Wie wir gezeigt haben, tranken englische Seefahrer Punch und machten ihn weltweit bekannt. Viele leiten daraus ab, daß der Punch eine englische Erfindung sei. Wir belegen in diesem Beitrag, warum dies nicht stimmt und warum der Punch eine indische Erfindung ist.
Eine englische Erfindung?
Charles Bridges Mount vermutete, daß Punch eine englische Erfindung sei. [1-401][1-402] J. Taalboys Wheeler meint im Jahr 1878: „Es ist eine seltsame, nicht allgemein bekannte Tatsache, daß Punch ein indisches Getränk war, das von den geselligen [Anmerkung: englischen] Faktoren in Surat erfunden wurde.“ [2-21]
– „It is a curious fact, not generally known, that punch was an Indian drink invented by the convivial Factors at Surat.“ [2-21]
Auch er schreibt die Erfindung den Engländern zu. Die von Charles Bridges Mount und David Wondrich zusammengetragene und von uns ergänzte Indizienkette für den englischen Ursprung des Punches ist die folgende: [19]
Zwar behauptet John Fryer, die Bezeichnung Punch stamme vom indischen Wort „paunch“ für „fünf“. Diese Herleitung als Beleg dafür, daß der Punch eine indische Erfindung sei, halten beide für unglaubwürdig, obschon sie keine andere schlüssige Erklärung für die etymologische Herkunft der Bezeichnung Punch abgeben, als daß sie möglicherweise von Puncheon stamme, für ein Faß einer bestimmten Größe, doch auch hier sind sie sich unschlüssig. Desweiteren führen sie aus:
Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts kannten die Engländer und Niederländer eine Mischung aus Wein, Zucker, Zitronen und Gewürzen, was einem Punch entspräche.
Um 1600 begann man damit, auf englischen Schiffen Branntwein mitzuführen, den man mit Wasser verdünnte.
Auch kannte man bereits Ende des 16. Jahrhunderts die Heilwirkung von Zitrusfrüchten bei Skorbut.
John Woodall empfiehlt in seinem 1617 erschienenen Medizinbuch der East India Company, gegen Skorbut Zitronensaft an Bord zu laden. Er empfiehlt diesen Saft bei Erkrankung oder auch vorsorglich zu sich zu nehmen, optional gemischt mit Zucker und Branntwein. Er meint, man könne auch Wein mit Zucker, Mandeln, Zimt und Rosenwasser verschreiben.
Nimmt man beides zusammen, so erhielte man mit Wasser verdünnt einen Punch.
Es ist belegt, daß die Seefahrer dem Punch sehr zusprachen. Die Zutaten waren im indischen Raum sehr preiswert zu kaufen und so auch für einfache Seeleute erschwinglich.
Schließlich, bis spätestens zum Ende des 17. Jahrhunderts, hatte sich der Punch nicht nur bei Seeleuten, sondern auch beim Adel etabliert und wurde zu einem Modegetränk.
Diese Indizienkette ist schlüssig. Sie legt nahe, daß die Rezeptur eines Punches bereits in der englisch-europäischen Tradition bekannt war und deshalb hätten die Matrosen diesen Rezepten folgend in Indien statt Wein einfach Branntwein mit Wasser verwendet, und so sei dann der Punch entstanden. Auch wird zur Stützung dieser These gesagt, es gäbe keine indischen Quellen, in denen der Punch beschrieben werde. Also ist doch alles geklärt, oder? Leider nicht.
Eine indische Erfindung!
Wir sind der Auffassung, daß Punch eine indische Erfindung ist. Die von Charles Bridges Mount und David Wondrich zusammengetragene Indizienkette ist zwar in der Zusammenstellung der Fakten durchaus korrekt; die daraus gezogenen Schlüsse jedoch nicht.
Es gibt nämlich Belege und gewichtige Hinweise, die es glaubhafter erscheinen lassen, daß der Punch eine indische Erfindung ist, und daß John Fryer mit seiner etymologischen Herleitung nicht hinters Licht geführt worden ist.
Der Ursprung der Limonade
Wir haben über einige Argumente bereits in unserem Beitrag über den wahren Ursprung der Limonade gesprochen. Da wir in diesem Kapitel auf die dort gemachten Analysen Bezug nehmen, fehlen hier die detaillierten Quellenangaben, denn sie sind dort zu finden. Wir fassen sie hier lediglich zusammen und verweisen für eine detaillierte Betrachtung auf den Limonaden-Artikel. Darüber hinaus gibt es noch weitere Belege, die für einen indischen Ursprung des Punches sprechen. Wir gehen auf diese anschließen genauer ein.
Im Limonaden-Artikel hatten wir festgestellt:
Der Ursprung der Zitronatzitrone, neben Mandarine und Pampelmuse eine der drei ursprünglichen Zitrusvarietäten, liegt im indischen Assam, am Fuße des Himalayas. Sie wird bereits in den Veden im 8. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Die Zitrone entstand daraus als Kreuzung mit der Bitterorange, die wiederum von Mandarine und Pampelmuse abstammt, vermutlich im nördlichen Indien. Ab dem Jahr 1000 sind sichere Nachweise vorhanden.
Es ist bekannt, daß Limonade um 1660 im Norden Indiens ein Alltagsgetränk war. Dies läßt sich mit einem Brief aus Delhi belegen. In ihm steht auch, daß nur Christen Arrak trinken. Daraus jedoch zu schließen, daß Inder keinen Alkohol (und somit auch keinen Punch) getrunken hätten, scheint nicht zulässig zu sein, denn es gibt Quellen, die anderes berichten. In einer Fußnote zu diesem Brief, die aus dem Jahr 1891 stammt, wird angemerkt, daß Limonade gewöhnlich aus Limetten und Wasser hergestellt werde und daß für diejenigen, die es sich leisten könnten, es verschiedene Limonaden gäbe. Man füge auch Rosenwasser und Zucker hinzu.
In Indien trinkt man traditionell Limonaden, die unterschiedlich bezeichnet werden. Zitrussaft, Wasser und Zucker werden vermischt und es werden verschiedenste Gewürze hinzugegeben.
Ein indisches Medizinbuch aus dem 4. Jahrhundert nennt eine Rezeptur aus Zitronensaft, Wasser , Zucker und Kampher. Letzterer gehört zur Gattung der Zimtbäume. Aus dieser Quelle darf man schließen, daß in Indien seit mindestens 1600 Jahren Limonaden getrunken werden. Man darf auch unterstellen, daß die Limonade eine viel weiter zurückreichende Tradition hat; sowohl Etymologie als auch Botanik verweisen auf Nordindien als Ursprung. Limonade muß man demzufolge als eine nordindische Erfindung betrachten, die sich dann zusammen mit den Zitrusfrüchten in der restlichen Welt verbreitete. Es mag sein, daß bereits die Römer Limonade tranken, doch entstanden ist sie in Indien.
Es wird in der oben genannten Fußnote auch Rosenwasser als eine mögliche Zutat genannt. „Sehr viel Limonade und Rosenwasser mit Kandiszucker“ wurde um 1700 auch in Persien getrunken. Rosenwasser ist eine persische Erfindung und gelangte von dort, sicherlich von den Moguln befördert, nach Indien und wurde dann auch dort getrunken.
Man bereitete Limonade nicht nur mit Wasser zu. Aus den 1680er Jahren liegt ein Reisebericht vor, demzufolge in Indonesien aus Palmwein ein Arrak gebrannt wurde, den man dann mit Wasser, Zucker und Zitronensaft zu einer Limonade verarbeitete, die dort Massack und Burabols genannt wurde. Dies war den Engländern als Punch bekannt.
Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich, daß man einen „richtigen“ Punch mit einem wasserverdünnten Destillat herstellen sollte. Doch auch in Europa verwendete man stattdessen auch Wein. Die Menschheit war dem Alkohol schon immer zugetan, und so geht man sicherlich nicht fehl in der Annahme, daß ein findiger Geist für die Zubereitung einer Limonade kein Wasser, sondern einen leicht alkoholischen Palmwein verwendete, lange bevor man die Destillation kannte. Daß dies gemacht wurde, beweist ein im Jahr 1700 erschienener Reisebericht: „Unsere Flüssigkeit war Suri, ein Saft, der aus den Kokospalmen gewonnen wird; damit machten wir einen sehr guten Massak und Limonade, mit Hilfe von Zucker, Gewürzen, Zitronen und Orangen„.
Destillation von Alkohol
Ein weiteres Argument spricht für den Punch als eine indische Erfindung. Nicht nur die Limonade entstand dort. Indien und Zentralasien sind ebenso entscheidend für die frühe Geschichte der Destillation. Es gibt viele archäologische Funde und alte Texte, die darauf hindeuten, dass der indische Subkontinent eines der frühesten Zentren der Destillation war. [19-378]
Vom Pazifik aus verbreitete sich das Zuckerrohr nach Indien und China. [19-700] Die frühesten Hinweise auf die Herstellung von alkoholischen Getränken aus Zuckerrohr finden wir in Indien. [19-130][19-700]
Die gewichtigsten Belege für eine antike Destillation stammen aus Gandhāra, eine antike Region um die Stadt Peschawar am Oberlauf des Indus, die heute das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan bildet. [19-224][19-600][21] Dort fand man tönerne Destillierapparate, Kondensatoren, Lagergefäße und Trinkbecher. Diese Funde legen nahe, daß die Destillation von Alkohol in Nordindien seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert bekannt war und verwendet wurde. [19-224][19-259] Es gibt auch archäologische Befunde bis hinunter nach Mysore im Süden Indiens. Diese stammen aus der Zeit zwischen 100 v.Chr. Und 200 n.Chr. [19-378] Auch in China war die Destillation bekannt. Diesen Schluß lassen zwei bronzene Destillierapparate zu, die aus der östlichen Han Dynastie stammen. Diese bestand zwischen den Jahren 25 und 220. [19-53]
Nearchos, der Begleiter Alexanders des Großen und Oberbefehlshaber der Flotte, bestätigt während des Indien-Feldzugs die Verwendung von Zuckerrohr im Jahr 325 v.Chr., als er berichtet: »Ein Schilfrohr in Indien bringt ohne die Hilfe von Bienen Honig hervor, aus dem ein berauschendes Getränk gemacht wird, obwohl die Pflanze keine Früchte trägt.[19-700][34][35-132][36]
In Gandhāra und im nördlichen Indien verstand man sich auch darauf, Zucker aus Zuckerrohr zu gewinnen. [19-224][19-600][19-668]
Aus dem antiken Indien gibt es zahlreiche weitere Hinweise: Die Gesetze des Manu, entstanden zwischen 200 v.Chr und 200 n.Chr. Schränken beispielsweise den Alkoholkonsum der Hindus ein, einschließlich alkoholoscher getränke aus Zuckerrohr. [19-700][22] Das Arthashastra, ein Staatsrechtslehrbuch des Alten Indien, entstanden zwischen dem zweiten vorchristlichen und dem dritten Nachchristlichen Jahrhundert, beschreibt fermentierte Zuckergetränke [19-700][25][26] und gibt an: »householders should be free to manufacture white liquor on festive occasions« [19-378] In der Samhita des indischen Arztes Charaka, dem Kernstück der traditionellen ayurvedischen Literatur, wohl entstanden im ersten Jahrhundert, wird Zucker als eine der neun Quellen für Wein genannt. [19-700][27]
Kombiniert man die Erkenntnisse aus archäologischen Funde und verschiedenen ayurvedischen Texten, so darf man vermuten, daß der alte vedische Begriff surā – unter dem normalerweise als ein fermentiertes Getränk verstanden wird – in Wirklichkeit destillierten Alkohol bezeichnet. [19-224][19-378]
Im siebten Jahrhundert berichtet der chinesische buddhistische Reisende Xuanzang, dass die Menschen am Indus Zuckerrohrdestillate tranken [19-224] und bestätigt damit die Aussagen des General Narchus. Auch Yeh-lü Ch’u-ts’ai, ein hoher Beamter des mongolischen Staates zur Zeit Dschingis Khans zu Beginn des 13. Jahrhunderts schrieb auf seinen Reisen ins Tal des Indus, dass dort Zuckerrohr angebaut werde und die Menschen dort Wein daraus machten. [19-700]
Alkohol war im Islam nicht grundsätzlich verboten. Ein gemäßigter Konsum von alkoholischen Getränken, die kein Wein waren, waren erlaubt, da der Koran dies nicht ausdrücklich verbietet. [19-464] So erklärt es sich, warum auch im Mogulreich Alkohol destilliert und konsumiert wurde.
Dem im Jahr 1358 verstorbenen indischen Historiker Ziauddin Barani zufolge wurde im Sultanat Delhi aus Zucker destillierter Arrak um die Wende zum 14. Jahrhunderts überregional gehandelt, bis Sultan Ala ud-Din Khalji, der von 1297 bis 1316 Sultan von Delhi war, die Destillation per Dekret verbot. Dieses Verbot mußte er jedoch später zurücknehmen. [19-35][19-121][19-224][19-378][19-600][23] Aus dem Āʾīn-i Akbarī genannten Verwaltungsbericht des Gelehrten Abū ‚l-Fazl Allāmī für den für den Mogulherrscher Akbar, der von 1556 bis 1605 Großmogul von Indien war, sind Einzelheiten zur Herstellung ersichtlich: Das Destillat wurde aus Zuckerrohrsaft, mit oder ohne Zugabe von Zucker, hergestellt; oft wurden Gewürze und andere pflanzliche Stoffe zugegeben; er wurde auch mehrfach destilliert. [19-600][20][24]
Als Ende des 15. Jahrhunderts europäische Kolonisten den indischen Subkontinent erreichten, war destillierter Alkohol allgegenwärtig, und die Europäer nahmen die lokalen Trinkgewohnheiten an. [19-224][19-378]
Als die Portugiesen 1510 ihre Kolonie in Goa gründeten, stellten sie fest, dass in ganz Ost- und Südindien aus Palmensaft hergestellter Arrak hergestellt, getrunken und gehandelt wurde. Die Bezeichnung stammt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie Branntwein. Traditionell wird dieser Arrak hergestellt, indem man auf reife Kokospalmen klettert, dann die Stängel, an denen die Blüten des Baumes wachsen, abschneidet und den Saft auffängt, wenn er ausläuft. Dieser Saft gärt schnell mit aus der Umwelt stammenden Hefen und ergibt einen Palmwein oder „Toddy“, wie er genannt wird, mit etwa 8 Prozent Alkoholgehalt, der innerhalb von vierundzwanzig Stunden destilliert werden muss, bevor er sauer wird. [19-39] Die frühesten Hinweise auf solch einen Palm-Arrak stammen aus dem Jahr 900, als Abu Zeyd Hassan, ein Chronist aus Basra, den Hinweis eines arabischen Seefahrers auf ein Getränk aus Sri Lanka aufzeichnete, das aus „gekochtem Palmhonig“ hergestellt wurde. [19-39]
Weitere Belege
Wir haben weitere Belege gefunden, die die obige Beweisführung unterstützen. Jürgen Andersen schreibt 1644, man tränke in Batavia Punch und andere alkoholische Getränke oder Suppen. [3-10]Johann Jacob Saar berichtet 1650 Vergleichbares aus Ceylon und merkt zusätzlich an, daß Punch nicht nur in ganz Indien, sondern auch in Persien ein gebräuchliches Getränk sei. [4-59][4-60] So bestätigt es Erasmus Francisci im Jahr 1670 für Indien. [5-859]
Diese Funde belegen unserer Meinung nach hinreichend, daß der Bauplan für einen Punch zwar in europäischen Rezepten angelegt gewesen sein mag, aber der Punch selbst indischen Ursprungs ist. Man bereitete eine Limonade mit Palmwein oder verdünntem Arrak zu, fertig war der Punch.
Daß ein Punch nichts anderes als eine alkoholische Limonade sei, legt übrigens auch ein Rezept von Hannah Woolley aus dem Jahr 1670 nahe. In ›The Queen-like Closet or Rich Cabinet‹ schreibt sie nämlich: »Um Limonado zu machen. Man nehme ein Quart Sack, einen halben Pint Branntwein, einen halben Pint gutes Wasser, den Saft von zwei Limonen und etwas von der Schale, gieße sie zusammen mit Zucker und trinke sie.« [37-CCLII]
– »To make Limonado. Take one Quart of Sack, half a Pint of Brandy, half a Pint of fair Water, the Juice of two Limons, and some of the Pill, so brew them together, with Sugar and drink it.« [37-CCLII]
Dieses Rezept beschreibt nichts anderes als eine Art Wein-Punch, wird von ihr dennoch aber als Limonade bezeichnet.
Es gab jedoch auch andere Limonaden, die man ›Limonade a l’Angloise‹, also ›Limonade nach englischer Art‹ oder ›Englische Limonade‹ nannte. Jean Baptiste Labat berichtet darüber im Jahr 1694 in seinem Buch ›Neue Reise zu den amerikanischen Inseln‹: »Die Engländer … haben zwei oder drei Arten von Spirituosen erfunden … . Die erste heißt Sang-gris … . Die zweite ist die Limonade nach englischer Art. Sie wird aus kanarischem Wein hergestellt, in den man Zucker, Zitronensaft, Zimt, Muskat, Nelke und ein wenig Amberessenz gibt. Dieses Getränk ist ebenso köstlich wie gefährlich. … Das dritte Getränk der Engländer ist der Ponche, ihr Lieblingsgetränk; … .« [38-135][38-136]
– »Les Anglois en consomment aussi beaucoup, & ne sont pas plus délicats que les Espagnols; ils ont inventé deux ou trois sortes de liqueurs, dont l’usage & l’abus sont passez chez nos François, toûjours très-ardens imitateurs de ce qu’ils voyent de mauvais chez nos Voisins. La premiere s’appelle Sang-gris; … . La seconde est la Limonade à l’Angloise. Elle se fait avec du vin de Canarie, dans lequel on met du sucre, du jus de citron, de la canelle, de la muscade, du gérofle & un peu d’essence d’ambre. Cette boisson est aussi délicieuse qu’elle est dangereuse. … La troisiéme boisson des Anglois est la Ponche, c’est leur boisson favorite; … .« [38-135][38-136]
Ausführlich berichten wir darüber im Beitrag über den Sangaree. Auch die ›Englische Limonade‹ ist also nichts anderes als ein Wein-Punch, ebenso wie der Sangaree, den Jean Baptiste Labat als ›Sang-gris‹ bezeichnet. Auch dies ist ein Hinweis darauf, daß der Ursprung des Punches in der Limonade zu finden ist. In Indien stellte man Limonade auch mit Palmwein oder Arrak her. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß auch die Engländer diese Sitte übernahmen, und anstelle eines Palmweines einen Trauben-Wein verwendeten; Fertig war die ›Englische Limonade‹.
Auch in anderen Publikationen wird solch eine ›Englische Limonade‹ erwähnt, beispielsweise 1742 im ›Dictionnaire universel de commerce‹. [39-1054] Interessant ist insbesondere dieser Hinweis in der ebenfalls 1742 erschienenen ›Allgemeine Schatz-Kammer der Kauffmannschafft‹: »LIMONADE A L’ANGLOISE, dieser Tranck wird wie der Sanggris zubereitet, ausser daß zur Limonade Canarien-Sect, und zum Sanggris Wein von Madera kommt.« [40-1400] Auch hier wird also wieder ein Bezug zur Limonade als Basis des Getränks genommen.
Anfang der 1680er Jahre lernte auch der 1659 in Ulm geborene Mediziner Christoph Frike, der für die Niederländische Ostindien-Kompanie tätig war, [42] schreibt: »Auß ermeltem Arac bereitet man so dann auch verschiedene herzliche Massac und Burabols, so bald denen kalten Schahlen und Lemonat gleichen / indeme man selben mit Zucker / Lemonien-Wasser und Wein vermenget.« [41-58]
Auch wenn er nicht die Bezeichnung ›Punch‹ verwendet, sondern Massac und Burabols, entspricht seine Rezeptur doch grundsätzlich einem Punch. Das Wesentliche an seiner Beschreibung ist, daß er schreibt, diese Mischungen glichen ›Lemonat‹, womit er sicherlich Limonade gemeint haben wird. Auch für ihn sind derartige alkoholische Getränke also eine alkoholhaltige Limonade.
Auf den indischen Ursprung des Punches scheint auch das ›Universal English Dictionary‹ aus dem Jahr 1658 hinzuweisen. Es schreibt nämlich: »Punch, eine Art indisches Getränk.« [47-Punch]
Es wird als ›indisches Getränk‹ bezeichnet, nicht als ein von Engländern erfundenes Getränk, das sie in Indien tränken.
Die fünfte Zutat: Gewürze
Doch was ist mit den Gewürzen? Die gehören unbedingt in einen Punch, wenn man ihn originalgetreu zubereiten möchte. Traditionell wird indische Limonade ebenfalls mit Gewürzen zubereitet. Das ist der Grund, warum ein Punch, also eine alkoholische indische Limonade, ebenfalls Gewürze enthält; ganz so, wie es uns John Fryer hat wissen lassen: Fünf Zutaten gehören in den „Paunch“: Destillat, Wasser, Zitrone, Zucker, Gewürz.
Wir können uns gut vorstellen, daß der Punch in Indien nicht einfach nur Punch hieß, sondern daß es noch einen Namenszusatz gab, der aber von den Engländern nicht übernommen und überliefert wurde. Dafür spricht, daß es andere indische Getränke und Nahrungsmittel gibt, die jedoch alle einen solchen Zusatz haben:
Panch Phoron ist eine Gewürzmischung aus fünf Zutaten; übersetzt heißt diese Mischung: „fünf Gewürze“. [6]
Panchamrita, übersetzt „fünf Elixire“, ist eine Mischung aus den fünf Nahrungsmitteln Honig, Palmzucker, Indischer Joghurt, Kuhmilch, Ghee (einer Art Butterschmalz). Anstelle des Palmzuckers wird auch Indisches Basilikum (Tulsi) verwendet, oder es werden regional verschieden andere Zutaten ausgetauscht. Man verwendet dieses Elixir auch als Opfergabe. [8][9][10][11][12][13][14][15] „Seit Jahrhunderten wird es in ganz Indien konsumiert, vor allem zu verheißungsvollen Anlässen, aber auch ganz allgemein als Stärkungsmittel zur Erhaltung des menschlichen Körpers. … Ich persönlich bin davon überzeugt, dass der englische Punch ein Abkömmling des indischen Punch Amrut ist. Beide wurden als Gebräu für das Wohlbefinden geschaffen. Wie vieles andere war auch der Punch eine dieser indischen Kreationen, die durch die Briten in die anderen Teile der Welt gelangten. (Inder durften unter dem britischen Raj nicht reisen) Leider wurden viele Beweise, Forschungsergebnisse, Formeln und Aufzeichnungen in Indien absichtlich vernichtet… Zuerst von den Indern, um zu verhindern, daß sie in die Hände der Briten gelangten, und dann von den Briten, bevor sie gezwungen wurden, das Land zu verlassen.“ [16]
– „For hundreds of years, Panchamrut … is being consumed throughout India, mostly on auspicious occasions, but also generally as a tonic for the maintenance of the human system. … I personally am convinced that the English Punch is a derivative of the Indian PunchAmrut. Both were created as a concoction for wellbeing. Just like a lot of other stuff, the Punch was also one of those Indian creations that reached the other parts of the globe through the British. (Indians could not travel under the British Raj) Unfortunately, a lot of evidence, research, formulae and journals in India was destroyed intentionally…First by the Indians to prevent it from getting into the hands of the British, and then by the British before they were forced to leave.“ [16]
Panchagavya, übersetzt „fünf Abkömmlinge der Kuh“, ist eine Mischung, die ebenfalls bei traditionellen hinduistischen Ritualen verwendet wird und aus fünf Zutaten besteht, nämlich die direkt von der Kuh stammenden: Kuhmist, Urin, Milch; zuzüglich der aus der Weiterverarbeitung stammenden Produkte Joghurt und Ghee. Diese Mischung wird vergoren. Man verwendet sie auch in der ayurwedischen Medizin. [17]
Panchratna Dal, übersetzt „fünf Juwelen“ ist ein Linsen-Gericht aus Rajasthan, ein nördlich gelegener indischer Bundesstaat. Man bereitet es mit fünf verschiedenen Linsensorten zu. Üblicherweise serviert man es zu besonderen Anlässen. [18]
Man kann sich also gut vorstellen, daß eine normale indische Limonade, die aus vier Zutaten besteht, in ihrer alkoholischen Form, mit Alkohol als einer fünften Zutat, als so etwas wie die Fünf-Zutaten-Limonade bezeichnete, als „Panch Irgendwas“, und die Engländer übernahmen nur den ersten Teil der Bezeichnung.
Diese Hypothese läßt sich Historisch erhärten. Peter Mundy, war von 1628 bis 1630 ein indischer Händler in Surat, dort wo sich die britische Faktorei befand. [28][19-563] Er berichtet: »Unser starkes Getränk ist Arrak, wie starkes Wasser, dann eine Art Bier aus Zucker und anderen Zutaten, angenehm im Geschmack und bekömmlich, aber oft Wasser. Es gibt manchmal eine Zusammensetzung von Arrak, Wasser, Zucker und Saft von Zitronen genannt Chareboockhra.« [29-28]
– »Our strong drinke is Racke, like strong water, next a kinde of beere made of Course Sugar and other ingredients, pleasant to the taste and wholesome, but many tymes water. There is sometimes a Composition of Racke, water, sugar and Juice of Lymes called Chareboockhra.« [29-28]
Racke ist Arrak, Course Sugar ist Jaggery, ein traditionell unraffinierter Zucker (Rohrzucker), der in ganz Süd- und Südostasien genutzt wird. [30]
Chareboockhra ist eine verfälschte Schreibweise von chār-bakhra [29-28], auch chaar bakhraa geschrieben, [31] was soviel bedeutet wie ›vier Teile‹. [29-28][31][32]
Wenn wir uns nun vorstellen, dass zusätzlich noch Gewürze hinzugegeben worden wären, wäre es dann nicht folgerichtig, von ›fünf Teilen‹, von ›paa.nch bakhraa‹ [33] zu sprechen? Es ist also gut möglich, dass dieses ›Irgendwas‹, das die Engländer wegließen, das Wort ›bakhraa‹ war.
Das man ein Getränk derart benannte, nach der Zahl seiner Zutaten, ist nichts ungewöhnliches. So berichtet auch John Fryer nicht nur in seinem Buch über eine zwischen 1672 und 1681 stattgefundene Reise, daß Punch nach der Zahl Fünf benannt sei, sondern vergleicht dies auch mit dem Sprachgebrauch europäischer Ärzte, die den begriff Diapente oder Diatesseron verwendeten, da diese aus vier Dingen bestünden: „In Nerule wird der beste Arrak oder Nepa de Goa hergestellt, mit dem die Engländer an dieser Küste dieses enervierende alkoholische Getränk namens Paunch (was indisch für fünf ist) aus fünf Zutaten herstellen; so wie die Ärzte ihre Zusammensetzung Diapente nennen; oder aus vier Dingen, Diatesseron.“ [43-157]
– „At Nerule is made the best Arach or Nepa de Goa, with which the English on this Coast make that enervating Liquor called Paunch (which is Indostan for Five) from Five Ingredients; as the Physicians name their Composition Diapente; or from Four things, Diatesseron.“ [43-157]
So sieht es im Jahr 1694 auch William Salmon in der Pharmacopoeia Bateana, denn auch er versteht unter Diatesseron und Punch dasselbe: »Diatessaron Potabile, Das Julep der vier Dinge. … Dies ist in Wahrheit nur eine Art kleiner Punch … .« [44-759]
– »Diatessaron Potabile, The Julep of four Things. … This is in truth but a kind of small Punch … .« [44-759]
Diese Art der Namensgebung hat eine lange Tradition: ein aus nur vier Arzneidrogen hergestellter Theriak wurde gemäß des um 1140 entstandenen ›Antidotarium Nicolai‹ als ›theriaca diatesseron‹ bezeichnet. [45][46]
Europäische Limonade – Ein Nachhall Indiens
Der indische Ursprung der Limonade zeigt sich in den ersten europäischen Rezepten für Limonade: man bereitete sie mit Gewürzen zu. In den frühen französischen Rezept-Büchern finden wir es so aufgeschrieben. Genannt werden beispielsweise Koriander, Zimt, Moschus und Ambra. Auch verwendete man nicht nur Jasmin, sondern auch Orangen-, Moschusrosen- und Nelkenblüten. Die Rosen erinnern dabei an das in Indien verwendete Rosenwasser. Diese Zutaten waren wertvoll, und man konnte sie sich am Hofe Ludwigs des XIV. leisten. Ärmere Bevölkerungsschichten mußten darauf verzichten, und bereits 1659 erschien deshalb ein französisches Rezept, welches darauf verzichtete.
Wenn man diese Zusammenhänge und Berichte betrachtet, muß man dann nicht zwangsläufig zum Schluß kommen, daß der Ursprung des Punches in Indien liegen muß und er eine indische Erfindung sein muß? Wir sind jedenfalls davon überzeugt.
Bisher sind wir auf die überlieferten Rezepte für einen Punch noch nicht näher eingegangen. Diesem Gegenstand ist der nächsten Beitrag dieser Serie gewidmet. In ihm betrachten wir die ersten einhundert Jahre der Punch-Beschreibungen näher.
https://archive.org/details/earlyrecordsofbr00wheerich/page/20/mode/2up?q=punch J. Talboys Wheeler: Early records of British India: a history of the English settlements in India, as told in the government records, the works of old travellers and other contemporary documents, from the earliest period down to the rise of British power in India. London, 1878.
https://books.google.de/books?id=3TdZAAAAcAAJ&pg=PA32&lpg=PA32&dq=j%C3%BCrgen+andersen+%22palepuntz%22&source=bl&ots=TAH1lQGPOK&sig=ACfU3U1EKsD1VVF5hvaw6Ot8Uf88V_vnsA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiHg-K5k5jsAhVQ6aQKHXY-DbEQ6AEwAXoECAIQAg#v=onepage&q=j%C3%BCrgen%20andersen%20%22palepuntz%22&f=false Adam Olearius (Hrsg.): Orientalische Reise-Beschreibunge Jürgen Andersen aus Schleßwig der An. Christi 1644. außgezogen und 1650. wieder kommen. Und Volquard Iversen aus Holstein so An. 1655. außgezogen und 1668. wieder angelanget. Seynd beyde respective durch Ost Indien / Sina / Tartarien / Persien / Türckeyen / Arabien und Palestinam gezogen: und haben zu Wasser und Land viel merckliche Dinge gesehen und erfahren; Aus deren bericht mit lust auch verwunderung zu vernehmen die Beschaffenheit und heutiger Zustand der Insulen / festen Länder / Städte / der Einwohner Leben / Sitten und Lehre. Wie auchVon ihnen erlittenen erbärmlichen Schiffbrüchen. Heraus gegeben Durch Adam Olearium, der regierenden Fürstl. Durchl. zu Schleßwig / Holstein Bibliothecarium und Antiquarium. Mit dessen Notis, und etlicher Orter Erklärungen: Sampt vielen Kupferstücken. Schleßwig, 1669.
https://archive.org/details/nouveauvoyageaux00laba/page/n177/mode/2up?q=gris Anonymus (Jean Baptiste Labat): Nouveau voyage aux isles de l’Amerique. Contenant l’histoire naturelle de ces pays, l’origine, les mœurs, la religion & le gouvernement des habitans anciens & modernes: les guerres & les evenemens singuliers qui y sont arrivez pendant le long séjour que l’auteur y a fait: le commerce et les manufactures qui y sont établies, & les moyens de les augmenter. Ouvrage enrichi d’un grand nombre de cartes, plans, & figures en taille-douce. Tome premier. Paris 1724.
https://books.google.de/books?id=j4vGWWL61NcC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Christoph Frick: Chriſtoph Frikens Ost-Indianische Räysen und Kriegs-Dienste / Oder eine Außführliche Beschreibung was sich Zeit solcher / nemlich von A. 1680 biß A. 1685. so zur See / als zu Land / in offentlichen Treffen und Scharmüzeln / in Belagerungen / Stürmen und Eroberungen der Haydnischen Plätze und Städte / in Marchiren und Quartieren / mit ihme und seinen beygefuügten Cameraden hin und wieder begeben / Da dann insonderheit der Bantamische Krieg auf Groß-Java von Anfang biß zu Ende warhafftig vorgestellet und entworffen / Wie nicht weniger Verschiedene Außländische Völker / Thiere und Gewächse / dem Geneigten Leser zu annehmlicher Belustigung / vorgestellet und beschrieben worden. Ulm, 1692.
Wie wir gezeigt haben, tranken englische Seefahrer Punch und machten ihn weltweit bekannt. Viele leiten daraus ab, daß der Punch eine englische Erfindung sei. Wir belegen in diesem Beitrag, warum dies nicht stimmt und warum der Punch eine indische Erfindung ist.
Eine englische Erfindung?
Charles Bridges Mount vermutete, daß Punch eine englische Erfindung sei. [1-401] [1-402] J. Taalboys Wheeler meint im Jahr 1878: „Es ist eine seltsame, nicht allgemein bekannte Tatsache, daß Punch ein indisches Getränk war, das von den geselligen [Anmerkung: englischen] Faktoren in Surat erfunden wurde.“ [2-21]
– „It is a curious fact, not generally known, that punch was an Indian drink invented by the convivial Factors at Surat.“ [2-21]
Auch er schreibt die Erfindung den Engländern zu. Die von Charles Bridges Mount und David Wondrich zusammengetragene und von uns ergänzte Indizienkette für den englischen Ursprung des Punches ist die folgende: [19]
Diese Indizienkette ist schlüssig. Sie legt nahe, daß die Rezeptur eines Punches bereits in der englisch-europäischen Tradition bekannt war und deshalb hätten die Matrosen diesen Rezepten folgend in Indien statt Wein einfach Branntwein mit Wasser verwendet, und so sei dann der Punch entstanden. Auch wird zur Stützung dieser These gesagt, es gäbe keine indischen Quellen, in denen der Punch beschrieben werde. Also ist doch alles geklärt, oder? Leider nicht.
Eine indische Erfindung!
Wir sind der Auffassung, daß Punch eine indische Erfindung ist. Die von Charles Bridges Mount und David Wondrich zusammengetragene Indizienkette ist zwar in der Zusammenstellung der Fakten durchaus korrekt; die daraus gezogenen Schlüsse jedoch nicht.
Es gibt nämlich Belege und gewichtige Hinweise, die es glaubhafter erscheinen lassen, daß der Punch eine indische Erfindung ist, und daß John Fryer mit seiner etymologischen Herleitung nicht hinters Licht geführt worden ist.
Der Ursprung der Limonade
Wir haben über einige Argumente bereits in unserem Beitrag über den wahren Ursprung der Limonade gesprochen. Da wir in diesem Kapitel auf die dort gemachten Analysen Bezug nehmen, fehlen hier die detaillierten Quellenangaben, denn sie sind dort zu finden. Wir fassen sie hier lediglich zusammen und verweisen für eine detaillierte Betrachtung auf den Limonaden-Artikel. Darüber hinaus gibt es noch weitere Belege, die für einen indischen Ursprung des Punches sprechen. Wir gehen auf diese anschließen genauer ein.
Im Limonaden-Artikel hatten wir festgestellt:
Destillation von Alkohol
Ein weiteres Argument spricht für den Punch als eine indische Erfindung. Nicht nur die Limonade entstand dort. Indien und Zentralasien sind ebenso entscheidend für die frühe Geschichte der Destillation. Es gibt viele archäologische Funde und alte Texte, die darauf hindeuten, dass der indische Subkontinent eines der frühesten Zentren der Destillation war. [19-378]
Vom Pazifik aus verbreitete sich das Zuckerrohr nach Indien und China. [19-700] Die frühesten Hinweise auf die Herstellung von alkoholischen Getränken aus Zuckerrohr finden wir in Indien. [19-130] [19-700]
Die gewichtigsten Belege für eine antike Destillation stammen aus Gandhāra, eine antike Region um die Stadt Peschawar am Oberlauf des Indus, die heute das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan bildet. [19-224] [19-600] [21] Dort fand man tönerne Destillierapparate, Kondensatoren, Lagergefäße und Trinkbecher. Diese Funde legen nahe, daß die Destillation von Alkohol in Nordindien seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert bekannt war und verwendet wurde. [19-224] [19-259] Es gibt auch archäologische Befunde bis hinunter nach Mysore im Süden Indiens. Diese stammen aus der Zeit zwischen 100 v.Chr. Und 200 n.Chr. [19-378] Auch in China war die Destillation bekannt. Diesen Schluß lassen zwei bronzene Destillierapparate zu, die aus der östlichen Han Dynastie stammen. Diese bestand zwischen den Jahren 25 und 220. [19-53]
Nearchos, der Begleiter Alexanders des Großen und Oberbefehlshaber der Flotte, bestätigt während des Indien-Feldzugs die Verwendung von Zuckerrohr im Jahr 325 v.Chr., als er berichtet: »Ein Schilfrohr in Indien bringt ohne die Hilfe von Bienen Honig hervor, aus dem ein berauschendes Getränk gemacht wird, obwohl die Pflanze keine Früchte trägt. [19-700] [34] [35-132] [36]
In Gandhāra und im nördlichen Indien verstand man sich auch darauf, Zucker aus Zuckerrohr zu gewinnen. [19-224] [19-600] [19-668]
Aus dem antiken Indien gibt es zahlreiche weitere Hinweise: Die Gesetze des Manu, entstanden zwischen 200 v.Chr und 200 n.Chr. Schränken beispielsweise den Alkoholkonsum der Hindus ein, einschließlich alkoholoscher getränke aus Zuckerrohr. [19-700] [22] Das Arthashastra, ein Staatsrechtslehrbuch des Alten Indien, entstanden zwischen dem zweiten vorchristlichen und dem dritten Nachchristlichen Jahrhundert, beschreibt fermentierte Zuckergetränke [19-700] [25] [26] und gibt an: »householders should be free to manufacture white liquor on festive occasions« [19-378] In der Samhita des indischen Arztes Charaka, dem Kernstück der traditionellen ayurvedischen Literatur, wohl entstanden im ersten Jahrhundert, wird Zucker als eine der neun Quellen für Wein genannt. [19-700] [27]
Kombiniert man die Erkenntnisse aus archäologischen Funde und verschiedenen ayurvedischen Texten, so darf man vermuten, daß der alte vedische Begriff surā – unter dem normalerweise als ein fermentiertes Getränk verstanden wird – in Wirklichkeit destillierten Alkohol bezeichnet. [19-224] [19-378]
Im siebten Jahrhundert berichtet der chinesische buddhistische Reisende Xuanzang, dass die Menschen am Indus Zuckerrohrdestillate tranken [19-224] und bestätigt damit die Aussagen des General Narchus. Auch Yeh-lü Ch’u-ts’ai, ein hoher Beamter des mongolischen Staates zur Zeit Dschingis Khans zu Beginn des 13. Jahrhunderts schrieb auf seinen Reisen ins Tal des Indus, dass dort Zuckerrohr angebaut werde und die Menschen dort Wein daraus machten. [19-700]
Alkohol war im Islam nicht grundsätzlich verboten. Ein gemäßigter Konsum von alkoholischen Getränken, die kein Wein waren, waren erlaubt, da der Koran dies nicht ausdrücklich verbietet. [19-464] So erklärt es sich, warum auch im Mogulreich Alkohol destilliert und konsumiert wurde.
Dem im Jahr 1358 verstorbenen indischen Historiker Ziauddin Barani zufolge wurde im Sultanat Delhi aus Zucker destillierter Arrak um die Wende zum 14. Jahrhunderts überregional gehandelt, bis Sultan Ala ud-Din Khalji, der von 1297 bis 1316 Sultan von Delhi war, die Destillation per Dekret verbot. Dieses Verbot mußte er jedoch später zurücknehmen. [19-35] [19-121] [19-224] [19-378] [19-600] [23] Aus dem Āʾīn-i Akbarī genannten Verwaltungsbericht des Gelehrten Abū ‚l-Fazl Allāmī für den für den Mogulherrscher Akbar, der von 1556 bis 1605 Großmogul von Indien war, sind Einzelheiten zur Herstellung ersichtlich: Das Destillat wurde aus Zuckerrohrsaft, mit oder ohne Zugabe von Zucker, hergestellt; oft wurden Gewürze und andere pflanzliche Stoffe zugegeben; er wurde auch mehrfach destilliert. [19-600] [20] [24]
Als Ende des 15. Jahrhunderts europäische Kolonisten den indischen Subkontinent erreichten, war destillierter Alkohol allgegenwärtig, und die Europäer nahmen die lokalen Trinkgewohnheiten an. [19-224] [19-378]
Als die Portugiesen 1510 ihre Kolonie in Goa gründeten, stellten sie fest, dass in ganz Ost- und Südindien aus Palmensaft hergestellter Arrak hergestellt, getrunken und gehandelt wurde. Die Bezeichnung stammt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie Branntwein. Traditionell wird dieser Arrak hergestellt, indem man auf reife Kokospalmen klettert, dann die Stängel, an denen die Blüten des Baumes wachsen, abschneidet und den Saft auffängt, wenn er ausläuft. Dieser Saft gärt schnell mit aus der Umwelt stammenden Hefen und ergibt einen Palmwein oder „Toddy“, wie er genannt wird, mit etwa 8 Prozent Alkoholgehalt, der innerhalb von vierundzwanzig Stunden destilliert werden muss, bevor er sauer wird. [19-39] Die frühesten Hinweise auf solch einen Palm-Arrak stammen aus dem Jahr 900, als Abu Zeyd Hassan, ein Chronist aus Basra, den Hinweis eines arabischen Seefahrers auf ein Getränk aus Sri Lanka aufzeichnete, das aus „gekochtem Palmhonig“ hergestellt wurde. [19-39]
Weitere Belege
Wir haben weitere Belege gefunden, die die obige Beweisführung unterstützen. Jürgen Andersen schreibt 1644, man tränke in Batavia Punch und andere alkoholische Getränke oder Suppen. [3-10] Johann Jacob Saar berichtet 1650 Vergleichbares aus Ceylon und merkt zusätzlich an, daß Punch nicht nur in ganz Indien, sondern auch in Persien ein gebräuchliches Getränk sei. [4-59] [4-60] So bestätigt es Erasmus Francisci im Jahr 1670 für Indien. [5-859]
Diese Funde belegen unserer Meinung nach hinreichend, daß der Bauplan für einen Punch zwar in europäischen Rezepten angelegt gewesen sein mag, aber der Punch selbst indischen Ursprungs ist. Man bereitete eine Limonade mit Palmwein oder verdünntem Arrak zu, fertig war der Punch.
Daß ein Punch nichts anderes als eine alkoholische Limonade sei, legt übrigens auch ein Rezept von Hannah Woolley aus dem Jahr 1670 nahe. In ›The Queen-like Closet or Rich Cabinet‹ schreibt sie nämlich: »Um Limonado zu machen. Man nehme ein Quart Sack, einen halben Pint Branntwein, einen halben Pint gutes Wasser, den Saft von zwei Limonen und etwas von der Schale, gieße sie zusammen mit Zucker und trinke sie.« [37-CCLII]
– »To make Limonado. Take one Quart of Sack, half a Pint of Brandy, half a Pint of fair Water, the Juice of two Limons, and some of the Pill, so brew them together, with Sugar and drink it.« [37-CCLII]
Dieses Rezept beschreibt nichts anderes als eine Art Wein-Punch, wird von ihr dennoch aber als Limonade bezeichnet.
Es gab jedoch auch andere Limonaden, die man ›Limonade a l’Angloise‹, also ›Limonade nach englischer Art‹ oder ›Englische Limonade‹ nannte. Jean Baptiste Labat berichtet darüber im Jahr 1694 in seinem Buch ›Neue Reise zu den amerikanischen Inseln‹: »Die Engländer … haben zwei oder drei Arten von Spirituosen erfunden … . Die erste heißt Sang-gris … . Die zweite ist die Limonade nach englischer Art. Sie wird aus kanarischem Wein hergestellt, in den man Zucker, Zitronensaft, Zimt, Muskat, Nelke und ein wenig Amberessenz gibt. Dieses Getränk ist ebenso köstlich wie gefährlich. … Das dritte Getränk der Engländer ist der Ponche, ihr Lieblingsgetränk; … .« [38-135] [38-136]
– »Les Anglois en consomment aussi beaucoup, & ne sont pas plus délicats que les Espagnols; ils ont inventé deux ou trois sortes de liqueurs, dont l’usage & l’abus sont passez chez nos François, toûjours très-ardens imitateurs de ce qu’ils voyent de mauvais chez nos Voisins. La premiere s’appelle Sang-gris; … . La seconde est la Limonade à l’Angloise. Elle se fait avec du vin de Canarie, dans lequel on met du sucre, du jus de citron, de la canelle, de la muscade, du gérofle & un peu d’essence d’ambre. Cette boisson est aussi délicieuse qu’elle est dangereuse. … La troisiéme boisson des Anglois est la Ponche, c’est leur boisson favorite; … .« [38-135] [38-136]
Ausführlich berichten wir darüber im Beitrag über den Sangaree. Auch die ›Englische Limonade‹ ist also nichts anderes als ein Wein-Punch, ebenso wie der Sangaree, den Jean Baptiste Labat als ›Sang-gris‹ bezeichnet. Auch dies ist ein Hinweis darauf, daß der Ursprung des Punches in der Limonade zu finden ist. In Indien stellte man Limonade auch mit Palmwein oder Arrak her. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß auch die Engländer diese Sitte übernahmen, und anstelle eines Palmweines einen Trauben-Wein verwendeten; Fertig war die ›Englische Limonade‹.
Auch in anderen Publikationen wird solch eine ›Englische Limonade‹ erwähnt, beispielsweise 1742 im ›Dictionnaire universel de commerce‹. [39-1054] Interessant ist insbesondere dieser Hinweis in der ebenfalls 1742 erschienenen ›Allgemeine Schatz-Kammer der Kauffmannschafft‹: »LIMONADE A L’ANGLOISE, dieser Tranck wird wie der Sanggris zubereitet, ausser daß zur Limonade Canarien-Sect, und zum Sanggris Wein von Madera kommt.« [40-1400] Auch hier wird also wieder ein Bezug zur Limonade als Basis des Getränks genommen.
Anfang der 1680er Jahre lernte auch der 1659 in Ulm geborene Mediziner Christoph Frike, der für die Niederländische Ostindien-Kompanie tätig war, [42] schreibt: »Auß ermeltem Arac bereitet man so dann auch verschiedene herzliche Massac und Burabols, so bald denen kalten Schahlen und Lemonat gleichen / indeme man selben mit Zucker / Lemonien-Wasser und Wein vermenget.« [41-58]
Auch wenn er nicht die Bezeichnung ›Punch‹ verwendet, sondern Massac und Burabols, entspricht seine Rezeptur doch grundsätzlich einem Punch. Das Wesentliche an seiner Beschreibung ist, daß er schreibt, diese Mischungen glichen ›Lemonat‹, womit er sicherlich Limonade gemeint haben wird. Auch für ihn sind derartige alkoholische Getränke also eine alkoholhaltige Limonade.
Auf den indischen Ursprung des Punches scheint auch das ›Universal English Dictionary‹ aus dem Jahr 1658 hinzuweisen. Es schreibt nämlich: »Punch, eine Art indisches Getränk.« [47-Punch]
– »Punch, a kind of Indian drink.« [47-Punch]
Es wird als ›indisches Getränk‹ bezeichnet, nicht als ein von Engländern erfundenes Getränk, das sie in Indien tränken.
Die fünfte Zutat: Gewürze
Doch was ist mit den Gewürzen? Die gehören unbedingt in einen Punch, wenn man ihn originalgetreu zubereiten möchte. Traditionell wird indische Limonade ebenfalls mit Gewürzen zubereitet. Das ist der Grund, warum ein Punch, also eine alkoholische indische Limonade, ebenfalls Gewürze enthält; ganz so, wie es uns John Fryer hat wissen lassen: Fünf Zutaten gehören in den „Paunch“: Destillat, Wasser, Zitrone, Zucker, Gewürz.
Wir können uns gut vorstellen, daß der Punch in Indien nicht einfach nur Punch hieß, sondern daß es noch einen Namenszusatz gab, der aber von den Engländern nicht übernommen und überliefert wurde. Dafür spricht, daß es andere indische Getränke und Nahrungsmittel gibt, die jedoch alle einen solchen Zusatz haben:
Panch Phoron ist eine Gewürzmischung aus fünf Zutaten; übersetzt heißt diese Mischung: „fünf Gewürze“. [6]
Panchamrita, übersetzt „fünf Elixire“, ist eine Mischung aus den fünf Nahrungsmitteln Honig, Palmzucker, Indischer Joghurt, Kuhmilch, Ghee (einer Art Butterschmalz). Anstelle des Palmzuckers wird auch Indisches Basilikum (Tulsi) verwendet, oder es werden regional verschieden andere Zutaten ausgetauscht. Man verwendet dieses Elixir auch als Opfergabe. [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] „Seit Jahrhunderten wird es in ganz Indien konsumiert, vor allem zu verheißungsvollen Anlässen, aber auch ganz allgemein als Stärkungsmittel zur Erhaltung des menschlichen Körpers. … Ich persönlich bin davon überzeugt, dass der englische Punch ein Abkömmling des indischen Punch Amrut ist. Beide wurden als Gebräu für das Wohlbefinden geschaffen. Wie vieles andere war auch der Punch eine dieser indischen Kreationen, die durch die Briten in die anderen Teile der Welt gelangten. (Inder durften unter dem britischen Raj nicht reisen) Leider wurden viele Beweise, Forschungsergebnisse, Formeln und Aufzeichnungen in Indien absichtlich vernichtet… Zuerst von den Indern, um zu verhindern, daß sie in die Hände der Briten gelangten, und dann von den Briten, bevor sie gezwungen wurden, das Land zu verlassen.“ [16]
– „For hundreds of years, Panchamrut … is being consumed throughout India, mostly on auspicious occasions, but also generally as a tonic for the maintenance of the human system. … I personally am convinced that the English Punch is a derivative of the Indian PunchAmrut. Both were created as a concoction for wellbeing. Just like a lot of other stuff, the Punch was also one of those Indian creations that reached the other parts of the globe through the British. (Indians could not travel under the British Raj) Unfortunately, a lot of evidence, research, formulae and journals in India was destroyed intentionally…First by the Indians to prevent it from getting into the hands of the British, and then by the British before they were forced to leave.“ [16]
Panchagavya, übersetzt „fünf Abkömmlinge der Kuh“, ist eine Mischung, die ebenfalls bei traditionellen hinduistischen Ritualen verwendet wird und aus fünf Zutaten besteht, nämlich die direkt von der Kuh stammenden: Kuhmist, Urin, Milch; zuzüglich der aus der Weiterverarbeitung stammenden Produkte Joghurt und Ghee. Diese Mischung wird vergoren. Man verwendet sie auch in der ayurwedischen Medizin. [17]
Panchratna Dal, übersetzt „fünf Juwelen“ ist ein Linsen-Gericht aus Rajasthan, ein nördlich gelegener indischer Bundesstaat. Man bereitet es mit fünf verschiedenen Linsensorten zu. Üblicherweise serviert man es zu besonderen Anlässen. [18]
Man kann sich also gut vorstellen, daß eine normale indische Limonade, die aus vier Zutaten besteht, in ihrer alkoholischen Form, mit Alkohol als einer fünften Zutat, als so etwas wie die Fünf-Zutaten-Limonade bezeichnete, als „Panch Irgendwas“, und die Engländer übernahmen nur den ersten Teil der Bezeichnung.
Diese Hypothese läßt sich Historisch erhärten. Peter Mundy, war von 1628 bis 1630 ein indischer Händler in Surat, dort wo sich die britische Faktorei befand. [28] [19-563] Er berichtet: »Unser starkes Getränk ist Arrak, wie starkes Wasser, dann eine Art Bier aus Zucker und anderen Zutaten, angenehm im Geschmack und bekömmlich, aber oft Wasser. Es gibt manchmal eine Zusammensetzung von Arrak, Wasser, Zucker und Saft von Zitronen genannt Chareboockhra.« [29-28]
– »Our strong drinke is Racke, like strong water, next a kinde of beere made of Course Sugar and other ingredients, pleasant to the taste and wholesome, but many tymes water. There is sometimes a Composition of Racke, water, sugar and Juice of Lymes called Chareboockhra.« [29-28]
Racke ist Arrak, Course Sugar ist Jaggery, ein traditionell unraffinierter Zucker (Rohrzucker), der in ganz Süd- und Südostasien genutzt wird. [30]
Chareboockhra ist eine verfälschte Schreibweise von chār-bakhra [29-28], auch chaar bakhraa geschrieben, [31] was soviel bedeutet wie ›vier Teile‹. [29-28] [31] [32]
Wenn wir uns nun vorstellen, dass zusätzlich noch Gewürze hinzugegeben worden wären, wäre es dann nicht folgerichtig, von ›fünf Teilen‹, von ›paa.nch bakhraa‹ [33] zu sprechen? Es ist also gut möglich, dass dieses ›Irgendwas‹, das die Engländer wegließen, das Wort ›bakhraa‹ war.
Das man ein Getränk derart benannte, nach der Zahl seiner Zutaten, ist nichts ungewöhnliches. So berichtet auch John Fryer nicht nur in seinem Buch über eine zwischen 1672 und 1681 stattgefundene Reise, daß Punch nach der Zahl Fünf benannt sei, sondern vergleicht dies auch mit dem Sprachgebrauch europäischer Ärzte, die den begriff Diapente oder Diatesseron verwendeten, da diese aus vier Dingen bestünden: „In Nerule wird der beste Arrak oder Nepa de Goa hergestellt, mit dem die Engländer an dieser Küste dieses enervierende alkoholische Getränk namens Paunch (was indisch für fünf ist) aus fünf Zutaten herstellen; so wie die Ärzte ihre Zusammensetzung Diapente nennen; oder aus vier Dingen, Diatesseron.“ [43-157]
– „At Nerule is made the best Arach or Nepa de Goa, with which the English on this Coast make that enervating Liquor called Paunch (which is Indostan for Five) from Five Ingredients; as the Physicians name their Composition Diapente; or from Four things, Diatesseron.“ [43-157]
So sieht es im Jahr 1694 auch William Salmon in der Pharmacopoeia Bateana, denn auch er versteht unter Diatesseron und Punch dasselbe: »Diatessaron Potabile, Das Julep der vier Dinge. … Dies ist in Wahrheit nur eine Art kleiner Punch … .« [44-759]
– »Diatessaron Potabile, The Julep of four Things. … This is in truth but a kind of small Punch … .« [44-759]
Diese Art der Namensgebung hat eine lange Tradition: ein aus nur vier Arzneidrogen hergestellter Theriak wurde gemäß des um 1140 entstandenen ›Antidotarium Nicolai‹ als ›theriaca diatesseron‹ bezeichnet. [45] [46]
Europäische Limonade – Ein Nachhall Indiens
Der indische Ursprung der Limonade zeigt sich in den ersten europäischen Rezepten für Limonade: man bereitete sie mit Gewürzen zu. In den frühen französischen Rezept-Büchern finden wir es so aufgeschrieben. Genannt werden beispielsweise Koriander, Zimt, Moschus und Ambra. Auch verwendete man nicht nur Jasmin, sondern auch Orangen-, Moschusrosen- und Nelkenblüten. Die Rosen erinnern dabei an das in Indien verwendete Rosenwasser. Diese Zutaten waren wertvoll, und man konnte sie sich am Hofe Ludwigs des XIV. leisten. Ärmere Bevölkerungsschichten mußten darauf verzichten, und bereits 1659 erschien deshalb ein französisches Rezept, welches darauf verzichtete.
Wenn man diese Zusammenhänge und Berichte betrachtet, muß man dann nicht zwangsläufig zum Schluß kommen, daß der Ursprung des Punches in Indien liegen muß und er eine indische Erfindung sein muß? Wir sind jedenfalls davon überzeugt.
Bisher sind wir auf die überlieferten Rezepte für einen Punch noch nicht näher eingegangen. Diesem Gegenstand ist der nächsten Beitrag dieser Serie gewidmet. In ihm betrachten wir die ersten einhundert Jahre der Punch-Beschreibungen näher.
Quellen
Alexander Kinloch Forbes: Râs-mâlâ; Hindoo anals of the Province of Goozerat, in Western India. Vol-2. London, 1856.
explicit capitulum
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