art der Silberbecher nicht näher definiert, können wir nicht mit Sicherheit sagen, welcher Art sie waren.

Sei dem, wie es sei. David Wondrich weist in diesem Zusammenhang jedenfalls auf den Doppelfassbecher hin und bemerkt trefflich, dass der Doppelfassbecher ursprünglich wohl nicht dafür gedacht war, ein Getränk mit Eis zu schütteln. [11-178]

Harrods for everything. (1912), Seite 952.
Harrods for everything. (1912), Seite 952. [25-952]

Der ›Typ 2‹ eines Shakers war David Wondrich zufolge in Europa, dort insbesondere im Vereinigten Königreich, bis in die 1960er Jahre beliebt. In Amerika hingegen wurde er kaum verwendet. [11-178]

Es folgte dann, so David Wondrich, die Entwicklung des ›Typ 3‹. Für ihn ist dies eine Variante des ›Typ 2‹ und er meint, dies könnte eine amerikanische Weiterentwicklung gewesen sein, denn dieser Typ wurde im Jahr 1878 in einem amerikanischen Silberwarenkatalog angeboten. Dieser elegante Shaker, so David, war besonders in Frankreich, Deutschland, Italien und Argentinien beliebt. [11-178] Dieser ›Typ 3‹ erhielt die Bezeichnung ›Parisian Shaker‹ aufgrund seiner Verbreitung in Paris, so klärt uns David auf. Sein Gebrauch verschwand jedoch in den 1970er und 1980er Jahren. [11-179]

Uns sei eine Anmerkung erlaubt: Warum sollte es eine amerikanische Entwicklung sein, nur weil dieser Typ in einem amerikanischen Katalog angeboten wurde? Spricht nicht die besondere Beliebtheit in Frankreich, Deutschland, Italien und Argentinien eher für eine europäische Entwicklung? Viele argentinische Einwanderer kamen aus Italien und könnten diese Art Shaker so mit nach Argentinien gebracht haben. Auch besaß der Doppelfassbecher in Europa eine jahrhundertelange Tradition und war sicherlich eine Art Vorgänger auch für diesen Typ. Könnte es nicht sein, dass der Silberbecher ›im französischen Stil‹ nur deshalb in einem amerikanischen Silberwarenkatalog angeboten wurde, weil Französisches gerade en vogue und für modische Luxusartikel die bevorzugte Wahl war?

Der ›Typ 4‹ entspricht in der Form dem ›Typ 3‹ und besitzt zusätzlich ein eingebautes Sieb mit einer kleinen Verschlußkappe darüber. [11-178] Dies ist der dreiteilige Shaker, den wir heute als Cobbler-Shaker bezeichnen. Er entstand in den USA. Edward J. Hauck ließ ihn sich im Jahr 1884 patentieren. Er besteht aus einem großen Becher und einem kleineren Deckel, in den ein Sieb integriert ist, und ebenso eine Öffnung, die mit einer kleinen Kappe verschlossen wird. [4] [5] [11-178]

E. J. Hauck Shaker for mixing drinks. Patent vom 24. Juni 1884.
E. J. Hauck Shaker for mixing drinks. Patent vom 24. Juni 1884. [5]

In der Patentschrift wird begründet, was an dem Entwurf neuartig und schützenswert ist: »Es werde bekannt, dass ich, EDWARD J. HAUCK, ein Bürger der Vereinigten Staaten, wohnhaft in Brooklyn, im Bezirk Kings und im Staat New York, neue und nützliche Verbesserungen an Shakern zum Mischen von Getränken erfunden habe, von denen das Folgende eine Beschreibung ist. Diese Erfindung bezieht sich auf einen Shaker zum Mischen von Getränken, der aus einem Gefäß, einem Becher, der so konstruiert ist, dass er in umgekehrter Position eng über die Öffnung des Gefäßes passt, einem Sieb, das im oberen Teil des Bechers befestigt ist, einer Kappe, die eng über das Sieb passt, und einer Entlüftung zum Entweichen der Luft aus dem Inneren des Shakers besteht. Mit der Entlüftungsöffnung ist ein gebogenes Rohr kombiniert, um zu verhindern, dass die Flüssigkeit aus dem Inneren entweicht, und auch um zu verhindern, dass die Entlüftungsöffnung verstopft. Die Erfindung ist in den beigefügten Zeichnungen dargestellt, in denen Abbildung 1 einen vertikalen Mittelschnitt zeigt. Abb. 2 ist ein vertikaler Schnitt durch den abgenommenen Becher. … Es ist mir bekannt, dass es schon früher Mischgeräte für Spirituosen gegeben hat, die aus zwei Bechern bestehen, von denen der eine eng am anderen anliegt, und ich beanspruche ein solches Gerät nicht im weiteren Sinne. Was ich als neu beanspruche und durch ein Patent zu sichern wünsche, ist 1. der hier beschriebene Shaker zum Mischen von Getränken, bestehend aus dem Gefäß A, dem Becher B, der so konstruiert ist, dass er eng auf das Gefäß passt, dem Sieb C, das im oberen Teil des Bechers befestigt ist, der Kappe D, die eng über das Sieb passt, und der Entlüftung für die Luft aus dem Inneren des Shakers. 2. Die Kombination, im wesentlichen wie oben beschrieben, des Gefäßes A mit seinem zylindrischen Teil a, des Bechers B mit seinem zylindrischen Rand b, seiner Schulter b‘ und seinem zylindrischen Flansch c, des Siebes C, der Kappe D und der Entlüftung d. 3. Die Kombination, im wesentlichen wie oben beschrieben, aus dem Gefäß A, dem Becher B, der so konstruiert ist, daß er genau auf das Gefäß paßt, dem Sieb C, das im oberen Teil des Bechers befestigt ist, der Kappe D, die genau über das Sieb paßt, der Entlüftung d für das Entweichen der Luft aus dem Inneren des Schüttlers und dem gebogenen Rohr e.« [5]

E. J. Hauck Shaker for mixing drinks. Patent vom 24. Juni 1884, Beschreibung.
E. J. Hauck Shaker for mixing drinks. Patent vom 24. Juni 1884, Beschreibung. [5]

– »Be it known that I, EDWARD J. HAUCK, a citizen of the United States, residing at Brooklyn, in the county of Kings and State of New York, have invented new and useful Improvements in Shakers for Mixing Drinks, of which the following is a specification. This invention relates to a shaker for mixing drinks, which consists of a vessel, a cup constructed to fitin an inverted position closely over the mouth of the vessel, a strainer secured in the upper portion of said cup, a cap which fits closely over the strainer, and a vent for the escape of the air from the interior of the shaker. With the vent is combined a bent pipe, to prevent the liquid from the interior from escaping, and also to prevent the vent from becoming clogged. This invention is illustrated in the accompanying drawings, in which Figure I represents a vertical central section. Fig. 2 is a vertical section of the cup detached. … the contents of the shaker. … I am aware that liquor-mixers consisting of two cups, the one so as to closely engage the other, have heretofore been used, and I do not claim, broadly, such a device. What I claim as new, and desire to secure by Letters Patent, is 1. The herein-described shaker for mixing drinks, consisting of the vessel A, the cup B, constructed to fit closely upon the vessel, the strainer C, secured in the upper portion of the cup, the cap D, fitting closely over the strainer, and the vent for the escape for the air from the interior of the shaker. 2. The combination, substantially as herein before described, of the vessel A, with its cylindrical portion a, the cup B, with its cylindrical rim b, shoulder b‘, and cylindrical flange c, the strainer C, the cap D, and the vent d. 3. The combination, substantially as herein before described, of the vessel A, the cup B, constructed to fit closely upon the vessel, the strainer C, secured in the upper portion of the cup, the cap D, fitting closely over the strainer, the vent d, for the escape of the air from the interior of the shaker, and the bent pipe e.« [5]

Edward Haucks Patent ist eines von mindestens zwanzig, die in den USA erteilt wurden zwischen 1870 und 1920 für Verbesserungen an Cocktail Shakern. [11-178]

David Wondrich merkt an: ›Typ 4‹ hatte bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts keine eigene Bezeichnung. Zuvor nannte man diesen Typ einfach nur Cocktail Shaker oder dreiteiliger Shaker. In amerikanischen Bars verwendete man ihn kaum, in anderen Ländern jedoch schon, insbesondere in Japan. In den späten 1990er Jahren begann Dale DeGroff damit, diesen Typ Cobbler Shaker zu nennen und griff dabei auf eine Bezeichnung zurück, die zuvor in England ganz allgemein für verschiedene Arten von Shakern verwendet wurde, darunter auch ›Typ 1‹ und ›Typ 2‹. Heute jedoch versteht man darunter ausschließlich den ›Typ 4‹. [11-179]

Die Zeit nach 1900

Um 1900 war das Schütteln im Shaker wohl nicht mehr so beliebt, und auch das ›Werfen‹, also das Umgießen von einem Becher in den anderen, wurde kaum noch angewendet, denn damals wurde beklagt, dass diese Techniken in Vergessenheit geraten seien und nur noch gerührt werde. [1]

Doch das änderte sich bald wieder. In Prohibitionszeiten wurden soviel Cocktail-Shaker wie noch nie zuvor verkauft, denn man bereitete sich nun auch zuhause Mischgetränke zu. [1] Während der Prohibitionszeiten wurden zudem Shaker in den verschiedensten Formen hergestellt, um ihren wahren Zweck – die Zubereitung von alkoholischen Getränken – zu verschleiern. [12-6]

Wer mehr über Shaker aus der Zeit nach 1900 erfahren möchte, sei auf Quelle [12] verwiesen.

Wir hoffen mit diesem Beitrag die Frage der Schülerschaft ausreichend beantworten zu haben und senden einen herzlichen Gruß.

Quellen
  1. http://thehistorians-jaredbrown.blogspot.com/2012/10/tools-of-trade-story-of-shaker.html Anistatia Miller & Jarred Brown: Tools of the trade: the story of the shaker. 5. Oktober 2012. | Barklassik – Teil 1: Die Shaker-Story. Mixology 1/2010, Seite 34-36.
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Personalunion_zwischen_Gro%C3%9Fbritannien_und_Hannover Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.
  3. https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.271837/page/n867/mode/2up The Oxford English Dictionary. Volume XI. T-U. Oxford, 1933.
  4. https://patents.google.com/patent/US300867
  5. https://patentimages.storage.googleapis.com/5f/a6/31/3f2abc90df9736/US300867.pdf United States Patent Office. Edward J. Hauck, of Brooklyn, New York. Shaker for mixing drinks. Specification forming part of Letters Patent No. 300,867, dated June 24, 1884.
  6. https://archive.org/details/bub_gb_syYZAAAAYAAJ/page/255/mode/2up?q=%22Now+fill+your+tumbler+half-way%22 Anonymus (Charles Astor Bristed): Sketches of American society. Catching a lion. Fraser’s magazine for town and country. London, September 1850.
  7. Harry McElhone: „Harry“ of Ciro’s ABC of Mixing Cocktails. London, Dean & Son Ltd, 1923.
  8. Robert Vermeire: Cocktails. How to Mix Them. 1922.
  9. https://nyshistoricnewspapers.org/lccn/sn83030390/1851-06-19/ed-1/seq-3/#date1=01%2F01%2F1725&index=0&date2=12%2F31%2F2020&searchType=advanced&SearchType=prox5&sequence=0&words=Cobbler+Mixers&proxdistance=5&to_year=2020&rows=20&ortext=&from_year=1725&proxtext=%22cobbler+mixer%22&phrasetext=&andtext=&dateFilterType=range&page=1 Evening Post. New York, 19. Juni 1851, Seite 3.
  10. https://books.google.de/books?id=ZArVAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=julep&f=false G[eorge] G. Foster: New York by gas-light. New York, 1850.
  11. David Wondrich & Noah Rothbaum (Hrsg.): The Oxford Companion to Spirits & Cocktails. ISBN 9780199311132. 2022.
  12. https://arrow.dit.ie/cgi/viewcontent.cgi?article=1027&context=dgs Shaken not Stirred – The Evolution of the Cocktail Shaker. 1st Dublin Gastronomy Symposium June 5 – 6th 2012, DIT, Cathal Brugha Street, Dublin.
  13. https://de.wikipedia.org/wiki/Cocktail-Shaker Cocktail-Shaker.
  14. Charlie Paul: American and other drinks. Containing the most approved recipes, for making the principal „drinks“ used in the United States and throughout the world. London, 1884.
  15. Charlie Paul: American and Other Iced Drinks Containing the Most Approved Recipes for Making the Principal „Drinks“ Used In the United States and Throughout the World. London, McCorquodale & Co. Limited, London, 1887.
  16. Charlie Paul: American and other Iced Drinks. London, McCorquodale & Co, 1902.
  17. E. Ricket & C. Thomas: The Gentleman’s Table Guide. London, 1871.
  18. https://bklyn.newspapers.com/image/50250902/?terms=The%20barkeeper%20and%20his%20assistants&match=1 The Brooklyn Daily Eagle. 19. April 1856, Seite 2
  19. https://archive.org/details/meliora00unkngoog/page/48/mode/2up?q=%22This+endeavour+to+get+up+a+system%22 Meloria: A Quarterly Review of Social Science. Vol. XII. London, 1869.
  20. https://archive.org/details/notesqueries42unse/page/400/mode/2up?q=%22What+is+a+cocktail-shaker%22 Notes and Queries. 24. Oktober 1862.
  21. https://veryimportantlot.com/de/lot/view/augsburger-doppelfassbecher-113584 Augsburger Doppelfassbecher, um 1630. Mit freundlicher Genehmigung von Valery Kardanov von www.veryimportantlot.com hier publiziert.
  22. https://archive.org/details/uppertenthousan02brisgoog/page/n69/mode/2up?q=cobbler Anonymus (Charles Astor Bristed): The upper ten thousand: sketches of American society. Reprinted from Frazer’s Magazine. London, 1852.
  23. https://archive.org/details/quadroonorlovers00reid/page/232/mode/2up?q=%22The+gentleman+now+placed+side+by+side+two+glasses%22 Mayne Reid: The quadroon; or, a lover’s adventure in Louisiana. New York, 1856.
  24. Harry Johnson: New and Improved Illustrated Bartender’s Manual or: How to Mix Drinks of the Present Style And Containing a Valuable List of Instructions and Hints By the Author in Reference to Attending Bar: Also a Large List of Mixed Drinks, Such as American, British, French, German, Italian, Russian, Spanish, Etc., Etc., With Illustrations, And a Complete List of Bar Utensils, Wines, Liquors, Ales, Mixtures, Etc., Etc. Ab Seite 103: Neues und Verbessertes Illustriertes Handbuch für Bartender, oder: Wie man Getränke mischt, enthaltend Practische Regeln, Winke und Anweisungen über sämmtliche Bedürfnisse, gründliche Belehrung über alle Einzelheiten des Geschäfts, vollkommene und correcte Rezepte aller gemischten Getränke der Jetztzeit die in Amerika, England, Deutschland, Frankreich, Italien, Russland, Spanien und anderen Ländern beliebt sind, sowie Listen sämmtlicher Bar-Utensilien, Anweisungen zur richtigen Behandlung von Liqueuren, Weine Bier, Ale und Porter in Fässern und Flaschen. New York, Eigenverlag, 1888.
  25. https://archive.org/details/harrods-for-everything-images/page/952/mode/2up Harrods for everything. London, (1912).
  26. https://www.neumeister.com/kunstwerksuche/kunstdatenbank/ergebnis/25-224/-/ Doppelfassbecher. Nürnberg, 1632/1637 – 1640/1641, Johann III Wolff. Veröffgentlicht mit freundlicher Genehmigung von Bayer & Mitko GmbH / NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG.

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Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

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