In diesem Gastbeitrag zeigen uns Andreas und Jenny Berg, Betreiber der ‚MIRABEAU bar‘ in Freiburg, am Beispiel des Prince of Wales auf, worauf es ankommt, wenn man sich einem historischen Drink annähert. Was gilt es zu beachten, um ihn perfekt zuzubereiten?
Uns freut es sehr, dass wir Andreas und Jenny, die Beitreiber der ‚MIRABEAU bar‘ in Freiburg als Gastautoren begeistern konnten, um uns am Beispiel des ‚Prince of Wales‘ einen Einblick in ihre Arbeitsweise zu gewähren und aufzuzeigen, wie sie sich einem historischen Drink theoretisch und praktisch nähern. Eingebunden in den historischen Kontext sind sie auf der Suche nach dem, was ihn ausmacht, nach dem Heureka-Moment, der dessen Seele offenbart, der es ermöglicht, ihn perfekt zubereiten zu können. Das ist für die beiden Voraussetzung dafür, ihn auch ihren Gästen zu offerieren. Andreas beschreibt es mit den Worten: „Erst wenn wir nach gefühlt unzähligen Mixrunden – gelegentlich erstreckt sich die Erarbeitung eines historischen Rezepts über mehrere Wochen –, beide übereinstimmend zu der Erkenntnis gelangen, wir haben das Wesen eines Drinks erfasst, er ist wahrhaftig, nehmen wir ihn auf in unser Repertoire.“
Wir haben in Andreas und Jenny Seelenverwandte gefunden, immer auf der Suche nach Perfektion im Glas. Wenn Ihr einmal die Möglichkeit habt, nach Freiburg im Breisgau zu kommen, dann solltet Ihr den beiden die Möglichkeit geben, Euch in ihrer ‚MIRABEAU bar‘ nicht nur als Gastgeber, sondern auch mit den von ihnen zubereiteten Drinks zu überzeugen. Wir sind uns sicher, dass es sich lohnen wird, und dass Ihr dort eine schöne Zeit haben werdet.
Doch der einleitenden Worte genug: Andreas und Jenny, the stage is yours.
Neugier
Für die meisten von uns ist es noch immer ungewohnt, in Charles III. den aktuellen König der Briten zu sehen. Kannten wir ihn doch zu lange als den ewigen Prinzen im Schatten seiner 2022 verstorbenen Mutter „der Queen“, Königin Elizabeth II. Ähnlich mag es den Menschen vor über 120 Jahren ergangen sein, als aus Albert Edward (1841-1910) nach dem Tod seiner Mutter, Königin Victoria, im Jahr 1901 doch noch König Edward VII. wurde. Während Prinz Charles in Vorbereitung seiner royalen Pflichten einem recht tadellosen Lebenswandel nachging und sich ernsthaft mit Öko-Landwirtschaft auseinandersetzte, war Prinz Albert Edward für seine Exzesse bekannt und auf jeder Party in London, Paris oder New York ein gern gesehener Gast. Dabei trugen beide Monarchen bis zur Inthronisierung, wie die meisten ihrer Vor- und Nachfahren, den traditionellen Titel „Prince of Wales“.
Zu Albert Edwards Tagen war es Sitte, alkoholische Mischgetränke, etwa Brandy Cocktail (vgl. Andeck 1910, S. 16) oder East India Cocktail (vgl. Vermeire 1922, S. 26, 29), mit einem Spritzer Champagner zu veredeln. Hierfür gab es spezielle technische Vorrichtungen (Champagnerhähne), mit deren Hilfe man perlenden Wein aus der Flasche, ähnlich wie Soda aus einem Siphon, effektvoll in das Glas des Gastes sprudeln lassen konnte. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass „Bertie“, wie der Prinz im privaten Umfeld genannt wurde, seinen Durst auch mit jenen Modedrinks zu stillen wusste. Und da er sich zu seiner Prinzenzeit als passionierter Trinker einen ähnlichen Namen machte, wie ein halbes Jahrhundert nach ihm Ernest Hemingway, wird man in den Clubs der besseren Gesellschaft gerne mit einem Prince of Wales angestoßen haben. Die Bartender der Jahrhundertwende nutzten jedenfalls „Berties“ Popularität und boten unter seinem Titel luxuriöse Kreationen mit Champagner feil. „Papa“ Hemingways Ruhm hallt, vielleicht nicht so sehr literarisch, ganz sicher aber in der Barwelt nach. Der Stern des Prinzen hingegen verblasste bald –, neue Royals kamen und gingen. So denkt Mitte der 2020er Jahre wohl keine Barfly an den Ururgroßvater König Charles III., wenn sie irgendwo auf der Welt genüsslich an einem Prince of Wales nippt, allenfalls an Prinz William …
Hat ein historischer Drink unsere Neugier geweckt – hierzu zählen für uns sowohl seine Geschichte oder sein Mythos als auch seine Zutaten –, wollen wir ihn geschmacklich erfahrbar machen. Dabei spielt es für uns zunächst keine Rolle, ob es sich, wie im Falle des Prince of Wales, um einen großen Klassiker oder um einen vergessenen Schatz aus einem alten Barbuch handelt. Allerdings fühlen wir uns bei der Interpretation eines unbekannten Rezepts, das nur ein- oder zweimal publiziert wurde (möglicherweise als Lückenfüller innerhalb einer umfangreichen Sammlung), wesentlich freier als bei der Annäherung an einen Drink, der einst populär war und möglicherweise bis heute bestimmte Erwartungen weckt.
Existieren viele Quellen, gehen wir davon aus, dass der Drink vielen Menschen gemundet haben muss. Folglich war er außergewöhnlich gut. Und da unsere Vorfahren über keine anderen Geschmacksrezeptoren verfügten als wir, sollte er uns heute noch genauso zu überzeugen wissen. Für uns leitet sich aus dieser Annahme die Aufgabe ab, die richtigen Puzzleteile zu finden und so zusammenzusetzen, dass der Drink nicht nur funktioniert, sondern auch begeistert.
Am Beispiel des Prince of Wales wollen wir Einblick in unsere Arbeitsweise gewähren und einmal ausführlich darlegen, in welchen Schritten wir uns einem historischen Drink theoretisch und praktisch nähern, bevor wir ihn unseren Gästen offerieren.
Recherche
Haben Cocktailhistoriker Informationen über einen Drink zusammengetragen oder existieren sorgfältig recherchierte Artikel in Fachmagazinen etc., greifen wir dankbar auf dieses veröffentlichte Wissen zurück. Unsere Ausgangssituation ist besonders komfortabel, wenn Armin Zimmermann seine Fundstücke und Erkenntnisse auf www.bar-vademecum.de mit uns teilt. Dann entfällt für uns eine aufwändige Recherche, schließlich fügt Armin seinen wissenschaftlichen Ausführungen stets auch eine Liste sämtlicher Rezepte bei. Für den Prince of Wales, der zum Repertoire jeder klassischen American Bar zählt, ist die Sekundärliteraturlage allerdings bescheiden, was eigene Nachforschungen erforderlich machte. Also durchstöberten wir Online-Datenbanken (Internet Archive, EUVS Vintage Cocktail Books – Library) und wurden zudem von Armin aktiv bei der Suche unterstützt.
Für den Zeitraum 1792 bis 1938 fanden wir insgesamt 44 Rezepte unter dem Namen Prince of Wales oder seiner französischen Entsprechung Prince de Galle (in einem 1924 in Leipzig publizierten Rezept wird der Begriff Prinzregent für den Drink verwendet, vgl. A. Brehmer, S. 94 und 95). Manche Bücher enthalten bis zu drei verschiedene Prince of Wales-Rezepte. Seinen Ursprung hat der Drink im London des 18. Jahrhunderts. Seine Blüte erlebte er aber nach „Berties“ Tod, in den Jahren zwischen den Weltkriegen, zumindest deuten die vielen Publikationen darauf hin: Über die Hälfte (25) der Rezepte erschien zwischen 1920 und 1938. Damals war sein Enkel Eduard „David“ Prince of Wales. Dieser verzichtete jedoch 1936 bekanntlich aus Liebe zu Wallis Simpson, einer zweimal geschiedenen bürgerlichen US-Amerikanerin, nach 327 Tagen Regentschaft ungekrönt auf den Thron. Sein jüngerer Bruder, ebenfalls ein „Bertie“, wurde daraufhin König Georg VI.
In Frankreich hatte man offenbar eine besondere Vorliebe für die britischen Thronfolger, davon zeugt nicht zuletzt ein Bar-Modell für die heimischen vier Wände. Dieses, Ende der 1920er Jahre in verschiedenen Ausführungen zu habende edle Möbelstück, wurde wie folgt beworben (Anonym: Cocktails de Paris 1929, S. 134f.):
„Es gibt eine Hausbar, die überall aufgestellt werden kann, keinen Platz wegnimmt und leicht zu transportieren ist, die ‚Prince de Galles‘-Bar, die in Frankreich patentiert (S.G.D.G.) und eingetragen wurde, eine echte Miniatur-Bar, die praktisch durchdacht ist und jedem Gegenstand seinen Platz bietet, sodass sämtliche Bar-Utensilien und Flaschen schnell zur Hand sind. ‚Maison du Cocktail‘, 83, rue La Boétie, hat diese feinen kleinen Wohnungsbars entworfen.“
Unser ältestes Rezept ist datiert auf Anfang Mai 1792 und stammt aus dem zweiten Londoner Tagebuch (1791-1792) Joseph Haydns (1732-1809). Darin notiert der österreichische Komponist detailliert, wie viel ein nicht weiter erwähnter Lord Barrymore für irgendeinen Ball zu berappen hatte und fügt der beachtlichen Ausgabenliste auch die Rezeptur für einen „Prince of Wales’ punch“ bei:
Den Titel „Prince of Wales“ führte zu Haydns Tagen Georg August Friedrich (1762-1830, ab 1820 König Georg IV.; es existiert auch ein George IV. Punch, vgl. Schmidt 1892, S. 221), berühmt-berüchtigt für sein skandalöses Privatleben und seinen extravaganten Lebensstil. Die Briten hatten also schon 100 Jahre vor „Bertie“ einen Thronfolger, der geschäftstüchtigen Gastgebern als Namensgeber für ein besonders edles und teures Getränk taugte. Und auch im 19. Jahrhundert trank man als Prince of Wales Punch mit Champagner, was fünf weitere Rezepte belegen. Den ersten Hinweis für die Verwendung von Curaçao, Madeira und Cognac fanden wir im Jahr 1887, ebenfalls in London (siehe: Paul 1887, S. 59). Nach 1892 tauchen auch Cocktail- und Cobbler-Rezepte – fast immer in Verbindung mit Champagner – als Prince of Wales auf. Am häufigsten aber treten schließlich Mischformen aus Cocktail und Cobbler zu Tage.
Versuchen wir unsere Rezeptfunde nach Drink-Gattungen zu kategorisieren, ergibt sich folgendes Bild:
Zwei Rezepte fielen aus dem Rahmen und ließen sich keiner gängigen Gattung zuordnen.
Allein die grobe Kategorisierung lässt erahnen, wie verschieden die Prinzen sein können. Das zeigt sich noch konkreter an den Zutaten: Champagner bzw. Schaumwein kommt zu 73% (32) und damit am häufigsten vor. Er kann also nahezu als gesetzt gelten. Es folgen Curaçao bzw. Orangenlikör mit immerhin 61% (27), Angostura Bitters mit 44% (19), Brandy mit 32% (14) und Madeira mit 27% (12). Weitaus seltener werden genannt: Rum (8), Weißwein (7), Maraschino (7), (Rye) Whisky (5), Chartreuse (4), Cherry Brandy (4), Gin (4), Wermut (4), Bénédictine (3), Arrack (2), Sherry (2), Burgunder (1), Marsala (1), Noyaux (1) und Portwein (1).
Im nichtalkoholischen Bereich finden wir die Zutaten: Zucker/Zuckersirup 45% (20), Zitronensaft/-abrieb/-schale 36% (16), sprudelndes/karbonisiertes Wasser 36% (16), Fruchtsirup 25% (Himbeere, Erdbeere, Ananas, Grenadine; 11), Orangensaft/-abrieb/-schale 25% (11), Ananas (4), Eiweiß (1) und Limette (1). Eis wird häufig verwendet, aber nicht immer explizit als Zutat genannt.
Was Anrichten und Servieren betrifft verlangen 41% (18) der Rezepte eine Garnitur aus Früchten (Beeren, Zitronen, Orangen etc.), 23% (10) Strohhalme und acht einen Silberbecher (davon zwei ausdrücklich das Modell „Prince of Wales“).
Diskussion
Die Ergebnisse unserer Recherche zeigen, wie schwer oder gar unmöglich es im Fall des Prince of Wales ist, die DNA dieses Drinks zu entschlüsseln. Es existiert kein Ur-Rezept, aus dem sich spätere Rezepte ableiten ließen, dafür sind die Fundstücke zu verschieden. Wagen wir uns im Folgenden an eine Erklärung:
Zunächst sind vor allem die frühen überlieferten Rezepte ziemlich komplex, sie bestehen meist aus einer Reihe von Zutaten. Das erschwerte die Verbreitung und Überlieferung eines spezifischen Prince of Wales. Anders als beispielsweise beim John Collins: Dieser in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in London entstandene Drink kommt mit einer einzigen Spirituose (Gin in Verbindung mit Zitronensaft, Zuckersirup und Soda) aus, hatte es also leichter, bald überall auf der Welt weitgehend einheitlich getrunken zu werden. Die verhältnismäßig schlichte, in sich aber stimmige und überzeugende Rezeptur eines Collins bot nebenbei nur eine Form der Veredelung: Champagner im Austausch für Soda, wobei wir quasi beim French 75 wären.
Bedenkt man ferner, dass die britische Oberschicht bereits im 18. Jahrhundert Punch als Prince of Wales genoss und derselbe Name noch immer im 20. Jahrhundert in den Bar-Menüs auftauchte, wird einem die große Zeitspanne für diesen Drink bewusst. Allein im Untersuchungszeitraum (von 1792 bis 1938) regierten acht britische Monarchen, von denen vier zuvor besagten Titel innehatten: George Augustus Frederick (von 1762 bis 1820), Albert Edward (von 1841 bis 1901), George Frederick Ernest Albert (von 1901 bis 1910) und Edward Albert Christian George Andrew Patrick David (von 1910 bis 1936). Der Prince of Wales scheint nahezu prädestiniert, ihn dem Geschmack seiner Zeit entsprechend als Punch, Cocktail oder Cobbler zu definieren und ihm in Form des jeweiligen Modedrinks eine Sonderausstattung mit Champagner zu verpassen.
Die Annahme ist naheliegend, dass existierende, funktionierende Drinks kurzer Hand in Prince of Wales umbenannt wurden. Hierfür gibt es jedoch keine Belege: In den Barbüchern ohne Prince of Wales-Rezept trafen wir auf keinen Drink, der mit einem der 44 Fundstücke grob übereingestimmt hätte. Das unterstreicht die Eigenständigkeit ihrer Hoheit bei all ihrer Vielfalt.
Ein gewisses Prince of Wales-Muster lässt sich dennoch anhand der Häufigkeit der verwendeten Zutaten ausmachen. Aus unseren Recherchen ergibt sich folgendes Kern-Rezept (ohne Mengenangaben):
Je nachdem, ob man Angostura Bitters oder Soda verwenden möchte, ist ein solcher Prince of Wales der Gattung Cocktail oder Cobbler zuzuordnen. Im ersten Fall handelt es sich um einen konzentrierten, aromatischen Drink, während im zweiten Fall die sprudelnde Frische dominiert und die Kreation mit Früchten der Saison sowie auf Eis idealerweise im Silberbecher zu servieren wäre. Eine Melange ist ebenfalls möglich, ja scheint ab 1900 sogar die bevorzugte Trinkart des Prince of Wales (12 Rezepte) gewesen zu sein. Die Darreichung des Drinks als Punch, klassisch angerichtet in einer großen Schale oder Schüssel, etwa für eine illustre Gesellschaft von 20 Personen, entspricht seiner frühen Phase bzw. dem Geschmack des 18. bis 19. Jahrhunderts und hat gleichermaßen seine Berechtigung.
Interessanterweise finden sich alle alkoholischen Zutaten unseres statistisch ermittelten Kern-Rezepts konkret in genau einem historischen Rezept wieder:
„In den Shaker: einen Spritzer Angostura Bitters, einen Teelöffel Curaçao, je ein halbes Glas Madeira und Brandy; gut schütteln, in ein großes Weinglas abseihen, mit Champagner auffüllen, eine Orangenscheibe hinzufügen und servieren.“
Es handelt sich um Frank Meiers Prince of Wales, den er mutmaßlich so im Pariser Ritz der Années folles, der „verrückten Jahren“, wie die Franzosen die Goldenen Zwanziger etwas anders als wir charakterisieren, seinen vor allem amerikanischen Gästen mixte (Frank Meier 1936, S. 75).
Mixologie
Mit der individuellen Ausarbeitung des Rezepts in der Praxis beginnt für Bartender die eigentliche Arbeit. Wir verwendeten Frank Meiers Version als Ausgangspunkt für unsere Interpretation. Da unsere Bar in Freiburg von den traditionellen Bar Américains des Pariser Stadtteils Montparnasse inspiriert ist und unser Schwerpunkt Drinks der Prohibitionszeit sind, passt dieses Rezept auch hervorragend in unser Konzept. Davon abgesehen schätzen wir Meiers Barbuch und lassen uns immer wieder gerne vom legendären Head-Bartender des Pariser Ritz (1921-1947) beflügeln.
Bevor wir uns den einzelnen Puzzleteilen zuwenden, noch eine Überlegung vorweg: Um die passenden Zutaten für einen historischen Drink zu finden, sollte dieser in den zeitlichen Kontext seiner Entstehung gestellt werden. Geschmacklich kommt man ihm so am besten auf die Spur. Obwohl Meiers Rezept aus der Prohibitionszeit stammt, sehen wir in seiner Version vor allem die Charakteristik eines Drinks des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Lassen wir an dieser Stelle Madeira und Champagner außen vor, haben wir es mit einem Fancy Brandy Cocktail zu tun. Dieser Drink steht also im Zentrum unserer geschmacklichen Zeitreise.
Auswahl und Balance der einzelnen Zutaten erfolgte auf verschiedenen Ebenen. Zum besseren Verständnis wollen wir sie im Folgenden aber chronologisch behandeln.
Brandy
Was die Wahl des Weinbrands betrifft, werden die Rezepte nicht konkret. Die Autoren verlangen entweder nach Brandy oder Cognac bzw. Kognak, nur das „Lexikon der Getränke“ nennt mit „Asbach“ explizit ein Markenprodukt (Schönfeld/Leybold 1913, S. 168) und „Das Getränkebuch“ fordert dem Zeitgeist entsprechend einen deutschen Weinbrand (Krönlein-Beutel 1938, S. 66f). Auch Frank Meier hält sich zurück, wird aber zweifelsohne zu einem edlen, vielleicht sogar alten Cognac gegriffen haben. 1946 erinnerte sich der amerikanische Schriftsteller und Gourmet Lucius Beebe, dass der „king of saloonkeepers“ seinen Sidecar bevorzugten Gästen mit einer hauseigenen Cognacabfüllung des Jahres 1865 gemixt habe (Beebe 1946, S. 74). Ein vergleichbares Zitat zum Prince of Wales fanden wir bedauerlicherweise nicht.
Nachdem wir den Drink stilistisch in die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts verortet hatten, mutmaßten wir, dass sich ein Armagnac für unsere Interpretation am besten eignen würde, scheint er doch dem Brandy jener Tage geschmacklich näher zu kommen als ein moderner Cognac. Armagnac wirkt häufig etwas rauer und kantiger, kann aber dennoch einen angenehm weichen Abgang haben. Im Gegensatz zu seinem Bruder aus der Gascogne wird Cognac heute grundsätzlich zweimal gebrannt. Im 19. Jahrhundert entsprach diese Praxis wohl nicht der Regel –, so erklärte es uns zumindest ein Brenner. Wie dem auch sei, in der Vergangenheit haben wir mit Armagnac gute Erfahrungen gemacht, wenn es um die Erarbeitung eines Brandy Cocktails vor 1900 ging. Unsere Vermutung bestätigte sich auch im vorliegenden Fall: Mit der Aussicht auf ein „Match“ bauten wir beim Weinbrand-„Speeddating“ diverse Armagnacs und Cognacs der unterschiedlichsten Qualitätsstufen in unseren Mix aus Madeira, Curaçao und Angostura(rinden)-Bitter ein, wobei Armagnac ganz klar das Rennen machte. Weiter eingegrenzt fügten sich jüngere Armagnacs, die als V.S.O.P. (mindestens vierjährige Reifung im Eichenfass) klassifiziert sind, besser ein als ältere und sehr alte Brände. Folglich scheinen zu ausgeprägte Fassnoten und zu viel Rancioaromatik bei abnehmender Frucht die Dynamik dieses Drinks auszubremsen.
Als Kandidat für eine wahre Liebesbeziehung erwies sich schließlich ein sieben Jahre gereifter Armagnac der Domaine de la Haille aus Montréal du Gers, in dritter Generation geführt von Jean-Luc Lapeyre. Die dezente Sandelholznote dieses Brandys zieht eine zusätzliche Ebene in den Drink. Das zweitbeste, uns abschließend (nach Zugabe des Champagners) aber nicht zufriedenstellende Resultat erzielten wir mit einem Blend im Verhältnis fünf zu eins aus Domaine Tariquet Bas-Armagnac V.S.O.P. und Delord Bas-Armagnac Hors d’Age.
Was wir immer wieder feststellen mussten und auch bei der Erarbeitung des Prince of Wales berücksichtigten: Armagnac verzeiht es nicht, wenn man ihn schnell herunterkühlt und/oder er zu viel Schmelzwasser abbekommt. So droht er schon nach wenigen Sekunden, aromatisch dicht zu machen und dünn zu schmecken. Daher sollte Eis bei der Zubereitung des Drinks unbedingt zurückhaltend eingesetzt werden.
Curaçao
Für die Benennung des Orangenlikörs ergibt sich ein ähnliches Bild: In den meisten Rezepten (21) wird schlicht Curaçao oder Orange Curaçao aufgeführt, ein holländisches Rezept verlangt nach „Roode“ („Rotem“) Curaçao, was nur farblich einen Unterschied machen dürfte und lediglich fünf Autoren legen sich auf Markenprodukte fest: „Cointreau“ (2), „Curaçao triple sec (Union-Leipzig)“, „Hobetine“ und „CURAÇAO BOLS“. Damit können wir, bis auf die vier letztgenannten nicht wissen, ob die Drinks mit Orangenlikören auf Neutralalkoholbasis oder auf Basis einer gelagerten Spirituose zubereitet wurden.
Zur Auswahl des Curaçaos führten wir erneut ein „Speeddating“ durch: Wir verkosteten – wiederum zusammen mit unserem Mix aus Armagnac, Madeira und Angostura(rinden)-Bitter – etwa ein Dutzend verschiedener Produkte großer und kleiner Produzenten, einschließlich eines Pomeranzengeists, dem wir ein wenig Zuckersirup zur Seite stellten. Vertreter auf Basis einer gelagerten Spirituose fügten sich in der Praxis deutlich besser ein als „klare“ Orangenliköre. Zu einem „Match“ kam es mit dem besonders aromatischen und zugleich milden Orange Liqueur aus dem Cognac-Hause ABK6. Das mag auch an dem mit 51 Prozent hohen Cognacanteil dieses Produkts liegen –, unser Treffer verbindet sich jedenfalls ausgezeichnet mit dem Armagnac von La Haille. Die Orangenaromen des ABK6 Orange Liqueur steuert übrigens ein Duftspezialist aus der Parfümstadt Grasse bei. Eine gute Figur in unserem Mix machte zunächst auch der Pomeranzengeist der Destillerie Zott. Im fertig gebauten Drink war uns dessen intensive Orangenschale in der Nase und am Gaumen letztlich aber zu aufdringlich.
Angostura(rinden)-Bitter
Dank Armin Zimmermanns Spürsinn wissen wir, dass Angostura Bitters in historischen Quellen vor 1907 so gut wie nie das bis heute hergestellte Markenbitters, sondern nahezu immer ein Bitters auf Basis von Angosturarinde meint (vgl. https://bar-vademecum.de/angostura-bitters/). So erwies sich denn auch das Markenprodukt (es enthält verschiedenste Gewürze, nicht aber Angosturarinde, sondern wurde nach seiner Herkunft benannt: der Stadt Angostura in Venezuela) in der Verkostung als unpassend, da es dem Drink eine weihnachtliche Note aufdrückte und andere filigranere Aromen überlagerte. Acht Tropfen Angosturarinden-Bitter hingegen – unsere Wahl fiel auf Dead Rabbit Orinoco Aromatic Bitters –, verleihen unserem Prince of Wales zusätzlich eine dezente Würze, spielen mit und nicht gegen ihn.
Champagner und Madeira
Zu Zeiten als Albert Edward den Fürstentitel führte, trank man Champagner vornehmlich als (sehr) süßen Dessertwein; nicht ohne Grund verlangt etwa Louis Fouquet in seinem Cobbler nach einem Sec (vgl. Fouquet 1892, S. 83) und nicht nach einem Brut. Wie Champagner um 1900 tatsächlich geschmeckt hat, wissen wir nicht. Dennoch wagen wir die These, dass man mit einem Blend aus süßem Madeira und trockenem Champagner der Belle Époque-Stilistik geschmacklich auf die Spur kommen kann (alternativ wären auch ein Cream Sherry oder ein hochwertiger Marsala denkbar). Die oxydativen Aromen des Madeiras harmonieren vortrefflich mit den häufig eingesetzten Reserveweinen des Champagners. Der portugiesische Likörwein verpasst einem modernen Brut die frühere Süße, stattet ihn mit zusätzlicher Säure aus und vergrößert seinen Körper. Kurz: Champagner und Madeira bilden die perfekte Retro-Symbiose, nicht nur für unsere geschmackliche Annäherung an einen Prince of Wales à la „Bertie“.
In unserer Komposition werten wir die beiden Weine geschmacklich daher auch als Einheit, mit leichtem Fokus auf den Madeira, der mit seinen 4 cl im fertigen Drink als unsere Hauptzutat bezeichnet werden kann. Justino´s Madeira D.O.C. Fine Rich, für mehrere Monate auf französischer Eiche gereift, fügte sich am besten in unseren Prince of Wales, gefolgt von East India Madeira Old Reserve 10 Years Old Fine Rich, ebenfalls aus dem Hause Justino´s.
Als Champagner eignen sich klassische Cuvées aus den drei typischen Rebsorten der Champagne, nicht zu hefig, nicht zu komplex, eher auf der frischen, fruchtigen, unkomplizierten Seite. Wir probierten verschiedene aus und bevorzugen G. H. Martel & Co. Prestige Brut und Chanoine Héritage 1730 Cuvée Brut. Essenziel für das Funktionieren des Drinks ist eine ordentliche Perlage; die geöffnete Flasche sollte möglichst am selben Abend verbraucht werden, weshalb wir im Bar-Alltag gerne auf Demi-Bouteilles (0,375 l) zurückgreifen.
Zur Frage nach der angemessenen Menge Champagners im Prince of Wales ist der Blick in die als (aufgespritzte) Cocktails klassifizierten Rezepte naheliegend, leider jedoch nicht zielführend. Die Angaben bleiben mit „a little champagne“ (Anonym 1901, S. 266) oder „mit Sekt auffüllen“ (Krönlein 1938, S. 67) äußerst vage. Etwas mehr Aufschluss liefert uns dagegen Robert Vermeire: In seinem Bestseller „Cocktails how to mix them“ veröffentlichte der Head-Bartender des Londoner Embassy Club unter dem Namen Derby Cocktail 1922 auch eine Champagner-Version des beliebten East India Cocktail. Der Derby unterscheidet sich vom Original lediglich durch den Zusatz „a dash of Champagne is added before serving“ (Vermeire 1922; S. 26 und S. 29). Dieses Zitat ist auch insofern bemerkenswert, weil es die eingangs erwähnte Praxis bestätigt, beliebte Drinks, im vorliegenden Fall einen 1882 erstmals dokumentierten (Fancy Improved) Cocktail (vgl. Johnson 1882, S. 69), durch Champagner aufzuwerten.
Wieviel aber meint nun „a dash“ bzw. ein Spritzer? Da nicht davon auszugehen ist, dass grundsätzlich ein Champagnerhahn zum Einsatz kam, stellen wir uns vor, wie der gebürtige Belgier Vermeire eine Flasche Champagner einmal kurz aus dem Handgelenk über den Drink schwenkte. Wir haben es ausprobiert und kamen auf 1,5 bis 3 cl. Da der Durchmesser des Flaschenhalses sehr viel dicker ist als bei einem Bitter, bedeutet hier „a dash“ also wesentlich mehr, aber noch immer recht wenig. Für unseren Cocktail-Fürsten erweisen sich exakt 3 cl als ideale Menge.
Halten wir fest: Der Prince of Wales ist kein spritziger Champagner Drink, wenn man ihn wie wir als Cocktail interpretiert. Der Champagner hat sich unterzuordnen. Ihm kommt vorrangig die Aufgabe zu, die komplexen Aromen des Drinks am Gaumen vollständig zu öffnen, womit der Schaumwein gleichzeitig als Verstärker fungiert. Auch wenn er hier einmal nicht die Hauptrolle spielt, funktioniert unser Prince of Wales ausschließlich mit und keinesfalls ohne Champagner. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Champagner der Belle Époque meist süß waren. Die fehlende Süße müssen wir heute auf andere Weise kompensieren, sonst wird der Drink schnell zu herb und zu sauer. Insbesondere wenn man einen Prince of Wales als Cobbler mit etwas mehr Blubber baut, sollte man diesen historischen Fakt im Hinterkopf haben.
Bis zu diesem Punkt funktioniert der Prince of Wales nach Frank Meier. Er ist ein ordentlicher Drink, der jedoch nicht begeistert und schon gar nicht eines künftigen Königs würdig wäre. All unsere Mixversuche führten nicht zu dem Aha-Effekt, den wir von diesem Drink erwarteten. Am meisten störte uns, dass sich der Brandy nur bis zu einem gewissen Grad mit den anderen Zutaten verbinden lassen wollte, sich vielmehr immer wieder in den Vordergrund spielte.
Joker
Es folgte eine schlaflose Nacht und erneute morgendliche Beschäftigung mit den historischen Rezepten – . Viele enthalten zusätzlich einen Fruchtsirup oder einen weiteren Likör … Könnte hier unser fehlendes Glied im Drink zu suchen sein?
Bei Louis Fouqets Prince of Wales stießen wir auf eine beliebte Zutat der Belle Époque: „2 traits de noyaux“ (Fouquet 1896, S. 82). Der große Harry Johnson lieferte uns darüber hinaus in der Beschreibung seines Claret and Champagne Cup à la Brunow den Hinweis, dass Champagner mit dieser Crème gut funktioniere: „The same for Champagne cup; Champagne instead of Claret; noyan instead of ratafia“ (Johnson 1882, S. 66). Während er Claret (Rotwein) „ratafia of raspberries“ (französischer Himbeerlikör) zuordnet, empfiehlt er zu Champagner also Noyaux (im deutschen Teil seines Buches macht er diese Unterscheidung nicht, sondern verwendet in beiden Fällen schlicht Himbeersaft, vgl. ebd., S. 148).
Wir konnten es kaum erwarten, unser bisheriges Ergebnis mit Crème de Noyaux zu wiederholen. Und siehe da: Der Prince of Wales spannte seine Flügel aus und stieg in bisher unbekannte Geschmackssphären empor! Tatsächlich erwies sich dieser Likör aus Aprikosen- und Kirschkernen sowie Bittermandeln als erforderliche Brücke zwischen Armagnac und den übrigen Zutaten, 0,375 cl machen den alles entscheidenden Unterschied.
Inszenierung
Abschließend fehlte nur noch eine Orangenzeste (für Nase und Auge) am Goldrand eines edlen Kristallcoupes, um unseren Feiertagsdrink optimal in Szene zu setzen.
Unsere Interpretation in der Übersicht
Erst wenn wir nach gefühlt unzähligen Mixrunden – gelegentlich erstreckt sich die Erarbeitung eines historischen Rezepts über mehrere Wochen –, beide übereinstimmend zu der Erkenntnis gelangen, wir haben das Wesen eines Drinks erfasst, er ist wahrhaftig, nehmen wir ihn auf in unser Repertoire. Für den Prince of Wales hatten wir diesen Punkt am 19. Dezember 2023 erreicht.
Hier nun abschließend unsere Interpretation mit allen Zutaten, Mengenangaben und Zubereitungshinweisen in der Übersicht:
Zutaten
4 cl Justino´s Madeira D.O.C. Fine Rich 3 cl Domaine de la Haille Armagnac 7 ans 0,375 cl ABK6 Orange Liqueur 0,375 cl Tempus Fugit Crème de Noyaux 8 Tropfen Dead Rabbit Orinoco Aromatic Bitters 3 cl Champagne G. H. Martel & Co. Prestige Brut 1 Orangenzeste (in Form eines Schmetterlings)
Zubereitung
Zutaten 1-5 im Rührglas auf einem Eiswürfel 6 Sekunden schwenken. In ein sehr gut vorgekühltes altes coupe-Kristallglas mit Goldrand abseihen. Champagner vorsichtig unterheben und mit Orangenzeste am Glasrand garnieren.
Anmerkung
Armagnac reagiert sensibel auf Kälte und Schmelzwasser, daher wird der Drink nicht gerührt. Auch deshalb sollten Madeira gut und Champagner sehr gut gekühlt sein.
Fazit
Unsere Annäherung an den Prince of Wales war ein aufregender Prozess. Wir vergleichen ihn gerne mit einer Lovestory: Zu Beginn stand unsere Neugier, unser erwachendes Interesse. Es folgte das allmähliche Kennenlernen mit behutsamem Beschnuppern. Und schließlich entwickelte sich daraus die Phase des Verliebtseins. Ähnlich erging es uns in der Vergangenheit mit anderen historischen Drinks –, beim Prince of Wales können wir heute aber von einer großen Liebe sprechen. Sein überbordendes, fast schon pudriges Profil, seine komplexen Orangen-Rosinen-Edelholz-Aromen betören uns allein während der Zubereitung und des Servierens stets aufs Neue. Für uns ist dieser Prince of Wales Kunst. Gästen, die sich auf den Drink einlassen, ergeht es ähnlich. Nicht selten bestellen sie ihn gleich noch einmal oder verabreden sich gar explizit „auf den Prinzen“.
Wir haben das passende Rezept und die passenden Puzzlesteine für unseren Prince of Wales gefunden. Solange wir exakt dieselben Zutaten erhalten, können wir den Zauber dieses Drinks jederzeit aufleben lassen. Uns ist allerdings bewusst, dass dieser Zustand ein vorübergehender ist. So kostete es beispielsweise große Anstrengungen, Nachschub des La Haille Armagnacs – glücklicherweise dieselbe Abfüllung – direkt aus der Gascogne zu organisieren (die Domaine hat bislang keinen deutschen Vertriebspartner). Die Puzzlesteine sind nicht ersetzbar. Geht eines verloren, werden wir den Drink neu aufbauen müssen. Der Prince of Wales bietet schließlich verschiedene royale Trinkarten. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann eine neue Lovestory beginnen? Als Könige bleiben Prinzen in Erinnerung.
1762 | 1959 Joseph Haydn: The Collected Correspondence and London Notebooks of Joseph Haydn, London, S. 270
[German] At the beginning of May 1792, Lord Barrymore gave a ball that cost 5,000 guineas. He paid 1,000 guineas for 1,000 peaches. 2,000 baskets of gusberes [gooseberries], 5 shillings a basket. The Prince of Wales’ punch: 1 bottle champagne, 1 bottle Burgundy, 1 bottle rum, 10 lemons, 2 oranges, 1½ lbs. of sugar.
1862 Charles Elmé Francatelli: The royal English and foreign confectioner, London, S. 337
The Prince of Wales’ Punch. Place the following ingredients in a freezing-pot ready imbedded in rough ice, viz.: – a bottle of sparkling Aï, a gill of maraschino, half a pint of thin bright strawberry syrup, the juice of six oranges, the rind of one rubbed on sugar, and scraped off into the mixture, and a pint bottle of German seltzer water. Ice the punch similarly to granito.
1867 Charles B. Campbell: The American Barkeeper. Containing Experimental Knowledge and the Elements of Success Acquired in the Management of the Most Popular Bars Throughout the United States, San Francisco 1867, S. 6f. [vermutlich ein Plagiat von Jerry Thomas´ nicht mehr existierenden Bar-Buch des Jahres 1863]
PRINCE OF WALES´ PUNCH Use large bar glass. One tablespoonful of sugar. Half pony glass of Curaçao, Half pony glass of Maraschino, One wineglass of brandy, One pony glass Jamaica rum, Three slices orange and one slice pine-apple. Fill with shaved ice; shake well, ornament with berries, and dash with port wine.
1872 Anonym (by a Boston lady): The dessert book, Boston, S. 87
PRINCE-OF-WALES PUNCH. Place the following ingredients in a freezing-pot ready embedded in rough ice; viz., a bottle of sparkling Aï, a gill of maraschino, half a pint of thin bright strawberry-syrup, the juice of six oranges, the rind of one rubbed on sugar . and scraped off into the mixture, and a pint-bottle of German seltzer-water. Ice the punch similarly to granito
1882 Harry Johnson: New and Improved Bartender Manual, New York, S. 66
CLARET AND CHAMPAGNE CUP A LA BRUNOW. (Use a large punch bowl.) (FOR A PARTY OF TWENTY.) The following Claret and Champagne Cup ought from its excellence to be called the Nectar of the Czar, as it is so highly appreciated in Russia, where for many years it has enjoyed a high reputation amongst the aristocracy of the Muscovite Empire. Proportions: 3 bottles of Claret; Two-thirds pint of Curacao; 1 pint of Sherry; 1 pint of brandy; 2 wine glasses of ratafia of raspberries; 3 oranges and 1 lemon cut in slices; Some sprigs of green balm, and of borage; 2 bottles of German Selters water; 3 bottles of soda water; stir this together, and sweeten with capillaire or pounded sugar, until it ferments; let it stand one hour, strain it and ice it well; it is then fit for use; serve in small glasses. The same for Champagne cup; Champagne instead of Claret; noyan instead of ratafia. This quantity is for an evening party of twenty persons, for a smaller number reduce the proportions.
1882 Harry Johnson: New and Improved Bartender Manual, New York, S. 69
EAST INDIA COCKTAIL. (Use a large bar glass.) Fill the glass with shaved ice; 1 tea-spoon of raspberry syrup; 1 tea-spoon of Curacao (red); 2 or 3 dashes of bitters (Angostura); 2 dashes of Marachino; 1 wine glass of brandy; stir up with a spoon, strain into a cocktail glass, and twist a piece of lemon peel on top, and serve.
1887 Charlie Paul: Recipes of American and Other Iced Drinks, London, S. 59, Kapitel: „Punches for Parties”
THE PRINCE of WALES‘ PUNCH. Take a large bowl; put in two bottles of Bertram Freres‘ champagne, and ditto of hock, half a bottle of orange curaçoa [sic!], half ditto of cognac, half pint of Liquid „Sunshine” rum, one bottle of Madeira, three bottles of seltzer water, three ditto of soda-water, and a wineglassful of strawberry syrup; squeeze two oranges and two lemons in. Finally put the bowl into a refrigerator until the compound is thoroughly cooled. This will be sufficient for a party of twenty.
1891 Suzanne Alfred: La cuisine anglaise et la pâtisserie, Paris/London, S. 381
Prince of Wales‘ punch. Mettre dans un vase: Une demi-bouteille de Champagne, une demi-bouteille de hock, un verre de cognac, un verre de curaçao, un demi-verre de rhum, une bouteille de Seltzer water, une de soda water, un verre à liqueur de sirop de framboises, la moitié d’un jus de citron et autant de jus d’orange. Mettre le punch à la glace et le servir très froid, mais non frappé.
1892 William Schmidt: The flowing bowl. When and what to drink, New York, S. 229
Prince of Wales Punch. In a small bowl put the thinly peeled and cut rind of half a lemon, and two and a half ounces of granulated sugar; add onefourth quart of boiling water; let it stand for a quarter of an hour; add a bottle of champagne, and a gill of the best arrack; mix the fluids well, and place the bowl on ice one or two hours.
1892 William Schmidt: The flowing bowl. When and what to drink, New York, S. 221
George IV. Punch. On seven ounces of sugar rub the peel of two lemons, and of two bitter oranges; put in a tureen with the juice of the fruits; let it stand for half an hour; add one cup of boiling water, and stir until the sugar is dissolved. Add one pint of green tea, half a pint of pineapple syrup, a wineglassful of maraschino, four tablespoonfuls of the best arrack, one pint of brandy, and a bottle of champagne; mix all, put on ice, and serve.
1896 Louis Fouquet: Bariana, Paris, S. 82f.
PRINCE OF WALES (PRINCE DE GALLES) VERRE B Remplir de glace pilée verre B, 3 traits de curaçao, 2 traits de noyaux, 1 verre à madère de madère sec, une cuillerée de sucre poudre et finir avec du champagne Henriot sec et de seltz ou soda; bien remuer, une tranche de citron, chalumeaux, 2 traits de cherry brandy et servir sans melanger.
1900 Frank Newman: American-Bar, Paris, S. 95
PRINCE OF WALES (PRINCE DE GALLES) Verre no 10. Prendre le verre no 10, 1/4 de glace pilée: 1 cuillerée à café de sucre en poudre, 1 cuillerée à café de curaçao, 2 traits amgostura, 1 verre de madère. Adapter un gobelet en argent, frapper, remplir Ie verre avec champagne, servir avec chalumeaux.
1900 Anonym: Cantate-Menü und Universal-Lexikon der Bowlen- und Punschkochkunst für vergnügte Buchhändler und deren Freunde, Leipzig, S. 65, Kapitel: „Mischungen und Erfrischungen“
Prinz of Wales. In einer Flasche Rheinwein presse man den Saft einer halben Zitrone, füge eine Flasche Sauerbrunnen und einen Schuss Angosturabitter. Man trage auf in Weißbiergläsern und werfe die in Scheiben geschnittene andere Hälfte der Zitrone hinein.
1901 Anonym: The Private Life of King Edward VII (Prince of Wales, 1841-1901), London, S. 265f.
Apart from his meals the Prince seldom takes anything to drink; if he should break this excellent rule, he generally has a lemon squash, which he has made popular as a fashionable and whole some beverage. He is also credited with having composed an excellent ‘cocktail’. It consists of a little rye whisky, crushed ice, a small square of pineapple, a dash of Angostura bitters, a piece of lemon peel, a few drops of Maraschino, a little champagne, and powdered sugar to taste. This ‘short drink’ is often asked for at the clubs which he frequents.
1904 Paul Martin Blüher: Speisen, Französisch-Deutsch-Englisch, Leipzig, S. 1335 1904 Paul Martin Blüher: Meisterwerk der Speisen und Getränke, Französisch-Deutsch-Englisch, Leipzig, S. 1355
Punch glacé à la Price de Galles | Gefrorener Prinz-von-Wales-Punsch | Iced prince of Wales punch. Champagner, Maraschino, Erdbeer-Sirup, Orangensaft, auf Zucker abgeriebene Orangenschale; Selterwasser.
1907 Paul Richard: Paul Richards‘ book of breads, cakes, pastries, ices and sweetmeats, Chicago, S. 99
PRINCE OF WALES PUNCH. Prepare three quarts of a rich red Raspberry Ice, add two quarts of sauterne or other good white wine, work to a smooth ice; then add the meringue and one pint of brandy. Serve in high glasses. [Drei Liter eines kräftigen roten Himbeereises zubereiten, zwei Liter Sauterne oder einen anderen guten Weißwein dazugeben, zu einem glatten Eis verarbeiten; dann das Baiser und einen halben Liter Brandy dazugeben. In hohen Gläsern servieren.]
1909 Carl A. Seutter: Der Mixologist, Leipzig, S. 54, Kapitel: „Verschiedene gemischte Getränke“
Prince of Wales. (Gebrauche einen silbernen Becher.) Einige Stücke Kristalleis, 2 Dashes Angostura-Bitter, 2 Dashes Curaçao. Fülle den Becher ¾ voll mit Champagner und gieße voll mit Selterswasser. Mische mit einem Barlöffel, gib eine Scheibe Zitrone darauf und serviere mit Strohhalmen.
1910 Richard Andeck: Das Buch der American Drinks, Berlin, S. 16, Kapitel: „Cocktails“
Kognak-Cocktail. In ein zu drei Viertel mit Eis gefülltes Glas kommen je ein halbes Kognakgläschen, Bitter, Gummisirup, Curaçao sowie ein halbe Weinglas französischer Kognak, alles gut gemischt. Man wirft noch ein Stückchen Zitronenschale aufs Eis und füllt mit Champagner nach. Der Champagner kann auch wegbleiben. Man serviert mit Strohhalmen.
1910 Richard Andeck: Das Buch der American Drinks, Berlin, S. 88, Kapitel: „Cups (Bowlen)“
Prinz von Wales. In die Terrine legt man einige Stückchen Eis, drei süße Apfelsinen und eine Zitrone in Scheiben geschnitten. Darüber kommt ein Pfund feiner Puderzucker in zwei Flaschen Selters gelöst, 2/10 l Erdbeersirup, eine Flasche Sherry, eine Flasche guter Kognak, eine Flasche Curaçao. Man läßt alles etwa eine Stunde ziehen, fügt dann drei Flaschen Champagner hinzu, rührt gut um und verlängert mit Champagner.
1912 Paul Schober: Handbuch der gemischten Getränke, Hamburg 1912, S. 26
Prince of Wales Das Cobblerglas voll kleines Eis, 6-7 Schuß. (s. S. 12), Curaçao triple sec (Union-Leipzig), 6-7 Schuß. (s. S. 12) Orange-Bitter (Union Leipzig), knapp ½ Glas Benediktiner, dann fülle voll Schaumwein, gut umrühren und garnieren mit Früchten und Strohhalmen. *Schuß. Einen Spritzer aus einer Flasche mit einem Spritzkorken, wie solche in Metallwarengeschäften zu haben sind. Man achte darauf, daß die Oeffnung der Spritzkorken höchstens 2 mm beträgt, da nach dieser Oeffnung die Angaben gemacht sind.
1913 Hans Schönfeld und John Leybold: Lexikon der Getränke, Köln, S. 168
Prince of Wales I. In einen Silberbecher gebe: einige Stücke Eis, 2 Spritzer Angostura-Bitter, fülle auf zu 3/4 mit Champagner, den Rest mit Selterswasser, drücke das Oel einer kleinen Schale von Citrone hinein und gebe die erstere dazu.
Prince of Wales II. In einen Silberbecher gebe: einige Stücke Eis, 2 Spritzer Angostura, 2 Spritzer Curacao, fülle auf zu 3/4 mit Champagner und gieße voll mit Selterswasser, gebe 1 Scheibe Citrone oder Orange hinein.
Prince-of-Wales-Punch. In eine große Punschbowle gebe: 2 Fl. Weißwein, 1/2 Fl. Orange-Curacao, 1/2 Fl. Cognac-Asbach, 1/4 Fl. Santa-Cruz-Rum, 1 Fl. Madeira, 3 Fl. Sodawasser, 1 Weinglas Erdbeersirup, den Saft von 2 Orangen und 2 Citronen, fülle auf mit 3 Fl. Champagner, sehr kalt servieren.
1920 Ferruccio Mazzon: Guida del barman, S. 21f.
Prince of Wales‘ s Cocktail 5 pezzetti di ghiaccio 4 goccie d’Angostura 1 cucchiaino di Nectar sirop 1 cucchiaino di Maraschino 1 cucchiaino di Curacao 1 cucchiaino di Chartreuse 1 bicchiere a cocktail di vermouth Si finisce come gli altri.
[5 Eiswürfel 4 Tropfen Angostura 1 Teelöffel Nektarsirup (aus Vanille, Rosenwasser, Zitronen- und Mandelauszug) 1 Teelöffel Maraschino 1 Teelöffel Curacao 1 Teelöffel Chartreuse 1 Cocktailglas mit Wermut Anzurichten wie üblich.]
1920 Ferruccio Mazzon: Guida del barman, S. 21f.
Prince of Wales Mettete in Prince of Wales glass: 1/2 di ghiaccio sminuzzato 6 goccie di Angostura 1/2 cucchiaino di Curacao 1/2 cucchiaino di Chirso. Riempite di champagne e un po‘ d’acqua di seltz, 1 fettina d’arancio ed 1 di limone. Rimescolate e servite con paglie.
[In ein Prince of Wales Glas geben: 1/2 zerstoßenes Eis 6 Tropfen Angostura 1/2 Teelöffel Curacao 1/2 Teelöffel Chirso (nicht mehr erhältliche Marsalamarke). Mit Champagner und ein wenig Wasser auffüllen Selters, 1 Scheibe Orange und 1 Scheibe Zitrone. Umrühren und mit Strohhalm servieren.]
1921 Victor Hugo Himmelreich: American Drinks, 1921, S. 56, Kapitel: „Punsche”
PRINCE OF WALES. Lege in das Punschglas zur Hälfte klares, feingestossenes Eis, übergiesse dieses mit 2 Teelöffel auf gelösten Zucker, 1 Likörglas Hobetine [Orangenlikör], 1 Likörglas Cognac, 1 Likörglas Rum, 3 Spritzer Vantogrio [alkoholfreier Kirschlikör?], den Saft einer halben Citrone und obenauf Champagner, geschmackvoll mit Früchten zu garnieren.
1921 A. Torelli: Guide Du Barman et Du Gournet Chic. American Drinks Dictonary, S. 89
Prince of Wals [sic!]. — Dans un grand gobelet, trois morceaux de glace, un demi-verre de madère, trois traits d’angustura, un zeste de citron, emplir avec moitié Champagne et moitié appolinaris. servez avec chalumeaux.
1922 Anonym (Liqueur Bols): Quelques recettes pour boissons américaines, Amsterdam, S. 13, Kapitel: „Long Drinks”
PRINCE OF WALES (Prince de Galles) Verre no 10. Mettre dans le verre no 10: 1/4 de GLACE PILÉE, 1 cuillerée à café de SUCRE EN POUDRE, 1/2 verre à liqueur de CURAÇAO BOLS, 2 traits d’ANGOSTURA BOLS, I verre de MADÈRE. Adapter un gobelet eu argent, frapper fortement, remplir le verre avec du CHAMPAGNE. Servir avec chalumeaux.
1922 W. Slagter: Hoe Maakt Men American Plainen Fancy Drinks, Amsterdam, S. 13
Prince of Wales. Doet in een sierlijk glas of zilveren beker: 1/2 Gemalen Ijs 1 Pijpglaasje Roode Curaçao 1 Pijpglaasje Sinaasappelsiroop 1 Citroenschijfje Eenige stukjes vruchten. Verder volschenken met Champagne.
1922 Robert Vermeire: Cocktails how to mix them, London, S. 26
Derby Cocktail This cocktail is made exactly in the same way as the „East India Cocktail,“ but a dash of Champagne is added before serving.
1922 Robert Vermeire: Cocktails how to mix them, London, S. 29
East India Cocktail Fill a large bar glass half full of broken ice and add: 2 dashes of Angostura Bitters. 2 dashes of Curacao. 2 dashes of Maraschino or Pine-Apple Syrup. 1/2 gill of Brandy. Stir up well, strain into a cocktail-glass, add a cherry, and squeeze lemon-peel on top.
1923 P. Dagouret: Le Barman Universel, Paris, S. 108, Kapitel: „Boissons Diverses“
PRINCE OF WALES Verre no 3, au 1/3 plein de glace pilée: 1 cuiller à café sucre en poudre 2 traits angostura. ½ verre à liqueur curacao. 1 verre à madére de madére. Adapter la timbale. Frapper fort. Emlir de champagne. Servir. Pailles.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 89
Moselle Cup à la Prince de Gallas. Man tue 1/2 Liter Rye-Whiskey, 1 Flasche Pale Sherry, 2 Tropfen Ambra und 1 Tropfen Moschus-Essenz, 2 Eßlöffel voll zerriebene Ananas und 1 Verbenareis [Zweig Eisenkraut] in eine Bowle, menge gut, stelle sie 2 Stunden auf Eis und füge der Mischung kurz vor dem Anrichten 2 Flaschen Moselwein zu.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 94
Prince of Wales Punch. Siehe: Prinzregenten-Bowle.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 95
Prinzregenten-Bowle. Man tue die sehr feine und in kleine Stücke geschnittene Schale einer halben Zitrone sowie 70 g kleingeschlagenen Zucker in eine Bowle, gieße 1/4 Liter siedendes Wasser darüber, lasse die Mischung 1/4 Stunde stehen, gieße 1 Flasche Champagner und 1/8 Liter feinsten Arrak zu, menge die Masse gut durcheinander, stelle die Bowle 1-2 Stunden auf Eis und richte an.
1925 Dominique Migliorero: L’Art du Shaker, Nizza, S. 52
Prince of Wales (Prince de Gailes) Préparer dans un verre ballon moyen: 1 morceau de glace, 2 traits d’Angostura, 2 traits de Curaçao, 1 petit verre de Madère. Finir avec du Champagne. Garnir d’une tranche d’orange. Remuer et servir.
1927 Maraya Vélez de Sanchez: Cocktails Bebidas Heladas Ponches de todas clases, Paris, S. 20, Kapitel: „Cocktails”
COCKTAIL PRINCE OF WALES Se pone en un vaso un poco de hielo picado, una cucharadita de azúcar en polvo, medio vasito de curazao, unas gotas de amargo de Angostura y un vaso de vino de Madera; se sacude esto fuertemente, se acaba de llenar el vaso con champaña y se sirve con pajitas.
[Etwas zerstoßenes Eis, einen Teelöffel Puderzucker, ein halbes Glas Curaçao, ein paar Tropfen Angostura-Bitter und ein Glas Madera-Wein in ein Glas geben, kräftig schütteln, das Glas mit Champagner auffüllen und mit Strohhalmen servieren.]
1928 Pedro Chicote: Cocktails, Madrid, S. 208
PRINCIPE DE GALES=COCKTAIL En una copa de champagne: Unos pedacitos de hielo picado. cucharada de las de. café de brandy. de chartreuse amarillo Termínese de llenar la copa de champagne añádasele una rodaja grande de limón y otra, de naranja.
[In ein Sektglas geben: Ein paar zerstoßene Eiswürfel. einen Teelöffel Brandy. gelber Chartreuse Füllen Sie das Glas mit Champagner auf und fügen Sie eine große Zitronenscheibe oder eine große Orangenscheibe hinzu.]
1929 Anonym: Cocktails de Paris, S. 134f.
or, il existe un bar d’appartement pouvant se mettre partout, sans encombrement et facile à déplacer, c’est le bar «Prince de Galles» ·qui a été breveté en France (S.G.D.G.) et déposé, véritable bar en réduction, pratiquement étudié, avec une place pour chaque objet, mettant ainsi à portée de la main les accessoires particuliers et les boissons variées. C’est la «Maison du Cocktail», 83, rue La Boétie, qui a créé ces délicieux petits bars d ‚appartement. Ils sont livrés avec tout le matériel nécessaire à la parfaite préparation des cocktails. Ils se font en toutes essences de bois: acajou, noyer, palissandre, loupe d’orme, ronces diverses; etc … , et en tous modèles, soit anglais ou modernes, soit rustiques.
1930 Edgar Baudoin: Les Meilleurs Cocktails, Nizza, S. 25
PRINCE OF WALES COCKTAIL 1 jet jus de citron, 1 jet Cherry Rocher, 1/3 Gin, 1/3 Whisky, 1/3 Cointreau.
1930 Knut W. Sundin: Two Hundred Selected Drinks, Göteborg, S. 28
Prince of Wales Cocktail. Fill the shaker half full of broken ice and add: The juice of 1/4 of a lemon One glass of Cognac 4 dashes of Benedictine. Shake well, strain into a champagne glass and fill up with Champagne.
1933 Anonym: Odell’s book of Cocktails and Fancy drinks in English and Japanese (4th edition), S. 217, Kapitel: „Mixed Drinks”
Prince of Wales Fill quarter of glass with crushed Ice, teaspoonful of powdered Sugar, ½ liqueur-glass Curacao, 2 dashes Angostura Bitters, 1 glass Madeira. Shake and fill up with Champagne then stir well.
1934 Jean Robert Meyer: Bottoms Up, New York, S. 5
PRINCE OF WALES COCKTAIL Half jigger each Italian vermouth, bacari [sic!] and curacao, dash of angostura bitters, juice of half a lime, ice and shake well.
1934 G. F. Steele: My New Cocktail Book (2nd edition), New York, S. 59
HIS ROYAL HIGHNESS (The Prince of Wales‘ Cocktail) 1/8 Italian Vermouth 1/8 French Vermouth 1/8 Orange Curacao 1/8 Sugar syrup 1/4 Dry Gin 1/4 Brandy The above recipe was given to the Ritz-Carlton Hotel, Montreal, by His Royal Highness, with instructions that this was the cocktail that he wanted served to him at all times. The recipe was given to R. Kane by Monsieur de Baillets, Manager of the Ritz-Carlton Hotel.
1935 O. Blunier: Barkeeper’s Golden Book, Zürich, S. 128, Kapitel: Fancy Drinks
Prince of Wales 1/3 Cointreau 1/3 Rye 1/3 Gin 3 ds. Lemon 3 ds. Cherry Brandy
1935 O. Blunier: Barkeeper’s Golden Book, Zürich, S. 259, Kapitel: Fancy Drinks
Prince of Wales Cup Put Lump of Ice into the Silver goblet of the same name 2 ds. Curaçao 2 ds. Angostura balance Champagne stir carefully put Slice of Lemon on top and serve with Straws
1936 Frank Meier: The Artistry of Mixing Drinks, Paris, S. 75
PRINCE OF WALES In shaker: a dash of Angostura Bitters, a teaspoon of Curaçao, one-half glass each of Madeira and Brandy; shake well, strain into large wineglass, fill with Champagne, add slice of Orange and serve.
1937 R. de Fleury: 1800 – And All That, London, S. 223
LONG DRINK (H.R.H. PRINCE OF WALES). Later H.M. King Edward VIII Canadian Club Whisky; Sugar soaked in Angostura ; finely sliced Orange Peel; Chipped Ice; Water to taste.
1937 R. de Fleury: 1800 – And All That, London, S. 294
THE PRINCE OF WALES‘ PUNCH Use a large Bowl 2 Bottles Champagne 2 Bottles Hock [Rheinwein] 1/2 Bottle Orange Curacao 1/2 Bottle Cognac 1/2 Pint Rum 1 Bottle Madeira 3 Bottles Seltzer Water 3 Bottles Soda Water 1 Wineglass Strawberry Syrup Juice of 2 Oranges Juice of 2 Lemons Place Bowl in a refrigerator until the compound is thoroughly cool. Sufficient for a party of twenty.
1938 Gale Hyman and Gerald F. Marco: The how and when, Chicago, S. 167, Kapitel: „Mixed Drinks”
PRINCE OF WALES COCKTAIL 2/3 Dry Gin White of 1 Egg 1/3 Pineapple Juice Shake well Strain into Frosted Glass (Made at the Hotel De Paris, Monte Carlo)
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 66f., Kapitel: „Ohio-Richtung“
Prince of Wales – (100er hohe Schwenkschale) in ein Mischglas 4-6 Eisstückchen (Walnussgröße) Spritzer Angostura 1 ccm – auf Stück Zitronenschale Schuss Grenadine 10 ccm Schuss Karthäuser Grün 10 ccm Schuss deutscher Weinbrand 10 ccm Mischung ins Glas – mit Sekt auffüllen. Kirsche (bestäuben)
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 115, Kapitel: „American Drinks“
Prince of Wales. Ein hohes Spitzglas zum dritten Teil mit feingeschabtem Eis füllen, 1 Mignonglas Drinks-Essenz, 1 Mignonglas Zuckersirup beifügen, das Glas mit geeistem Selters vollfüllen und mit einer Zitronen- oder Orangenscheibe belegen.
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 143, Kapitel: „American Drinks“
Drinks Essenz. In eine Flasche je 1 Mignonglas Maraschino, Pfefferminz, Curaçao, Kognak, grünen, gelben Chartreuse, Benediktiner, Marnier, Kirsch und Anisette geben. Die Flasche verkorken, den Inhalt durchschütteln.
1946 Lucius Morris Beebe: The Stork Club Bar Book, New York, S. 74
The Sidecar was invented by Frank, so far as fallible human memory can determine, about 1923 as a sort of companion piece to the Stinger only with even more expensive ingredients. It was always built by Frank for favored customers with the Ritz’s own bottling of a Vintage 1865 Cognac and set one back, in this redaction, the then equivalent of five American dollars.
In diesem Gastbeitrag zeigen uns Andreas und Jenny Berg, Betreiber der ‚MIRABEAU bar‘ in Freiburg, am Beispiel des Prince of Wales auf, worauf es ankommt, wenn man sich einem historischen Drink annähert. Was gilt es zu beachten, um ihn perfekt zuzubereiten?
Uns freut es sehr, dass wir Andreas und Jenny, die Beitreiber der ‚MIRABEAU bar‘ in Freiburg als Gastautoren begeistern konnten, um uns am Beispiel des ‚Prince of Wales‘ einen Einblick in ihre Arbeitsweise zu gewähren und aufzuzeigen, wie sie sich einem historischen Drink theoretisch und praktisch nähern. Eingebunden in den historischen Kontext sind sie auf der Suche nach dem, was ihn ausmacht, nach dem Heureka-Moment, der dessen Seele offenbart, der es ermöglicht, ihn perfekt zubereiten zu können. Das ist für die beiden Voraussetzung dafür, ihn auch ihren Gästen zu offerieren. Andreas beschreibt es mit den Worten: „Erst wenn wir nach gefühlt unzähligen Mixrunden – gelegentlich erstreckt sich die Erarbeitung eines historischen Rezepts über mehrere Wochen –, beide übereinstimmend zu der Erkenntnis gelangen, wir haben das Wesen eines Drinks erfasst, er ist wahrhaftig, nehmen wir ihn auf in unser Repertoire.“
Wir haben in Andreas und Jenny Seelenverwandte gefunden, immer auf der Suche nach Perfektion im Glas. Wenn Ihr einmal die Möglichkeit habt, nach Freiburg im Breisgau zu kommen, dann solltet Ihr den beiden die Möglichkeit geben, Euch in ihrer ‚MIRABEAU bar‘ nicht nur als Gastgeber, sondern auch mit den von ihnen zubereiteten Drinks zu überzeugen. Wir sind uns sicher, dass es sich lohnen wird, und dass Ihr dort eine schöne Zeit haben werdet.
Doch der einleitenden Worte genug: Andreas und Jenny, the stage is yours.
Neugier
Für die meisten von uns ist es noch immer ungewohnt, in Charles III. den aktuellen König der Briten zu sehen. Kannten wir ihn doch zu lange als den ewigen Prinzen im Schatten seiner 2022 verstorbenen Mutter „der Queen“, Königin Elizabeth II. Ähnlich mag es den Menschen vor über 120 Jahren ergangen sein, als aus Albert Edward (1841-1910) nach dem Tod seiner Mutter, Königin Victoria, im Jahr 1901 doch noch König Edward VII. wurde. Während Prinz Charles in Vorbereitung seiner royalen Pflichten einem recht tadellosen Lebenswandel nachging und sich ernsthaft mit Öko-Landwirtschaft auseinandersetzte, war Prinz Albert Edward für seine Exzesse bekannt und auf jeder Party in London, Paris oder New York ein gern gesehener Gast. Dabei trugen beide Monarchen bis zur Inthronisierung, wie die meisten ihrer Vor- und Nachfahren, den traditionellen Titel „Prince of Wales“.
Zu Albert Edwards Tagen war es Sitte, alkoholische Mischgetränke, etwa Brandy Cocktail (vgl. Andeck 1910, S. 16) oder East India Cocktail (vgl. Vermeire 1922, S. 26, 29), mit einem Spritzer Champagner zu veredeln. Hierfür gab es spezielle technische Vorrichtungen (Champagnerhähne), mit deren Hilfe man perlenden Wein aus der Flasche, ähnlich wie Soda aus einem Siphon, effektvoll in das Glas des Gastes sprudeln lassen konnte. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass „Bertie“, wie der Prinz im privaten Umfeld genannt wurde, seinen Durst auch mit jenen Modedrinks zu stillen wusste. Und da er sich zu seiner Prinzenzeit als passionierter Trinker einen ähnlichen Namen machte, wie ein halbes Jahrhundert nach ihm Ernest Hemingway, wird man in den Clubs der besseren Gesellschaft gerne mit einem Prince of Wales angestoßen haben. Die Bartender der Jahrhundertwende nutzten jedenfalls „Berties“ Popularität und boten unter seinem Titel luxuriöse Kreationen mit Champagner feil. „Papa“ Hemingways Ruhm hallt, vielleicht nicht so sehr literarisch, ganz sicher aber in der Barwelt nach. Der Stern des Prinzen hingegen verblasste bald –, neue Royals kamen und gingen. So denkt Mitte der 2020er Jahre wohl keine Barfly an den Ururgroßvater König Charles III., wenn sie irgendwo auf der Welt genüsslich an einem Prince of Wales nippt, allenfalls an Prinz William …
Hat ein historischer Drink unsere Neugier geweckt – hierzu zählen für uns sowohl seine Geschichte oder sein Mythos als auch seine Zutaten –, wollen wir ihn geschmacklich erfahrbar machen. Dabei spielt es für uns zunächst keine Rolle, ob es sich, wie im Falle des Prince of Wales, um einen großen Klassiker oder um einen vergessenen Schatz aus einem alten Barbuch handelt. Allerdings fühlen wir uns bei der Interpretation eines unbekannten Rezepts, das nur ein- oder zweimal publiziert wurde (möglicherweise als Lückenfüller innerhalb einer umfangreichen Sammlung), wesentlich freier als bei der Annäherung an einen Drink, der einst populär war und möglicherweise bis heute bestimmte Erwartungen weckt.
Existieren viele Quellen, gehen wir davon aus, dass der Drink vielen Menschen gemundet haben muss. Folglich war er außergewöhnlich gut. Und da unsere Vorfahren über keine anderen Geschmacksrezeptoren verfügten als wir, sollte er uns heute noch genauso zu überzeugen wissen. Für uns leitet sich aus dieser Annahme die Aufgabe ab, die richtigen Puzzleteile zu finden und so zusammenzusetzen, dass der Drink nicht nur funktioniert, sondern auch begeistert.
Am Beispiel des Prince of Wales wollen wir Einblick in unsere Arbeitsweise gewähren und einmal ausführlich darlegen, in welchen Schritten wir uns einem historischen Drink theoretisch und praktisch nähern, bevor wir ihn unseren Gästen offerieren.
Recherche
Haben Cocktailhistoriker Informationen über einen Drink zusammengetragen oder existieren sorgfältig recherchierte Artikel in Fachmagazinen etc., greifen wir dankbar auf dieses veröffentlichte Wissen zurück. Unsere Ausgangssituation ist besonders komfortabel, wenn Armin Zimmermann seine Fundstücke und Erkenntnisse auf www.bar-vademecum.de mit uns teilt. Dann entfällt für uns eine aufwändige Recherche, schließlich fügt Armin seinen wissenschaftlichen Ausführungen stets auch eine Liste sämtlicher Rezepte bei. Für den Prince of Wales, der zum Repertoire jeder klassischen American Bar zählt, ist die Sekundärliteraturlage allerdings bescheiden, was eigene Nachforschungen erforderlich machte. Also durchstöberten wir Online-Datenbanken (Internet Archive, EUVS Vintage Cocktail Books – Library) und wurden zudem von Armin aktiv bei der Suche unterstützt.
Für den Zeitraum 1792 bis 1938 fanden wir insgesamt 44 Rezepte unter dem Namen Prince of Wales oder seiner französischen Entsprechung Prince de Galle (in einem 1924 in Leipzig publizierten Rezept wird der Begriff Prinzregent für den Drink verwendet, vgl. A. Brehmer, S. 94 und 95). Manche Bücher enthalten bis zu drei verschiedene Prince of Wales-Rezepte. Seinen Ursprung hat der Drink im London des 18. Jahrhunderts. Seine Blüte erlebte er aber nach „Berties“ Tod, in den Jahren zwischen den Weltkriegen, zumindest deuten die vielen Publikationen darauf hin: Über die Hälfte (25) der Rezepte erschien zwischen 1920 und 1938. Damals war sein Enkel Eduard „David“ Prince of Wales. Dieser verzichtete jedoch 1936 bekanntlich aus Liebe zu Wallis Simpson, einer zweimal geschiedenen bürgerlichen US-Amerikanerin, nach 327 Tagen Regentschaft ungekrönt auf den Thron. Sein jüngerer Bruder, ebenfalls ein „Bertie“, wurde daraufhin König Georg VI.
In Frankreich hatte man offenbar eine besondere Vorliebe für die britischen Thronfolger, davon zeugt nicht zuletzt ein Bar-Modell für die heimischen vier Wände. Dieses, Ende der 1920er Jahre in verschiedenen Ausführungen zu habende edle Möbelstück, wurde wie folgt beworben (Anonym: Cocktails de Paris 1929, S. 134f.):
„Es gibt eine Hausbar, die überall aufgestellt werden kann, keinen Platz wegnimmt und leicht zu transportieren ist, die ‚Prince de Galles‘-Bar, die in Frankreich patentiert (S.G.D.G.) und eingetragen wurde, eine echte Miniatur-Bar, die praktisch durchdacht ist und jedem Gegenstand seinen Platz bietet, sodass sämtliche Bar-Utensilien und Flaschen schnell zur Hand sind. ‚Maison du Cocktail‘, 83, rue La Boétie, hat diese feinen kleinen Wohnungsbars entworfen.“
Unser ältestes Rezept ist datiert auf Anfang Mai 1792 und stammt aus dem zweiten Londoner Tagebuch (1791-1792) Joseph Haydns (1732-1809). Darin notiert der österreichische Komponist detailliert, wie viel ein nicht weiter erwähnter Lord Barrymore für irgendeinen Ball zu berappen hatte und fügt der beachtlichen Ausgabenliste auch die Rezeptur für einen „Prince of Wales’ punch“ bei:
„1 Flasche Champagner, 1 Flasche Burgunder, 1 Flasche Rum, 10 Zitronen, 2 Orangen, 1½ Pfund Zucker.“
Den Titel „Prince of Wales“ führte zu Haydns Tagen Georg August Friedrich (1762-1830, ab 1820 König Georg IV.; es existiert auch ein George IV. Punch, vgl. Schmidt 1892, S. 221), berühmt-berüchtigt für sein skandalöses Privatleben und seinen extravaganten Lebensstil. Die Briten hatten also schon 100 Jahre vor „Bertie“ einen Thronfolger, der geschäftstüchtigen Gastgebern als Namensgeber für ein besonders edles und teures Getränk taugte. Und auch im 19. Jahrhundert trank man als Prince of Wales Punch mit Champagner, was fünf weitere Rezepte belegen. Den ersten Hinweis für die Verwendung von Curaçao, Madeira und Cognac fanden wir im Jahr 1887, ebenfalls in London (siehe: Paul 1887, S. 59). Nach 1892 tauchen auch Cocktail- und Cobbler-Rezepte – fast immer in Verbindung mit Champagner – als Prince of Wales auf. Am häufigsten aber treten schließlich Mischformen aus Cocktail und Cobbler zu Tage.
Versuchen wir unsere Rezeptfunde nach Drink-Gattungen zu kategorisieren, ergibt sich folgendes Bild:
15 Punchs (Cups, Bowlen)
12 Cocktail-/Cobbler-Melangen
7 Cocktails
5 Cobblers
2 Sours
1 Longdrink
Zwei Rezepte fielen aus dem Rahmen und ließen sich keiner gängigen Gattung zuordnen.
Allein die grobe Kategorisierung lässt erahnen, wie verschieden die Prinzen sein können. Das zeigt sich noch konkreter an den Zutaten: Champagner bzw. Schaumwein kommt zu 73% (32) und damit am häufigsten vor. Er kann also nahezu als gesetzt gelten. Es folgen Curaçao bzw. Orangenlikör mit immerhin 61% (27), Angostura Bitters mit 44% (19), Brandy mit 32% (14) und Madeira mit 27% (12). Weitaus seltener werden genannt: Rum (8), Weißwein (7), Maraschino (7), (Rye) Whisky (5), Chartreuse (4), Cherry Brandy (4), Gin (4), Wermut (4), Bénédictine (3), Arrack (2), Sherry (2), Burgunder (1), Marsala (1), Noyaux (1) und Portwein (1).
Im nichtalkoholischen Bereich finden wir die Zutaten: Zucker/Zuckersirup 45% (20), Zitronensaft/-abrieb/-schale 36% (16), sprudelndes/karbonisiertes Wasser 36% (16), Fruchtsirup 25% (Himbeere, Erdbeere, Ananas, Grenadine; 11), Orangensaft/-abrieb/-schale 25% (11), Ananas (4), Eiweiß (1) und Limette (1). Eis wird häufig verwendet, aber nicht immer explizit als Zutat genannt.
Was Anrichten und Servieren betrifft verlangen 41% (18) der Rezepte eine Garnitur aus Früchten (Beeren, Zitronen, Orangen etc.), 23% (10) Strohhalme und acht einen Silberbecher (davon zwei ausdrücklich das Modell „Prince of Wales“).
Diskussion
Die Ergebnisse unserer Recherche zeigen, wie schwer oder gar unmöglich es im Fall des Prince of Wales ist, die DNA dieses Drinks zu entschlüsseln. Es existiert kein Ur-Rezept, aus dem sich spätere Rezepte ableiten ließen, dafür sind die Fundstücke zu verschieden. Wagen wir uns im Folgenden an eine Erklärung:
Zunächst sind vor allem die frühen überlieferten Rezepte ziemlich komplex, sie bestehen meist aus einer Reihe von Zutaten. Das erschwerte die Verbreitung und Überlieferung eines spezifischen Prince of Wales. Anders als beispielsweise beim John Collins: Dieser in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in London entstandene Drink kommt mit einer einzigen Spirituose (Gin in Verbindung mit Zitronensaft, Zuckersirup und Soda) aus, hatte es also leichter, bald überall auf der Welt weitgehend einheitlich getrunken zu werden. Die verhältnismäßig schlichte, in sich aber stimmige und überzeugende Rezeptur eines Collins bot nebenbei nur eine Form der Veredelung: Champagner im Austausch für Soda, wobei wir quasi beim French 75 wären.
Bedenkt man ferner, dass die britische Oberschicht bereits im 18. Jahrhundert Punch als Prince of Wales genoss und derselbe Name noch immer im 20. Jahrhundert in den Bar-Menüs auftauchte, wird einem die große Zeitspanne für diesen Drink bewusst. Allein im Untersuchungszeitraum (von 1792 bis 1938) regierten acht britische Monarchen, von denen vier zuvor besagten Titel innehatten: George Augustus Frederick (von 1762 bis 1820), Albert Edward (von 1841 bis 1901), George Frederick Ernest Albert (von 1901 bis 1910) und Edward Albert Christian George Andrew Patrick David (von 1910 bis 1936). Der Prince of Wales scheint nahezu prädestiniert, ihn dem Geschmack seiner Zeit entsprechend als Punch, Cocktail oder Cobbler zu definieren und ihm in Form des jeweiligen Modedrinks eine Sonderausstattung mit Champagner zu verpassen.
Die Annahme ist naheliegend, dass existierende, funktionierende Drinks kurzer Hand in Prince of Wales umbenannt wurden. Hierfür gibt es jedoch keine Belege: In den Barbüchern ohne Prince of Wales-Rezept trafen wir auf keinen Drink, der mit einem der 44 Fundstücke grob übereingestimmt hätte. Das unterstreicht die Eigenständigkeit ihrer Hoheit bei all ihrer Vielfalt.
Ein gewisses Prince of Wales-Muster lässt sich dennoch anhand der Häufigkeit der verwendeten Zutaten ausmachen. Aus unseren Recherchen ergibt sich folgendes Kern-Rezept (ohne Mengenangaben):
Champagner
Curaçao
Madeira
Brandy
Angostura Bitters
Zitrusfrucht
Zucker- und/oder Fruchtsirup
Soda/sprudelndes Wasser
Je nachdem, ob man Angostura Bitters oder Soda verwenden möchte, ist ein solcher Prince of Wales der Gattung Cocktail oder Cobbler zuzuordnen. Im ersten Fall handelt es sich um einen konzentrierten, aromatischen Drink, während im zweiten Fall die sprudelnde Frische dominiert und die Kreation mit Früchten der Saison sowie auf Eis idealerweise im Silberbecher zu servieren wäre. Eine Melange ist ebenfalls möglich, ja scheint ab 1900 sogar die bevorzugte Trinkart des Prince of Wales (12 Rezepte) gewesen zu sein. Die Darreichung des Drinks als Punch, klassisch angerichtet in einer großen Schale oder Schüssel, etwa für eine illustre Gesellschaft von 20 Personen, entspricht seiner frühen Phase bzw. dem Geschmack des 18. bis 19. Jahrhunderts und hat gleichermaßen seine Berechtigung.
Interessanterweise finden sich alle alkoholischen Zutaten unseres statistisch ermittelten Kern-Rezepts konkret in genau einem historischen Rezept wieder:
„In den Shaker: einen Spritzer Angostura Bitters, einen Teelöffel Curaçao, je ein halbes Glas Madeira und Brandy; gut schütteln, in ein großes Weinglas abseihen, mit Champagner auffüllen, eine Orangenscheibe hinzufügen und servieren.“
Es handelt sich um Frank Meiers Prince of Wales, den er mutmaßlich so im Pariser Ritz der Années folles, der „verrückten Jahren“, wie die Franzosen die Goldenen Zwanziger etwas anders als wir charakterisieren, seinen vor allem amerikanischen Gästen mixte (Frank Meier 1936, S. 75).
Mixologie
Mit der individuellen Ausarbeitung des Rezepts in der Praxis beginnt für Bartender die eigentliche Arbeit. Wir verwendeten Frank Meiers Version als Ausgangspunkt für unsere Interpretation. Da unsere Bar in Freiburg von den traditionellen Bar Américains des Pariser Stadtteils Montparnasse inspiriert ist und unser Schwerpunkt Drinks der Prohibitionszeit sind, passt dieses Rezept auch hervorragend in unser Konzept. Davon abgesehen schätzen wir Meiers Barbuch und lassen uns immer wieder gerne vom legendären Head-Bartender des Pariser Ritz (1921-1947) beflügeln.
Bevor wir uns den einzelnen Puzzleteilen zuwenden, noch eine Überlegung vorweg: Um die passenden Zutaten für einen historischen Drink zu finden, sollte dieser in den zeitlichen Kontext seiner Entstehung gestellt werden. Geschmacklich kommt man ihm so am besten auf die Spur. Obwohl Meiers Rezept aus der Prohibitionszeit stammt, sehen wir in seiner Version vor allem die Charakteristik eines Drinks des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Lassen wir an dieser Stelle Madeira und Champagner außen vor, haben wir es mit einem Fancy Brandy Cocktail zu tun. Dieser Drink steht also im Zentrum unserer geschmacklichen Zeitreise.
Auswahl und Balance der einzelnen Zutaten erfolgte auf verschiedenen Ebenen. Zum besseren Verständnis wollen wir sie im Folgenden aber chronologisch behandeln.
Brandy
Was die Wahl des Weinbrands betrifft, werden die Rezepte nicht konkret. Die Autoren verlangen entweder nach Brandy oder Cognac bzw. Kognak, nur das „Lexikon der Getränke“ nennt mit „Asbach“ explizit ein Markenprodukt (Schönfeld/Leybold 1913, S. 168) und „Das Getränkebuch“ fordert dem Zeitgeist entsprechend einen deutschen Weinbrand (Krönlein-Beutel 1938, S. 66f). Auch Frank Meier hält sich zurück, wird aber zweifelsohne zu einem edlen, vielleicht sogar alten Cognac gegriffen haben. 1946 erinnerte sich der amerikanische Schriftsteller und Gourmet Lucius Beebe, dass der „king of saloonkeepers“ seinen Sidecar bevorzugten Gästen mit einer hauseigenen Cognacabfüllung des Jahres 1865 gemixt habe (Beebe 1946, S. 74). Ein vergleichbares Zitat zum Prince of Wales fanden wir bedauerlicherweise nicht.
Nachdem wir den Drink stilistisch in die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts verortet hatten, mutmaßten wir, dass sich ein Armagnac für unsere Interpretation am besten eignen würde, scheint er doch dem Brandy jener Tage geschmacklich näher zu kommen als ein moderner Cognac. Armagnac wirkt häufig etwas rauer und kantiger, kann aber dennoch einen angenehm weichen Abgang haben. Im Gegensatz zu seinem Bruder aus der Gascogne wird Cognac heute grundsätzlich zweimal gebrannt. Im 19. Jahrhundert entsprach diese Praxis wohl nicht der Regel –, so erklärte es uns zumindest ein Brenner. Wie dem auch sei, in der Vergangenheit haben wir mit Armagnac gute Erfahrungen gemacht, wenn es um die Erarbeitung eines Brandy Cocktails vor 1900 ging. Unsere Vermutung bestätigte sich auch im vorliegenden Fall: Mit der Aussicht auf ein „Match“ bauten wir beim Weinbrand-„Speeddating“ diverse Armagnacs und Cognacs der unterschiedlichsten Qualitätsstufen in unseren Mix aus Madeira, Curaçao und Angostura(rinden)-Bitter ein, wobei Armagnac ganz klar das Rennen machte. Weiter eingegrenzt fügten sich jüngere Armagnacs, die als V.S.O.P. (mindestens vierjährige Reifung im Eichenfass) klassifiziert sind, besser ein als ältere und sehr alte Brände. Folglich scheinen zu ausgeprägte Fassnoten und zu viel Rancioaromatik bei abnehmender Frucht die Dynamik dieses Drinks auszubremsen.
Als Kandidat für eine wahre Liebesbeziehung erwies sich schließlich ein sieben Jahre gereifter Armagnac der Domaine de la Haille aus Montréal du Gers, in dritter Generation geführt von Jean-Luc Lapeyre. Die dezente Sandelholznote dieses Brandys zieht eine zusätzliche Ebene in den Drink. Das zweitbeste, uns abschließend (nach Zugabe des Champagners) aber nicht zufriedenstellende Resultat erzielten wir mit einem Blend im Verhältnis fünf zu eins aus Domaine Tariquet Bas-Armagnac V.S.O.P. und Delord Bas-Armagnac Hors d’Age.
Was wir immer wieder feststellen mussten und auch bei der Erarbeitung des Prince of Wales berücksichtigten: Armagnac verzeiht es nicht, wenn man ihn schnell herunterkühlt und/oder er zu viel Schmelzwasser abbekommt. So droht er schon nach wenigen Sekunden, aromatisch dicht zu machen und dünn zu schmecken. Daher sollte Eis bei der Zubereitung des Drinks unbedingt zurückhaltend eingesetzt werden.
Curaçao
Für die Benennung des Orangenlikörs ergibt sich ein ähnliches Bild: In den meisten Rezepten (21) wird schlicht Curaçao oder Orange Curaçao aufgeführt, ein holländisches Rezept verlangt nach „Roode“ („Rotem“) Curaçao, was nur farblich einen Unterschied machen dürfte und lediglich fünf Autoren legen sich auf Markenprodukte fest: „Cointreau“ (2), „Curaçao triple sec (Union-Leipzig)“, „Hobetine“ und „CURAÇAO BOLS“. Damit können wir, bis auf die vier letztgenannten nicht wissen, ob die Drinks mit Orangenlikören auf Neutralalkoholbasis oder auf Basis einer gelagerten Spirituose zubereitet wurden.
Zur Auswahl des Curaçaos führten wir erneut ein „Speeddating“ durch: Wir verkosteten – wiederum zusammen mit unserem Mix aus Armagnac, Madeira und Angostura(rinden)-Bitter – etwa ein Dutzend verschiedener Produkte großer und kleiner Produzenten, einschließlich eines Pomeranzengeists, dem wir ein wenig Zuckersirup zur Seite stellten. Vertreter auf Basis einer gelagerten Spirituose fügten sich in der Praxis deutlich besser ein als „klare“ Orangenliköre. Zu einem „Match“ kam es mit dem besonders aromatischen und zugleich milden Orange Liqueur aus dem Cognac-Hause ABK6. Das mag auch an dem mit 51 Prozent hohen Cognacanteil dieses Produkts liegen –, unser Treffer verbindet sich jedenfalls ausgezeichnet mit dem Armagnac von La Haille. Die Orangenaromen des ABK6 Orange Liqueur steuert übrigens ein Duftspezialist aus der Parfümstadt Grasse bei. Eine gute Figur in unserem Mix machte zunächst auch der Pomeranzengeist der Destillerie Zott. Im fertig gebauten Drink war uns dessen intensive Orangenschale in der Nase und am Gaumen letztlich aber zu aufdringlich.
Angostura(rinden)-Bitter
Dank Armin Zimmermanns Spürsinn wissen wir, dass Angostura Bitters in historischen Quellen vor 1907 so gut wie nie das bis heute hergestellte Markenbitters, sondern nahezu immer ein Bitters auf Basis von Angosturarinde meint (vgl. https://bar-vademecum.de/angostura-bitters/). So erwies sich denn auch das Markenprodukt (es enthält verschiedenste Gewürze, nicht aber Angosturarinde, sondern wurde nach seiner Herkunft benannt: der Stadt Angostura in Venezuela) in der Verkostung als unpassend, da es dem Drink eine weihnachtliche Note aufdrückte und andere filigranere Aromen überlagerte. Acht Tropfen Angosturarinden-Bitter hingegen – unsere Wahl fiel auf Dead Rabbit Orinoco Aromatic Bitters –, verleihen unserem Prince of Wales zusätzlich eine dezente Würze, spielen mit und nicht gegen ihn.
Champagner und Madeira
Zu Zeiten als Albert Edward den Fürstentitel führte, trank man Champagner vornehmlich als (sehr) süßen Dessertwein; nicht ohne Grund verlangt etwa Louis Fouquet in seinem Cobbler nach einem Sec (vgl. Fouquet 1892, S. 83) und nicht nach einem Brut. Wie Champagner um 1900 tatsächlich geschmeckt hat, wissen wir nicht. Dennoch wagen wir die These, dass man mit einem Blend aus süßem Madeira und trockenem Champagner der Belle Époque-Stilistik geschmacklich auf die Spur kommen kann (alternativ wären auch ein Cream Sherry oder ein hochwertiger Marsala denkbar). Die oxydativen Aromen des Madeiras harmonieren vortrefflich mit den häufig eingesetzten Reserveweinen des Champagners. Der portugiesische Likörwein verpasst einem modernen Brut die frühere Süße, stattet ihn mit zusätzlicher Säure aus und vergrößert seinen Körper. Kurz: Champagner und Madeira bilden die perfekte Retro-Symbiose, nicht nur für unsere geschmackliche Annäherung an einen Prince of Wales à la „Bertie“.
In unserer Komposition werten wir die beiden Weine geschmacklich daher auch als Einheit, mit leichtem Fokus auf den Madeira, der mit seinen 4 cl im fertigen Drink als unsere Hauptzutat bezeichnet werden kann. Justino´s Madeira D.O.C. Fine Rich, für mehrere Monate auf französischer Eiche gereift, fügte sich am besten in unseren Prince of Wales, gefolgt von East India Madeira Old Reserve 10 Years Old Fine Rich, ebenfalls aus dem Hause Justino´s.
Als Champagner eignen sich klassische Cuvées aus den drei typischen Rebsorten der Champagne, nicht zu hefig, nicht zu komplex, eher auf der frischen, fruchtigen, unkomplizierten Seite. Wir probierten verschiedene aus und bevorzugen G. H. Martel & Co. Prestige Brut und Chanoine Héritage 1730 Cuvée Brut. Essenziel für das Funktionieren des Drinks ist eine ordentliche Perlage; die geöffnete Flasche sollte möglichst am selben Abend verbraucht werden, weshalb wir im Bar-Alltag gerne auf Demi-Bouteilles (0,375 l) zurückgreifen.
Zur Frage nach der angemessenen Menge Champagners im Prince of Wales ist der Blick in die als (aufgespritzte) Cocktails klassifizierten Rezepte naheliegend, leider jedoch nicht zielführend. Die Angaben bleiben mit „a little champagne“ (Anonym 1901, S. 266) oder „mit Sekt auffüllen“ (Krönlein 1938, S. 67) äußerst vage. Etwas mehr Aufschluss liefert uns dagegen Robert Vermeire: In seinem Bestseller „Cocktails how to mix them“ veröffentlichte der Head-Bartender des Londoner Embassy Club unter dem Namen Derby Cocktail 1922 auch eine Champagner-Version des beliebten East India Cocktail. Der Derby unterscheidet sich vom Original lediglich durch den Zusatz „a dash of Champagne is added before serving“ (Vermeire 1922; S. 26 und S. 29). Dieses Zitat ist auch insofern bemerkenswert, weil es die eingangs erwähnte Praxis bestätigt, beliebte Drinks, im vorliegenden Fall einen 1882 erstmals dokumentierten (Fancy Improved) Cocktail (vgl. Johnson 1882, S. 69), durch Champagner aufzuwerten.
Wieviel aber meint nun „a dash“ bzw. ein Spritzer? Da nicht davon auszugehen ist, dass grundsätzlich ein Champagnerhahn zum Einsatz kam, stellen wir uns vor, wie der gebürtige Belgier Vermeire eine Flasche Champagner einmal kurz aus dem Handgelenk über den Drink schwenkte. Wir haben es ausprobiert und kamen auf 1,5 bis 3 cl. Da der Durchmesser des Flaschenhalses sehr viel dicker ist als bei einem Bitter, bedeutet hier „a dash“ also wesentlich mehr, aber noch immer recht wenig. Für unseren Cocktail-Fürsten erweisen sich exakt 3 cl als ideale Menge.
Halten wir fest: Der Prince of Wales ist kein spritziger Champagner Drink, wenn man ihn wie wir als Cocktail interpretiert. Der Champagner hat sich unterzuordnen. Ihm kommt vorrangig die Aufgabe zu, die komplexen Aromen des Drinks am Gaumen vollständig zu öffnen, womit der Schaumwein gleichzeitig als Verstärker fungiert. Auch wenn er hier einmal nicht die Hauptrolle spielt, funktioniert unser Prince of Wales ausschließlich mit und keinesfalls ohne Champagner. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Champagner der Belle Époque meist süß waren. Die fehlende Süße müssen wir heute auf andere Weise kompensieren, sonst wird der Drink schnell zu herb und zu sauer. Insbesondere wenn man einen Prince of Wales als Cobbler mit etwas mehr Blubber baut, sollte man diesen historischen Fakt im Hinterkopf haben.
Bis zu diesem Punkt funktioniert der Prince of Wales nach Frank Meier. Er ist ein ordentlicher Drink, der jedoch nicht begeistert und schon gar nicht eines künftigen Königs würdig wäre. All unsere Mixversuche führten nicht zu dem Aha-Effekt, den wir von diesem Drink erwarteten. Am meisten störte uns, dass sich der Brandy nur bis zu einem gewissen Grad mit den anderen Zutaten verbinden lassen wollte, sich vielmehr immer wieder in den Vordergrund spielte.
Joker
Es folgte eine schlaflose Nacht und erneute morgendliche Beschäftigung mit den historischen Rezepten – . Viele enthalten zusätzlich einen Fruchtsirup oder einen weiteren Likör … Könnte hier unser fehlendes Glied im Drink zu suchen sein?
Bei Louis Fouqets Prince of Wales stießen wir auf eine beliebte Zutat der Belle Époque: „2 traits de noyaux“ (Fouquet 1896, S. 82). Der große Harry Johnson lieferte uns darüber hinaus in der Beschreibung seines Claret and Champagne Cup à la Brunow den Hinweis, dass Champagner mit dieser Crème gut funktioniere: „The same for Champagne cup; Champagne instead of Claret; noyan instead of ratafia“ (Johnson 1882, S. 66). Während er Claret (Rotwein) „ratafia of raspberries“ (französischer Himbeerlikör) zuordnet, empfiehlt er zu Champagner also Noyaux (im deutschen Teil seines Buches macht er diese Unterscheidung nicht, sondern verwendet in beiden Fällen schlicht Himbeersaft, vgl. ebd., S. 148).
Wir konnten es kaum erwarten, unser bisheriges Ergebnis mit Crème de Noyaux zu wiederholen. Und siehe da: Der Prince of Wales spannte seine Flügel aus und stieg in bisher unbekannte Geschmackssphären empor! Tatsächlich erwies sich dieser Likör aus Aprikosen- und Kirschkernen sowie Bittermandeln als erforderliche Brücke zwischen Armagnac und den übrigen Zutaten, 0,375 cl machen den alles entscheidenden Unterschied.
Inszenierung
Abschließend fehlte nur noch eine Orangenzeste (für Nase und Auge) am Goldrand eines edlen Kristallcoupes, um unseren Feiertagsdrink optimal in Szene zu setzen.
Unsere Interpretation in der Übersicht
Erst wenn wir nach gefühlt unzähligen Mixrunden – gelegentlich erstreckt sich die Erarbeitung eines historischen Rezepts über mehrere Wochen –, beide übereinstimmend zu der Erkenntnis gelangen, wir haben das Wesen eines Drinks erfasst, er ist wahrhaftig, nehmen wir ihn auf in unser Repertoire. Für den Prince of Wales hatten wir diesen Punkt am 19. Dezember 2023 erreicht.
Hier nun abschließend unsere Interpretation mit allen Zutaten, Mengenangaben und Zubereitungshinweisen in der Übersicht:
Zutaten
4 cl Justino´s Madeira D.O.C. Fine Rich
3 cl Domaine de la Haille Armagnac 7 ans
0,375 cl ABK6 Orange Liqueur
0,375 cl Tempus Fugit Crème de Noyaux
8 Tropfen Dead Rabbit Orinoco Aromatic Bitters
3 cl Champagne G. H. Martel & Co. Prestige Brut
1 Orangenzeste (in Form eines Schmetterlings)
Zubereitung
Zutaten 1-5 im Rührglas auf einem Eiswürfel 6 Sekunden schwenken.
In ein sehr gut vorgekühltes altes coupe-Kristallglas mit Goldrand abseihen.
Champagner vorsichtig unterheben und mit Orangenzeste am Glasrand garnieren.
Anmerkung
Armagnac reagiert sensibel auf Kälte und Schmelzwasser, daher wird der Drink nicht gerührt. Auch deshalb sollten Madeira gut und Champagner sehr gut gekühlt sein.
Fazit
Unsere Annäherung an den Prince of Wales war ein aufregender Prozess. Wir vergleichen ihn gerne mit einer Lovestory: Zu Beginn stand unsere Neugier, unser erwachendes Interesse. Es folgte das allmähliche Kennenlernen mit behutsamem Beschnuppern. Und schließlich entwickelte sich daraus die Phase des Verliebtseins. Ähnlich erging es uns in der Vergangenheit mit anderen historischen Drinks –, beim Prince of Wales können wir heute aber von einer großen Liebe sprechen. Sein überbordendes, fast schon pudriges Profil, seine komplexen Orangen-Rosinen-Edelholz-Aromen betören uns allein während der Zubereitung und des Servierens stets aufs Neue. Für uns ist dieser Prince of Wales Kunst. Gästen, die sich auf den Drink einlassen, ergeht es ähnlich. Nicht selten bestellen sie ihn gleich noch einmal oder verabreden sich gar explizit „auf den Prinzen“.
Wir haben das passende Rezept und die passenden Puzzlesteine für unseren Prince of Wales gefunden. Solange wir exakt dieselben Zutaten erhalten, können wir den Zauber dieses Drinks jederzeit aufleben lassen. Uns ist allerdings bewusst, dass dieser Zustand ein vorübergehender ist. So kostete es beispielsweise große Anstrengungen, Nachschub des La Haille Armagnacs – glücklicherweise dieselbe Abfüllung – direkt aus der Gascogne zu organisieren (die Domaine hat bislang keinen deutschen Vertriebspartner). Die Puzzlesteine sind nicht ersetzbar. Geht eines verloren, werden wir den Drink neu aufbauen müssen. Der Prince of Wales bietet schließlich verschiedene royale Trinkarten. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann eine neue Lovestory beginnen? Als Könige bleiben Prinzen in Erinnerung.
Quellen
Historische Rezepte
1762 | 1959 Joseph Haydn: The Collected Correspondence and London Notebooks of Joseph Haydn, London, S. 270
[German]
At the beginning of May 1792, Lord Barrymore gave a ball that cost 5,000 guineas. He paid 1,000 guineas for 1,000 peaches. 2,000 baskets of gusberes [gooseberries], 5 shillings a basket.
The Prince of Wales’ punch: 1 bottle champagne, 1 bottle Burgundy, 1 bottle rum, 10 lemons, 2 oranges, 1½ lbs. of sugar.
1862 Charles Elmé Francatelli: The royal English and foreign confectioner, London, S. 337
The Prince of Wales’ Punch.
Place the following ingredients in a freezing-pot ready imbedded in rough ice, viz.: – a bottle of sparkling Aï, a gill of maraschino, half a pint of thin bright strawberry syrup, the juice of six oranges, the rind of one rubbed on sugar, and scraped off into the mixture, and a pint bottle of German seltzer water. Ice the punch similarly to granito.
1867 Charles B. Campbell: The American Barkeeper. Containing Experimental Knowledge and the Elements of Success Acquired in the Management of the Most Popular Bars Throughout the United States, San Francisco 1867, S. 6f. [vermutlich ein Plagiat von Jerry Thomas´ nicht mehr existierenden Bar-Buch des Jahres 1863]
PRINCE OF WALES´ PUNCH
Use large bar glass.
One tablespoonful of sugar.
Half pony glass of Curaçao,
Half pony glass of Maraschino,
One wineglass of brandy,
One pony glass Jamaica rum,
Three slices orange and one slice pine-apple.
Fill with shaved ice; shake well, ornament with berries, and dash with port wine.
1872 Anonym (by a Boston lady): The dessert book, Boston, S. 87
PRINCE-OF-WALES PUNCH.
Place the following ingredients in a freezing-pot ready embedded in rough ice; viz., a bottle of sparkling Aï, a gill of maraschino, half a pint of thin bright strawberry-syrup, the juice of six oranges, the rind of one rubbed on sugar . and scraped off into the mixture, and a pint-bottle of German seltzer-water. Ice the punch similarly to granito
1882 Harry Johnson: New and Improved Bartender Manual, New York, S. 66
CLARET AND CHAMPAGNE CUP A LA BRUNOW.
(Use a large punch bowl.)
(FOR A PARTY OF TWENTY.)
The following Claret and Champagne Cup ought from its excellence to be called the Nectar of the Czar, as it is so highly appreciated in Russia, where for many years it has enjoyed a high reputation amongst the aristocracy of the Muscovite Empire. Proportions:
3 bottles of Claret;
Two-thirds pint of Curacao;
1 pint of Sherry;
1 pint of brandy;
2 wine glasses of ratafia of raspberries;
3 oranges and 1 lemon cut in slices;
Some sprigs of green balm, and of borage;
2 bottles of German Selters water;
3 bottles of soda water;
stir this together, and sweeten with capillaire or pounded sugar, until it ferments; let it stand one hour, strain it and ice it well; it is then fit for use; serve in small glasses. The same for Champagne cup; Champagne instead of Claret; noyan instead of ratafia. This quantity is for an evening party of twenty persons, for a smaller number reduce the proportions.
1882 Harry Johnson: New and Improved Bartender Manual, New York, S. 69
EAST INDIA COCKTAIL.
(Use a large bar glass.)
Fill the glass with shaved ice;
1 tea-spoon of raspberry syrup;
1 tea-spoon of Curacao (red);
2 or 3 dashes of bitters (Angostura);
2 dashes of Marachino;
1 wine glass of brandy;
stir up with a spoon, strain into a cocktail glass, and twist a piece of lemon peel on top, and serve.
1887 Charlie Paul: Recipes of American and Other Iced Drinks, London, S. 59, Kapitel: „Punches for Parties”
THE PRINCE of WALES‘ PUNCH.
Take a large bowl; put in two bottles of Bertram Freres‘ champagne, and ditto of hock, half a bottle of orange curaçoa [sic!], half ditto of cognac, half pint of Liquid „Sunshine” rum, one bottle of Madeira, three bottles of seltzer water, three ditto of soda-water, and a wineglassful of strawberry syrup; squeeze two oranges and two lemons in. Finally put the bowl into a refrigerator until the compound is thoroughly cooled. This will be sufficient for a party of twenty.
1891 Suzanne Alfred: La cuisine anglaise et la pâtisserie, Paris/London, S. 381
Prince of Wales‘ punch.
Mettre dans un vase: Une demi-bouteille de Champagne, une demi-bouteille de hock, un verre de cognac, un verre de curaçao, un demi-verre de rhum, une bouteille de Seltzer water, une de soda water, un verre à liqueur de sirop de framboises, la moitié d’un jus de citron et autant de jus d’orange. Mettre le punch à la glace et le servir très froid, mais non frappé.
1892 William Schmidt: The flowing bowl. When and what to drink, New York, S. 229
Prince of Wales Punch.
In a small bowl put the thinly peeled and cut rind of half a lemon, and two and a half ounces of granulated sugar; add onefourth quart of boiling water; let it stand for a quarter of an hour; add a bottle of champagne, and a gill of the best arrack; mix the fluids well, and place the bowl on ice one or two hours.
1892 William Schmidt: The flowing bowl. When and what to drink, New York, S. 221
George IV. Punch.
On seven ounces of sugar rub the peel of two lemons, and of two bitter oranges; put in a tureen with the juice of the fruits; let it stand for half an hour; add one cup of boiling water, and stir until the sugar is dissolved. Add one pint of green tea, half a pint of pineapple syrup, a wineglassful of maraschino, four tablespoonfuls of the best arrack, one pint of brandy, and a bottle of champagne; mix all, put on ice, and serve.
1896 Louis Fouquet: Bariana, Paris, S. 82f.
PRINCE OF WALES (PRINCE DE GALLES)
VERRE B
Remplir de glace pilée verre B, 3 traits de curaçao, 2 traits de noyaux, 1 verre à madère de madère sec, une cuillerée de sucre poudre et finir avec du champagne Henriot sec et de seltz ou soda; bien remuer, une tranche de citron, chalumeaux, 2 traits de cherry brandy et servir sans melanger.
1900 Frank Newman: American-Bar, Paris, S. 95
PRINCE OF WALES (PRINCE DE GALLES)
Verre no 10.
Prendre le verre no 10, 1/4 de glace pilée:
1 cuillerée à café de sucre en poudre,
1 cuillerée à café de curaçao,
2 traits amgostura,
1 verre de madère.
Adapter un gobelet en argent, frapper, remplir Ie verre avec champagne, servir avec chalumeaux.
1900 Anonym: Cantate-Menü und Universal-Lexikon der Bowlen- und Punschkochkunst für vergnügte Buchhändler und deren Freunde, Leipzig, S. 65, Kapitel: „Mischungen und Erfrischungen“
Prinz of Wales.
In einer Flasche Rheinwein presse man den Saft einer halben Zitrone, füge eine Flasche Sauerbrunnen und einen Schuss Angosturabitter. Man trage auf in Weißbiergläsern und werfe die in Scheiben geschnittene andere Hälfte der Zitrone hinein.
1901 Anonym: The Private Life of King Edward VII (Prince of Wales, 1841-1901), London, S. 265f.
Apart from his meals the Prince seldom takes anything to drink; if he should break this excellent rule, he generally has a lemon squash, which he has made popular as a fashionable and whole some beverage. He is also credited with having composed an excellent ‘cocktail’. It consists of a little rye whisky, crushed ice, a small square of pineapple, a dash of Angostura bitters, a piece of lemon peel, a few drops of Maraschino, a little champagne, and powdered sugar to taste. This ‘short drink’ is often asked for at the clubs which he frequents.
1904 Paul Martin Blüher: Speisen, Französisch-Deutsch-Englisch, Leipzig, S. 1335
1904 Paul Martin Blüher: Meisterwerk der Speisen und Getränke, Französisch-Deutsch-Englisch, Leipzig, S. 1355
Punch glacé à la Price de Galles | Gefrorener Prinz-von-Wales-Punsch | Iced prince of Wales punch.
Champagner, Maraschino, Erdbeer-Sirup, Orangensaft, auf Zucker abgeriebene Orangenschale; Selterwasser.
1907 Paul Richard: Paul Richards‘ book of breads, cakes, pastries, ices and sweetmeats, Chicago, S. 99
PRINCE OF WALES PUNCH.
Prepare three quarts of a rich red Raspberry Ice, add two quarts of sauterne or other good white wine, work to a smooth ice; then add the meringue and one pint of brandy. Serve in high glasses.
[Drei Liter eines kräftigen roten Himbeereises zubereiten, zwei Liter Sauterne oder einen anderen guten Weißwein dazugeben, zu einem glatten Eis verarbeiten; dann das Baiser und einen halben Liter Brandy dazugeben. In hohen Gläsern servieren.]
1909 Carl A. Seutter: Der Mixologist, Leipzig, S. 54, Kapitel: „Verschiedene gemischte Getränke“
Prince of Wales.
(Gebrauche einen silbernen Becher.)
Einige Stücke Kristalleis,
2 Dashes Angostura-Bitter,
2 Dashes Curaçao.
Fülle den Becher ¾ voll mit Champagner und gieße voll mit Selterswasser. Mische mit einem Barlöffel, gib eine Scheibe Zitrone darauf und serviere mit Strohhalmen.
1910 Richard Andeck: Das Buch der American Drinks, Berlin, S. 16, Kapitel: „Cocktails“
Kognak-Cocktail.
In ein zu drei Viertel mit Eis gefülltes Glas kommen je ein halbes Kognakgläschen, Bitter, Gummisirup, Curaçao sowie ein halbe Weinglas französischer Kognak, alles gut gemischt. Man wirft noch ein Stückchen Zitronenschale aufs Eis und füllt mit Champagner nach. Der Champagner kann auch wegbleiben. Man serviert mit Strohhalmen.
1910 Richard Andeck: Das Buch der American Drinks, Berlin, S. 88, Kapitel: „Cups (Bowlen)“
Prinz von Wales.
In die Terrine legt man einige Stückchen Eis, drei süße Apfelsinen und eine Zitrone in Scheiben geschnitten. Darüber kommt ein Pfund feiner Puderzucker in zwei Flaschen Selters gelöst, 2/10 l Erdbeersirup, eine Flasche Sherry, eine Flasche guter Kognak, eine Flasche Curaçao. Man läßt alles etwa eine Stunde ziehen, fügt dann drei Flaschen Champagner hinzu, rührt gut um und verlängert mit Champagner.
1912 Paul Schober: Handbuch der gemischten Getränke, Hamburg 1912, S. 26
Prince of Wales
Das Cobblerglas voll kleines Eis, 6-7 Schuß. (s. S. 12), Curaçao triple sec (Union-Leipzig), 6-7 Schuß. (s. S. 12) Orange-Bitter (Union Leipzig), knapp ½ Glas Benediktiner, dann fülle voll Schaumwein, gut umrühren und garnieren mit Früchten und Strohhalmen.
*Schuß. Einen Spritzer aus einer Flasche mit einem Spritzkorken, wie solche in Metallwarengeschäften zu haben sind. Man achte darauf, daß die Oeffnung der Spritzkorken höchstens 2 mm beträgt, da nach dieser Oeffnung die Angaben gemacht sind.
1913 Hans Schönfeld und John Leybold: Lexikon der Getränke, Köln, S. 168
Prince of Wales I.
In einen Silberbecher gebe: einige Stücke Eis, 2 Spritzer Angostura-Bitter, fülle auf zu 3/4 mit Champagner, den Rest mit Selterswasser, drücke das Oel einer kleinen Schale von Citrone hinein und gebe die erstere dazu.
Prince of Wales II.
In einen Silberbecher gebe: einige Stücke Eis, 2 Spritzer Angostura, 2 Spritzer Curacao, fülle auf zu 3/4 mit Champagner und gieße voll mit Selterswasser, gebe 1 Scheibe Citrone oder Orange hinein.
Prince-of-Wales-Punch.
In eine große Punschbowle gebe:
2 Fl. Weißwein, 1/2 Fl. Orange-Curacao, 1/2 Fl. Cognac-Asbach, 1/4 Fl. Santa-Cruz-Rum, 1 Fl. Madeira, 3 Fl. Sodawasser, 1 Weinglas Erdbeersirup, den Saft von 2 Orangen und 2 Citronen, fülle auf mit 3 Fl. Champagner, sehr kalt servieren.
1920 Ferruccio Mazzon: Guida del barman, S. 21f.
Prince of Wales‘ s Cocktail
5 pezzetti di ghiaccio
4 goccie d’Angostura
1 cucchiaino di Nectar sirop
1 cucchiaino di Maraschino
1 cucchiaino di Curacao
1 cucchiaino di Chartreuse
1 bicchiere a cocktail di vermouth
Si finisce come gli altri.
[5 Eiswürfel
4 Tropfen Angostura
1 Teelöffel Nektarsirup (aus Vanille, Rosenwasser, Zitronen- und Mandelauszug)
1 Teelöffel Maraschino
1 Teelöffel Curacao
1 Teelöffel Chartreuse
1 Cocktailglas mit Wermut
Anzurichten wie üblich.]
1920 Ferruccio Mazzon: Guida del barman, S. 21f.
Prince of Wales
Mettete in Prince of Wales glass:
1/2 di ghiaccio sminuzzato
6 goccie di Angostura
1/2 cucchiaino di Curacao
1/2 cucchiaino di Chirso.
Riempite di champagne e un po‘ d’acqua
di seltz, 1 fettina d’arancio ed 1 di limone.
Rimescolate e servite con paglie.
[In ein Prince of Wales Glas geben:
1/2 zerstoßenes Eis
6 Tropfen Angostura
1/2 Teelöffel Curacao
1/2 Teelöffel Chirso (nicht mehr erhältliche Marsalamarke).
Mit Champagner und ein wenig Wasser auffüllen Selters, 1 Scheibe Orange und 1 Scheibe Zitrone. Umrühren und mit Strohhalm servieren.]
1921 Victor Hugo Himmelreich: American Drinks, 1921, S. 56, Kapitel: „Punsche”
PRINCE OF WALES.
Lege in das Punschglas zur Hälfte klares, feingestossenes Eis, übergiesse dieses mit 2 Teelöffel auf gelösten Zucker, 1 Likörglas Hobetine [Orangenlikör], 1 Likörglas Cognac, 1 Likörglas Rum, 3 Spritzer Vantogrio [alkoholfreier Kirschlikör?], den Saft einer halben Citrone und obenauf Champagner, geschmackvoll mit Früchten zu garnieren.
1921 A. Torelli: Guide Du Barman et Du Gournet Chic. American Drinks Dictonary, S. 89
Prince of Wals [sic!]. — Dans un grand gobelet, trois morceaux de glace, un demi-verre de madère, trois traits d’angustura, un zeste de citron, emplir avec moitié Champagne et moitié appolinaris. servez avec chalumeaux.
1922 Anonym (Liqueur Bols): Quelques recettes pour boissons américaines, Amsterdam, S. 13, Kapitel: „Long Drinks”
PRINCE OF WALES (Prince de Galles)
Verre no 10.
Mettre dans le verre no 10:
1/4 de GLACE PILÉE,
1 cuillerée à café de SUCRE EN POUDRE,
1/2 verre à liqueur de CURAÇAO BOLS,
2 traits d’ANGOSTURA BOLS,
I verre de MADÈRE.
Adapter un gobelet eu argent, frapper fortement, remplir le verre avec du CHAMPAGNE.
Servir avec chalumeaux.
1922 W. Slagter: Hoe Maakt Men American Plainen Fancy Drinks, Amsterdam, S. 13
Prince of Wales.
Doet in een sierlijk glas of zilveren beker:
1/2 Gemalen Ijs
1 Pijpglaasje Roode Curaçao
1 Pijpglaasje Sinaasappelsiroop
1 Citroenschijfje
Eenige stukjes vruchten.
Verder volschenken met Champagne.
1922 Robert Vermeire: Cocktails how to mix them, London, S. 26
Derby Cocktail
This cocktail is made exactly in the same way as the „East India Cocktail,“ but a dash of Champagne is added before serving.
1922 Robert Vermeire: Cocktails how to mix them, London, S. 29
East India Cocktail
Fill a large bar glass half full of broken ice and add:
2 dashes of Angostura Bitters.
2 dashes of Curacao.
2 dashes of Maraschino or Pine-Apple Syrup.
1/2 gill of Brandy.
Stir up well, strain into a cocktail-glass, add a cherry, and squeeze lemon-peel on top.
1923 P. Dagouret: Le Barman Universel, Paris, S. 108, Kapitel: „Boissons Diverses“
PRINCE OF WALES
Verre no 3, au 1/3 plein de glace pilée:
1 cuiller à café sucre en poudre
2 traits angostura.
½ verre à liqueur curacao.
1 verre à madére de madére.
Adapter la timbale. Frapper fort.
Emlir de champagne. Servir. Pailles.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 89
Moselle Cup à la Prince de Gallas.
Man tue 1/2 Liter Rye-Whiskey, 1 Flasche Pale Sherry, 2 Tropfen Ambra und 1 Tropfen Moschus-Essenz, 2 Eßlöffel voll zerriebene Ananas und 1 Verbenareis [Zweig Eisenkraut] in eine Bowle, menge gut, stelle sie 2 Stunden auf Eis und füge der Mischung kurz vor dem Anrichten 2 Flaschen Moselwein zu.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 94
Prince of Wales Punch. Siehe: Prinzregenten-Bowle.
1924 A. Brehmer: Das Mixerbuch, Leipzig, S. 95
Prinzregenten-Bowle.
Man tue die sehr feine und in kleine Stücke geschnittene Schale einer halben Zitrone sowie 70 g kleingeschlagenen Zucker in eine Bowle, gieße 1/4 Liter siedendes Wasser darüber, lasse die Mischung 1/4 Stunde stehen, gieße 1 Flasche Champagner und 1/8 Liter feinsten Arrak zu, menge die Masse gut durcheinander, stelle die Bowle 1-2 Stunden auf Eis und richte an.
1925 Dominique Migliorero: L’Art du Shaker, Nizza, S. 52
Prince of Wales (Prince de Gailes)
Préparer dans un verre ballon moyen: 1 morceau de glace, 2 traits d’Angostura, 2 traits de Curaçao, 1 petit verre de Madère. Finir avec du Champagne. Garnir d’une tranche d’orange. Remuer et servir.
1927 Maraya Vélez de Sanchez: Cocktails Bebidas Heladas Ponches de todas clases, Paris, S. 20, Kapitel: „Cocktails”
COCKTAIL PRINCE OF WALES
Se pone en un vaso un poco de hielo picado, una cucharadita de azúcar en polvo, medio vasito de curazao, unas gotas de amargo de Angostura y un vaso de vino de Madera; se sacude esto fuertemente, se acaba de llenar el vaso con champaña y se sirve con pajitas.
[Etwas zerstoßenes Eis, einen Teelöffel Puderzucker, ein halbes Glas Curaçao, ein paar Tropfen Angostura-Bitter und ein Glas Madera-Wein in ein Glas geben, kräftig schütteln, das Glas mit Champagner auffüllen und mit Strohhalmen servieren.]
1928 Pedro Chicote: Cocktails, Madrid, S. 208
PRINCIPE DE GALES=COCKTAIL
En una copa de champagne:
Unos pedacitos de hielo picado.
cucharada de las de. café de brandy.
de chartreuse amarillo
Termínese de llenar la copa de champagne añádasele una rodaja grande de limón y otra, de naranja.
[In ein Sektglas geben:
Ein paar zerstoßene Eiswürfel.
einen Teelöffel Brandy.
gelber Chartreuse
Füllen Sie das Glas mit Champagner auf und fügen Sie eine große Zitronenscheibe oder eine große Orangenscheibe hinzu.]
1929 Anonym: Cocktails de Paris, S. 134f.
or, il existe un bar d’appartement pouvant se mettre partout, sans encombrement et facile à déplacer, c’est le bar «Prince de Galles» ·qui a été breveté en France (S.G.D.G.) et déposé, véritable bar en réduction, pratiquement étudié, avec une place pour chaque objet, mettant ainsi à portée de la main les accessoires particuliers et les boissons variées. C’est la «Maison du Cocktail», 83, rue La Boétie, qui a créé ces délicieux petits bars d ‚appartement. Ils sont livrés avec tout le matériel nécessaire à la parfaite préparation des cocktails. Ils se font en toutes essences de bois: acajou, noyer, palissandre, loupe d’orme, ronces diverses; etc … , et en tous modèles, soit anglais ou modernes, soit rustiques.
1930 Edgar Baudoin: Les Meilleurs Cocktails, Nizza, S. 25
PRINCE OF WALES COCKTAIL
1 jet jus de citron, 1 jet Cherry Rocher, 1/3 Gin, 1/3 Whisky, 1/3 Cointreau.
1930 Knut W. Sundin: Two Hundred Selected Drinks, Göteborg, S. 28
Prince of Wales Cocktail.
Fill the shaker half full of broken ice and add:
The juice of 1/4 of a lemon
One glass of Cognac
4 dashes of Benedictine.
Shake well, strain into a champagne glass and fill up with Champagne.
1933 Anonym: Odell’s book of Cocktails and Fancy drinks in English and Japanese (4th edition), S. 217, Kapitel: „Mixed Drinks”
Prince of Wales
Fill quarter of glass with crushed Ice, teaspoonful of powdered Sugar, ½ liqueur-glass Curacao, 2 dashes Angostura Bitters, 1 glass Madeira. Shake and fill up with Champagne then stir well.
1934 Jean Robert Meyer: Bottoms Up, New York, S. 5
PRINCE OF WALES COCKTAIL
Half jigger each Italian vermouth, bacari [sic!] and curacao, dash of angostura bitters, juice of half a lime, ice and shake well.
1934 G. F. Steele: My New Cocktail Book (2nd edition), New York, S. 59
HIS ROYAL HIGHNESS (The Prince of Wales‘ Cocktail)
1/8 Italian Vermouth
1/8 French Vermouth
1/8 Orange Curacao
1/8 Sugar syrup
1/4 Dry Gin
1/4 Brandy
The above recipe was given to the Ritz-Carlton Hotel, Montreal, by His Royal Highness, with instructions that this was the cocktail that he wanted served to him at all times. The recipe was given to R. Kane by Monsieur de Baillets, Manager of the Ritz-Carlton Hotel.
1935 O. Blunier: Barkeeper’s Golden Book, Zürich, S. 128, Kapitel: Fancy Drinks
Prince of Wales
1/3 Cointreau
1/3 Rye
1/3 Gin
3 ds. Lemon
3 ds. Cherry Brandy
1935 O. Blunier: Barkeeper’s Golden Book, Zürich, S. 259, Kapitel: Fancy Drinks
Prince of Wales Cup
Put Lump of Ice into the Silver goblet of the same name
2 ds. Curaçao
2 ds. Angostura
balance Champagne
stir carefully
put Slice of Lemon on top
and serve with Straws
1936 Frank Meier: The Artistry of Mixing Drinks, Paris, S. 75
PRINCE OF WALES
In shaker: a dash of Angostura Bitters, a teaspoon of Curaçao, one-half glass each of Madeira and Brandy; shake well, strain into large wineglass, fill with Champagne, add slice of Orange and serve.
1937 R. de Fleury: 1800 – And All That, London, S. 223
LONG DRINK (H.R.H. PRINCE OF WALES). Later H.M. King Edward VIII
Canadian Club Whisky; Sugar soaked in Angostura ; finely sliced Orange Peel; Chipped Ice; Water to taste.
1937 R. de Fleury: 1800 – And All That, London, S. 294
THE PRINCE OF WALES‘ PUNCH
Use a large Bowl
2 Bottles Champagne
2 Bottles Hock [Rheinwein]
1/2 Bottle Orange Curacao
1/2 Bottle Cognac
1/2 Pint Rum
1 Bottle Madeira
3 Bottles Seltzer Water
3 Bottles Soda Water
1 Wineglass Strawberry Syrup
Juice of 2 Oranges
Juice of 2 Lemons
Place Bowl in a refrigerator until the compound is thoroughly cool. Sufficient for a party of twenty.
1938 Gale Hyman and Gerald F. Marco: The how and when, Chicago, S. 167, Kapitel: „Mixed Drinks”
PRINCE OF WALES COCKTAIL
2/3 Dry Gin
White of 1 Egg
1/3 Pineapple Juice
Shake well
Strain into Frosted Glass
(Made at the Hotel De Paris, Monte Carlo)
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 66f., Kapitel: „Ohio-Richtung“
Prince of Wales – (100er hohe Schwenkschale)
in ein Mischglas
4-6 Eisstückchen (Walnussgröße)
Spritzer Angostura 1 ccm – auf Stück Zitronenschale
Schuss Grenadine 10 ccm
Schuss Karthäuser Grün 10 ccm
Schuss deutscher Weinbrand 10 ccm
Mischung ins Glas – mit Sekt auffüllen.
Kirsche (bestäuben)
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 115, Kapitel: „American Drinks“
Prince of Wales.
Ein hohes Spitzglas zum dritten Teil mit feingeschabtem Eis füllen,
1 Mignonglas Drinks-Essenz,
1 Mignonglas Zuckersirup
beifügen, das Glas mit geeistem Selters vollfüllen und mit einer Zitronen- oder Orangenscheibe belegen.
1938 Krönlein-Beutel: Das Getränkebuch, Nordhausen am Harz, S. 143, Kapitel: „American Drinks“
Drinks Essenz.
In eine Flasche je 1 Mignonglas
Maraschino,
Pfefferminz,
Curaçao,
Kognak,
grünen, gelben Chartreuse,
Benediktiner,
Marnier,
Kirsch und
Anisette
geben. Die Flasche verkorken, den Inhalt durchschütteln.
1946 Lucius Morris Beebe: The Stork Club Bar Book, New York, S. 74
The Sidecar was invented by Frank, so far as fallible human memory can determine, about 1923 as a sort of companion piece to the Stinger only with even more expensive ingredients. It was always built by Frank for favored customers with the Ritz’s own bottling of a Vintage 1865 Cognac and set one back, in this redaction, the then equivalent of five American dollars.
explicit capitulum
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