Drinks

Springtime In Charleston

Springtime in Charleston. Beitragsbild. © Le Lion - Swetlana Holz.

Rye Whiskey, Wermut, Birne und Piment – mit dieser Kombination überzeugt der Springtime in Charleston, der gemeinsam von Andrej Busch und Gregor Stitzl im „Le Lion“ entwickelt wurde.

50 ml 1776 Rye James E. Pepper
25 ml Noilly Prat Ambre
15 ml Scheibel Premium Williams
1,25 ml Dale DeGroff’s Pimiento Aromatic Bitters.

Zubereitung: Gerührt.

Ende 2012, es muß im November oder Dezember gewesen sein, war innerhalb der Woche Gregor Stitzl im Le Lion zu Besuch. Es war ein recht ruhiger Abend unter der Woche , und Andrej Busch, heute Barchef in der Boilerman Bar, arbeitete damals im Le Lion und war an diesem Abend hinter dem Tresen tätig. [3]

Es entstand ein Gespräch zwischen beiden, und Gregor Stitzl erzählte über einen Drink, den er kurz zuvor in einem Blog gefunden hatte. Einen eher altmodischen Drink, an den von ihm bevorzugten Sazerac und Vieux Carré erinnernd. So beschloß man, diesen gefundenen Drink einfach einmal auszuprobieren. Das Ergebnis war jedoch langweilig und enttäuschend. Es war jedoch der Erfindungsgeist der beiden geweckt, und sie fanden beide, daß man in einer ähnlichen Richtung etwas daraus machen könnte. [3] [4]

Springtime in Charleston. © Le Lion - Swetlana Holz.
Springtime in Charleston. © Le Lion – Swetlana Holz.

Kurz zuvor, es war in der Mitte des Jahres, waren Dale DeGroffs „Pimento Aromatic Bitters“ auf den Markt gekommen, deren Hauptzutat Piment ist. Andrej fragte sich, was man mit diesen Bitters wohl machen solle. Er fand, daß man damit etwas in Richtung eines Old-Fashioned Cocktails oder eines Manhattan Cocktails machen könnte. [1] [2] [3]

An diesem Abend nun begann man gemeinsam mit der Entwicklung eines Drinks mit diesen Pimento Bitters. Im Verlauf des Abends entstanden so in etwa 3 weitere Entwicklungsstufen, die von Andrej probiert und von Gregor getrunken wurden. Irgendwann kam man auf die Idee, als zweite Basis-Spirituose die Williams-Birne zu verwenden. Von wem diese kam, kann sich Gregor Stitzl nicht mehr erinnern. Da er aber gerne und viel kocht, kann es durchaus sein, daß im Zusammenhang mit dem würzigen Piment diese Idee seinem, wie er so schön sagte, „zu diesem Zeitpunkt schon etwas beflügelten Hirn entsprungen sein dürfte“. [3] [4]

Es wurde also viel probiert und jeder gab seine Ideen hinzu. Der an diesem Abend entstandene Drink wurde bei einer späteren Nachverkostung vom Team des Le Lion in seiner Rezeptur noch etwas nachjustiert und in die Rezept-Datenbank als „Springtime in Charleston“ aufgenommen. [3]

Louise Brooks.
Louise Brooks am 25. Juli 1927. Sie avancierte in zahlreichen Komödien als „Flapper“ zum Stummfilmstar. [6]

Der Name des Drinks entstand schon am ersten Abend, und Gregor Stitzl beschreibt sehr schön, wie es dazu kam: „Der Drink weckte in mir von Anfang an Assoziationen an die 20er/30er Jahre, an Frauen in schmalen, kurzgeschnittenen Pailettenkleidern, Zigarettenspitzen und Kurzhaarfrisuren, die ausgelassen trinken und Charleston tanzen. Ob nun in der Stadt Charleston oder anderswo. So entstand der Name. Ich war in den Tagen danach noch nicht ganz zufrieden mit dem Frühling, da Birne und Piment ja eigentlich eher herbstliche Aromen sind. Ich habe Andrej dann noch per Mail vorgeschlagen, den Drink „Charleston Flapper“ zu nennen, denn die beschriebenen selbstbewussten Frauen wurden damals ja bekanntermaßen Flapper genannt. Doch zu diesem Zeitpunkt war das Rezept bereits im Computer der Le Lion als „Springtime in Charleston“ erfasst.“ [4]

Übereinstimmend wird erzählt, daß ein Willet Rye integraler Bestandteil des Drinks sei. [4] [5] Dies können wir bestätigen. Mit diesem Whiskey ergibt sich ein wundervolles, fruchtiges Aromenspiel, das wir bisher noch mit keinem anderen Whiskey erreichen konnten. Der Willet Rye ist jedoch nur schwer erhältlich und zudem mittlerweile auch noch ausgesprochen teuer. Bei unseren Verkostungen sind wir auf den 1776 Rye gestoßen. Der Drink ist damit zwar nicht fruchtig, wie mit einem Willet, sondern sehr würzig. Er entspricht so nicht mehr der ursprünglichen Aromatik, aber schlecht ist er damit keinesfalls, nur anders. Wie wir später gelesen haben, ist man im Le Lion auf dieselbe Variante gestoßen. [5]

Quellen
  1. https://www.facebook.com/DaleDeGroffsPimentoAromaticBitters/posts/260658914045151: Dale DeGroff’s Pimento Aromatic Bitters, vom 30. Juli 2012.
  2. http://dinersjournal.blogs.nytimes.com/2012/07/19/dale-degroff-introduces-new-bitters/?_r=0: Robert Simonson: Bringing Back a Bitters With a Twist. 19. Juli 2012.
  3. Gespräch mit Anrej Busch am 27. Dezember 2016.
  4. E-Mail von Gregor Stitzl vom 3. Januar 2017.
  5. http://wordpress.zarkov.de/2016/06/24/springtime-in-charleston-cocktail-rezept/: Springtime in Charleston Cocktail. Von Dirk Wäscher, 24. Juni 2016.
  6. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Louise_Brooks_ggbain.32453u.jpg, basierend auf https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Louisebrooks1.jpg. Louise Brooks, 25. Juli 1927.

Rezepte

2014 Bettina Kupsa, Le Lion, am 26. Juli 2014. Springtime in Charleston. 5 cl Willet Single Barrel Rye; 2,5 cl Noilly Prat Ambre; 2 Dash Dale DeGroff Pimento Bitters; 1,5 cl Theo Preiss Eau de vie de Poire Williams.

2016 http://wordpress.zarkov.de/2016/06/24/springtime-in-charleston-cocktail-rezept/  Springtime in Charleston. 5 cl Willet Rye – Willet Family Estate Single barrel Rye, 4 Years; 2,5 cl Noilly Prat Ambré; 1 cl Williamsbrand; 1-2 Dashes Pimento Bitters – nicht damit übertreiben.

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Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

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