Drinks

Negroni

Negroni.

Über den Negroni wurde schon alles gesagt? Er besteht zu gleichen Teilen aus Gin, Wermut und Campari? Er ist die einmalige Erfindung des Grafen Negroni? – Leider lautet die Antwort auf alle Fragen: Nein. Wir haben uns auf Spurensuche begeben und beleuchten den Negroni im Kontext der historischen Quellen, die es uns ermöglichen, den ursprünglichen Negroni zu rekonstruieren. Wir nennen diesen zur besseren Unterscheidung „Negroni Highball“. Doch wir gehen natürlich auch auf den modernen Negroni ein.

30 ml Eversbusch Doppelwachholder
30 ml Moot Wermut
30 ml House Campari (4 Teile Tuvè Bitter, 1 Teil Campari)

Zubereitung: Gerührt. In einem Tumbler mit einem großen Stück Eis servieren, mit Orangenzeste abspritzen.

Der ursprüngliche Negroni weicht von dieser Rezeptur ab. Die rekonstruierte ursprüngliche Rezeptur haben wir als Negroni Highball am Ende unseres Beitrags beschrieben.

Alternativ und von uns aktuell bevorzugt:

30 ml Finsbury 47 Gin
30 ml Antica Torino vermouth di Torino rosso
30 ml La Canellese Bitter
(Orangenzeste)

Zubereitung: 3 Eiswürfel, 25 Sekunden (75 Mal) gerührt. Ohne Eis servieren, mit Orangenzeste abspritzen.

Einleitung

Über den Negroni gibt es auf den ersten Blick nicht viel Neues zu berichten, die Entstehungsgeschichte scheint eindeutig geklärt zu sein. Die Mehrheit ist der Auffassung, der Negroni sei eine Erfindung des Grafen Camillo Negroni und sei um 1919 in Florenz entstanden. Einige schreiben den Drink jedoch einem korsischen Mitglied der Familie zu, einem anderen Grafen Negroni, der den Drink im Senegal um 1860 erfunden haben soll. Einigkeit herrscht grundsätzlich darin, daß der Negroni aus gleichen Teilen Gin, Wermut und Campari herzustellen sei.

Doch beschäftigt man sich näher mit den historischen Quellen und Rezepturen, kommen einige Zweifel an diesen allgemein wiederholten Geschichten auf.

Dieser Beitrag ist relativ umfangreich, weshalb wir zu Beginn eine kurze Übersicht geben wollen, in welche Teile er sich gliedert. Wir beginnen mit Camillo Negroni und gehen auf dessen Lebensgeschichte ein. Damit verbunden ist die Entstehung des Negroni Cocktails. Wir gehen darauf ein, wann der Negroni entstand und welches Volumen und welche Rezeptur der Negroni ursprünglich hatte. Wir gehen in diesem Zusammenhang auf die Menge des Gins, die Verwendung von Soda, Eis, Orange und Campari ein. Um den Negroni historisch besser verstehen zu können, müssen wir uns anschließend mit dem Americano, seinen Vorgänger, beschäftigen. Der Vollständigkeit halber beschäftigen wir uns dann noch mit der Frage, ob nicht Camillo Negroni, sondern Pascal Olivier Negroni der wahre Erfinder des Drinks ist. Wie es bei uns üblich ist, analysieren wir abschließend die historischen Rezepte, um zu sehen, welche der allgemein publizierten Aussagen sich bestätigen lassen, oder welche anderen Schlüsse sich daraus ergeben. Wir stellen uns dabei folgende Fragen: Welche Namen haben die historischen Rezepturen? Wird ein Negroni mit Eis serviert? Wird ein Negroni mit Soda zubereitet? Welches Mengenverhältnis soll man nehmen? Muß in einem Negroni Campari verwendet werden? Welche Garnitur verwendet man bei einem Negroni? Welche weiteren Abweichungen gibt es? Welcher Wermut ist zu verwenden? Nach einer Schlußfolgerung aus der Analyse rekonstruieren wir den ursprünglichen Negroni, so wie er auf der Grundlage der vorliegenden Quellen gewesen sein dürfte. Zur Unterscheidung von der heute üblichen Rezeptur nennen wir diesen Drink Negroni Highball. Abschließend stellen wir uns die Frage, wann und warum die Rezeptur des Negronis geändert wurde.

Camillo Negroni

Camillo Negroni. (c) Robert Hess.
Camillo Negroni. (c) Robert Hess. [3]

Am 25. Mai 1868 erblickte Cammillo Luigi Manfredo Maria Negroni in Florenz das Licht der Welt. Er war der Sohn des Grafen Enrico Negroni und seiner Frau Ada Bishop Savage Landor. [1-9] [2-57] [3] [5] Seine Mutter hatte britische Wurzeln. Ihr Onkel erbte ein ansehnliches Vermögen, zog nach Florenz und erwarb dort die Villa „La Torracia“ in San Domenico di Fiesole, in der Ada und ihr Mann 1868 lebten. [2-57] [2-58]

Cammillos Vater verstarb 1878. Im Alter von 16 Jahren trat Cammillo als Kadett der Militärakademie in Modena bei. Seine Angewohnheit, sich Camillo anstatt Cammillo zu nennen, geht vielleicht auf diese Zeit zurück. [2-59] Er wurde zum Leutnant ernannt, mußte dann jedoch das Militär verlassen, um heimlich eine Edeldame zu heiraten, die von ihm schwanger war. Er war noch keine 21 Jahre alt, galt somit immer noch als minderjährig, und beide Familien hatten eine Übereinkunft getroffen, um einen Skandal zu vermeiden. Die Dame verstarb, ihr Sohn blieb am Leben und erhielt den Nachnamen der Mutter. [2-60]

Arnold Henry Savage Landor, vor 1905.
Arnold Henry Savage Landor, vor 1905. [12]

Es kam zu einem Zerwürfnis zwischen Camillo einerseits und seiner Mutter und deren zweiten Mann andererseits, und so entschloß sich Camillo, in die USA zu gehen. 1887 schiffte er sich in Genua ein. [2-61] Andere Quellen sprechen davon, er hätte sich 1892 auf dem Dampfschiff Fulda von Genua nach New York begeben. [3] [5] Camillos Cousin, Arnold Henry Savage Landor, geboren 1865, war ein Maler und Schriftsteller, der bereits in jungen Jahren Amerika, Japan, Korea, Russland, China, Australien, Tibet, Nepal, Indien, Afrika und Südamerika bereiste. [2-58] [5] Man kann also vermuten, daß Camillo Negroni dadurch zu seinem späteren Aufenthalt in den USA inspiriert wurde. [2-58]

Für Camillos Zeit in den USA gibt es nur wenige Dokumente und Belege. Ein wichtiger erschien 1928. Darin beschreibt Robert Davis seine Reise in die Toskana. Er hatte sich mit seinem Chauffeur auf dem Land verirrt. Der Chauffeur sprach nur italienisch, und so konnten sie sich nicht unterhalten und verständigen. Frustriert verließ Robert Davis das Auto und traf bald auf einen Reiter, den er nach dem Weg fragte. Dieser Reiter war Camillo Negroni, der rund zwanzig Jahre zuvor nach Italien zurückgekehrt war. [1-8] [1-9] [2-61] [2-76] [2-77] [2-78] [2-79] In diesem Zeitungsartikel erfahren wir auch, daß Camillo Negroni in den USA durch die Gegend des Yellowstones Herden trieb, bis in die kanadische Provinz Alberta, und auf der Oxley Ranch arbeitete. Auch erfahren wir, daß er beim Pokerspiel Geld verloren hatte.

Camillo Negroni, Ausweis. (c) Robert Hess.
Camillo Negroni, Ausweis. (c) Robert Hess. [5]

1898 verließ Camillo die Oxley Ranch und ging nach New York. Dort eröffnete er eine Fechtschule in der Madison Avenue 624. [2-64] [3] [5] Am 25. Mai 1903 heiratete er Anta (Antonetta) Zazworka, 1904 zogen beide nach Italien, [2-68] manche Quellen datieren die Rückkehr auch auf 1905, [2-79] in die Via Orcagna 36 in Florenz. [1-9] [2-70]

Zurück in Florenz berichtete Camillo in seiner Stamm-Bar gerne aus seiner Zeit als Cowboy, als er Rinderherden auf die großen Märkte im kanadischen Saskatchewan trieb und über seine Zeit in Wyoming, so weiß der damalige Bartender, Fosco Scarselli, zu berichten. [2-63]

Am 25. September 1934 verstarb Camillo Negroni. [1-11] [2-74]

Die Entstehung des Negroni Cocktails

Zwischen 1919 und 1920 entstand in Florenz der Drink, der später als Negroni Cocktail weltbekannt werden sollte. [2-71] Ort der Entstehung war das Caffè Casoni, das sich an der Ecke der Via de‘ Tornabuoni und der Via della Spada befand. [1-8] [2-45] Dieses Café wurde vermutlich 1820 als „Drogheria e Profumeria Casoni“ gegründet [2-45] und wurde zwischen 1932 und 1933 geschlossen. [2-45] [2-49] Dessen Räumlichkeiten wurden vom Caffè Giacosa übernommen, welches 1934 eröffnet wurde. [2-49]

Camillo Negroni war Stammgast im Caffè Casoni, der Bartender der damaligen Zeit war Fosco Bruno Sabatino Scarselli. Letzterer wurde 1898 geboren, kam nach dem ersten Weltkrieg zurück nach Florenz, hatte verschiedene Arbeitsstellen und bekam schließlich 1917 eine Anstellung im Caffè Casoni. [2-47] Man berichtet, daß Camillo irgendwann zwischen 1917 und 1920 die Bar betrat und Fosco darum bat, seinen Americano mit Gin zu verstärken. [1-8] [2-48] Ab diesem Tag, so sagt man, bestellte Camillo dann bei Fosco immer „das Übliche“, nämlich diese Abwandlung eines Americanos. Die anderen Gäste sollen neugierig geworden sein, hätten dann ebenfalls einen „Americano im Stile des Grafen Negroni“ bestellt, und so hätte es nicht lange gedauert, bis das Getränk einfach nur „Negroni“ genannt worden wäre. [2-49]

Fosco Scarselli 1962.
Fosco Scarselli (rechts im Bild), 1962. [8]

Wir haben Zweifel daran, daß Camillo um die Verwendung des Gins bat. Dies scheint wohl eher die Idee von Fosco gewesen zu sein. Dies läßt sich belegen durch einen am 25. November 1962 erschienenen Artikel im „Gente“. In diesem wird Fosco mit folgenden Worten zitiert: „Beveva l’Americano anche il conte Camillo Negroni, ma lo voleva un po‘ più robusto. Io gli aggiungevo qualche goccia di gin (amaro). Il conte era un gran bevitore. C’erano dei giorni che riusciva a inghiottire anche quaranta drinks, eppure non lo vidi mai ubriaco. La sua abitudine di aggiungere qualche goccia di amaro all’Americano, a poco a poco, contagiò gli altri clienti. Venivano da me e mi chiedevano un cocktail come quello del conte. Poi dopo un po‘ cominciarono a chiedere: un Negroni. Ecco com nacque la famosa mistura.“ [2-52] [8] Foscos Worte sind: „Graf Camillo Negroni trank auch den Americano, aber er wollte ihn etwas kräftiger. Ich habe ein paar Tropfen (bitteren) Gin hinzugefügt. Der Graf war ein großer Trinker. Es gab Tage, an denen er vierzig Drinks schlucken konnte, aber ich sah ihn nie betrunken. Seine Gewohnheit, dem Americano ein paar Tropfen Bitter hinzuzufügen, infizierte nach und nach andere Kunden. Sie kamen zu mir und baten mich um einen Cocktail wie jener des Grafen. Nach einer Weile fragten sie dann: ein Negroni. So entstand die berühmte Mischung.“

Luca Picchi interpretiert hier die Bezeichnung „bitterer Gin“ als „ungesüßten Gin“. [2-52] Wir haben auch die Interpretation gehört, der Schreiber der Zeilen hätte sich vielleicht geirrt und den Gin mit einem Amaro, einem Kräuterbitter, verwechselt. Auch wird die Meinung vertreten, der Gin hätte damals vielleicht eine andere organoleptische Ausprägung gehabt als heutzutage. Wir sind jedoch anderer Meinung. Es handelt sich hier nicht um einen Fehler oder eine Falschinterpretation, sondern im wahrsten Sinne des Wortes um das, was geschrieben wurde. Die wichtigste Zutat in einem Gin ist Wacholder. Die Beeren – botanisch gesehen die Zapfen – dieser Pflanze besitzen einen bitteren Geschmack, und dies ist wohl eine Anpassung gegen den Fraß durch Säugetiere. [9] Dies ist der Schlüssel zum Verständnis. Was Fosco hier meinte, ist ein wacholderlastiger, sprich: bitterer Gin. Wir werden uns im Folgenden noch damit beschäftigen, wie die Rezeptur des originalen Negronis aufgebaut war und wollen diesem nicht zu sehr vorgreifen. Doch Fosco sagt selber, er hätte nur ein paar Tropfen Gin hinzugegeben. Damit diese paar Tropfen den Americano geschmacklich verändern, muß es ein wacholderstarker, eventuell sogar auch ein Overproof-Gin gewesen sein.

Wann entstand der Negroni?

Da auch Fosco Scarselli bei der Entstehung des Negronis anwesend war, und Fosco erst 1917 nach Florenz kam, muß der Drink zwischen 1917 und 1920 entstanden sein, denn es existiert ein Brief aus dem Jahr 1920, der den Negroni erwähnt. [2-84] Von Florenz aus soll sich der Negroni dann nach Mailand und Rom verbreitet haben. [2-90]

Auch andere Quellen belegen die Entstehung des Drinks in Florenz. Es kam Ende der 1950er Jahre zu Rechtsstreitigkeiten, da ein gewisser Herr Negroni (einer, von dem bisher in unserem Artikel noch nicht die Rede war), einen in Flaschen abgefüllten „Old Negroni Cocktail“ auf den Markt brachte. Er wurde von Campari verklagt, dies zu unterlassen, und Campari gewann den Prozeß. Im Rahmen dieses Prozesses gaben zahlreiche Zeugen an, darunter auch Fosco, daß der Negroni in den 1920er Jahren in Florenz erfunden worden sei, und daß das in Flaschen abgefüllte Getränk nicht der originale Negroni sei. [2-51] Interessanterweise gab man an, daß dies erst in den 1920er Jahren war, und nicht zwischen 1917 und 1920. Es gibt jedoch einen Brief, auf den wir im Folgenden eingehen, demzufolge es den Negroni 1920 schon gegeben haben muß.

Welches Volumen hatte der Negroni ursprünglich und welche Rezeptur?

Nicht nur Fosco berichtet darüber, daß der Graf viele Negronis, bis zu 40 täglich, trank. Über die Trinkgewohnheiten des Grafen weiß auch Francis Harper zu berichten. Er war ein londoner Antiquitätenhändler und Freund des Grafen. Am 13. Oktober 1920 verfaßte er einen Brief, in dem es heißt: „My Dear Negroni, … you must not take more than 20 Negronis in one day.“ [1-14] [2-84] [2-85] [3]. Dieser Brief belegt also nicht nur, daß es den Negroni bereits 1920 gab, sondern auch, daß der Graf mehr als 20 Negronis am Tag trank.

Man sagt, der Negroni bestehe zu gleichen Teilen aus Gin, Wermut und Campari, so lautet die allgemein angegebene Formel. Auch Luca Picchi sagt dies so. [2-84] Er begründet dies damit, daß Camillo lange in New York gelebt und wohl auch die dortige Cocktailkultur gekannt habe, und deshalb wohl vorgeschlagen habe, Gin in den Americano zu geben. Man könne sich vor diesem Hintergrund also gut vorstellen, daß der Negroni von Anfang an aus gleichen Teilen zubereitet wurde. [2-89] Dem widerspricht allerdings Foscos Aussage, daß der Graf nur nach etwas stärkerem verlangt habe, und er, Fosco, habe daraufhin Gin in den Americano gegeben.

Allerdings hegt Luca Picchi Zweifel hinsichtlich der ausgeschenkten Menge, denn der Graf soll 20 bis 40 Negronis am Tag getrunken haben, ohne danach betrunken gewesen zu sein. [2-52] [2-84] Als Erklärung dafür gibt Luca Picchi an, daß man den Negroni damals in kleinen Gläsern ausgeschenkt haben müsse. [2-85] Der Drink sei nicht in einem Old-Fashioned-Glas serviert worden, wie heute üblich, sondern vielmehr in einem kleinen Cordialglas mit 3 cl Füllmenge. Dieses Glas sei zur damaligen Zeit sehr populär gewesen, und man servierte darin Wermut, Ratafia, Elixiere und Bitter. Mit dieser Vermutung, so der Autor, werde die Menge der vom Grafen getrunkenen Negronis plausibler. [2-85] [2-86] Doch rechnen wir einmal hoch: das ergäbe in Summe bei gleichen Teilen Gin, Wermut und Campari immer noch je 0,4 Liter dieser Zutaten, also umgerechnet mehr als 13 heutige Negronis, setzt man für diesen die Verwendung von je 30 ml der Zutaten an. Wir glauben deshalb nicht, daß der Graf diese Menge an einem Tag, mehr oder weniger täglich, trinken konnte, ohne jemals betrunken zu wirken oder als Alkoholiker zu gelten. Die Verwendung eines kleinen Glases ist aus unserer Sicht plausibel. Die Verwendung kleiner Gläser hat im Übrigen eine lange Tradition in Italien. Michel de Montaigne berichtet im Jahr 1580 aus Florenz: »Die Unsitte der Deutschen, aus übermäßig großen Gläsern zu trinken, hat sich hier ins Gegenteil verkehrt: Man benutzt nur ungewöhnlich kleine.« [20-155] Die Verwendung eines Rezeptes aus gleichen Teilen Gin, Wermut und Campari ist jedoch nicht plausibel – was sich auch belegen läßt. Wie also sah die ursprüngliche Rezeptur mutmaßlich aus? Fassen wir also zunächst einmal zusammen, was darüber in der Literatur zu lesen ist, bevor wir uns dann später selber die überlieferten Rezepturen analysieren – und zu teilweise anderen Schlußfolgerungen kommen.

Die Menge des Gins

So gibt Fosco selber an, er hätte dem Americano ein paar Tropfen bitteren Gin hinzugefügt. [2-52] [8] Die Aussage, nur ein paar Tropfen Gin verwendet zu haben, scheint unverständlich, da sich ein paar Tropfen nicht auf das Aroma auswirken – es sei denn, man bereitet nur kleine Mengen zu – und man verwendet einen wacholderlastigen. Die These, daß der Americano und der erste Negroni in kleinen Cordialgläsern serviert wurde, bietet hier die passende Erklärung. Wieviel nun unter ein paar Tropfen zu verstehen ist, sei einmal dahingestellt. Wir gehen später noch einmal darauf ein. Es könnte durchaus auch ein halber oder ein ganzer Barlöffel gewesen sein. Wir haben uns für 15 ml entschieden – damit die Wacholderaromen auch wwahrnehmbar werden.

Die Verwendung von Soda

Im Folgenden verwenden wir Soda und Seltzer synonym. Manche Quellen berichten, in einen Americano oder Negroni gehöre Soda, andere schreiben Seltzer. Sodawasser ist ein mit Kohlenstoffdioxid angereichertes Wasser und gehört zur Gruppe der alkalischen Säuerlinge. Durch das meist auch enthaltene Natriumhydrogencarbonat schmeckt es leicht seifig nach Lauge. Bekannte Sodawässer kommen aus Fachingen, Karlsbad, Marienbad, Niederselters und Vichy. [15] Seltzer, auch Selterswasser, Selters oder Selterwasser genannt, bezeichnete ursprünglich ein Mineralwasser aus den Quellen im mittelhessischen Niederselters. Dieses Wasser ist ein alkalisch-muriatischen Säuerling, d. h. um ein aufgrund seines Natriumhydrogencarbonat-Gehalts basisches, kochsalzhaltiges Mineralwasser mit einem natürlichen Kohlensäure-Gehalt von über 250 mg/l. Der Markenname „Selters“ hat sich jedoch verselbstständigt, ist zum Gattungsnamen geworden und wird häufig synonym für Mineralwasser verwendet. [16] Um im Folgenden einer Verwechslung mit einfachem Mineralwasser vorzubeugen, bevorzugen wir den Begriff Soda.

Es sei an dieser Stelle zunächst einmal hervorgehoben, daß Fosco nicht davon sprach, er hätte Soda gegen Gin ausgetauscht. Er sagt nur, er hätte dem Americano ein paar Tropfen Gin hinzugefügt. [2-52] [8] Soda muß also im originalen Negroni vorhanden gewesen sein.

Die Verwendung des Sodas im Negroni ist dabei nichts Ungewöhnliches und geht auf eine ältere Tradition zurück. Damals wurde Wermut oft mit einem Schuß Soda serviert, insbesondere während der heißen Jahreszeit. Auch Campari wurde regelmäßig damit serviert, lange vor den 1920er Jahren. Ebenso die Mischung aus Wermut und Campari, als Americano. [2-88] So ist es nur folgerichtig, den ursprünglichen, als Aperitif gedachten Negroni, den Americano mit ein klein wenig Gin, ebenfalls mit Soda zuzubereiten. Darüber hinaus führt dessen Verwendung dazu – so sagt Luca Picchi – daß die Aromen geöffnet werden, und man verringert außerdem den Alkoholgehalt. [2-88]

In „Footlose in Italy“, erschienen im Jahr 1950, beschreibt der Autor Horace Sutton eine Reihe italienischer Drinks. Der Negroni ist auch dabei, und er wird mit Wermut, Campari, Gin und Soda zubereitet:   „If you want to drink native there is always vermouth and soda which is light and as nonalcoholic as you can get without ordering an orange crush. An Americano, which bears no relation to anything American, is vermouth, soda and campari – a scarlet-colored bitters. I have it on good authority that an Americano is called Americano because it is a mixed drink, a bit of alcoholic chemistry for which the Americani are apparently well noted abroad. For mor formidable fortification try a Negroni – vermouth, campari, seltzer and gin – or a Cardinale – a Martini with campari which turns it red.“ [6] [7] [10]

Es gibt noch eine andere Quelle, die davon spricht, daß in einen Negroni Soda gehöre. Wir gehen im Folgenden auf diese ein, denn sie gibt uns auch an, wie es um das Eis steht.

Das Eis

Die Frage, ob ursprünglich der Negroni „on the rocks“ serviert wurde, ist strittig. Falls dem so gewesen sei, so schlägt Luca Picchi vor, hätte man damals auch ein kleines „piemonteser“ Glas mit 4,5 cl Füllmenge nehmen können. [2-86] Die Kühltechnik war in Italien zur damaligen Zeit noch nicht weit verbreitet wie in anderen Ländern. Deshalb mußte in Italien in der Regel natürliches Eis in speziell dafür gebauten Räumen einlagern. Die Verwendung des so eingelagerten Eises hat in Italien eine lange Tradition, auch in Florenz. [2-87] Seit Ende des 18. Jahrhunderts genoß man dort in den Sommermonaten mit Eis gekühlte Getränke, auch in der Allgemeinheit. [2-112] Um 1920 gab es noch mehrere Firmen in Florenz, die Eis aus den Bergen zum Verkauf anboten. [2-114]

Wir glauben jedoch nicht, daß der Negroni ursprünglich mit Eis serviert wurde, und auch die Verwendung von Eis zur Kühlung des Negronis kann man grundsätzlich Zweifel hegen. Er scheint nämlich nicht gerührt worden zu sein. So wird es uns nämlich überliefert. In den 1950er und 1960er Jahren gab es in Florenz drei Lokalitäten, in denen Cocktails zubereitet wurden. Eine davon war das „Orologio“ in der Via Por Santa Maria. Geführt wurde es von Gerardo Lotti, [2-93] und dessen Sohn beschreibt eine Szene, als sein Vater Negronis zubereitete, wie folgt: „Everyone watched him, solemnly shake the three bottles, one after another. It was like an intense collective concentration, everyone participating up until the splash of seltzer, which penetrated the cocktail right to the bottom of the glass, as if he had added its soul by mere mixing of ingredients. That splash of seltzer, which replaced the cocktail mixing spoon, was a liberating act. The Negroni was now complete and everyone resumed their concentrations”. [2-94] Alle Gäste hätten seinen Vater dabei beobachtet, wie er nacheinander alle drei Flaschen nahm. Es sei wie eine intensive, gemeinsame Konzentration auf das Geschehen gewesen, an der jeder teilnahm, bis schließlich der Spritzer Soda den Cocktail bis auf den Boden des Glases durchdrang, als hätte er seine Seele durch die damit einhergehende Vermischung der Zutaten hinzugefügt. Der Spritzer Soda, der den Rührlöffel ersetzte, sei wie ein befreiender Akt gewesen, denn der Negroni war damit fertig.

Wir entnehmen dieser Beschreibung also, daß der Negroni in Florenz nicht gerührt wurde, somit kann er auch nicht durch Eis gekühlt worden sein, und er wurde auch nicht auf Eis serviert. Außerdem wurde auch hier ein Schuß Soda hinzugefügt.

Die Orange

Die Orange mag nicht von Anbeginn, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt worden sein, aber auch eine Verwendung von Anbeginn wäre plausibel. Doch genaues läßt sich nicht sagen, so meint Luca Picchi. [2-88]

Campari

Eigentlich scheint es als ausgemacht zu gelten, daß in einem Negroni auch Campari verwendet werden muß, und daß er nicht austauschbar sei. So hören wir es immer wieder. Wie wir noch begründen werden, haben wir ihn für uns jedoch ausgetauscht. Handelt es sich dann immer noch um einen Negroni? So viel sei an dieser Stelle gesagt: Es ist nicht belegt, ob im ursprünglichen Negroni überhaupt Campari verwendet wurde. So kann Luca Picchi trotz seiner umfangreichen Recherchen nicht mit Bestimmtheit sagen, ob im ersten Negroni überhaupt Campari verwendet wurde: „The history and evolution of this extraordinary product [Bitter] are a source of national pride. The widespread availability of Campari from the early years of the twentieth century allows us to say that the first Negroni was mostly likely prepared with the Campari Bitter.” [2-195] Er schreibt, daß die Geschichte und Entwicklung des Bitters eine Quelle des italienischen Nationalstolzes sei. Er meint auch, daß die weit verbreitete Verfügbarkeit des Camparis in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts es uns zu sagen erlaubt, daß der erste Negroni wahrscheinlich mit Campari Bitter zubereitet wurde. Er schreibt jedoch auch, daß man nicht vergessen sollte, daß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts außer Campari auch andere Bitter existierten, die „equaly comparable“ also gleichwertig und vergleichbar waren, wie beispielsweise Gamoni, Moroni, Martini und Bonomelli, doch keiner davon „has been able to counter the entrepreneurial strength of Campari“, keiner hätte der unternehmerischen Stärke von Campari entgegenwirken können. Deshalb leitet er daraus ab, daß die Hypothese [!], der erste Negroni sei mit Campari zubereitet worden, wohlbegründet sei und dies auch durch zahlreiche Dokumente unterstützt werde, die belegten, daß Campari in den 1920 nach Florenz geliefert wurde: „This means that the hypothesis that the first Negroni was made with Campari Bitter is well founded, as well as supported by a lot of documentation that attests to the steady and periodic distribution of this product in Florence in the 1920s.“ [2-207]

Aus eigenen versuchen können wir bestätigen: Es muß kein Campari sein. Wir bevorzugen einen anderen Bitter, den Berto Bitter. Es ist natürlich eine Geschmacksfrage. Uns jedenfalls schmeckt der Berto Bitter besser; er ist aromatischer und komplexer, weniger süß. Ein Beleg dafür, daß wir in unserer Wahl richtig liegen ist dieser: Wir haben immer ein wenig mit der Ausgewogenheit des Negronis gehadert und ihn stets auf Eis serviert bevorzugt, denn Kälte läßt Unausgewogenheiten verschwinden. Mit Berto Bitter hingegen haben wir festgestellt, daß es ohne Eis besser ist.

Der Americano – Vorgänger des Negronis

Wir haben nun viel über den Negroni berichtet, aber den Americano als dessen Vorgänger noch nicht näher betrachtet. Das sollten wir an dieser Stelle nachholen. Zunächst einmal sollte man sich in Erinnerung rufen, daß am Ende des neunzehnten Jahrhunderts in florentiner Cafés die sogenannte Wermut-Stunde zelebriert wurde. Sie war gewissermaßen das Nachmittagsprogramm der Gentlemen. Man reichte einen Turiner Wermut, den Vermouth di Torino. [1-4] [2-40] Zu jener Zeit verbreiteten sich auch Bitterliköre, und so wurde es bald Mode, Wermut und Bitter miteinander zu kombinieren. Der Americano war entstanden. [1-4] [2-40] Der Franzose Émile Leveuvre beschreibt ihn im Jahr 1889 unter dem Namen ›Vermouth de Turin au Fernet Branca‹ als eine Mischung aus Turiner Wermut, Fernet-Branca und Sodawasser, in einem Glas mit Eis serviert. Er fügt an, dies sei in Italien der bevorzugte Aperitif. [18-40] Man darf dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren, daß sich die Bezeichnung „Americano“ nicht so sehr auf einen klar definierten Drink mit festgelegten Zutaten bezog, sondern man verstand ihn eher als das Konzept, einen Cocktail auf amerikanische Art und Weise zuzubereiten und zu trinken. [1-4] [2-41]

Arnaldo Strucchi: Il vermouth di Torino, 1909, Seite 104.
Arnaldo Strucchi: Il vermouth di Torino, 1909, Seite 104.

 

Wir verweisen als Beleg für diese Aussage auch auf Arnaldo Strucchis Abhandlung „Il vermouth di Torino“. In der Ausgabe von 1909 steht auf Seite 104: „VERMOUTH AL BITTER O AMERICANO. – E‘ detto americano, perchè negli Stati Uniti si ha l’usanza di bere il Vermouth mescolato con liquori amari e gin (cohiskey) formando una bibita chiamata « coktail ». “ Der Autor erklärt, daß der Wermut mit Bitter auch Americano genannt werde, weil es in den Vereinigten Staaten Brauch sei, Wermut gemischt mit Bitterlikören und Gin (oder Whiskey) zu trinken, und daß man dieses Getränk Cocktail nenne.

Der Vorgänger des Americanos, so hört man auch, sei der Milano-Torino. Letzterer war in italienischen Cafés lange in Mode. Er ist eine Mischung aus milanesischem Campari und Turiner Wermut und soll in den 1860er Jahren im Caffè Camparino in Mailand entstanden sein. Fügt man ein wenig Soda hinzu, so wird erklärt, erhalte man einen Americano. [1-4] [6] Diesen Namen hätte der Americano erhalten, weil er bei amerikanischen Touristen sehr populär gewesen sein soll. Alternativ wird auch gesagt, daß der Milano-Torino bereits Soda enthalten habe. [6]

Wie dem auch sei, was genau nun ein Milano-Torino oder ein Americano ist, daß wollen wir in einem eigenen Beitrag genauer beleuchten. Für uns ist an dieser Stelle etwas anderes interessant. Nicht woher der Americano kommt, sondern was man in den 1920er Jahren darunter verstand. Zur Klärung dieser Frage haben wir das 1936 erschienene Buch „Mille Misture“ zu Rate gezogen. [13] In diesem sind zahlreiche verschiedene Rezepturen vorhanden. Unter den Long Drinks führt der Autor Elvezio Grassi diese auf. Darunter sind zahlreiche verschiedene Kombinationen, die alle aus Wermut, Bitter und Soda zubereitet werden. Als Bitter werden Campari, Fernet Branca oder andere Amari verwendet. An dieser Stelle wollen wir nur die Rezepte mit Campari betrachten, die ab Seite 145 aufgeführt sind.

Americano Accossato (Ape-
ritivo).
Versare in un calice aperitivo:
20% Bitter Campari
40% Vermouth rosso Accos-
sato
40% Seltz fresco.
Servite con buccia limone.

Americano Ballor (Aperiti-
vo) .
Si versa in un calice aperitivo:
10% Bitter Campari
40% Vermouth rosso Ballor
50% Seltz fresco.
Servite con buccia limone.

Americano Campari (Aperi-
tivo).
Si versa in un calice aperitivo:
10% Vermouth Torino (dolce)
40% Bitter Campari
50% Seltz fresco.
Servite con buccia limone.

Americano Cinzano (Aperi-
tivo).
Si versa in un calice aperitivo:
20% Bitter Campari
30% Vermouth Rosso Cinzano
50% Seltz fresco.
Lo si serve con buccia limone.

Americano Cora (Aperitivo).
Si versa in un calice aperitivo:
10% Bitter Campari
30% Vermouth Cora
60% Seltz fresco.
Lo si serve con buccia limone.

Americano Martini e Rossi
(Aperitivo).
Si versa in un calice aperitivo:
20% Bitter Campari
30% Vermouth Martini e Rossi
50% Seltz fresco.
Lo si serve con buccia limone.

Hier fällt auf, daß die Mengenverhältnisse variieren.

Das Verhältnis von Campari, Wermut und Soda hängt sicherlich vom persönlichen Geschmack und von den verwendeten Marken ab. Wenn wir jedoch als beste Annäherung den Mittelwert der genannten Rezepturen nehmen, werden wir sicherlich nicht ganz verkehrt liegen. Dieser Mittelwert besagt, daß ein Americano aus 15% Campari, 35% Wermut und 50% Soda herzustellen ist.

Pascal Negroni

Pascal und Roche Negroni. (c) Hector Negroni.
Pascal und Roche Negroni. (c) Hector Negroni. [3]

Es gibt jedoch einen Zweig der Familie Negroni, der behauptet, nicht Camillo Negroni hätte den Negroni in Florenz erfunden, denn einen Camillo Negroni hätte es gar nicht gegeben, sondern ihr Vorfahre, als er im Senegal weilte. So gibt es jedenfalls Noel Negroni an. Sein Vorfahre, General Pascal Olivier Graf von Negroni sei derjenige gewesen, der den Negroni Cocktail erfunden habe, [1-11] [3] [5] und zwar im Senegal. [3] Der General wurde am 4. April 1829 im Schloß von San Colombano, in Rogliano auf Korsika geboren und verstarb am 22. Oktober 1912 in Alençon in der Normandie. [1-11] [3] Im Alter von 18 Jahren trat er der französischen Armee bei und setzte sich nach 44 Jahren als Brigardier-General zur Ruhe. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 erhielt er von Kaiser Louis-Napoléon das Offizierskreuz der kaiserlichen Ehrenlegion für seine Verdienste in der Schlacht bei Wörth. [1-11] [3] [11]

Noel Negroni sagt: „Pascal Olivier was the reputed inventor of the famous‚ Negroni Cocktail‘ (equal parts of Campari, gin, and sweet vermouth, served in a short glass over ice and garnished with an orange slice).” [1-11] Pascal Olivier sei also Erfinder des berühmten ‚Negroni Cocktails‘ gewesen, der aus gleichen Teile von Campari, Gin und süßem Wermut in einem Tumbler auf Eis und mit einer Orangenscheibe serviert werde.

Brief von Pascal Negroni aus dem Jahr 1886. (c) Hector Negroni.
Brief von Pascal Negroni aus dem Jahr 1886. (c) Hector Negroni. [3]

Pascal Olivier war während des Deutsch-Französischen Krieges in der Stadt Lunéville stationiert und war als hochrangiger adleliger Offizier oft in der Lage, Soirées zu veranstalten. Auf einer dieser Abendveranstaltungen – um 1870 – soll Pascal den Offizieren in Lunéville seinen auf Wermut basierenden Drink vorgestellt haben. [3] Es exisistiert ein Brief aus dem Jahr 1886, den Pascal Olivier an seinen älteren Bruder Roche geschrieben hat. In diesem steht „D’ailleurs sais-tu que le cocktail que j’ai inventé á Saint Louis á base de Vermouth fait un malheur au bal des officiers de Lunéville?“, „Übrigens, weißt Du, dass der Cocktail, den ich in Saint Louis auf der Basis von Wermut erfunden habe, ein Hit auf dem Ball der Offiziere von Lunéville ist?“ [3]

Man sagt, dieser Drink sei zu Ehren Pascal Olivier Negronis Heirat mit Blanche Gérard-Fontallard entwickelt worden, die am 6. Mai 1857 stattfand. Zu jener Zeit war Pascal Kommandeur in der französischen Kolonie Saint Louis im Senegal. Dort war er von 1855 bis 1865 stationiert. Um diesen Anspruch mit weiteren Belegen zu untermauern, reiste ein Mitglied der Familie Negroni in den Senegal, um nach diesen zu suchen. [3] Man fand Nachkommen von des Generals Mitarbeitern und fragte sie nach Familienüberlieferungen. Diese waren wie folgt:

Dr. Maurice Ousselin war ein Apotheker, der französische Offiziere behandelte, und sein Nachkomme A. W. Bencheroun berichtet davon, jener hätte um 1860 Zugang zur Offiziersmesse gehabt und habe oft die Erfindung des Negroni Cocktails durch einen gewissen „Captain de Negroni“ erwähnt. Auch erinnerte sich Herr Ousselin an den Bruder seiner Mutter, der den französischen Kolonialbehörden nahe stand und der auch gerne über den Negroni Cocktail sprach. [3]

Eine weitere Person berichtet, sie habe in den letzten 10 Jahren als Bardame in Saly im Senegal gearbeitet, und der Negroni Cocktail sei im Senegal sehr populär. In ihrer Familie gäbe es eine Überlieferung dazu. Ihr Urgroßvater hätte um 1860 eine Textilfabrik im Senegal besessen, von der die französische Armee Uniformen beschaffte. Ihre Großmutter freundete sich mit vielen französischen Offizieren gut an, und einer davon sei Captain de Negroni gewesen. Dieser habe ihr einen Reitersattel geschenkt, der sich noch immer in Familienbesitz befände. Der Captain hätte eine junge Dame geheiratet und schuf ein Getränk aus Gin und Wermut (Martini), und sie hätte noch Campari hinzugefügt [3] – wobei die Quelle, aus der wir diese Information haben, nicht genau definiert, wer denn „sie“ wäre, die Braut, oder die Großmutter. Negronis Drink scheint also nur aus Gin und Wermut bestanden zu haben? Das wäre dann so etwas wie ein Martinez oder Martini Cocktail, dem der Bitter fehlt. Dieser wird in den USA jedoch erst um 1884 erfunden, und auch in Europa hört man vor diesem Datum nichts davon. Wir halten es jedenfalls für sehr ungewöhnlich, daß der Martinez Cocktail rund zwanzig Jahre vor den USA im Senegal erfunden worden sein soll.

Auch wurde Campari erst 1860 in Italien gegründet. [4] Es ist also eher unwahrscheinlich, daß dieser dann schon im Senegal zu Zeiten der Hochzeit im Jahr 1857 verfügbar war. Gleiches gilt für den angeblich verwendeten Wermut von Martini. Die Firma Martini Sola e Cia, nach 1879 Martini & Rossi genannt, wurde 1863 gegründet, [14] so daß dieser Wermut bei der Hochzeit definitiv nicht verfügbar gewesen sein kann. Hier scheinen sich in der Familienüberlieferung verschiedene Erinnerungen und Fakten miteinander zu vermischen.

Bereits 1980 wurde vermutet, daß der Negroni ein „korsischer“ Cocktail sei. Am 2. Februar 1980 erschien im „Corse Matin“ ein Artikel, in dem die Frage gestellt wurde, ob der Negroni ein korsischer Cocktail sei, und man sagt, er sei von dem in Rogliano geborenen General Pascal Negroni erfunden worden. Er hätte die Idee zu dieser göttlichen Mischung aus gleichen Teilen Gin, Wermut und Campari gehabt, und daß dies in Paris im Offiziersclub St. Augustine am „Vorabend des Großen Krieges“, gemeint ist hier wohl der Erste Weltkrieg, geschehen sei. [3] [5] Diesem Artikel zufolge wäre das 1914 gewesen. Von 1857 im Senegal steht hier nichts. 1914 kann jedoch auch nicht stimmen, denn der Brief des Grafen an seinen Bruder erwähnt den auf Wermut basierenden Cocktail bereits 1886. Außerdem verstarb der Graf bereits fast zwei Jahre vor Kriegsbeginn.

Daß nun der aus Gin, Wermut und Campari bestehende Negroni Cocktail von Pascal Olivier Negroni erfunden worden sein soll, können wir nicht nachvollziehen. Es scheint sich hier wohl um Wunschdenken zu handeln. Man darf zwar mit Sicherheit annehmen, daß er einen Drink ersonnen hat, der Wermut beinhaltete, und dies wohl im Senegal anläßlich seiner Hochzeit; auch mag dieser Drink „Negroni“ genannt worden sein. Das ist jedoch alles, was man mit Sicherheit sagen kann.

Analyse der historischen Rezepte

Es gibt also zahlreiche sich widersprechende Legenden darüber, wer den Negroni erfunden hat und auch die Diskussionen darüber, wie denn nun genau ein Negroni zuzubereiten sei, sind zahlreich. Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, ist es notwendig, die historischen Rezepte zu analysieren. Nur so läßt sich eine fundierte Aussage treffen. Die von uns gefundenen historischen Rezepte sind im Anhang aufgeführt. Dabei haben wir nicht nur solche aufgenommen, die sich Negroni nennen, sondern alle, die mit Wermut, Campari und Gin zubereitet werden. Nur so ergibt sich ein vollständiges Bild. Im Folgenden stellen wir uns verschiedene Fragen, die dabei helfen, den Negroni besser zu verstehen.

Frage 1: Welche Namen haben die historischen Rezepturen?

Der Negroni wird immer wieder als etwas einmaliges dargestellt, als ein Geniestreich, den Fosco Scarselli und Camillo Negroni in Florenz hatten. Ist dies wirklich so?

Wir haben die historischen Rezepte mit Wermut, Campari und Gin analysiert. Die Frage nach den Mengenverhältnissen stellen wir hier nicht, auch unterscheiden wir nicht, ob Soda verwendet wird oder welche Garnierung zusätzlich verwendet wird. Dies ist den Sekundärquellen zufolge schon für einen Negroni nicht eindeutig zu beantworten, und so müssen wir das ganze Spektrum zunächst als gleichwertig betrachten.

Listen wir also einmal die verschiedenen Bezeichnungen nebst Bestandteilen und Erscheinungsjahr auf:

  1. Amapola Cocktail (Gin, Campari, Wermut) 1963
  2. Aquel Club Cocktail (Wermut, Gin, Campari, Orange Bitter, Zitronenzeste) 1936
  3. Astoria Cocktail (Gin, Wermut, Campari) 1938, 1947, 1948, 1955 (Gin, Wermut, Campari, Olive) 1953
  4. Campari Cocktail (Gin, Campari, Wermut, Zitronenzeste) 1963
  5. Camparinette (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1929, 1934, 1960 (Gin, Wermut, Campari) 1943, 1948, 1977
  6. Campari News (Wermut, Gin, Campari, Kumquat) 1965
  7. Campeon (Wermut, Gin, Campari) 1953, 1965, 1976
  8. Cardinale (Gin, Wermut, Campari) 1965 (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1972, 1977
  9. Casanova Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Angostura Bitter) 1976
  10. Charlie Pie (Gin, Wermut, Campari) 1929, 1934, 1948, 1960, 1977
  11. Corsaire (Campari, Wermut, Gin, Angostura Bitter, Zitronenzeste) 1948
  12. Dolzano Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste, Orangenzeste) 1953
  13. El Morocco Special No. 2 (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1951
  14. Frise-Changhaï (Gin, Wermut, Campari) 1960
  15. Futurity Cocktail (Gin, Wermut, Campari) 1938, 1947, 1948, 1955
  16. Hoffman-House Cocktail (Gin, Wermut, Orange Bitter, Orangenzeste) 1927 (Gin, Wermut, Campari) 1938, 1947, 1948, 1955, 1960
  17. Julio Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1927 (Gin, Wermut, Campari) 1938, 1947, 1948, 1955, 1960
  18. July Cocktail (Gin, Wermut, Campari) 1930
  19. Lancia Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Kirsche) 1940
  20. Le Veau D’Or Aperitif (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1951
  21. Lone Tree Cocktail (Wermut, Gin, Zitronenzeste) 1927 (Gin, Wermut, Campari) 1938, 1948, 1955, 1960
  22. Loving Cocktail (Gin, Wermut, Campari) 1927
  23. Mi Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1940
  24. Mussolini (Gin, Wermut, Campari, Zitronenzeste) 1927
  25. Negrone (Wermut, Gin, Campari, Orangenzeste, Kirsche) 1939. (Gin, Wermut, Campari, Limettenzeste) 1951
  26. Negroni 1949, 1953, 1953, 1954, 1954, 1955, 1959, 1960, 1960, 1960, 1960, 1963, 1963, 1964, 1964, 1965, 1965, 1966, 1966, 1966, 1969, 1972, 1972, 1972, 1973, 1976, 1976, 1976, 1977, 1977, 1980
  27. Negroni Capriccio (Wermut, Gin, Campari, Seltzer, Orangenzeste) 1951
  28. Negroni Doney (Doney Bitters, Gin, Wermut, Orange, Orangenzeste) 1951
  29. Negroni Highball (Gin, Campari, Wermut, Zitronenzeste, Orangenscheibe, Soda) 1966, 1973, 1976
  30. Negroni – Ritz of Paris (Gin, Wermut, Campari, Angostura Bitter, Orangenscheibe, Zitronenscheibe, Kirsche) 1951
  31. Paris Cocktail (Wermut, Gin, Campari, Angostura Bitter, Zitronenzeste) 1935
  32. Quill Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Absinth) 1934
  33. Rossi Cocktail (Gin, Apéritif Rossi, Campari) 1947 (Gin, Wermut, Campari) 1960
  34. Rossignol (Wermut, Gin, Campari, Orangenzeste) 1948
  35. Sport (Gin, Wermut, Campari, Angostura Bitter. Kirsche) 1935
  36. Tour Eiffel Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Orangenzeste) 1952, 1953
  37. Tunnel Cocktail (Gin, Wermut, Campari, Orangenzeste) 1930, 1934, 1934, 1935, 1949, 1965
  38. Un Figaro (Gin, Campari, Wermut, Zitronenzeste) 1948
  39. Vermouth Cocktail (Wermut, Gin, Orange Bitter, Campari, Orangenzeste, Zitronenzeste) 1953
  40. Za Za Cocktail (Wermut, Gin, Campari. Kirsche) 1927

Was läßt sich daraus ableiten? Die erste Rezeptur mit der Bezeichnung Negroni im Namen erscheint 1939 (als Negrone). 24 ähnliche Rezepturen erschienen zuvor, unter 16 verschiedenen Namen. Im nächsten Jahrzehnt, zwischen 1940 und 1949, erscheint ein Negroni ein Mal, im Jahr 1949. Zwischen 1940 und 1949 erscheinen jedoch 19 ähnliche Rezepte unter 14 verschiedenen Namen. Erst ab 1950 kann man davon sprechen, daß ungefähr die Hälfte der Rezepte den Namen Negroni trägt, zwischen 1970 und 1979 ungefähr zwei Drittel. Wir können daraus ersehen, daß es keinesfalls als selbstverständlich galt, daß eine Kombination aus Gin, Wermut und Campari als Negroni zu bezeichnen ist, so wie man es heute meint.

Negroni - Namensverteilung.
Negroni – Namensverteilung.

Was wir an der Vielzahl der verschiedenen Namen auch ableiten können, ist folgendes: Die Verwendung von Campari als Bitter in einem Cocktail aus Wermut und Gin lag ab 1920 quasi in der Luft. Es war nichts Einmaliges. Wir haben bereits Arnaldo Strucchis Wermutmonographie zitiert, die eben dies beschreibt: Man setze als Bitter in einem Cocktail einen Amaro ein. Gewissermaßen ist ein Negroni, der ohne Soda hergestellt wird, also so etwas wie ein italienisch angehauchter Martini Cocktail. Detaillierter sind wir auf die Verwendung von Campari als Bitterersatz in unserem Beitrag über den Boulevardier eingegangen, so daß wir an dieser Stelle darauf verweisen können.

Was wir an dieser Stelle auch sagen müssen: Es läßt sich historisch nicht eindeutig belegen, daß die Kombination aus Gin, Wermut und Campari als Negroni zu bezeichnen ist, mit der Begründung, daß dies der Name desjenigen Drinks ist, der erstmals diese Kombination verwendete. Sicher läßt sich belegen, daß es einen von den Kunden später Negroni genannten Cocktail bereits 1920 in Florenz gab, und daß er ab 1917 entstanden sein muß. Die erste Erwähnung eines Negronis in einem Cocktailbuch erfolgt jedoch erst 1939. Die erste Erwähnung eines ähnlichen Rezeptes in einem Cocktailbuch läßt sich jedoch schon 1927 finden, als Hoffman-House Cocktail, Julio Cocktail, Lone Tree Cocktail, Loving, Mussolini oder Za Za Cocktail. Man darf davon ausgehen, daß diese Drinks bereits eine geraume Zeit vor Veröffentlichung in einem Buch bekannt gewesen sind, und somit ist es sehr wohl vorstellbar, daß einer davon älter als der Negroni ist.

An dieser Stelle wollen wir jedoch nicht der Kombination aus Gin, Wermut und Campari die Bezeichnung als Negroni streitig machen. Das ist der Name, unter der der Drink heute allgemein bekannt ist, und dabei soll es auch bleiben. Auch wollen wir uns an dieser Stelle nicht damit auseinandersetzen, welche alternative Bezeichnung denn nun korrekt wäre. Beispielsweise ist ein Zaza Cocktail nichts anderes als ein Dubonnet Cocktail, beide Bezeichnungen werden synonym verwendet, und die Bezeichnung eines Gin-Wermut-Campari-Cocktails mit diesem Namen ist deshalb nicht zulässig. Änlich mag es vielleicht auch mit den anderen Bezeichnungen sein. Das ist aber – wie wir später schlußfolgern werden – eigentlich uninteressant.

Frage 2: Wird ein Negroni mit Eis serviert?

Eine weitere Frage, die bereits zuvor gestellt wurde, ist die, ob ein Negroni historisch korrekt mit oder ohne Eis zu servieren sei. Wie wir festgestellt haben, wurde der Negroni ursprünglich ohne Eis serviert. Doch was sagen die Rezepte?

Negroni - Die Verwendung von Eis im Gästeglas.
Negroni – Die Verwendung von Eis im Gästeglas.

Betrachtet man, welche Negroni-Rezepturen mit Eis serviert werden und welche ohne, ergibt sich kein einheitliches Bild. Es ist also ganz nach Geschmack beides zulässig. Grundsätzlich kann man nur feststellen, daß ein Negroni, wenn er mit Soda als Highball zubereitet wird, immer Eis enthält.

Frage 3: Wird ein Negroni mit Soda zubereitet?

Wie wir festgestellt haben, wurde der Negroni in Florenz ursprünglich nicht nur ohne Eis serviert, sondern auch mit Soda zubereitet. Spiegelt sich das in den Rezepten wieder?

Negroni - Die Verwendung von Soda.
Negroni – Die Verwendung von Soda.

Wie schon zuvor beim Eis ergibt sich auch hier kein einheitliches Bild. Viele Rezepte verwenden Soda, noch mehr verzichten darauf. Man kann also aus den Rezepten nicht ableiten, daß ein Negroni ohne Soda zubereitet werden muß. Dies ist heute zwar grundsätzlich der Fall, aber früher war es nicht so.

Frage 4: Welches Mengenverhältnis soll man nehmen

Als Grundregel wird heute angegeben, ein Negroni bestehe zu gleichen Teilen aus Gin, Wermut und Campari. Sehen das die historischen Rezepte auch so? Es ergibt sich  folgendes Bild, wobei hinzuzufügen ist, daß es grundsätzlich keinen Unterschied macht, ob Soda hinzugegeben wird oder nicht. Dargestellt wird auf dem Diagramm das Verhältnis zwischen Gin, Wermut undCampari. Die älteste Rezeptur ist links, die jüngste rechts.

Negroni - Mengenverhältnisse.
Negroni – Mengenverhältnisse.

Wie man sieht, gibt es zwar leichte Unterschiede, grundsätzlich aber werden Gin, Wermut und Campari zu gleichen Teilen verwendet. Im Mittelwert verwendet man 33,7 % Gin, 34,4 % Wermut und 31,9 % Campari.

Frage 5: Muß in einem Negroni Campari verwendet werden?

Wir haben in unserem Beitrag über den Boulevardier dargelegt, warum wir für diesen Campari ersetzt haben. Gleiches gilt für den Negroni. Die Gründe, die uns bewogen haben, sind aktueller Art. Wir hatten schon dargelegt, daß es keine Belege dafür gibt, daß im ursprünglichen Negroni Campari verwendet wurde. Jedoch sei an dieser Stelle erwähnt, daß sich aus den zahlreichen, dem Negroni vergleichbaren Rezepten aus den 1920er Jahren ableiten läßt, daß höchstwahrscheinlich auch für den ursprünglichen Negroni (wie auch für den Americano) Campari verwendet wurde. Nichtsdestotrotz gibt es Rezepte, die keinen Campari, sondern einen alternativen Bitter verwenden. Erschienen sind diese in den Jahren 1951, 1953, 1964, 1966, 1969 und 1980. Auch wenn Campari als Standard gelten kann, darf man anscheinend auch andere Bitter verwenden.

Frage 6: Welche Garnitur verwendet man bei einem Negroni?

Luca Picchi ist der Meinung, es sei plausibel, daß die Orange von Anbeginn Teil eines Negronis gewesen sei, man jedoch nichts genaues sagen könne. [2-88] An dieser Stelle wollen wir widersprechen. Beginnen wir beim Americano. Dieser wurde anscheinend immer mit einer Zitronenzeste serviert, jedenfalls ist das bei allen Rezepten aus „Mille Misture“ der Fall. Es ist also naheliegend, daß ein Negroni, als Abwandlung eines Americanos, ebenfalls mit Zitronenzeste zubereitet wurde.

Negroni - Garnitur.
Negroni – Garnitur.

Analysieren wir die historischen Rezepte, so läßt sich feststellen, daß eine Zitrone 20 mal genannt wird ( Zitronenzeste 17 mal, Zitronenscheibe 3 mal). Die Orange erscheint 19 mal (Orangenzeste 8 mal, Orangenscheibe 11 mal). Weit abgeschlagen ist die zwei mal genannte Kirsche, und ein mal wird sogar Limettenzeste verwendet. Es ist zu beachten, daß diese Garnituren miteinander kombiniert werden können.

Es ist also keinesfalls ausgemacht, daß die Verwendung von Orange plausibel wäre. Es spricht viel dafür, daß es eher die Zitronenzeste war, denn diese wurde schon im Americano verwendet. Doch auch die Orange hat ihren Platz gefunden, und deren Anwendung ist naheliegend, um die Orangenaromen des Camparis zu unterstützen. So gesehen, kann man beides verwenden.

Frage 7: Welche weiteren Abweichungen gibt es?

Es gibt grundsätzlich keine weiteten Zutaten für einen Negroni. Als einzige Abweichung findet sich 1951 die Angabe, man möge einen Dash Angostura Bitters hinzufügen, 1977 wird die Zugabe eines Dashs Bitter als optional angegeben.

Frage 8: Welcher Wermut ist zu verwenden?

An dieser Stelle möchten wir auch noch auf den zu verwendenden Wermut eingehen. Dies muß natürlich korrekterweise ein Turiner Wermut sein, also ein süßer, italienischer Wermut. Manche verwenden stattdessen Punt e Mes. Dies ist streng genommen kein Turiner Wermut, sondern eine Mischung aus Turiner Wermut mit einem zusätzlichen Amaro. Es gibt übrigens historische Rezepte, die ebenfalls dem Punt e Mes den Vorzug geben, und zwar 1959, 1960, 1965, und 1966.

Schlußfolgerung zum modernen Negroni

Nach der Analyse der Rezepturen können wir also besser definieren, wie ein (moderner) Negroni zubereitet werden sollte. Darin kommen wir zu etwas anderen Schlußfolgerungen als die in der Sekundärliteratur veröffentlichten.

Der moderne Negroni wird mit drei gleichen Teilen Campari, rotem (italienischem) Wermut und Gin zubereitet. Man rührt auf Eis und serviert dann entweder ohne Eiswürfel oder mit Eiswürfel in einem Tumbler. Letzteres hat nach und nach den Vorzug bekommen, und auch wir bevorzugen unseren Negroni mit Eis. Garniert werden kann mit Orangenzeste oder Zitronenzeste, man mag auch Scheiben nehmen, wobei dies vermutlich früher nur Verwendet wurde, weil die Verwendung von Früchten als modern galt; man erinnere sich hier nur einmal an die als Obstsalat servierten Old-Fashioneds. Wir empfehlen jedenfalls lediglich die Zesten. Die Verwendung der Zitronenzeste geht sicherlich auf den Americano zurück. Wir bevorzugen die Orangenzeste, um die Orangenaromen des Camparis.

Doch dies ist die moderne Zubereitungsweise. Wir wollen nun den ursprünglichen Negroni rekonstruieren, der im übrigen eine schmackhafte und nicht zu unterschätzende Variante darstellt.

Der Negroni Highball

Negroni Highball.
Negroni Highball.

40 ml Antica Formula
20 ml House Campari (4 Teile Tuvè Bitter, 1 Teil Campari)
10 ml Royal Dock Navy Strength Gin
50 Thomas Henry Soda

Zubereitung: Als Highball zubereiten

Alternativ und von uns aktuell bevorzugt:

40 ml Antica Torino rosso vermouth
20 ml La Canellese Bitter
15 ml Finsbury 47 Gin
50 ml Thomas Henry Soda

Zubereitung: 3 Eiswürfel, im Highballglas gebaut.

Aufgrund unserer Analyse ist nicht nur klarer geworden, was ein „moderner“ Negroni ist, sondern auch, wie man sich den ursprünglichen Negroni vorzustellen hat. Als Americano, der mit etwas Gin zubereitet wurde, nicht auf Eis gerührt und nicht mit Eis serviert, und vermutlich auch ohne jegliche Garnierung.

Läßt sich mit diesen Angaben etwas Schmackhaftes rekonstruieren? Wir sind bereits kurz auf den Americano eingegangen und haben ermittelt, daß ein durchschnittlicher Americano  aus 15% Campari, 35% Wermut und 50% Soda besteht. Der Americano wird in Mille Misture, dem Buch, daß wir dieser Analyse zugrunde legten, immer mit einer Zitronenzeste garniert. Vermutlich wird dies also auch die Garnitur für einen Negroni gewesen sein, falls überhaupt eine verwendet wurde. Wir wissen nicht, wie der Americano in Florenz serviert wurde. Doch nehmen wir versuchsweise einmal an, er hätte dem ermittelten durchschnittlichen Mengenverhältnis entsprochen, nämlich 15% Campari, 35% Wermut und 50% Soda.

Die Mengen für einen Americano, heruntergerechnet auf 30 ml, ergeben ca. 5 ml (4,5 ml) Campari, 10 ml (10,5 ml) Wermut, 15 ml Soda. Kommen wir nun auf die Aussage von Fosco Scarselli zurück, der angab, er hätte dem Americano ein paar Tropfen Gin hinzugefügt. Welche Menge mag er damit genau gemeint haben? Setzen wir vereinfachend den hier gemeinten Tropfen mehr oder weniger mit einem Dash gleich, der – wir in unserem Beitrag über den Dash dargelegt haben – ungefähr 1,25 ml entspricht. Berücksichtigen wir gleichzeitig, daß der Gin-Anteil unter dem des Camparis liegen muß – denn sonst hätte Fosco gesagt, er hätte genau so viel Gin wie Campari genommen – so mag man vielleicht bei 2,5 ml Gin liegen. Fosco hat darauf hingewiesen, daß er einen „bitteren“ Gin verwendete – was wir übersetzt haben in einen wacholderstarken Overproof-Gin.

Das alles zusammengenommen erhält man dann für einen 30 ml fassenden Negroni folgende Rezeptur: 5 ml Campari, 10 ml Wermut, 2,5 ml Gin und 12,5 ml Soda. Das ergibt eine ziemlich alkoholarme Mischung, und wird sie in 30 ml fassenden Gläsern serviert, kann man davon gewiß gelegentlich auch 40 Stück davon trinken, so wie es der Graf gemacht haben soll. Der Alkoholgehalt beträgt um die 14%, das Gesamtvolumen bei 40 Stück wären 1,2 Liter.

Negroni - Moderne und ursprüngliche mutmaßliche Rezeptur.
Negroni – Moderne und ursprüngliche mutmaßliche Rezeptur.

Zur Veranschaulichung sei dieses Verhältnis einmal auf heute übliche Negronis umgerechnet. Der heutige Negroni besteht zu 30 ml Campari, 30 ml Wermut und 30 ml Gin. Hinzunehmen muß man streng genommen noch das Schmelzwasser, daß vielleicht 30% zusätzlich ergibt, also ca. 30 ml. In Summe also 120 ml.

Rechnen wir zum besseren Vergleich den ursprünglichen Negroni ebenfalls auf 120 ml hoch, so ergeben sich 20 ml Campari, 40 ml Wermut, 10 ml Gin und 50 ml Soda. So groß ist der Unterschied eigentlich nicht, und doch ergibt sich ein ganz anderer Drink. Es liegt der Gedanke nahe, sich den ursprünglichen Negroni als Highball zu denken. Ein Highball wird mit Eis zubereitet, und so schlagen wir vor, abweichend vom  „Original“, auch Eis zu verwenden.

Negroni Highball.
Negroni Highball.

Wir haben diese Rekonstruktion natürlich ausprobiert, und sie ist sehr schmackhaft. Auf eine Zitronen- oder Orangenzeste haben wir verzichtet, man kann sie aber optional hinzugeben. Im Vergleich zu einem Americano macht sich der zusätzliche Gin subtil bemerkbar, ohne jedoch zu sehr zu dominieren. Gleichzeitig bleibt der Drink so alkoholarm und behält seinen italienischen Charakter als Aperitivo.

Diese Rekonstruktion müßte, wenn man historisch korrekt sein möchte, eigentlich den Namen „Negroni“ tragen, und der heute übliche Negroni eigentlich einen anderen Namen, denn wie wir anhand der historischen Quellen sehen können, macht erst die Verwendung von Soda den Negroni zu einem Negroni. Nun hat sich die Geschichte anders entschieden, und so schlagen wir vor, die ursprüngliche Version einfach „Negroni Highball“ zu nennen. Eine Bezeichnung, die in historischen Rezepten gelegentlich auch vorgekommen ist, erstmals 1966 bei Oscar Haimo.

Wann und warum wurde die Rezeptur des Negronis geändert?

Wie wir also belegen können, war der Negroni ursprünglich ein Aperitiv mit viel Wermut und Campari, mit Soda und etwas Gin, vermutlich serviert in 3 cl fassenden Gläsern, ohne Eis im Glas serviert und ohne Rühren auf Eis zubereitet.

Wie wir aus der Analyse der Rezepturen erkannt haben,  werden, unterscheidet sich die Rezeptur des Negronis, so wie sie in den Büchern angegeben wird, von der ursprünglichen.

Was uns hier interessiert, ist die Frage, warum diese Rezepturänderung stattfand. Wir wissen es nicht, haben jedoch eine Vermutung. Irgendwann wurde der Negroni zum Signature-Drink von Campari ernannt. Noch heute wirbt Campari sehr intensiv mit diesem Drink. Doch bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts muß man bei Campari den Drink für sich beansprucht haben, denn warum sonst hätte man gegen den Hersteller des in Flaschen abgefüllten „Old Negroni Cocktails“ klagen sollen und darauf bestanden haben, daß diese Flaschenabfüllung kein Negroni sei.

Campari Cocktail. The New Yorker, 13. Oktober 1956, Seite 199.
Campari Cocktail. The New Yorker, 13. Oktober 1956, Seite 199. [17]

Im „The New Yorker“ erschien am 13. Oktober 1956 auf Seite 199 eine Werbeanzeige der Firma Austin, Nichols & Co. aus New York.  Darin wird Campari mit einem Signature-Drink beworben. Wir lesen dort „The Campari Cocktail (also called Negroni). The World Connoisseur’s Cocktail.“ Die Rezeptur besteht aus gleichen Teilen Campari, süßem Wermut und Gin. Und sie heißt Campari Cocktail, was historisch betrachtet auch korrekt ist, da die Rezeptur des ursprünglichen Negronis eindeutig anders war, doch fügt man als Anmerkung hinzu, diesen Cocktail nenne man auch Negroni. [2-98] [17] Der Negroni Cocktail erschien in den USA erst nach dem 2. Weltkrieg in Zeitungsartikeln und in Bars. [1-x]. Auch in den Rezeptbüchern erscheint der Negroni eigentlich erst ab den 1950er Jahren. Dies ist unserer Ansicht wohl darauf zurückzuführen, daß der Campari Cocktail a.k.a. Negroni von Campari massiv beworben wurde. Man veränderte im Rahmen dieser Werbemaßnahme die Rezeptur des Negronis, erhöhte den Camparianteil und paßte den Drink den amerikanischen Trinkgewohnheiten an. War der ursprüngliche Negroni noch in der italienischen Aperitifkultur verankert, alkoholarm und mit Soda zubereitet, wurde er nun alkoholreicher und den amerikanischen Trinkgewohnheiten angepaßt.

Der Negroni dürfte in Amerika bekannt geworden sein, weil nach dem Zweiten Weltkrieg Kriegsheimkehrer die italienische Aperitif-Kultur mit zurückgebracht haben, so lautet eine Interpretation. Die Rezeptur wurde an die dort vorherrschenden Trinkgewohnheiten angepaßt. Man war alkoholreichere Getränke bereits gewöhnt, denn den Martini Cocktail trank man bereits als Aperitif. [19] Robert Simonson ist jedoch anderer Meinung. Er schreibt, der Negroni sei selbst Ende der 1950er Jahre der Allgemeinheit nicht sehr bekannt gewesen. Er sei erst bekannter geworden, als darüber berichtet worden sei, daß Berühmtheiten ihn tränken. In den 1970er Jahren sei er jedoch aus dem Bewußtsein verschwunden bis in die 1990er praktisch nicht mehr vorhanden gewesen. Er fährt fort mit den Worten: »Als der italienische Barkeeper Francesco Lafranconi – der nach Las Vegas gezogen war, um für Southern Wine and Spirits (jetzt Southern Glazer’s) zu arbeiten – 2001 einen Kurs für einheimische Barkeeper leitete, lautete eine der Fragen in der sechsseitigen Prüfung: ›Was ist in einem Negroni? ‹. Das galt als sehr schwierig. Neunzig Prozent der Studenten hatten keine Ahnung. … In den 2010er Jahren trugen Abwandlungen des Getränks ihren Teil dazu bei, den Bekanntheitsgrad des Muttercocktails zu steigern. … Das Ergebnis all dieser Zwillingstrends? Heute werden in den meisten amerikanischen Bars nicht nur Negronis serviert.« [21-48] [21-49]

– »When Italian bartender Francesco Lafranconi – who transplanted to Las Vegas to work for Southern Wine and Spirits (now Southern Glazer’s) – led a class for local bartenders in 2001, one of the the questions on the six-page exam was, ›What’s in a Negroni?‹ That was considered a toughie. Nimety percent of the students had no idea. … By the 2010s, riffs on the drink were doing their part to boost the profile of the mother cocktail. … The result of all these twining trends? Today, not only are there Negronis served at most American bars.« [21-48] [21-49]

Quellen
  1. Gaz Regan: The Negroni. Drinking to a dolce vita. ISBN 978-1-60774-779-6. Ten Speed Press, 2015.
  2. Luca Picchi: Negroni Cocktail – An Italian Legend. ISBN 978-88-09-80618-4. Florenz & Mailand, Giunti Editore, 2015.
  3. http://www.drinkingcup.net/negroni-invented-africa-sorry-italy/: New Evidence Negroni was Invented in Africa – Sorry Italy. Von Ben Leggett.
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Campari: Campari.
  5. http://www.drinkingcup.net/the-real-count-camillo-negroni/: New Evidence: The Real Count Camillo Negroni. Von Ben Leggett.
  6. https://www.diffordsguide.com/encyclopedia/987/cocktails/the-negroni-cocktail: Negroni Cocktail. Von Simon Difford.
  7. https://books.google.de/books?id=ubXJAwAAQBAJ&pg=PA141&dq=%22footloose+in+Italy%22+willett&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj34-LFmIDaAhWEJJoKHfXcAgQQ6AEIJzAA#v=onepage&q=%22footloose%20in%20Italy%22%20willett&f=false: Andrew Willett: Elemental Mixology. 2013. Seite 141.
  8. http://everythinginthebar.blogspot.de/2010/01/fosco-scarselli.html: Fosco Scarselli. Von Lucio Tucci, 28. Januar 2010.
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Wacholder: Wacholder.
  10. https://books.google.de/books?redir_esc=y&hl=de&id=QA7TAAAAMAAJ&focus=searchwithinvolume&q=Negroni: Horace Siutton: Footloose in Italy. Rinehart, 1950. Seite 13.
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_W%C3%B6rth: Schlacht bei Wörth.
  12. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Picture_of_Arnold_Henry_Savage_Landor.jpg: Picture of Arnold Henry Savage Landor, no later than 1904. Aus Appleton’s Magazine, erschienen 1904: https://archive.org/stream/appletonsmagazin04newy#page/280/mode/2up.
  13. Elvezio Grassi: 1000 Misture. Bologna, Licino Capelli, 1936.
  14. https://de.wikipedia.org/wiki/Martini_%26_Rossi: Martini & Rossi.
  15. https://de.wikipedia.org/wiki/Sodawasser: Sodawasser.
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Selterswasser: Selterswasser.
  17. https://cocktailsandcologne.com/2012/05/02/campari-ad-circa-1956/: Campari Ad, Circa 1956. Vom 2. Mai 2012.
  18. Émile Lefeuvre: Méthode pour composer soi-même les boissons américaines, anglaises, italienes, etc. Cent-soixante formules a l’usage de MM. les Limonadiers, Restaurateurs, Maîtres d’Hôtels, Chefs de Buffets, Chefs de Bars, Maisons bourgeoises, etc. : Augmentée d’un questionnaire anglais-français, contenant 250 Demandes et Résponses les plus usuelles aux Limonadiers, Restaurateurs, et Maîtres d’Hôtels. Paris, ohne Jahr (1889).
  19. https://vinepair.com/articles/somms-sweet-bitter-italian-liqueur/ Courtney Schiessl: Why Somms Are So Sweet on Bitter Italian Liqueur. 23. August 2017.
  20. Michel de Montaigne: Tagebuch einer Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland von 1580 bis 1581. ISBN 978-3-8477-0349-5. Die Andere Bibliothek, Band 349. Berlin 2014,
  21. Robert Simonson: From bust to boom. How the Negroni (slowly) became an American cocktail icon. In: Imbibe 93, September/Oktober 2021.
Negroni.
Negroni.

Historische Rezepte

1927 Jean Lupoiu: 370 recettes de cocktails. Seite 49. Hoffman-House Cocktail.

1 jet Orange Bitters, 1/3 Vermouth
Noilly Prat, 2/3 Nicholson Gin.
Bien mélanger et servir avec un zeste
d’orange.

1927 Jean Lupoiu: 370 recettes de cocktails. Seite 56. Julio Cocktail.

3 jets Bitter Campari , 1/ 6 Rossi,
1/6 Vermouth Cinzano, 2/3 Gin.
(Inventé par l’Auleur, en l’honneur de
M. Haag, Directeur du journal l’Opinion).

1927 Jean Lupoiu: 370 recettes de cocktails. Seite 62. Lone Tree Cocktail.

1/3 Vermouth N . P., 1/3 Cinzano, 1/3
Gin.
Servir avec un zeste de citron.

1927 Marcel Requien & Lucien Farnoux Reynaud: L’Heure du Cocktail. Seite 56. Loving.

1/2 Gin, 1/2 Vermouth blanc Gancia,
deux traits Amer Campari. Frapper à la timbale.
Communiqué par Primo (Primo’s bar, Paris).

1927 Marcel Requien & Lucien Farnoux Reynaud: L’Heure du Cocktail. Seite 56. Mussolini.

1/2 Gin, 3/10 Vermouth italien
2/10 Bitter Campari. Frapper à la timbale et exprimer
un jus de citron.
Communiqué par Charlie Castelloni. (Hermitage, Paris)

1927 Piero Grandi: Cocktails. Seite 59.  Za Za Cocktail.

2 gouttes de Campari Bitter, 1/3 de Nichol-
son Gin, 2/3 de Cinzano Vermouth Italien. Mé-
langez bien, versez dans un verre à Cocktail,
seryez avec un cherry.

1929 Anonymus: Cocktails de Paris préséntes par RIP. Camparinette.

1/4 Campari
1/4 Vermouth italien Cora
1/2 Gordon Gin
Servir avec un zeste de citron
ALBERT, du «Chatam».

1929 Anonymus: Cocktails de Paris préséntes par RIP. Charlie Pie.

1/2 Gordon Gin
3/8 Vermouth italien
1/8 Campari

1930 Edgar Baudoin: Les Meilleurs Cocktails. Seite 19. July Cocktail.

3 jets Bitter Campari, 1 /6 Rossi, 1 /6 vermouth Cin-
zano, 2/3 Gin.

1930 Harry McElhone: Harry’s ABC of Mixing Cocktails. Seite 83. Tunnel Cocktail.

1/3 Gin,1/3 Campari, 1/6 Italian Vermouth, 1/6 French
Vermouth. Shake well, strain into cocktail glass
and squeeze orange peel on top.
This cocktail was awarded Prix d’Honneur at
the International Bar-tenders‘ Contest, Paris, 1929.
(Recipe by Bob Card, Harry’s New York Bar,
Paris.)

1934 Harry McElhone: Harry’s ABC of Mixing Cocktails. Seite 83. Quill Cocktail.

1/3 Campari, 1/3 Rossi, 1/3 Gin, 1 dash of Absinthe.
(Frank C. Payne, New York.)

1934 Harry McElhone: Harry’s ABC of Mixing Cocktails. Seite 99. Tunnel Cocktail.

1/3 Gin,1/3 Campari, 1/6 Italian Vermouth, 1/6 French
Vermouth. Shake well, strain into cocktail glass
and squeeze Orange Peel on top.
This cocktail was awarded Prix d’Honneur
at the International Bar-tenders‘ Contest, Paris,
1929.
(Recipe by Bob Card, Harry’s New York Bar,
Paris.)

1934 William T. Boothby: „Cocktail Bill“ Boothby’s World Drinks. Seite 39. Camparinete.

Gin . . . . . . . . . . . 1/2 jigger           It. Vermouth . . . . . . . . 1/4 jigger
                          Campari . . . . . . . 1/4 jigger
Shake well with ice, strain into, chilled cocktail glass, twist lemon peel
over and serve.

1934 William T. Boothby: „Cocktail Bill“ Boothby’s World Drinks. Seite 43. Charlie Pie.

Gin . . . . . . . . . . 1/2 jigger            It. Vermouth . . . . . . . . . 3/8 jigger
.                           Campari . . . . . . . 1/8 jigger
Shake well with ice, strain into chilled cocktail glass and serve.

1934 William T. Boothby: „Cocktail Bill“ Boothby’s World Drinks. Seite 168. Tunnel.

Gin . . . . . . . . . . . . 3 spoons              Fr. Vermouth . . . . . . . 3 spoons
It. Vermouth . . . . 2 spoons              Campari  . . . . . . . . . . . 2 spoons
Shake well with ice, strain into chilled cocktail glass, twist lemon
peel over and serve.

1935 George Pillaert: Le Bar Américan. Seite 23. Paris Cocktail.

CREATION                 BAR NAPOLEON PARIS
1/4 Gordon’s DRY Gin
1/4 Noilly Prat
1/4 Cinzano
1/4 Campari
1 trait angostura
.                                   Zeste de citron – Tumbler

1935 George Pillaert: Le Bar Américan. Seite 23. Sport.

1/2 Gordon’s DRY Gin
1/4 Cinzano
1/4 Campari
1 trait angostura
Garnir une cerise              Tumbler

1935 O. Blunier: The Barkeeper’s Golden Book. Seite 144. Tunnel.

1/6 Italian Vermouth
1/6 French Vermouth
1/3 Campari
1/3 Gin
squeeze Orange peel

1936 Raymond Porta Mingot: Gran Manual de Cocktails. Seite 338. Aquel Club Cocktail.

Usese la cocktelera.
Unos pedacitos de hielo.
4 gotas de Bitter Orange.
1/4 parte de Bitter Campari.
1/4 parte de Dry Gin Sumner’s.
2/4 parte de Vermouth Francés Noilly
Prat.
Agítese, cuélese y sírvase en copa de 100
gramos con una cascarita de limón.

1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 26. Astoria Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Vermouth
Martini dry, 2/3 de Booth’s Yellow Gin.
Mélanger et servir.

1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 69. Futurity Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Gampari, 1/3 de Martini
Vermouth doux, 2/3 Seager’s Spécial Dry
Gin.
Mélanger et servir.

1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 78. Hoffman House Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Ver-
mouth Martini sec, 2/3 de Gordon’s Dry
Gin.
Mélanger et servir.

1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 86. Julio Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Gampari, 1/6 de Rossi,
1/6 Martini Vermouth sec, 2/3 de Booth’s
Yellow Gin.
Mélanger et servir.

1938 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 94. Lone Tree Cocktail.

Dans le shaker:
2 jets de Bitter Campari, 1/6 de Martini
Vermouth doux, 1/6 de Martini Vermouth
sec, 2/3 Seager’s Special Dry Gin.
Agiter légèrement et servir.

1939 Anonymus: Cuna del Daiquiri Cocktail. Seite 44. Negrone.

1 Six ounces glass full of Ice.
1/4 Campari Bitter.
1/2 Dry Gin.
1/2 Vermouth Bitter.
1/2 Vermouth.
Serve it with cherry after squeez-
ing an orange pee!.

Vaso fino de seis onzas lleno de
hielo.
1/4 de Bitter Campari.
1/2 de Ginebra.
1/2 de Vermouth amargo.
1/2 Onza de Vermouth.
Cascara de naranja expri-
mida.
Adórnese con uno guinda.

1940 Pedro Talavera: Los secretos del cocktail. Seite 152. Mi cocktail.

En un gran vaso de cristal, unos pedacitos de hielo.
6 gotas de Bitter Campari.
1/3 copa de Vermouth Martini Rossi.
1/2 ídem de Captain’s Gin.
Agítese bien y se pasa al vaso núm. 3 con una cor-
teza de limón.

1940 Pedro Talavera: Los secretos del cocktail. Seite 240. Lancia cocktail.

En un gran vaso de cristal, unos pedacitos de hielo.
10 gotas de Bitter Campari.
1/2 copa de Vermouth Carpano.
1/2 ídem de Captain’s Gin.
Agítese bien y se pasa al vaso núm. 3, con una
cereza.

1943 Jacinto Sanfeliu Brucart: Cien Cocktails. Seite 29. Camparinete-Cocktail.

Póngase en el vaso mezclador unos pe-
dacitos de hielo y añadir;
1/4 Campari
1/4 Vermut italiano
2/4 Dry Gin
Agítese bien y sírvase en copa de cocktail.
— Fórmula de «Albert», Chatam, París. —

1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 17. Astoria Cocktail.

1 trait de Bitter Campari; 1/3 Cinzano Dry;
2/3 Gin.

1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 44. Futurity Cocktail.

1 trait de Bitter Campari; 1/3 Cinzano;
2/3 Dry Gin.

1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 49. Hoffman House Cocktail.

1 trait de Bitter Campari; 1/3 Cinzano Dry;
2/3 Dry Gin.

1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 53. Julio Cocktail.

1 trait de Bitter Campari; 1/6 Rossi;
1/6 Cinzano Dry; 2/3 Gin.

1947 A. Vermeys: Cocktails. Seite 78. Rossi Cocktail.

2 traits de Bitter Campari; 1/3 Apéritif Rossi;
2/3 Dry Gin.

1948 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 18. Astoria Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Ver-
mouth Martini dry, 2/3 SEACERS Gin.
Mélanger et servir.

1948 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 54. Futurity Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Martini
Vermouth doux, 2/3 Seager’s Spécial Dry
Gin.
Mélanger et servir.

1948 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 60. Hoffman House Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Ver-
mouth Martini sec, 2/3 de SEAGER‘ S Dry
Gin.
Mélanger et servir.

1948 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 65. Julio Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Gampari, 1/6 de Rossi,
1/6 Martini Vermouth sec, 2/3 de
SEAGER’S Gin.
Mélanger et servir.

1948 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 70. Lone Tree Cocktail.

Dans le shaker:
2 jets de Bitter Campari, 1/6 de Martini
Vermouth doux, 1/6 de Martini Vermouth
sec, 2/3 Seager’s Special Dry Gin.
Agiter légèrement et servir.

1948 René Bresson: Le Barman Moderne. Seite 51. Corsaire.

Dans un verre à mélange, avec deux ou trois mor-
ceaux de glace gros comme une noix, mettre- :
20 % Gin.
30 % Rossi.
30 % Campari.
5 gouttes d’angostura.
Un zeste de citron.

1948 René Bresson: Le Barman Moderne. Seite 178. Rossignol.

Dans un verre à mélange, avec deux ou trois mor-
ceaux de glace gros comme une noix, mettre:
25 % Gin
25 % Cinzano.
25 % Campari.
25 % Rossi.
Un zeste d’orange.

1948 René Bresson: Le Barman Moderne. Seite 218. Un Figaro.

Dans un verre à mélange, avec
deux ou trois morceaux de glace
gros comme une noix, mettre:
40 % Gin.
40 % Campari
20 % Vermouth Noilly.
Un zeste de citron.

Un Figaro - 1948 René Bresson - Le barman moderne, Seite 218.
Un Figaro – 1948 René Bresson – Le barman moderne, Seite 218.

1948 Trader Vic: Bartender’s Guide. Seite 110. Camparinette Cocktail.

1 oz. gin                                     1/2 oz. Italian vermouth
.                                   1/2 oz. campari
Shake with cracked ice; strain into chilled cocktail glass.

1948 Trader Vic: Bartender’s Guide. Seite 112. Charley Pie Cocktail.

3/4 oz. gin                                       1/2 oz. Italian vermouth
.                                   1/4 oz. campari
Shake with cracked ice; strain into chilled cocktail glass.

1949 Jacinto Sanfeliu Brucart: Evolución y arte del cocktail. Seite 153. Negroni-Cocktail.

1/4 de vermut italiano, 2/4 de Campari, 1/4 de Gin.

1949 Jacinto Sanfeliu Brucart: Evolución y arte del cocktail. Seite 170. Tunnel-Cocktail.

1/3 de Gin, 1/3 de Campari, 1/6 de vermut dulce,
1/6 de vermut seco. Exprimir corteza de naranja.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 94. El Morocco Special No. 2.

Courtesy, John Perona
1 jigger Italian vermouth
1 jigger imported gin
1 dash Campari bitters
Ice
Stir well. Strain into cocktail glass. Add twist
lemon peel.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 152. Le Veau D’Or Aperitif.

Courtesy, Henri, Le Veau d’Or, New York City
2 parts gin
2 parts Cinzano
1 part Campari bitters
Service in wine glass with cube of ice, and add
twist lemon peel.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 176. Negrone (Italian apéritif).

Courtesy, Restaurant Marguery, New York City
1 jigger Seager’s imported gin
1 jigger sweet Martini Rossi vermouth
1 jigger Campari bitters
Ice
Stir, and serve very cold in cocktail glass.
Add twist lime peel.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 176. Negroni Capriccio.

Courtesy, Capriccio Restaurant, Rome
1/3 Gordon gin
1/3 Campari bitters
1/3 Cinzano vermouth (sweet)
Finish with a little seltzer, and serve in an old-
fashioned glass with a lot of ice. Add twist orange
peel.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 177. Negroni Doney.

Courtesy, Doney Veneto Restaurant, Rome
1/3 jigger Doney gin
2/3 jigger Doney bitters
1/4 jigger Carpano vermouth
1/2 slice orange
Serve with soda and ice in cocktail glass.

1951 Ted Saucier: Ted Saucier’s Bottoms Up. Seite 177. Negroni-Ritz of Paris.

By Georges, The Ritz Bar, Paris
1/4 jigger dry gin
1/2 jigger Italian vermouth
1/4 jigger Campari bitters
Dash Angostura bitters
Ice
Shake well. Strain into old-fashioned glass with
lump ice, half slice orange, half slice lemon,
maraschino cherry.

1952 Anonymus: Cocktails. Seite 97. Tour Eiffel Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1/3 bitter Campari,
1/3 Dolzano,
1/3 gin,
Ajouter un zeste d’orange.

1953 Anonymus: Manual del bar. Seite 169. Campeon.

                                             10 gramos de Bitter Campari.
Refrescado.                           25 gramos de Gin Gilbey’s.
Servido en una copa de       30 gramos de Vermouth Cin-
100 gramos.                          zano.
Gamador del premio Ca-     30 gramos de Vermouth Soleil.
pital del concurso de
Fco. Cinzano en 1952.
(Creación de José Bue-
no).

1953 Anonymus: Manual del bar. Seite 227. Negroni.

.                                               50 gramos de Vermouth To-
Refrescado.                            rino.
Servido en una copa o          20 gramos de Bitter Rojo.
vaso de 100 gra-                    20 gramos de Dry Gin.
mos.                                        Agregar una rodaja de Limón
.                                               con cáscara.

1953 Anonymus: The U.K.B.G. Guide to Drinks. Seite 74. Negroni.

1/3 Dry Gin.
1/3 Sweet Vermouth.
1/3 Campari Bitters.
Stir and Strain.
Add Twist of Lemon Peel.

1953 Marcel et Roger Louc: Cocktails et Grand Crus. Seite 43. Astoria Cocktail.

Deux traits Bitter Campari
1/3 Vermouth Français
2/3 Gin
Ajouter une olive verte.

1953 Marcel et Roger Louc: Cocktails et Grand Crus. Seite 56. Dolzano Cocktail.

1/4 Bitter Campari
1/4 Gin
1/2 Dolzano
Un zeste d’orange
Un zeste de citron.
(Création des auteurs.)

1953 Marcel et Roger Louc: Cocktails et Grand Crus. Seite 90. Vermouth Cocktail.

Deux traits Bitter Campari
Deux traits Orange Bitter
1/5 Gin
2/5 Vermouth Français
2/5 Vermouth Italien, ajou-
ter un zeste d’orange et un
zeste d citron.

1953 Marcel et Roger Louc: Cocktails et Grand Crus. Seite 107. Tour Eiffel Cocktail.

1/3 Bitter Campari
1/3 Dolzano
1/3 Gin Gordon’s
Ajouter un zeste d’orange.

1954 Marcel Pace: Nos Meilleures boissons. Negroni.

Dans le tumbler              In tumbler
glace ice
1/3 GIN
1/3 CAMPARI
1/3 CINZANO
zeste de citron                 lemon peel

1954 Eddie Clark: King Cocktail. Seite 44. Negroni.

1 measure Campari
1/2 measure Sweet Vermouth
1 measure Gin
Slice of Orange or Lemon
Fill with soda. Goblet
glass.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 22. Astoria Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Martini
dry, 2/3 SEAGERS Gin.
Mélanger et servir.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 61. Futurity Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Martini,
2/3 Seager’s Special Dry Gin.
Mélanger et servir.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 68. Hoffman House Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/3 de Martini
dry, 2/3 de SEAGER’S Dry Gin.
Mélanger et servir.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 73. Julio Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1 jet de Bitter Campari, 1/6 de Rossi,
1/6 Martini dry, 2/3 de SEAGER’S Gin.
Mélanger et servir.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 78. Lone Tree Cocktail.

Dans le verre à mélange:
2 jets de Bitter Campari, 1/6 de Martini,
1/6 de Martini dry, 2/3 Seager’s Special
Dry Gin.
Mélanger légèrement et servir.

1955 Jean Lupoiu: Cocktails. Seite 86. Negroni Cocktail.

Dans le verre à mélange:
1/3 Seager’s Gin, 1/3 Bitter Campari,
1/3 Martini.
Mélanger et servir.

1959 Anonymus: Manual de Cocteleria. #89. Negroni (Long Drink)

En vaso de 10 onzas
1/2 onza de Bitter Campari
1 onza de Ginebra Seca
1 onza de Vermouth Carpano’s Punt e Mes
y soda al gusto
Pedazos de hielo y cascara de naranja.

1960 Anonymus: Recetas para cocteles. Seite 45. Negroni (Long Drink).

En vaso de 10 onzas.
1/2 onza de Bitter Campari
1 onza de Ginebra Seca
1 onza de Vermouth Carpano’s Punt e Mes
y soda al gusto
Pedazos de hielo y cáscara de naranja.

1960 Anonymus: The U.K.B.G. Guide to Drinks. Seite 75. Negroni.

1/3 Dry Gin.
1/3 Sweet Vermouth.
1/3 Campari Bitters.
Stir and Strain.
Add Twist of Lemon Peel.

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 30. Camparinette.

1/4 Campari
1/4 Vermouth italien
1/2 Gin
1 zeste de citron

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 33. Charlie Pie.

1/2 Gin
3/8 Vermouth italien
1/8 Campari

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 51. Frise-Changhaï.

1/2 Gin
1/2 Vermouth italien
1 trait Campari

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 58. Hoffman House.

1/3 Martini Dry
2/3 Gin
1 trait Campari

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 64. Julio.

1/6 Rossi
1/6 Martini rouge
2/3 Gin
1 trait Campari

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 72. Lone Tree.

1/6 Martini Dry
1/6 Martini blanc
2/3 Gin
2 traits Campari

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 81. Negroni number one.

1/3 Gin
1/3 Campari
1/3 Cinzano rouge
1 zeste de citron

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 81. Negroni two.

1/6 Gin
2/6 Campari
3/6 Martini
1 tranche d’orange
1 cerise
1 zeste de citron

1960 Anonymus: Tout les cocktails et les boissons rafraichissante. Seite 98. Rossi cocktail.

1/3 Rossi
2/3 Gin
2 traits Campari

1963 Eddie Clarke: Shaking in the 60’s. Seite 126. Negroni.

Pour into a goblet glass the following:
1/2 measure Campari
1/2 measure sweet Vermouth
1 measure gin
Add piece of ice and slice of orange or lemon.
Fill with soda water.

1963 Luigi Veronelli: I cocktails. Seite 64. Amapola Cocktail.

1 bicchiere e 1/3 di dry gin
2/3 di bicchiere di vermouth classico
1 cucchiaio di bitter campari
ghiaccio a cubetti
Introdurre qualche cubetto di ghiaccio nel mixer. Versare
il dry gin ed il vermouth classico e mescolarli usando
l’apposito cucchiaio; aggiungere il bitter campari. Mesco­
lare piuttosto forte, lasciar riposare uno o due secondi,
riprendere infine a mescolare ma lentamente. Servire su­
bito.

1963 Luigi Veronelli: I cocktails. Seite 102. Campari Cocktail.

1 bicchiere e 1/3 di dry gin
1/3 di bicchiere di bitter campari
1 cucchiaio di vermouth dry
2 scorzette di limone senza nulla del bianco interno
ghiaccio a cubetti
Introdurre qualche cubetto di ghiaccio nel mixer. Versare
il dry gin, il campari e il vermouth dry. Mescolare piuttosto
forte usando l’apposito cucchiaio, lasciar riposare uno o
due secondi, riprendere infine a mescolare ma lentamente.
Servire subito in bicchieri guarniti con una scorzetta di li­-
mone.

1963 Luigi Veronelli: I cocktails. Seite 199. Negroni Cocktail.

1/3 di bicchiere di dry gin
1/3 di bicchiere di vermouth classico
1/3 di bicchiere di bitter campari
1 fettina di arancia, pelata a vivo
1 cubetto di ghiaccio
Versare direttamente nel bicchiere sul cui fondo avrete
posto un cubetto di ghiaccio, il dry gin, il vermouth clas­-
sico ed il bitter campari. Guarnire con la fettina di aran­-
cia e servire.

1964 Anonymus: Manual del bar. Seite 139. Negroni.

1/3 Dry Gin.
1/3 Vermouth dulce.
1/3 Bitter Campari.
1/2 rodaja de naranja.
1 trozo grande de hielo.
Preparai en un vaso largo.

1964 Anonymus: Manual del bar. Seite 227. Negroni.

                                           30 gramos de Vermouth To-
Refrescado.                         rino.
Servido en una copa o       30 gramos de Bitter Rojo.
vaso de 200 gramos.          30 gramos de Dry Gin.
Uno trozo de hielo.            Agregar una rodaja de naran-
.                                            ja con cáscara.

1965 Aladar von Wesendonk: 888 Cocktails. Seite 88. Tunnel Cocktail.

(Bob Cord,
Harry’s New York Bar, Paris)
1/3 dry Gin
1/3 Campari
1/6 Cinzano rot
1/6 Cinzano weiß
im shaker mit Eis schütteln, ins
Cocktailglas seihen und mit
1 Orangenschale abspritzen

1965 Aladar von Wesendonk: 888 Cocktails. Seite 102. Campari News.

1/4 Campari
1/4 italienischer Vermouth rot
1/4 italienischer Vermouth dry
1/4 Gin dry
1 Cumquat ins Glas

1965 Anonymus: The U.K.B.G. Guide to Drinks. Seite 78. Negroni.

1/3 Dry Gin.
1/3 Sweet Vermouth.
1/3 Campari Bitters.
Prepare in glass; add cube
of ice.
1/2 Slice of Orange.

1965 Anonymus: The U.K.B.G. Guide to Drinks. Seite 146. Campeon.

1st Prize Capital Competition
Cinzano 1952
1/4 Cinzano Vermouth
1/4 French Vermouth
3/8 Dry Gin Gilbey
1/8 Bitter Campari.
Iced
Created by Jose Bueno

1965 Anonymus: The U.K.B.G. Guide to Drinks. Seite 161. Cardinale.

3/5 Dry Gin
1/5 Dry Vermouth
1/5 Bitter Campari
Shake and strain in
Cocktail glass

1965 Harry Schraemli: Manuel du bar. Seite 441. Negroni Cocktail.

1/4 Punt e Mès (Carpano), 1/4 gin, 1/2 Campari. Agiter brièvement.

1966 Harry Schraemli: Le roi du bar. Seite 128. Negroni Cocktail.

Shaker. 1/4 Punt e Mès (Carpano), 1/4 gin,
1/2 Campari. ZO. [Orangenzeste]

1966 John Doxat: Booth’s Handbook of Cocktails and Mixed Drinks. Seite 57. Negroni.

2 oz. Dry Gin
1 oz. Sweet Vermouth
1 oz. Campari
Pour over ice in tall goblet; top with Soda-Water; add
slice of Orange.

1966 Mario Kardahi: Tratado Practico de Coctelería, Pastelería y Afines. Seite 164. Negroni.

.                                       . 30 grs. de Vermouth Torino.
Refrescado.                      30    “   de Bitter Rojo.
Servir en vaso para         30 gr. de Dry Gin.
O. Fashioned con            Agregar una rodaja de piel
hielo. de limón.

1966 Oscar Haimo: Cocktail and Wine Digest. Seite 72. Negroni Highball.

Lump of ice in Highball Glass with:
1 oz. Sweet Vermouth. 1 oz. Campari Bitter. 1 oz. Gin.
Fill wih Canada Dry Club Soda. Twist of Lemon Peel and
slice of Orange on top. Stir.

1969 Mario Kardahi & Raul Echenique: El arte de la exquisitez y del buen beber. Seite 360. Negroni.

Refrescado. Servir en vaso de Old Fashioned.
30 gramos de Vermouth Torino,
30        “       “  Bitter Rojo,
30        “       “  Dry Gin.
Agregar una rodaja de cáscara de limón

1972 Anonymus: Recipes – Wines and Spirits. Seite 18. Negroni.

To make 1 cocktail
2 ice cubes
1 1/2 ounces Carpano or sweet
vermouth
1 1/2 ounces Campari bitters
1 1/2 ounces gin
1 strip lemon peel
A 6-ounce old-fashioned glass
Place the ice cubes in the old-fashioned glass and add the Carpano or
sweet vermouth, bitters and gin. Stir the ingredients together briefly and
drop in the lemon peel.

1972 Leo Cotton: Old Mr. Seite 67. Negronis.

3/4 oz. Old Mr. Boston Dry Gin
3/4 oz. Campari Bitters
3/4 oz. Sweet or Dry Vermouth
Shake well with cracked ice and
strain into Old Fashioned cocktail
glass. May also be served over ice
cubes in 8 oz. highball glass adding
carbonated water and stirring.

1972 Trader Vic: Trader Vic’s Bartender’s Guide. Seite 119. Cardinal Cocktail.

1 part bitter Campari
1 part gin
1 part French vermouth
Shake with ice cubes. Strain into chilled cocktail glass. Add
a twist of lemon peel.

1972 Trader Vic: Trader Vic’s Bartender’s Guide. Seite 125. Negroni.

1/2 ounce bitter Campari
1/2 ounce gin
1/2 ounce Italian vermouth
Pour into old fashioned glass filled with ice cubes. Stir well.
Add a twist of lemon peel.

1973 Anonymus: 500 Ways to Mix Drinks. Seite 39. Negroni Cocktail.

1/3 bitter Campari Aperitivo
1/3 gin
1/3 Italian vermouth
Shake well with ice and strain
into a cocktail glass.

1973 Oscar Haimo: Cocktail and Wine Digest. Seite 72. Negroni Highball.

Lump of Ice in Highball
Glass with:
1 oz. Sweet Vermouth, 1 oz. Compari Bitters, 1 oz. Gin.
Fill with Canada Dry Club Soda. Twist of Lemon Peel and
slice of Orange on top. Stir.

1976 Anonymus: International Guide to Drinks. Seite 59. Negroni.

1/3 gin
1/3 sweet vermouth
1/3 Campari bitters
Prepare in glass; add ice.
1/2 slice of orange
Soda water if desired.

1976 Anonymus: International Guide to Drinks. Seite 105. Campeon.

1/4 Cinzano vermouth (dry, sweet
or bianco)
1/4 French vermouth
3/8 Gilbey’s dry gin
1/8 bitter Campari
Ice
José Bueno.
1st Prize Capital Competition
Cinzano 1952

1976 Anonymus: International Guide to Drinks. Seite 121. Casanova Cocktail.

6/10 Beefeater’s gin
3/10 bitter Campari
1/10 Carpano
3 dashes Angostura bitters
Mixing glass

1976 Brian F. Rea – Brian’s Booze Guide. Seite 67. Negroni.

Stir/strain into pre-chilled cocktail glass
3⁄4 ounce sweet Vermouth
3⁄4 ounce Campari
1 1⁄2 ounces Gin
Lemon twist

1976 Brian F. Rea – Brian’s Booze Guide. Seite 67. Negroni Highball.

Made with same ingredients and portions as above, except
drink is served in highball glass with ice cubes, then soda
is added.

1976 Harry Craddock: The Savoy Cocktail Book. Seite 110. Negroni.

3/4 oz. Dry Gin.
3/4 oz. Campari.
3/4 oz. Sweet or Dry
Vermouth.
Stir with ice and strain into
cocktail glass, over ice cubes,
with or without a splash of
carbonated water. Add twist
of lemon peel.

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 196. Negroni.

According to the Campari people the recipe is:
cocktail glass                        Stir
1/3 Campari
1/3 gin
1/3 sweet vermouth
If you use dry vermouth the drink becomes a Cardinal. Variations include the use of lemon
and orange peels and bitters.

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 245. Camparinette.

Cocktail Glass                      Stir
1 oz gin
3/4 oz sweet vermouth
3/4 oz Campari

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 247. Cardinal.

Cocktail Glass                        Stir
1 oz gin
3/4 oz Campari
3/4 oz dry vermouth
Lemon twist

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 250. Charley Pie.

Cocktail Glass                         Stir
1 oz gin
3/4 oz sweet vermouth
1/2 oz Campari
(See Negroni)

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 348. Negroni.

Cocktail Glass                          Stir/Shake
1 oz gin
1 oz sweet vermouth
1 oz Campari

Variation
Serve on the rocks with
Soda splash
Lemon twist
(Similar to Americano)

1977 Stan Jones: Jones‘ Complete Barguide. Seite 349. Negronis.

Old Fashioned Glass                    Build
3/4 oz gin
3/4 oz Campari
3/4 oz sweet vermouth
Fill with ice, soda
Lemon twist
(1 dash bitters optional)

1980 Anonymus: Manual del bar. Seite 137. Negroni.

30 gramos de Dry Gin
30 gramos de vermouth
Torino
30 gramos de bitter rojo
Se prepara directamente en
el vaso tipo highball con
hielo, 1/2 rodaja de na~
ranja.

Anonymus: Manual del bar. 1980, Seite 127. Negroni.
Anonymus: Manual del bar. 1980, Seite 127. Negroni.

2009 Anistatia Miller & Jarred Brown: Spirituous Journey Book Two. Seite 196. Negroni. 1 part London dry gin; 1 part Campari; 1 part sweet vermouth; garnish: orange twist. Cocktail glass or over ice in a tumbler.

2009 Gaz Regan: The Bartender’s Gin Compendium. Seite 307. Negroni. 45 ml Campari; 45 ml sweet vermouth; 45 ml gin; garnish: 1 orange twist. Ice-filled old-fashioned glas.

2009 Ted Haigh: Vintage Spirits and Forgotten Cocktails. Seite 295. The Negroni. 3 cl gin or vodka; 3 cl sweet vermouth; 3 cl Campari; garnish: orange wheel.

2010 Colin Peter Field: The Ritz Paris: Mixing Drinks. Seite 68. Negroni. 3/10 Beefeater 24 London dry gin; 3/10 Martini Rosso; 4/10 Campari;

2010: Jason Kosmas & Dushan Zaric: Speakeasy. Seite 42. Negroni. 1 1/4 ounces Plymouth gin; 1 1/4 ounces Campari; 1 1/4 ounces Cinzano sweet vermouth; garnish: 1 orange twist or half-wheel. cocktail glass or ice-filled rocks glass.

2011 Brad Thomas Parsons: Bitters. Seite 137. Negroni. 1 ounce gin; 1 ounce Campari; 1 ounce sweet vermouth; 1 dash orange bitters (optional); garnish: flamed orange peel.

2011 Helmut Adam, Jens Hasenbein & Bastian Heuser: Cocktailian 1. Seite 472. Negroni. 2 cl Campari; 2 cl roter Wermut; 2 cl Gin; Garnitur: Orangenzeste. Auf Eis.

2011 Jim Meehan: Das Geheime Cocktailbuch. Seite 188. Negroni. 4 cl Beefeater Gin; 4 cl Campari; 4 cl Martini Rosso. Garnierung: Orangenschale. Cocktailglas oder auf Eis im Tumbler.

2012 Gaz Regan: The Negroni. Seite 11. „I tend toward around four parts gin to one part each of sweet vermouth and Campari.“

2012 Tom Sandham: World’s Best Cocktails. Seite 22. Negroni. 30 ml gin; 30 ml Campari; 30 ml sweet vermouth; garnish: orange slice. Ice cubes.

2013 Tristan Stephenson: The Curious Bartender. Seite 69. Negroni. 25 ml Tanqueray No. Ten Gin; 25 ml Campari; 25 ml Martini Rosso Vermouth; garnish: Slice of Lemon (or Grapefruit). Rocks glass with cubed ice.

2014 Dave Arnold: Liquid Intelligence. Seite 131. Negroni. 30 ml sweet vermouth; 30 ml gin; 30 ml Campari; garnish: orange or grapefruit twist. Coupe glass or over large rock in an old-fashioned glass.

2014 David Kaplan, Nick Fauchald & Alex Day: Death & Co. Seite 147. Negroni. 1 1/2 ounces Tanqueray London dry gin; 1 ounce Campari; 1 ounce house sweet vermouth; garnish: orange twist. Double rocks glass. Seite 284. House sweet vermouth: 1 part Dolin rouge vermouth, 1 part Punt e Mes.

2015 Duggan McDonnell. Drinking at the Devils Acre. Seite 77. Negroni. 30 ml No. 209 gin; 30 ml Italian vermouth; 30 ml Campari; garnish: orange peel.

2016 André Darlington & Tenaya Darlington: The New Cocktail Hour. Seite 91. Negroni. 45 ml gin (Plymouth or Bluecoat); 30 ml sweet vermouth (Cocchi or Carpano Antica); 22 ml Campari or Luxardo Aperitivo; garnish: 1/2 wheel of orange. Coupe or rocks glass over ice.

2016 Brad Thomas Parsons: Amaro. Seite 107. Negroni. 1 ounce gin; 1 ounce Campari; 1 ounce sweet vermouth; garnish: orange zest.

2016 Brian Silva: Mixing in the Right Circles at Balthazar London. Seite 53. Negroni. 35 ml Beefeater Gin; 25 ml Campari; 15 ml Martini Rosso; garnish: orange slice. Old Fashioned glass with ice.

2016 Philip Greene: The Manhattan. Seite 180. Negroni. 1 ounce Hendrick’s, Ford’s, or any good London Dry Gin; 1 ounce Martini sweet vermouth; 1 ounce Campari; garnish: orange peel. Rocks glass with large ice cubes.

2017 Gary Regan: The Joy of Mixology. Seite 254. Negroni. 1 1/2 ounces Campari; 1 1/2 ounces sweet vermouth; 1 1/2 ouncesgin; garnish: 1 orange twist.

2018 Alex Day, Nick Fauchald, David Kaplan: Cocktail Codex. Seite 89. Negroni. 1 ounce Tanqueray gin; 1 ounce Carpano Antica Formula sweet vermouth; 1 ounce Campari; garnish: 1 orange half wheel.

explicit capitulum
*

über

Hallo, ich bin Armin, und in meiner Freizeit als Blogger, freier Journalist und Bildungstrinker möchte ich die Barkultur fördern. Mein Schwerpunkt liegt auf der Recherche zur Geschichte der Mischgetränke. Falls ich einmal eine Dir bekannte Quelle nicht berücksichtigt habe, und Du der Meinung bist, diese müsse berücksichtigt werden, freue ich mich schon darauf, diese von Dir zu erfahren, um etwas Neues zu lernen.