Drinks

Last Word

Last Word.

Der Last Word ist ein außergewöhnlicher Drink. In ihm vereinen sich Zutaten miteinander, von denen man nicht annähme, daß sie miteinander harmonierten: Gin, Maraschino, Chartreuse und Limettensaft. Doch sie ergänzen sich hervorragend.

20 ml Hayman‘s Royal Dock Gin
20 ml Schladerer Maraschino
20 ml Chartreuse Verte
20 ml Limettensaft

Zubereitung: 3 Eiswürfel, 6 Sekunden (18 Mal) geschüttelt.

Alternativ und von uns aktuell bevorzugt:

20 ml Finsbury 47 Gin
20 ml Maraschino maison *
20 ml Chartreuse Verte
20 ml Limettensaft

Zubereitung: 3 Eiswürfel, 8 Sekunden (24 Mal) geschüttelt.
* Maraschino maison: 16 g Zucker in 50 ml Humbel Nr. 4 Schattenmorelle gelöst.

Die Rezeptur des Last Word erscheint erstmals im Jahr 1951 in Ted Sauciers Buch „Ted Saucier’s Bottoms Up“. Er gibt an, der Drink stamme aus dem Detroit Athletic Club. Er sei „hier in der Gegend“ vor ungefähr dreißig Jahren (also um 1921)  durch Frank Fogarty bekannt gemacht worden. Frank Fogarty sei ein wohlbekannter Vaudeville-Künstler gewesen, der auch „Dublin Minstrel“ genannt worden sei, was sich mit „Balladensänger aus Dublin“ übersetzen ließe: „Courtesy, Detroit Athletic Club, Detroit „This cocktail was introduced around here about thirty years ago by Frank Fogarty, who was very well known in vaudeville. He was called the ‚Dublin Minstrel,‘ and was a very fine monologue artist.“

Unter „hier in der Gegend“ muß man wohl New York City verstehen. Ted Saucier war lange Zeit als Pressesprecher für das Waldorf Astoria Hotel in New York City tätig, so daß mit „around here“ nur New York City gemeint sein kann. [3] [6]

Als Vaudeville bezeichnet man ein Genre des US-amerikanischen Unterhaltungstheaters, das gegen 1900 am populärsten war und aus einer  temporeichen Zusammenstellung gemischter Nummern in der Art eines Varietés bestand. [4] Einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1912 zufolge, der im The New York Morning Telegraph erschien, war Frank Fogarty der populärste Vaudeville-Künstler. [5] [9] [11]

Detroit Athletic Club, um 1915.
Detroit Athletic Club, um 1915. [7]

Der Detroit Athletic Club wurde 1887 gegründet, um Amateursport zu fördern, und man errichtete an der Woodward Avenue ein Clubhaus. Henry Joy war später der Meinung, daß die reichen Magnaten der Automobilindustrie zu viel Zeit in Pubs der Woodward Avenue verbrächten, und daß man einen Club benötige, der jenen angemessen sei. So kam es 1913 zu einer Neuausrichtung des Clubs. [8] [9] Das neue Clubhaus des Detroit Athletic Clubs wurde im Jahr 1915 in der Madison Avenue eröffnet. [3] [8] [9]

Detroit Athletic Club, Menükarte mit dem Last Word, 1916.
Detroit Athletic Club, Menükarte mit dem Last Word, 1916. [1]

Nicht nur aufgrund Ted Sauciers Angabe darf man davon ausgehen, daß der Last Word im Detroit Athletic Club entstand. Seine erste Erwähnung findet man auf einer Menükarte des Clubs aus dem Jahr 1916. Dieses Menü war mit der Juli/August-Ausgabe des Club-Magazins an alle Clubmitglieder verschickt worden. [1] [3] Er ist auf der Karte mit 35 Cent der teuerste „Cocktail“. Leider ist nicht angegeben, aus welchen Zutaten er besteht, oder wer ihn erfunden hat. Doch wir dürfen davon ausgehen, daß es sich um „unseren“ Last Word handelt, alles andere wäre zu unwahrscheinlich. Weitere Nachforschungen des Clubs haben keine weiteren Erwähnungen des Drinks ergeben. [1] [3]

Man weiß, das Frank Fogarty den Detroit Athletic Club besuchte. Sein einziger bekannter Besuch des Clubs fand zwei Monate, nachdem der Last Word im Club angeboten wurde, im Dezember 1916 statt. Darüber wird in der Januar-Ausgabe des Clubmagazins berichtet. Das Gründungsmitglied des Clubs, Emory W. Clark, hatte Frank Fogarty eingeladen, um die Direktoren der „First and Old National Bank“ zu unterhalten und sie mit seinen lebhaften Geschichten davon abzuhalten, über Geschäftliches zu reden. [1] [3] Obgleich dies Frank Fogartys einzig bekannter Besuch im Detroit Athletic Club war, war er bereits 1914 und 1915 in Detroit aufgetreten, bei Veranstaltungen des „Detroit Board of Commerce“. [3] Es gibt keinen Hinweis darauf, daß Frank Fogarty jemals ein Mitglied des Clubs, dessen Angestellter oder Bartender war. Bei seinem Clubbesuch muß er den Last Word kennengelernt und ihn anschließend in New York bekannt gemacht haben. Dort arbeitete und lebte er hauptsächlich. Erfunden hat er den Last Word nicht. [1] [3]

Der Last Word wurde nie richtig bekannt und wurde deshalb schnell vergessen. Wiederentdeckt wurde er 2004 von Murray Stenson. Er fand ihn in Ted Sauciers Buch und setzte ihn auf die Karte des Zig Zag Cafés in Seattle. [1] [2] [3] [5] [6] [9] [10] Dies wäre nicht nur geschehen, weil dies ein guter Drink sei, sondern auch, so berichtet Joaquin Simó, ehemaliger Bartender im Death & Co in New York und nun Mitinhaber des Pouring Ribbons, weil es damals ein Zeichen für eine gute Bar gewesen wäre, wenn man dort Maraschino, frischen Zitrussaft, Chartreuse und einen guten Gin gehabt hätte. Wenn man diese Zutaten zu gleiche Teilen mischte, so wäre dies darüber hinaus ein Zeichen dafür gewesen, daß man genau arbeitete, denn man maß die Mengen mit einem Jigger ab: „A decade ago, it was still a sign of a good bar if you had maraschino, if you had fresh citrus, if you had Chartreuse, if you had good gin. And if you could mix these ingredients in equal parts, that meant precision, which meant you were jiggering [1]

Im Detroit Athletic Club wurde der Last Word erst 2009 wieder bekannt, als eine Zeitung aus Seattle den Club kontaktierte, um mehr über den Drink zu erfahren. Seitdem ist der Last Word wieder im Club erhältlich, und man hat sogar eine Lounge auf dem Dach des Clubs danach benannt. [3]

In den Jahren nach seiner Wiederentdeckung inspirierte der Last Word zahlreiche Bartender dazu, eigene Varianten dieses Drinks zu entwickeln. [1] [2] [10] Beispielhaft nennen wir hier Phil Wards „Final Ward“ und „Pete’s Word“ oder Hendrik Albrechts „Quemada Palabra“. Auch wir haben eine entwickelt, mit Mezcal und Crème de Cacao. Wir nennen ihn „Oaxaca’s Word“ und berichten nächste Woche darüber.

Quellen
  1. https://www.washingtonpost.com/lifestyle/food/the-born-in-detroit-cocktail-that-has-spawned-countless-variations/2016/04/24/3f6922c8-0665-11e6-b283-e79d81c63c1b_story.html?noredirect=on&utm_term=.5316ad6b215c: The born-in-Detroit cocktail that has spawned countless variations. Von M. Carrie Allan, 24. April 2016.
  2. https://birthmoviesdeath.com/2012/06/29/your-guide-to-drinking-this-weekend-the-last-word: Your Guide To Drinking This Weekend: The Last Word. Von Bill Norris, 29. Juni 2012.
  3. https://www.metrotimes.com/table-and-bar/archives/2015/10/07/truly-the-last-word-on-the-last-word-the-cocktail-sensation-that-originated-at-the-detroit-athletic-club: Truly the last word on the Last Word — the cocktail sensation that originated at the Detroit Athletic Club. Von Ken Voyles und Joe Cabadas, 7. Oktober 2015.
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Vaudeville: Vaudeville.
  5. http://www.gazregan.com/last-word/: Last Word. Von Gaz Regan, 6. Mai 2012.
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Last_Word_(Cocktail): Last Word.
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:DetroitAthleticClub_1915.jpg: Detroit Athletic Club, Detroit, Mich., zwischen 1910 und 1920.
  8. https://en.wikipedia.org/wiki/Detroit_Athletic_Club: Detroit Athletic Club.
  9. https://www.diffordsguide.com/encyclopedia/961/cocktails/last-word-cocktail: Last Word cocktail. Von Simon Difford.
  10. https://www.seattletimes.com/life/food-drink/the-last-word-a-cocktail-reborn-in-seattle-is-on-everyones-lips/: The Last Word, a cocktail reborn in Seattle, is on everyone’s lips. Von Tan Vinh, 11. März 2009, aktualisiert am 8. April 2016.
  11. Gary Regan: The Joy of Mixology. Revised and updated edition. ISBN 978-0-451-49902-8. Mew York, Penguin Random House LLC, 2018. Seite 232.
Last Word.
Last Word.

Historische Rezepte

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 151. Last Word.

Courtesy, Detroit Athletic Club, Detroit
„This cocktail was introduced around here about thirty years ago by
Frank Fogarty, who was very well known in vaudeville. He was
called the ‚Dublin Minstrel,‘ and was a very fine monologue artist.“
1/4 dry gin
1/4 maraschino
1/4 chartreuse
1/4 lime juice
Ice
Serve in cocktail glass.

2017 Gary Regan: The Joy of Mixology. Seite 232. Last Word. 3/4 ounce dry gin; 3/4 ounce maraschino liqueur; 3/4 ounce Green Chartreuse; 3/4 ounce lime juice.

2017 Jim Meehan: Meehan’s Bartender Manual. Seite 227. Last Word. 0,75 oz. Perry’s Tot „navy-strength“ gin; 0,75 oz. Luxardo maraschino liqueur; 0,75 oz. green Chartreuse; 0,75 oz. lime juice.

2018 Alex Day, Nick Fauchald, David Kaplan: Cocktail Codex. Seite 179. Last Word. 3/4 ounce London dry gin; 3/4 ounce green Chartreuse; 3/4 ounce Luxardo Maraschino; 3/4 ounce lime juice.

explicit capitulum
*

über

Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.

1 Kommentar zu “Last Word

  1. Wieder sehr schön geschrieben und gut recherchiert. Danke

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