Montaigne.

Dieses Getränk ist inspiriert vom Cus D’Amato und stellt gewissermaßen dessen französische Variante dar. Wir widmen es dem 1533 geborenen Michel Eyquem de Montaigne.

60 ml Baron Gaston Legrand VSOP Armagnac
20 ml Elixir Combier
5 ml Crème de Cassis

Zubereitung: Gerührt.

Alternativ und von uns aktuell bevorzugt:

60 ml Capitaine Sansot 6 (VSOP) Armagnac, noch besser: 20 Jahre.
20 ml Elixir Combier
5 ml Freimeister Cassis

Der Cus D’Amato von Mario Kappes ist für uns ein ganz besonderes Getränk. Er ist auch Grundlage und Inspiration für dieses Mischgetränk. Am 6. März 2020 kam mir die Idee, wie eine französische Version eines Cus D’Amato wohl aussehen könnte. Ausgangspunkt war der Elixir Combier, der mich an Strega erinnerte. Die Basisspirituose Scotch ersetzte ich durch Armagnac und den Himbeersirup durch Cassis. Wie man sieht, ist die Rezeptur und auch die DNA des Montaigne quasi identisch zum Cus D’Amato.

Michel de Montaigne wurde in eine wohlhabende französische Familie aus der Gascogne geboren. [7] Was könnte passender sein, als in einem Mischgetränk zu seinen Ehren als Basis eine ebenfalls aus der Gascogne stammende Spirituose zu wählen: Armagnac. Bereits im Jahr 1310 schrieb Kardinal Vital du Four dem Destillat positive Eigenschaften zu. [8-61]

Michel de Montaigne, um 1608.
Michel de Montaigne, um 1608. [2]

Die Namensgebung war unklar und erfolgte erst nach längerer Zeit; so wie Mario lange brauchte, um mit Cus D’Amato eine für ihn passende Bezeichnung zu finden, war es auch bei mir, und ich habe ebenfalls eine Person gewählt, mit der mich viel verbindet. Es ist Michel Eyquem de Montaigne, 1533 geboren. Man könnte viel über ihn berichten, doch will ich mich auf das Wesentliche beschränken. Er gilt als der Begründer des Essays. Sein Hauptwerk, „Essais“ benannt, nach dem französischen Wort essayer, was „versuchen“ bedeutet, war das erste bedeutungsvolle philosophische Werk in französischer Sprache. Dieses Werk entstand zwischen 1572 und 1592, und in ihm beschreibt Michel de Montaigne die unterschiedlichsten Dinge, und läßt seinen Gedanken dazu freien Lauf. Dabei schildert er auch seine persönlichen Erfahrungen, und er versucht das menschliche Sein zu ergründen. Er war allem gegenüber skeptisch eingestellt. Anders als bei anderen philosophischen Schulen gibt es für ihn keine Dogmen, kein „so ist es und nicht anders“, sondern eher ein „so könnte es sein, es könnte aber auch anders sein, denn ich bin mir da nicht so sicher“, denn auch sich selbst und seiner eigenen Erkenntnis gegenüber war er skeptisch und stets bereit, sie bei überzeugenden Argumenten oder neuen Erfahrungen anzupassen.

Michel de Montaigne begegnet uns in seinen Schriften als Fragender, der nach Antworten sucht, diese letztlich aber nicht findet und auch uns dabei genügend Raum für unsere eigenen Ansichten und Erfahrungen läßt. Er umreißt die von ihm dargestellten Probleme, formuliert dabei neue Fragen, und führt dabei seine Erkenntnisse nur so weit aus, daß der Leser dadurch zu eigenen Gedanken angeregt wird, frei von jeglicher dogmatischen Lehrmeinung. So beginnt er mit uns einen Dialog hinweg über Raum und Zeit. [1] [3] Seine Gedanken sind auch nach fast fünfhundert Jahren noch gewichtig und haben uns viel auch über uns selbst mitzuteilen.

Michel de Montaignes Motto: Was weiß ich?
Michel de Montaignes Motto: Was weiß ich? [4]

Michel de Montaigne war ein Skeptiker, und 1576 ließ er sich seinen Wahlspruch, „Que sçay-je?“, „Was weiß ich?“, in eine Medaille eingravieren. Dieser Spruch steht für seinen Willen, im Zweifel zu bleiben, um die Wahrheit zu suchen. Die Waage mit völlig gleichgerichteten Schalen symbolisiert das Gleichgewicht und die Schwierigkeit der Beurteilung. [4] [5-573] Als Umschrift wählte der die Devise des Pyrrhon von Elis, dem Stifter der ältesten skeptischen Schule: ΕΠΕΧΩ – Ich enthalte mich des Urteils. [5-573] [6]

Ich kann jedem empfehlen, sich die Zeit für seine Essais zu nehmen. Insbesondere empfehle ich die in der Anderen Bibliothek erschienene Gesamtübersetzung von Hans Stilett. Es lohnt sich. Mein Vater war sehr belesen. Dieses Buch war für ihn das beste, das er in seinem Leben gelesen hatte. Wer sich darauf einläßt, wird reichlich beschenkt. Es zählt auch für mich zu den besten drei Büchern, die ich kenne, ein Buch, das ich nicht mehr missen möchte, und das ich immer um mich haben möchte. Die anderen beiden sind übrigens John Ronald Reuel Tolkiens Werke „Das Silmarillion“ und „Der Herr der Ringe“.

Quellen
  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_de_MontaigneMichel de Montaigne.
  2. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Montaigne-de_Leu.jpg Portrait de Montaigne par Thomas de Leu ornant l’édition des Essais de 1608.
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Essay Essay.
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Montaignes_Motto.png Vignette mit Michel de Montaignes Wahlspruch „Que sais-je?“ (Was weiß ich?).
  5. Michel de Montaigne: Essais. Erste moderne Gesamtübersetzung von Hans Stilett. Die Andere Bibliothek. ISBN 3-8218-4472-8Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1998.
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrrhon_von_Elis Pyrrhon von Elis.
  7. https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/klassiker-der-weltliteratur/michel-de-montaigne-essais-essay100.html Klassiker der Weltliteratur. Michel de Montaigne – „Essais“. 16. Oktober 2017.
  8. Roland Graf: Verknappung + Vielfalt. Mixology 6/2022, Seite 60-65.
Montaigne.
Montaigne.

explicit capitulum
*

über

Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

0 Kommentare zu “Montaigne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert