Nachhaltigkeit ist bei Tequila ein schwieriges Thema, werden doch die Agaven zumeist in Monokultur angebaut. Bei Mezcal besteht die Gefahr der Übererntung der Wildbestände. Doch welche Möglichkeiten gibt es, den damit zusammenhängenden Problemen zu begegnen und für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen?
Aufgrund ihres Umfangs erfolgt die Veröffentlichung dieser Abhandlung über Mezcal und andere Agavenspirituosen in mehrere Teilen, die sich wie folgt gestalten:
Mezcal wird immer beliebter, und ihm steht eine große Zukunft bevor. Doch damit sind zahlreiche Herausforderungen verbunden.
Im Gegensatz zum Tequila gibt es beim Mezcal noch keine Agavenanpflanzungen von vielen millionen Morgen Größe. So besteht die Gefahr, daß natürliche Vorkommen übererntet werden. [1-104][1-105] Zwar wird ungefähr 80% des Mezcals aus der Espadin-Agave hergestellt, [1-111] doch sind 15 Agavenarten in Oaxaca bereits vom Aussterben bedroht, da zu viele Pflanzen aus der Wildnis entnommen werden. [2-41] Damit die Wildbestände nicht zusammenbrechen, ist es daher notwendig, ein Agaven-management zu etablieren, [1-111] und es muß klar sein, daß aufgrund der Knappheit der Agaven die daraus produzierten Mezcals nur begrenzt verfügbar sind. [1-112] Will man große Monokulturen vermeiden, kann eine Lösung sein, halb-kultivierte Agaven zu verwenden. Darunter versteht man, daß Ableger in einer Gärtnerei großgezogen und dann in der Wildnis ausgepflanzt werden. [1-112] Wichtig ist bei allen Lösungen, die Fehler der Tequila-Region, die durch den Anbau der Agaven in Monokultur entstanden sind, zu vermeiden. [3][5]
Darüber hinaus besteht die Gefahr der Entwaldung, da für das Befeuern der Erdöfen Holz benötigt wird. Genau dies war auch das Problem in der Region um Tequila, und deshalb stellte man dort die Produktionsweisen um und verzichtete auf Erdöfen, auch zugunsten einer höheren Effizienz. Man versucht, dieser Gefahr durch Baumschulen und Anpflanzungen entgegenzuwirken. [3]
Tequila und Monokultur
Die für die Herstellung von Tequila benötigte Blaue Agave wird in Monokultur angebaut. Problematisch ist, daß sich dieses paart mit einer genetischen Einförmigkeit der angebauten Agaven, denn die kleinen Pflanzen, die nach drei bis vier Jahren um die Mutterpflanze herum erscheinen, sind Klone derselben. Sie werden abgetrennt und auf neue Felder umgesetzt. Dadurch sind die angepflanzten Agaven genetisch ähnlich oder identisch, was zu einer höheren Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten führt. Ein vergleichbares Feld mit der genetischen Vielfalt wilder Agaven wäre nicht so stark bedroht. [1-106][2-36][3][4][10] Was also fehlt, ist die genetische Vielfalt, die durch eine geschlechtliche Vermehrung der Agaven entsteht.
Denn die Agaven vermehren sich auch durch Blüten, die beispielsweise durch langnasige Fledermäuse, Kolibris und Motten bestäubt werden. Die entstandenen Samen werden anschließend von den Fledermäusen weiterverbreitet. [2-36][4] Doch diese Art der Vermehrung findet heute in den Regionen, in denen Tequila produziert wird, nur noch selten statt. Große Flächen sind mit Monokulturen bepflanzt, in denen vor der Ernte der Blütenstand der Agaven abgeschnitten wird, damit die Energie und die Nährstoffe im Herzen der Agaven konzentriert bleiben. Infolge dessen nimmt auch der Bestand der Fledermäuse ab, sie sind inzwischen vom Aussterben bedroht, da sie mit dem Verlust der Agavenblüten eine wichtige Nahrungsquelle verloren haben. Die wilden Agavenbestände, die inzwischen dahingeschwunden sind, sind dadurch noch mehr bedroht, da wichtige Bestäuber fehlen. [2-37][6]
Die industrielle Monokultur ist zu einem Problem geworden. Der Anbau von Pflanzenklonen reduziert die genetische Vielfalt, denn durch die damit einhergehenden Homogenität werden die Agaven in Monokultur anfälliger für Krankheiten und für Schädlinge. So ist es leicht möglich, daß eine komplette Ernte zerstört wird. Dieses Problem existiert seit Generationen, und man versucht ihm mit einem möglichst industrialisierten und wissenschaftlich begleiteten Anbau zu begegnen. [1-106][2-xiv][2-37][3][4] Das Problem liegt dabei nämlich nicht unmittelbar in der Kultur der Agaven, denn sie wurden seit Jahrhunderten ohne größere Epidemien angebaut. Das Problem trat erst mit der Monokultur im Rahmen der industriellen Produktion auf. [2-40]
Doch die Auswirkungen der Monokultur sind nicht nur auf die Regionen begrenzt, in denen sie vorhanden ist. Sie greifen über auf andere Regionen. Beispielsweise schneite es 1997 im Hochland, und Krankheiten kamen hinzu. So gingen insgesamt ein Viertel der Agaven ein. Um den Agavenbedarf trotzdem zu decken, so erzählt man sich, wurden daraufhin aus Oaxaca Espadin-Agaven hinzugekauft und nach Jalisco geschmuggelt, um anstelle der Blauen Weber-Agave illegal zu Tequila weiterverarbeitet zu werden. [2-41][3][7][8][9] Doch dieser Schmuggel wurde toleriert und nicht verfolgt. [2-42]
Auch 1999 gingen erneut tausende von Agaven in wenigen Wochen verloren, und man wählte infolge dessen die stärksten der überlebenden Agaven aus, um aus ihren Zellen neue Agaven zu erzeugen. Diese wuchsen unter sterilen Laborbedingungen heran und wurden später auf Felder ausgepflanzt. So sind die heute wachsenden Agaven alles Nachkommen dieser ausgewählten Agaven. Man reagiert also so, wie man es schon immer gemacht hat: Man bekämpft jede Plage separat. [2-49] Doch das Grundproblem bleibt bestehen: die mangelhafte genetische Vielfalt, die man durch solche Maßnahmen eher weiter einschränkt als erweitert, da man im Grunde nur mit Klonen und eingeschränktem genetischen Material arbeitet.
Quellen
John McEvoy: Holy Smoke! It’s Mezcal. ISBN 978-0-9903281-0-0. Mezcal PhD Publishing, 2014. Angegeben wird zusätzlich im Quellenvermerk die Seite im Buch, beispielsweise bedeutet [1-15]: Seite 15.
Chantal Martineau: How the Gringos Stole Tequila. The Modern Age of Mexico’s Most Traditional Spirit. ISBN 978-1-61374-905-0. Chicago, Chicago Review Press, 2015. Angegeben wird zusätzlich im Quellenvermerk die Seite im Buch, beispielsweise bedeutet [2-15]: Seite 15.
Nachhaltigkeit ist bei Tequila ein schwieriges Thema, werden doch die Agaven zumeist in Monokultur angebaut. Bei Mezcal besteht die Gefahr der Übererntung der Wildbestände. Doch welche Möglichkeiten gibt es, den damit zusammenhängenden Problemen zu begegnen und für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen?
Aufgrund ihres Umfangs erfolgt die Veröffentlichung dieser Abhandlung über Mezcal und andere Agavenspirituosen in mehrere Teilen, die sich wie folgt gestalten:
Nachhaltigkeit
Mezcal und Agavenkultur
Mezcal wird immer beliebter, und ihm steht eine große Zukunft bevor. Doch damit sind zahlreiche Herausforderungen verbunden.
Im Gegensatz zum Tequila gibt es beim Mezcal noch keine Agavenanpflanzungen von vielen millionen Morgen Größe. So besteht die Gefahr, daß natürliche Vorkommen übererntet werden. [1-104] [1-105] Zwar wird ungefähr 80% des Mezcals aus der Espadin-Agave hergestellt, [1-111] doch sind 15 Agavenarten in Oaxaca bereits vom Aussterben bedroht, da zu viele Pflanzen aus der Wildnis entnommen werden. [2-41] Damit die Wildbestände nicht zusammenbrechen, ist es daher notwendig, ein Agaven-management zu etablieren, [1-111] und es muß klar sein, daß aufgrund der Knappheit der Agaven die daraus produzierten Mezcals nur begrenzt verfügbar sind. [1-112] Will man große Monokulturen vermeiden, kann eine Lösung sein, halb-kultivierte Agaven zu verwenden. Darunter versteht man, daß Ableger in einer Gärtnerei großgezogen und dann in der Wildnis ausgepflanzt werden. [1-112] Wichtig ist bei allen Lösungen, die Fehler der Tequila-Region, die durch den Anbau der Agaven in Monokultur entstanden sind, zu vermeiden. [3] [5]
Darüber hinaus besteht die Gefahr der Entwaldung, da für das Befeuern der Erdöfen Holz benötigt wird. Genau dies war auch das Problem in der Region um Tequila, und deshalb stellte man dort die Produktionsweisen um und verzichtete auf Erdöfen, auch zugunsten einer höheren Effizienz. Man versucht, dieser Gefahr durch Baumschulen und Anpflanzungen entgegenzuwirken. [3]
Tequila und Monokultur
Die für die Herstellung von Tequila benötigte Blaue Agave wird in Monokultur angebaut. Problematisch ist, daß sich dieses paart mit einer genetischen Einförmigkeit der angebauten Agaven, denn die kleinen Pflanzen, die nach drei bis vier Jahren um die Mutterpflanze herum erscheinen, sind Klone derselben. Sie werden abgetrennt und auf neue Felder umgesetzt. Dadurch sind die angepflanzten Agaven genetisch ähnlich oder identisch, was zu einer höheren Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten führt. Ein vergleichbares Feld mit der genetischen Vielfalt wilder Agaven wäre nicht so stark bedroht. [1-106] [2-36] [3] [4] [10] Was also fehlt, ist die genetische Vielfalt, die durch eine geschlechtliche Vermehrung der Agaven entsteht.
Denn die Agaven vermehren sich auch durch Blüten, die beispielsweise durch langnasige Fledermäuse, Kolibris und Motten bestäubt werden. Die entstandenen Samen werden anschließend von den Fledermäusen weiterverbreitet. [2-36] [4] Doch diese Art der Vermehrung findet heute in den Regionen, in denen Tequila produziert wird, nur noch selten statt. Große Flächen sind mit Monokulturen bepflanzt, in denen vor der Ernte der Blütenstand der Agaven abgeschnitten wird, damit die Energie und die Nährstoffe im Herzen der Agaven konzentriert bleiben. Infolge dessen nimmt auch der Bestand der Fledermäuse ab, sie sind inzwischen vom Aussterben bedroht, da sie mit dem Verlust der Agavenblüten eine wichtige Nahrungsquelle verloren haben. Die wilden Agavenbestände, die inzwischen dahingeschwunden sind, sind dadurch noch mehr bedroht, da wichtige Bestäuber fehlen. [2-37] [6]
Die industrielle Monokultur ist zu einem Problem geworden. Der Anbau von Pflanzenklonen reduziert die genetische Vielfalt, denn durch die damit einhergehenden Homogenität werden die Agaven in Monokultur anfälliger für Krankheiten und für Schädlinge. So ist es leicht möglich, daß eine komplette Ernte zerstört wird. Dieses Problem existiert seit Generationen, und man versucht ihm mit einem möglichst industrialisierten und wissenschaftlich begleiteten Anbau zu begegnen. [1-106] [2-xiv] [2-37] [3] [4] Das Problem liegt dabei nämlich nicht unmittelbar in der Kultur der Agaven, denn sie wurden seit Jahrhunderten ohne größere Epidemien angebaut. Das Problem trat erst mit der Monokultur im Rahmen der industriellen Produktion auf. [2-40]
Doch die Auswirkungen der Monokultur sind nicht nur auf die Regionen begrenzt, in denen sie vorhanden ist. Sie greifen über auf andere Regionen. Beispielsweise schneite es 1997 im Hochland, und Krankheiten kamen hinzu. So gingen insgesamt ein Viertel der Agaven ein. Um den Agavenbedarf trotzdem zu decken, so erzählt man sich, wurden daraufhin aus Oaxaca Espadin-Agaven hinzugekauft und nach Jalisco geschmuggelt, um anstelle der Blauen Weber-Agave illegal zu Tequila weiterverarbeitet zu werden. [2-41] [3] [7] [8] [9] Doch dieser Schmuggel wurde toleriert und nicht verfolgt. [2-42]
Auch 1999 gingen erneut tausende von Agaven in wenigen Wochen verloren, und man wählte infolge dessen die stärksten der überlebenden Agaven aus, um aus ihren Zellen neue Agaven zu erzeugen. Diese wuchsen unter sterilen Laborbedingungen heran und wurden später auf Felder ausgepflanzt. So sind die heute wachsenden Agaven alles Nachkommen dieser ausgewählten Agaven. Man reagiert also so, wie man es schon immer gemacht hat: Man bekämpft jede Plage separat. [2-49] Doch das Grundproblem bleibt bestehen: die mangelhafte genetische Vielfalt, die man durch solche Maßnahmen eher weiter einschränkt als erweitert, da man im Grunde nur mit Klonen und eingeschränktem genetischen Material arbeitet.
Quellen
explicit capitulum
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