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Rum und Kill-Devil – Eine neue Etymologie. Teil 1: Einleitung

Titelbild - Rum und Kill-Devil, Teil 1.

Wir haben wohl ein jahrhundertealtes Rätsel gelöst: Warum heißt ›Rum‹ Rum und ›Kill-Devil‹ Kill-Devil als alternative Bezeichnung für Rum? Die bisherigen Erklärungen scheinen nicht zu stimmen. Wir zeigen: beide Begriffe bedeuten dasselbe und etwas ganz anderes, als bisher angenommen. Begleitet uns auf unserer Reise in die Karibik, bei der es um westafrikanische Religionen, Voodoo, das Krokodil, und um die verschleppten und versklavten Afrikaner geht.

Als wir die Mischgetränke im Umfeld des Punches analysierten, stießen wir auf ein merkwürdiges Getränk namens Bumbo. Manchmal nannte man es auch Rumbo. Es hat keine einheitliche Rezeptur, sondern scheint grundsätzlich irgendein verdünnter Alkohol gewesen zu sein, mal so etwas wie ein Punch, mal so etwas wie ein Toddy, oder etwas anderes.

W. G. Wood: The illustrated natural history. 1871, Seite 27 Krokodile.
W. G. Wood: The illustrated natural history. 1871, Seite 27 Krokodile. [1-27]

Desweiteren stießen wir bei der Recherche in einem im Jahr 1747 erschienenen Buch im Index auf den Hinweis, der »Teufel der Neger« hieße Bumbo. Der zugehörige Text handelt von Krokodilen in Westafrika.

Wir möchten unserer Betrachtung nicht weiter vorgreifen, aber dieser Hinweis weckte unser Interesse. Wie sich zeigen sollte: zurecht, denn er liefert den Schlüssel für eine neue Etymologie der Begriffe Rum und Kill-Devil.

Seit mehreren hundert Jahren gibt es Annahmen, warum Rum und Kill-Devil ihre Bezeichnung bekommen haben, doch wir werden in einer Indizienkette zeigen, dass diese Herleitungen wohl nicht stimmen, auch wenn sie gut gedacht sind. Wir möchten einen neuen Vorschlag unterbreiten, der zudem zeigt, dass beides, ›Rum‹ und ›Kill-Devil‹ dieselbe Bedeutung haben. Die bisherigen Erklärungen leisten dies nicht.

Ihr wundert Euch vielleicht, warum als Titelbild afrikanische Krokodile gewählt wurden. Nun, ganz einfach, weil das Krokodil eine tragende Rolle in der neuen Etymologie spielt. Voodoo auch. Mehr sei noch nicht verraten.

Wir beginnen unsere Serie mit einem kurzen Blick auf Barbados, denn dort soll die Bezeichnung ›Rum‹ entstanden sein. Es folgt dann eine Zusammenfassung der bisherigen Etymologie, das ist die Erklärung für die Wortherkunft der Bezeichnungen ›Rum‹ und ›Kill-Devil‹. Aufgrund allgemein verbreiteter uneindeutiger Wortwahl müssen wir uns dann noch fragen, wann Rum überhaupt ein Rum ist.

Nach diesen Grundlagen wird es spannend: wir richten unser Augenmerk auf Westafrika. Wichtig sind die dortigen Religionen, Trinkgewohnheiten und das Westafrikanische Krokodil. Die verschleppten und versklavten Afrikaner nahmen ihre Traditionen mit in die Karibik und entwickelten sie dort weiter.

Auf Grundlage dieser Betrachtungen werden wir dann in der Lage sein, eine neue Etymologie der Worte ›Rum‹ und ›Kill-Devil‹ vorzuschlagen.

Ihr seht: es erwartet Euch eine spannende Reise nach Westafrika und in die Karibik. Ihr werdet viel Interessantes und Neues erfahren und schließlich verstehen, warum ›Rum‹ und ›Kill-Devil‹ dieselbe Bedeutung haben und auch, warum dies so ist.

Barbados

Unsere Reise beginnt in Barbados. Da die Bezeichnung ›Rum‹ dort entstanden sein soll, sollten wir kurz betrachten, welchen Stellenwert diese Insel in der damaligen Zeit besaß. Die folgenden Ausführungen lassen sich dann besser in einen Kontext einordnen. Für unsere etymologischen Betrachtungen sind dabei nur die Anfangsjahre der Kolonie interessant.

Die Bedeutung von Barbados

A prospect of Bridge Town in Barbados 1695 by Samuel Copen.
A prospect of Bridge Town in Barbados 1695 by Samuel Copen. [2]

Im beginnenden britischen Weltreich war Barbados die reichste und bevölkerungsreichste Kolonie. Dort wurde mehr Zucker produziert als auf allen anderen britischen westindischen Inseln zusammen. Noch 1715 übertraf der Wert der barbadischen Exporte die aller andern britischen amerikanischen Kolonien zusammengenommen, seien sie auf dem Festland oder auf anderen Inseln. Bridgetown auf Barbados war damals größer und wohlhabender als Manhattan. [5-19]

Der Beginn

Die englische Besiedelung von Barbados begann am 17. Februar 1627 mit 80 Siedlern und 10 Arbeitern. [3]

Barbados und Rum

Man trank viel auf Barbados, und 1652 gab es pro 20 Bewohner in Bridgetown eine Taverne. [5-30]

Um 1655 produzierte man auf Barbados schätzungsweise zwischen 900.000 und 1.700.000 Gallonen Kill-Devil, also ungefähr eine Menge zwischen 4,1 bis 7,7 Millionen Liter. [4-52] [5-29] Davon wurden jedoch nur 5 % bis 20 % exportiert. Der lokale Verbrauch war demzufolge enorm. [4-51] [4-52]

Die Exportmengen änderten sich jedoch bald. Zwischen 1665 und 1666 wurden jährlich rund 150.000 Gallonen an Rum aus Barbados exportiert. Ende der 1680er Jahre hatte sich diese Menge mehr als verdoppelt, und im Jahr 1700 exportierte Barbados fast 600.000 Gallonen Rum. [4-49] [4-51] Gleichzeitig stieg auch der Wert des Rums. 1665-1666 entsprach der Wert des aus Barbados exportierten Rums ungefähr 7% der gesamten barbadischen Exporte von Zucker und Zuckernebenprodukten. Bis 1700 war dieser Anteil auf 29% angestiegen, so daß am Ende des 17. Jahrhunderts der Rum 19% des Gesamtwertes des barbadischen Exporthandels ausmachte. [4-49]

Diese allgemeinen Angaben zu Barbados vorangeschickt, wenden wir uns im nächsten Teil dieser Serie unserem eigentlichen Thema zu. Beginnen werden wir mit der bisherigen Etymologie, das ist die Wortherkunft, der Worte ›Rum‹ und ›Kill-Devil‹

Quellen
  1. https://archive.org/details/b21779405_0003/page/26/mode/2up?q=%22Mecistops+cataphractus%22  J. G. Wood: The illustrated natural history. Reptiles, fishes, molluscs, &c. &c. &c. London. 1871. Daraus: Abbildung auf Seite 27, »African crocodiles at home«.
  2. https://www.loc.gov/resource/ppmsca.12842/ A prospect of Bridge Town in Barbados 1695 by Samuel Copen / I. Kip fecit London.
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Barbados Barbados.
  4. https://archive.org/details/volatilespiritsh00smit/page/n35/mode/2up?q=%22Negroes+are+in+general+much+addicted+to+drunkenness%22 und https://ufdcimages.uflib.ufl.edu/AA/00/02/65/65/00001/volatilespiritsh00smit.pdf Frederick H. Smith: Volatile Spirits: The historical archaeology of alcohol and drinking in the Caribbean. A dissertation presented to the graduate school of the university of Florida in partial fulfillment of requirements for the degree of doctor of philosophy. University of Florida, 2001.
  5. Wayne Curtis: And a Bottle of Rum. ISBN 978-0-307-33862-4. New York, 2007.

explicit capitulum
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Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

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